Moorschutz ist Klimaschutz - Unser Einsatz in der Bockholter Dose

Published on September 23, 2022

Am 11. September trafen sich vier Jugendliche zum WWF Jugend Naturschutzeinsatz im Hochmoor "Bockholter Dose" im Emsland. Die Bockholter Dose steht seit 1983 unter Naturschutz und ist der Rest eines ursprünglich 300 ha großen Hochmoores. Heute umfasst das Gebiet nur noch etwa 120 ha. Durch den Abbau von Torf, die landwirtschaftliche Nutzung und die damit verbundene Entwässerung hat sich das Moor stark verändert. Heute soll die Bockholter Dose durch Wiedervernässung und gezielte Eingriffe wieder in einen natürlicheren Zustand gebracht werden.

Und dabei wollten wir tatkräfig unterstützen! Nachdem Christian von der unteren Naturschutzbehörde uns am Bahnhof in Meppen eingesammelt hatte, fuhren wir zunächst zu den Pflanztischen, auf denen 3000 vorgezogene Pflänzchen Scheiden-Wollgras und Schnabelried darauf warteten ausgepflanzt zu werden. Das Scheiden-Wollgras ist eine typische Hochmoorpflanze, die mit ihren faserig zerfallenden Blättern zur Torfbildung beiträgt. Außerdem ist es eine wichtige Pionierpflanze, die nach dem Torfabbau die vegetationslosen Moorflächen besiedelt. Auch das Schnabelried fühlt sich im Moor wohl und steht in Deutschland auf der Roten Liste, da sich sein Vorkommen durch die Kultivierung von Mooren, deren Entwässerung und Abtorfung stark reduziert hat.

© Christian Starkloff

Als sich im Kofferraum die Kisten mit den Pflanzen bis unters Dach stapelten, fuhren wir weiter zu unserem Einsatzort. Am Moor angekommen juckte es uns schon in den Fingern. Deshalb legten wir nach einer kleinen Stärkung auch direkt los. Für den Bau eines Dammes, der das Wasser im Moor halten soll, musste an einigen Stellen etwas Torf von der Oberfläche abgetragen werden. Dadurch sind kleine Senken entstanden, in denen sich kleine Teiche bildeten. Die Ränder dieser Senken waren bisher noch kahl. Hier setzten wir also an. Mit kleinen Schaufeln und Kniekissen bewaffnet, machten wir uns daran, die knapp 500 Pflänzchen auszupflanzen. Dabei galt es darauf zu achten, sie nicht zu nah aneinenander zu setzen und einen Bereich zu wählen, der weder zu trocken noch zu nass war. Nach kurzer Zeit waren wir dabei echte Profis und so waren nach nur etwa drei Stunden, einer Kekspause und einem Gummistiefel, der dem Moor wieder entrissen werden musste, alle Pflanzen im Boden.

© Christian Starkloff

Das Abendessen hatten wir uns also wirklich verdient. Bei dreierlei Tortellini genossen wir die Abendstimmung und unterhielten uns über unser Engagement für die Natur. Dabei erzählte Christian uns etwas mehr über das Moor.
Die Bockholter Dose ist ein Hochmoor, das heißt sie wird größtenteils von nährstoffarmem Regenwasser gespeißt und liegt oberhalb des Grundwasserspiegels. Hochmoore entstanden nach der letzten Eiszeit in flachen Senken und Seen auf undurchlässigem Boden. Dort sammelten sich Schlamm und Pflanzenmaterial, das durch den hohen Wasserstand und den Mangel an Sauerstoff nicht vollständig abgebaut werden konnte. So bildete sich nach und nach Torf. Dieser Prozess dauerte einige tausend Jahre und hält immer noch an. Etwa einen Millimeter im Jahr kann die Torfschicht eines Hochmoores wachsen - solange das Moor intakt ist. Das ist leider bei vielen Mooren nicht mehr der Fall, da sie entwässert und anschließend per Hand oder industriell abgetorft wurden. Der Torf wurde vor allem als Brennstoff genutzt, heute findet er Verwendung im Gartenbau. Auch zur landwirtschaftlichen Nutzung wurden viele Moorflächen trocken gelegt. Heute gelten etwa 95% der deutschen Moore als geschädigt.
Und das ist dramatisch! Denn Moore nehmen während des Wachstums Kohlenstoff auf und binden diesen langfristig im Torf. Auf diese Weise binden Moore - die nur etwa 3% der Erdoberfläche ausmachen - etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen. Wird der Torf allerdings durch Entwässerung trocken gelegt, fangen die konservierten Pflanzenteile an sich zu zersetzen. Dabei wird nicht nur CO2, sondern auch das viel schädlichere Lachgas freigesetzt. Moorschutz ist also enorm wichtig für den Klimaschutz! Auch im Landschaftswasserhaushalt spielen Moore eine bedeutende Rolle, da sie wie ein riesiger Schwamm in kurzer Zeit viel Wasser aufnehmen und dieses dann langsam wieder abgeben können.

Um ein geschädigtes Moor wieder in einen intakten Zustand zu bringen, müssen alte Entwässerungsgräben geschlossen werden. In der Bockholter Dose wurden unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Bergwaldprojekt schon einige Wände in solche Gräben eingesetzt, um das Wasser am abfließen zu hindern. Durch den geringeren Wasserstand haben sich außerdem einige Pflanzen verbreitet, die dem Moor zusätzlich Wasser entziehen und die moortypischen Pflanzen - z.B. Wollgräser, Schnabelried, Sonnentau und Glockenheide - verdrängen. Dazu gehören zum Beispiel Pfeifengras und Birken. Um deren Ausbreitung zu verhindern und die Moorflächen offen zu halten, wird die Bockholter Dose mit Moorschnucken beweidet.
Das war unser Glück, denn in dem aktuell nur von ein paar Ziegen bewohnten Stall, konnten wir unser Nachtlager aufschlagen. Auf der weichen Strohschicht und dem beruhigenen Mahlen der Ziegenzähne, schliefen wir schnell ein.

© David Fehnker

Am nächsten Morgen widmeten wir uns dem Moorlehrpfad. Auch hier sind Birken hochgewachsen, die dem Moor Wasser entziehen. Für die Schafe sind diese Exemplare allerdings schon zu groß. Deshalb rückten wir ihnen mit Wurzelspaten und Wiedehopfhaue zu Leibe. Damit die Birken nicht einfach wieder ausschlagen, sollten sie möglichst mit Wurzel aus dem Boden geholt werden. Das war eine anstrengende Arbeit, die uns trotz der kühlen Morgenstunden schnell wärmte. Aber wir waren hochmotiviert und konnten bis zur Mittagspause ein großes Stück der Fläche von Bäumen befreien.
Die letzten Stunden bis zur Abreise verbrachten wir damit, die Samen der Glockeheide zu sammeln. Auch diese Art ist durch die Entwässerung und Verbuschung von Mooren gefährdet. Mit den von uns gesammelten Samen können nun Pflanzen vorgezogen werden, die dann gezielt im Moor ausgepflanzt werden.

© Christian Starkloff


Nach dieser meditativen Arbeit geht es zurück zum Bahnhof wo wir uns verabschieden. Wir sind uns alle einig - dieser Naturschutzeinsatz hat nicht nur richtig viel Spaß gemacht, sondern war auch richtig sinnvoll. Es gibt so viele Arbeiten in der Bockholter Dose zu erledigen, dass wir an diesem Wochenende eine wirkliche Hilfe waren. Und deshalb werden wir auch bald wieder einen Einsatz in der Bockholter Dose machen - also bleib gespannt!

Du hast Lust selbst aktiv zu werden? Dann schau mal unter Aktionen nach dem nächsten Naturschutzeinsatz.
 

Quellen:
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/moore/moore-und-klimawandel/13340.html
https://www.nlwkn.niedersachsen.de/naturschutz/fach_und_forderprogramme/life/hannoversche_moorgeest/das_projekt/lebensraum_hochmoor/lebensraum-hochmoor-113682.html
https://www.planet-wissen.de/natur/landschaften/lebensraum_moor/index.html