Politische Fortschrittchen und plastikfreie Winterstimmung

Published on January 16, 2022

    Plastik ist ein Material, das nicht nur uns in der Community ständig beschäftigt. Mittlerweile haben viele die Probleme erkannt, die mit Kunststoffen zusammenhängen: Auf der ganzen Welt setzen sich Leute dafür ein, die Umweltverschmutzung durch Plastik zu verringern. Ständig gibt es neue Erkenntnisse und Möglichkeiten, die Welt ein kleines bisschen plastikfreier zu gestalten. Einige davon möchte ich Euch hier kurz vorstellen.

    Das gibt es diesen Monat:

    - Plastiktüten-Verbot in Kraft

    - Verbessertes Pfandsystem in Deutschland

    - Der Plastik-Fahrplan der Ampel

    - Winterstimmung mit Kerzen und ohne Plastik

    - UN gegen Plastik

    - Selbst aktiv werden

    - Community gegen Plastik

     

    Plastiktüten-Verbot und Recycling-Quoten

    Am 1.1.2022 ist (endlich!) das Plastiktüten-Verbot im Einzelhandel in Deutschland in Kraft getreten! Laut der Novelle des Verpackungsgesetzes dürfen keine Einweg-Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis 50 Mikrometern mehr ausgegeben werden – also die sogenannten leichten Kunststofftragetaschen.

    Dabei handelt es sich zwar um einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung, am Ziel sind wir hinsichtlich des Plastiktüten-Problems aber noch nicht: Leider sind die dünnen Einweg-Plastiktüten zum Einpacken von Obst und Gemüse von dem Verbot ausgenommen. Das heißt, dass diese Beutel weiterhin, in der Regel kostenlos, in Supermärkten angeboten werden dürfen. Laut Deutscher Umwelthilfe werden von diesen jährlich immernoch rund 3,2 Millionen Stück verwendet.

    © Pixabay


    Zum Glück bieten sehr viele Supermärkte inzwischen aber auch Mehrwegbeutel und Tragetaschen aus Jute oder Papier an. Für viele von uns ist es ohnehin inzwischen Gewohnheit, mit Beutel und Gemüsenetzen zum Einkauf zu gehen. Ergänzend ist dazu das Plastiktütenverbot ein gutes Zeichen und setzt weitere Anreize für Verbraucher:innen, den eigenen Einkauf nachhaltiger zu gestalten.

    Zusätzlich zum Plastiktüten-Verbot gelten seit dem 1.1.2022 höhere Recycling-Quoten für Verpackungen. Künftig müssen je 90 Prozent der Verpackungen aus Eisenmetallen, Aluminium, Glas sowie Papier, Pappe und Kartons wiederverwendet werden – das sind 5% mehr als bisher. Zudem soll die Mindest-Recycling-Quote für Verpackungen aus Plastik künftig 63 % statt der bisherigen 58,5 % betragen.

     

    Verbessertes Pfandsystem

    Der 1.1.2022 ist auch der Tag, ab dem die erste Stufe der sogenannten "erweiterten Pfandpflicht für Einweggetränkeverpackungen" in Kraft getreten ist. Diese betrifft alle Einweggetränkeflaschen aus Kunststoff, ebenso ausnahmslos alle Dosen. Wer nun Smoothies, Säfte, Energydrinks etc. kauft, muss mit 25 ct in Vorleistung treten und kann die Flaschen und Dosen im Einzelhandel zurückgeben. Die neue Regelung soll dazu beitragen, Müll zu vermeiden: aus den zurückgegebenen Flaschen und Dosen sollen neue Verpackungen oder Textilien hergestellt werden.

    © Pixabay


    Der Plastik-Fahrplan der Ampel

    Die neue Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP hat sich vorgenommen, die Kreislaufwirtschaft zu stärken und dafür zu sorgen, das Kunststoff länger im Umlauf bleibt. Produkte sollen „langlebig, wiederverwendbar, recycelbar und möglichst reparierbar sein“ sollen. Dafür will die Regierung eine „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie“ erarbeiten. Ein längst überfälliger Schritt, der nun zum Glück endlich angegangen wird!

     

    © Pixabay


    Damit sich Recycling künftig besser rechnet, soll Hersteller:innen und Inverkehrbringenden von Plastik die Plastikabgabe in Rechnung gestellt wird, die die EU schon seit Anfang dieses Jahres erhebt. Diese beträgt 80 Ct pro Kilo unrecyceltem Plastikverpackungsmüll, der im jeweiligen Land anfällt. In Deutschland sind dies derzeit rund 1,4 Milliarden Euro pro Jahr, die im Moment noch aus dem Bundeshaushalt bezahlt werden – ein Anreiz für das sparsamere und umweltfreundlichere Verpacken fehlt daher zurzeit noch.

    Zudem sollen „ressourcenschonendes und recyclingfreundliches Verpackungsdesign“ sowie der Einsatz von recyeltem Plastik mit einem Fondsmodell belohnt werden. Die Idee: alle Hersteller:innen von Plastikverpackungen zahlen künftig in einen Fonds ein, die Rückzahlung daraus bekommen jedoch nur diejenigen, die recyceltes Plastik verwenden.

    Die Umsetzung dieser Pläne muss die Ampel-Koalition nun schnellstmöglich und ambitioniert vorantreiben!

     

    Plastikfreie Winterstimmung

    Im Winter sorgen Kerzen für eine angenehme Atmosphäre. Vor allem Teelichter werden in Massen genutzt – leider sind deren Hüllen aus Aluminium und Plastik alles andere als umweltfreundlich!

    Zum Glück gibt es plastikfreie Alternativen: viele online-Shops und Unverpackt-Läden bieten Teelichter ohne Hülle an, die z.B. in wiederverwendbaren Teelichtgläsern genutzt werden können – diese sind nur eine Google-Suche entfernt. Ein weiterer Vorteil: meist werden die hüllenlosen Teelichter nicht aus den üblichen Rohstoffen Palmöl und Erdöl hergestellt, die sowohl negativen Einfluss auf die Umwelt als auch, aufgrund der Stoffe, die beim Verbrennen frei werden, auf die Gesundheit haben. Nachhaltige Teelichter bestehen hingegen aus Fetten und Ölen aus nachwachsenden Rohstoffen.

    © Pixabay


    Zudem gibt es auch kompostierbare Teelichter (und Hüllen). Hier ist jedoch, wie immer beim Thema „Bioplastik“ Vorsicht geboten: Denn Bioplastik gilt zwar als kompostierbar, jedoch benötigt es unter den idealen Bedingungen einer industriellen Kompostieranlage sechs Monate, um abgebaut zu werden. In der Realität bekommt es dort aber nur drei bis sechs Wochen Zeit.

    Am nachhaltigsten ist es also, gleich auf die Plastikverpackung zu verzichten. Und wenn du mal Kerzenreste übrighast, aber nicht weiß, wohin damit, probiere doch mal aus, aus übrigem Wachs selbst neue Kerzen zu machen! Das ist nicht nur sehr nachhaltig, sondern macht auch richtig Spaß. Eine Anleitung gibt es z.B. bei Utopia.

     

    UN gegen Plastik

    Ende Februar wird die Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) auf der 5. UN-Umweltversammlung (UNEA-5.2) entscheiden, ob ein Verhandlungsmandat für ein globales Abkommen zur Vermeidung von Plastikeinträgen in die Weltmeere zustande kommen wird. Auf der Ministerkonferenz über Meeresmüll und Plastikverschmutzung, die von Deutschland, Ecuador, Ghana und Vietnam am 1. und 2. September 2021 in Genf einberufen wurde, haben Peru und Ruanda einen ersten Entwurf für eine UN-Resolution vorgelegt, die den Weg für ein solches verbindliches Abkommen über Meeresmüll ebnen soll. Dieser Entwurf soll als formale Grundlage für die Aufnahme der Verhandlungen dienen.

    Am 1. Februar, also nur wenige Wochen vor diesem wichtigen Ereignis, wird es einen Dialog zwischen Repräsentant:innen verschiedener Organisationen (u.a. auch des WWF!) geben. Dieser soll einen Überblick über die Vorbereitungen für die Verhandlungen bieten und soll eine Gelegenheit sein, über die Ergebnisse der vorangegangenen Sitzungen der Geneva Beat Plastic Pollution Dialogues nachzudenken. Wenn ihr teilnehmen wollt, könnt ihr euch hier registrieren.

    Die Bemühungen des WWF auf diesem Gebiet könnt ihr auch immer unterstützen, indem ihr diese Petition gegen die Plastikflut unterschreibt.

     

    Selbst aktiv werden

    s.o.: Es gibt die Möglichkeit, sich zum „UNEA-5.2 High Level Dialogue on a Global Instrument on Plastic Pollution“ am 1.2.22 anzumelden. Die Plastikflut-Petition des WWF freut sich auch immer sehr über Unterschriften!

    Informativ ist außerdem diese Kurze NDR-Doku „Plastik“.

    Wenn du noch einen guten Neujahrsvorsatz brauchst – wie wäre es mit Plastikfasten? Anregungen bietet dieses Interview der Autorinnen des Spiegel-Bestsellers „Besser leben ohne Plastik“ auf Utopia.

    Nicht vergessen: Die NAJU veranstaltet dieses Jahr vom 11. Bis 27. März die Trashbusters Aktionswochen. Beginne am besten direkt mit der Planung! Es können sowohl Aufräum- als auch Aufklärungsaktionen angemeldet werden und den „Trashbusters Award“ gibt es auch zu gewinnen.

      

    Community gegen Plastik

    Sehr sehens- und lesenswert ist die neue „Recycle it yourself“ Reihe von Lea und Elisabeth. Schaut euch unbedingt ihr Video „Kekse backen und Verpackung basteln auf YouTube an und werft auch einen Blick auf diese Recycling-Anleitung für Konservendosen. (Aber Achtung mit dem neuen Pfandsystem!)

     

     

    Im letzten Plastikupdate hat Johanna uns unter anderem von der „Berlin tauscht“ Initiative berichtet, das „Blauer Engel“-Siegel erklärt und einen tollen Buchtipp mitgegeben.

     

    Quellen:

    https://www.swp.de/panorama/plastiktueten-verbot-ab-januar-2022-in-deutschland-gesetz-neu-leichte-plastiktuete-verboten-einkkaufstuete-aus-plastik-im-einzelhandel-nicht-erlaubt-obst-gemuese-beutel-61781107.html

    https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/mehr-recycling-in-deutschland-1507858

    https://www.greenpeace-magazin.de/ticker/hoehere-recycling-quoten-fuer-verpackungen-ab-1-januar

    https://www.fr.de/wirtschaft/plastik-neu-denken-91183414.html

    https://utopia.de/ratgeber/umweltsuende-teelichter-es-geht-auch-ohne-alu-und-paraffin/

    https://utopia.de/ratgeber/kerzen-selber-machen/

    https://www.genevaenvironmentnetwork.org/events/unea-5-2-high-level-dialogue-on-a-global-instrument-on-plastic-pollution-geneva-beat-plastic-pollution-dialogues/

    https://utopia.de/ratgeber/plastikfasten/?utm_source=Interessenten&utm_campaign=7e233aca02-EMAIL_CAMPAIGN_MO22KW03&utm_medium=email&utm_term=0_af58dac727-7e233aca02-267661763

    https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/Plastik-,xenius446.html



    Die Autorin Sarah


    Eine Story von Sarah

    Sarah schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - komm in unser Team.

    Falls du Fragen hast, schreib sie gerne als Kommentar unter diese Story!