Von wertvollen Korken, praktischen Apps und müllschluckenden Fischen

Published on October 10, 2022

Plastik ist ein Material, das nicht nur uns in der Community ständig beschäftigt. Mittlerweile haben viele die Probleme erkannt, die mit Kunststoffen zusammenhängen: Auf der ganzen Welt setzen sich Leute dafür ein, die Umweltverschmutzung durch Plastik zu verringern. Ständig gibt es neue Erkenntnisse und Möglichkeiten, die Welt ein kleines bisschen plastikfreier zu gestalten. Einige davon möchte ich Euch hier kurz vorstellen.

Das gibt es diesen Monat:

- Weniger Einwegplastik in Indien und Kalifornien

- Müll weg per App

- Korken -  Nicht aus Plastik und auch kein Müll

- So kannst du selbst aktiv werden

Weniger Einwegplastik in Indien und Kalifornien

Immer mehr Staaten versuchen das Plastikproblem in den Griff zu bekommen. Indien ist das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde. Kein Wunder, dass da auch große Mengen Plastikmüll anfallen: Mehr als 4 Millionen Tonnen sind es jährlich. Eine riesige Menge, zumal es in Indien kein organisiertes Entsorgungssystem für Plastik gibt. Somit trägt Plastikmüll in Indien einen großen Teil zur dortigen Umweltverschmutzung bei. Dem versucht die Regierung seit diesem Sommer entgegen zu wirken, indem bestimmte Einwegplastikprodukte verboten wurden.
19 Produkte, deren Nutzen gering, aber das Abfallaufkommen hoch ist, stehen auf der Liste. Dazu gehören Eisstiele, Strohhalme und Plastikbecher. Die Produkte dürfen nicht mehr hergestellt, eingeführt, gelagert oder verkauft werden. Andere Einwegplastikprodukte fehlen auf der Liste. Allerdings wurden für diese Produkte Zielvorgaben für die Hersteller für Recycling und Entsorgung festgelegt. Ob diese Maßnahmen allerdings reichen, solange es kein funktionierendes Entsorgungssystem mit Mülltrennung gibt, bleibt fraglich. Immerhin handelt es sich um einen Anfang.

Ein funktionierendes Entsorgungssystem ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Plastikmüll in der Umwelt. Bild von Rita auf pixabay.com

Auch auf der anderen Seite der Erdkugel machen sich Regierungen Gedanken, wie sie den Plastikmüll in den Griff bekommen. Als erster Staat der USA hat Kalifornien im Juni ein Gesetz beschlossen, um den Einwegplastikkonsum einzuschränken. Die USA gehören ebenso wie einige asiatische Länder zu den größten Plastikmüllproduzenten und haben gleichzeitig eine geringe Recyclingquote von unter zehn Prozent. Das kalifornische Gesetz dass bis 2028 mindestens 30 Prozent der verkauften Plastikprodukte aus recyceltem Plastik bestehen und bis 2032 der Einwegplastikkonsum um 25 Prozent zurückgeht. Für Styropor, das oft für Lebensmittelbehälter genutzt wird, gelten noch einmal eigene Regelungen: Bis 2023 schon soll es um 35 Prozent reduziert und bis 2032 die Recyclingquote von Styropor so gesteigert werden, dass bis 2042 65 Prozent recyclebar sind. Für Unternehmen, die die Regelungen nicht umsetzten, soll es Geldstrafen bis zu 50 000 Dollar geben. Kalifornien ist in den USA der führende Staat bei der Bekämpfung von Einwegplastik.

Müll weg per App

Viele WWF Jugend-Mitglieder würden gefundenen Müll vermutlich einfach aufsammeln. Aber den Müll anderer Menschen aufsammeln? Das möchte nicht jeder. Zumal es manchmal einfach zu viel oder zu großer Müll ist, der dann ja auch noch richtig entsorgt werden muss. Eher lästig, wenn man diesen selbst nicht verursacht hat. Aber einfach liegen lassen oder lieber die Gemeinde informieren? Aber wie? Um diesen Schritt unkomplizierter zu machen, gibt es das Projekt „Muell-weg.de“. Auf der Internetseite bzw. in der dazugehörigen App kann gefundener Müll in drei Schritten an die zuständige Behörde gemeldet werden. Der erste Schritt ist die Lokalisierung. Dazu muss lediglich der Standort freigegeben werden und falls vorhanden und bekannt die Adresse angegeben werden. Auf der Karte kann anschließend der Standort noch genauer angegeben und bestätigt werden, so dass die zuständige Behörde gefunden wird. Im letzten Schritt muss ein kurzes Formular mit einer Beschreibung des Mülls ausgefüllt werden, an das optional ein Foto des Mülls angehängt werden kann. Nach dem Bestätigen wird eine Mail an die Behörde geschickt, die dann weiß, wo sie aktiv werden soll. Fast 11.000 Gemeinden beteiligen sich bisher an dem Projekt.

Müll melden geht in vielen Gemeinden jetzt per App. Bild von Pexels auf pixabay.com

Korken - Nicht aus Plastik und auch kein Müll

Was machen sie dann im Plastik-Update? Zwar liegt unser Fokus auf positiven Nachrichten zum Thema Plastik, aber auch das Recycling anderer Materialien passt thematisch ja ganz gut damit zusammen. Zudem neben echtem Kork ja auch Glas- oder Schraubverschlüsse, Kronkorken oder eben Kunststoffstopfen, die Kork sehr ähnlich sehen, verwendet werden. Naturkork ist dagegen im wahrsten Sinne des Wortes ein nachwachsender Rohstoff: Es handelt sich um die Rinde der Korkeiche, die im Mittelmeerraum wächst und vor allem in Portugal und Spanien angebaut wird. Für die Korkgewinnung müssen die Bäume nicht gefällt werden, sondern sie werden geschält. Bis der Kork für Flaschenkorken geeignet ist, dauert es 50 Jahre! Aber Korken sind bei weitem nicht alles, was sich aus Kork herstellen lässt. Handyhüllen, Schuhe, Dämmmaterial, Musikinstrumente. All diese Dinge gibt es aus Kork oder sie enthalten ihn. Sogar in Raumschiffen wird er verwendet. Das Material ist nämlich wasserabweisend, schlecht brennbar und elastisch. Wälder aus Korkeichen sind zudem ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Das Schälen und Nachwachsen der Rinde der Eichen hat zudem einen Effekt darauf, wie viel CO2 eine Eiche bindet. Wird eine Eiche regelmäßig geerntet, kann sie dreimal so viel CO2 speichern wie normalerweise.

Der Stamm einer Korkeiche. Bild von Simon auf pixabay.com

Kork ist also ein besonderes Material, das schon von den Römern verwendet wurde. Ein solches Material nach dem Öffnen der Flasche einfach wegwerfen? Viel zu schade!, sagt der NABU Hamburg und hat deshalb 1994 die „KORKampagne“ gestartet. 1,2 Milliarden Flaschenkorken fallen jährlich in Deutschland an, aber nur ein Bruchteil (ca. 10 Prozent) wird recycelt. Dabei gehört Kork eigentlich weder in den Biomüll noch in den gelben Sack und sollte auch nicht einfach in den Restmüll geworfen werden.  

Korken aus Naturkork sollten nicht einfach weggeworfen werden. Bild von StockSnap auf pixabay.com

Für das Recycling von Korken sollten diese an einem Ort mit genug Luftkontakt und trocken gesammelt werden, beispielsweise in einem großen Glas ohne Deckel. Dadurch wird verhindert, dass Weinreste zu schimmeln beginnen. Die gesammelten Korken können dann an einer der 1250 Sammelstellen abgegeben werden. Sammelstellen befinden sich zum Beispiel in Schulen, Kitas und Ämtern. Man kann auch selbst Sammelstelle werden. Die nächstgelegene Sammelstelle kann über den NABU online gefunden werden.

Was passiert anschließend mit dem Kork? Daraus wird Dämmmaterial hergestellt für Wände, Böden oder auch Autotüren. Der NABU unterstützt mit dem Erlös Kranichschutzprojekte in Deutschland sowie in Spanien, der Heimat der Korkeiche, die gleichzeitig Überwinterungsquartiere für Kraniche sind.

So kannst du selbst aktiv werden

Du willst selbst aktiv werden gegen Plastikmüll und für mehr Kreislaufwirtschaft? In nächster Zeit gibt es einige Möglichkeiten dazu. Also zück deinen Kalender, melde dich an und frag in deinem Bundeslandteam, ob sich dir jemand anschließen möchte!

Vom 19.-27. November findet die jährliche Europäische Woche der Abfallvermeidung (kurz: EWAV) statt. Motto dieses Jahr: Nachhaltige Textilien: Wiederverwendung statt Verschwendung! Pro Kopf verursacht unser Konsum an Kleidung in Deutschland einen Ausstoß von 135 kg Treibhausgasen – so viel wie eine PKW-Fahrt vom Bodensee bis Flensburg. Es braucht bis zu 1.050 Liter Wasser, um einen Pullover mit 90 Prozent Baumwollanteil herzustellen – das entspricht sieben Badewannen (Umweltbundesamt (2019): Kleider mit Haken). Bis zu einem Kilo Chemikalien wird pro Kilo Textilien zur Veredlung genutzt. Dazu gehört zum Beispiel Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS), welche schwerwiegende Folgen für Mensch und Umwelt haben können.
 Mehr Informationen zur EWAV gibt es hier. Vielleicht habt ihr Lust eine eigene WWF Jugend zum Thema Textilien zu starten? Beispielsweise eine Kleidertauschparty unter Freunden.

Das Thema der EWAV 2022: Textilien. Bild von Greg Montani auf pixabay.com

Wonach schmeckt ein Cocktail aus fermentiertem Obst? Wie macht man aus Verpackungsmüll eine Perlenkette? Und wann wird ein Loch zu einem Blickfang?“ Diesen Fragen können alle unter euch, die aus Berlin kommen, beim Zero Waste Future Festival der Berliner Stadtreinigungsbetriebe am 18. November 2022 in der NochMall nachgehen. Alle weiteren Infos findet ihr hier. Anmeldestart ist der 17. Oktober.

„Unsere Mission ist es verpackungsfreies Einkaufen aus der Ökonische zu holen und es zum neuen Normal zu machen. Wir suchen Unterstützung bei der Betreuung der teilnehmenden Läden, bei der Prozessoptimierung und bei dem Aufbau eines Botschafter*innen-Programms.“ Klingt gut? Der Zerowasteverein bietet für seine Initiative „Einmal ohne, bitte“ aktuell Praktikumsstellen an. Weitere Informationen zum Praktikum und zur Bewerbung gibt es hier.

Etwas kleiner bitte? Kein Problem, es gibt auch Kleinigkeiten, die wir alle beitragen können. Dominik hat uns gerade  erst auf die "ReplacePlastic" App aufmerksam gemacht. aufmerksam gemacht. Hier kannst du Produkte einscannen, die unnötig in Plastik verpackt sind. Wurde ein Produkt 20 mal gescannt, wird eine Mail an den Hersteller geschickt.

Oder du unterstützt noch den diesjährigen Clean Up Walk. Der ist zwar schon wieder vorbei, die Spendenaktion dazu läuft noch und das Spendenziel ist noch nicht ganz erreicht. Du könntest also entweder selbst etwas beitragen oder die Spendenseite mit Freunden und Verwandten teilen! Einen Erlebnisbericht von Lena gibt es hier. Im letzten Plastik-Update im August ging es zudem um die Clean up Walks der letzten Jahre.

Und zum Schluss des Updates noch ein Beispiel dafür, dass Mülleimer auch gleichzeitig Kunst sein können. Die Bekanntschaft mit diesem müllschluckenden Fisch habe ich diesen Sommer auf Norderney gemacht. 

eigenes Bild

Quellen

https://nur-positive-nachrichten.de/positive-nachrichten/zweites-leben-fuer-korken

https://utopia.de/ratgeber/kork-entsorgen-wie-du-es-richtig-machst/

https://de.wikipedia.org/wiki/Korken

https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/aktionen-und-projekte/korkampagne/index.html

https://hamburg.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/korkampagne/sammelstellen.html

https://nur-positive-nachrichten.de/positive-nachrichten/erste-schritte-fuer-weniger-einwegplastik

https://www.spiegel.de/ausland/indien-verbietet-mehrere-produkte-aus-einwegplastik-a-28c487d9-7780-4aab-96dd-c5b43c8e3407

https://www.spiegel.de/ausland/indien-will-demnaechst-plastiktueten-verbieten-aber-reicht-das-a-00000000-0002-0001-0000-000166490208

https://nur-positive-nachrichten.de/positive-nachrichten/reduzierung-von-plastik-per-gesetz

https://www.watson.de/nachhaltigkeit/gute%20nachricht/116596393-kalifornien-erstes-us-gesetz-zur-reduzierung-von-einwegplastik-verabschiedet

https://www.sueddeutsche.de/wissen/technik-herrenlosen-muell-melden-der-heisse-draht-zum-ordnungsamt-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220429-99-97026

https://muell-weg.de/

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Die Autorin Johanna

 

Eine Story von Johanna

Johannna schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - komm in unser Team.

Hat dieses Jahr einen müllschluckenden Fisch getroffen.

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