
Tipp der Woche: Kauf-Nix-Tag
Am vierten Donnerstag des Novembers ist Thanksgiving. Vor allem Amerikaner feiern dieses Fest der Danksagung besonders ausgiebig, Tante, Opa und Cousin, Cranberry-Soße, Kürbiskuchen und Truthahn, all das muss dabei sein. Doch seit einigen Jahren wird die Idylle und Besinnlichkeit dieses Abends durch eine gewisse Nervosität gestört. Denn unmittelbar nach dem Fest der Dankbarkeit folgt das Fest des Verlangens. Am Tag nach Thanksgiving ist der Black Friday, an dem Geschäfte mit Sonderangeboten und Rabatten in die Weihnachtsshopping Phase einleiten. Seit fünf Jahren findet der Black Friday nun in größerem Ausmaß auch in Deutschland statt, unmittelbar gefolgt vom Cyber Monday, an dem sich das Ganze in die Welt der Onlineshops verlagert. "Das Ganze" sieht ungefähr so aus:

Allgemein sind drei Erklärungen bekannt, warum dieser Tag der Black Friday ist:
1. Die Menschenmassen auf den Straßen und in den Einkaufszentren erscheinen aus der Entfernung wie eine einzige schwarze Masse.
2. Die Firmen schaffen es von den roten wieder in die schwarzen Zahlen.
3. Passend dazu: die Händler bekommen vom vielen Geld Zählen schwarze Hände.
Der Begriff tauchte in den 1960er Jahren zum ersten Mal auf. Seitdem wachsen die Zahlen stetig. Am Black Friday 2017 gaben Amerikaner laut Marktforschung Adobe Analytics fast acht Milliarden Dollar aus – im Vorjahr waren es 18% weniger. Doch was die Statistiken nicht erfassen, ist, wieviel davon sinnvoll ausgegeben werden. Die Verknüpfung von "Oh, dieser Mixer ist um 20% reduziert." und "Ach ja, einen Mixer wollte ich ja schon lange haben." passiert so schnell und so unbewusst, dass am Ende des Shopping Trips eben doch mehr in Einkaufswagen liegt als ursprünglich geplant. Das ist auch die Strategie der Unternehmen. Der Geschäftsführer des Firmen-Giganten Target schrieb z.B.: "An dem, was im Einkaufswagen liegt, bin ich am meisten interessiert. Du schaust dir Leute an, von denen du weißt, dass sie für etwas spezielles kamen, doch sie haben sich tatsächlich die Zeit genommen, andere Sachen zu shoppen, was wirklich wichtig ist. Die Angst hier ist, Einkaufskörbe oder -wagen mit nur einem Produkt zu sehen.". (Quelle: Matt D`Avella)

Geld ausgeben löst Glücksgefühle aus und weniger Geld als üblich auszugeben noch mehr. Doch Produkte zu kaufen, die man gar nicht braucht, belastet unsere Umwelt unheimlich. Denn bei der Produktion werden Rohstoffe verwendet, sauberes Wasser wird verschmutzt und unsere Luft wird verpestet. Hinzukommt, dass bei einem Konsumverhalten, bei dem es um "Ich will" und nicht um "Ich brauche" geht, die Produkte nach einiger Zeit eh im Müll landen. Somit ist der Black Friday tatsächlich ein schwarzer Tag für Umwelt, Geldbeutel und Glücksempfinden. Denn Shopping und Konsum machen nicht glücklich. Einer Studie zufolge löst Einkaufen nach der anfänglichen Euphorie sogar eher negative Emotionen aus. Nach dem Kaufrausch kommen häufig Schuldgefühle auf, die viele mit neuem Konsum bekämpfen - ein teurer Teufelskreis. Doch zum Glück gibt es Gegenbewegungen.

Der Kauf-Nix Tag soll uns zu dem zurückführen, was wir tatsächlich brauchen. In Deutschland wird am Samstag, in Amerika am Freitag zum Konsumverzicht aufgerufen. Der erste Buy Nothing Day fand 1992 in Vancouver statt, von dem Künstler Ted Dave und dem Magazin Adbusters organisiert. Die Idee ist, für 24h nichts zu kaufen. Häufig wird daran kritisiert, dass man ja seine Einkäufe somit nur um ein, zwei Tage nach hinten verschiebt. Doch der Kauf-Nix-Tag ist ein guter Anlass, das eigene Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen. Vor allem kurz vor der Weihnachtszeit, in der der Konsumtrubel aktiver ist denn je, kann das den ein oder anderen dazu bewegen, etwas zu ändern. Wie nachsichtig gehen wir mit den Ressourcen der Erde um? Wie häufig verschmutzen wir sauberes Wasser, reine Luft und gesunde Böden, nur um etwas zu kaufen, dessen einfacher Besitz mehr wiegt als die sinnvolle Verwendung?
Man entkommt diesen Fragen so leicht. Selbst Videos, in denen der Black Friday bis aufs Schärfste kritisiert wird, kann man nicht ohne eine 20 sekündige Werbung anschauen, in der dir "der Deal deines Lebens" vorgestellt wird. Auch Blogger, deren Themen Zero Waste, Minimalismus und Konsumkritik sind, verdienen an den Werbeanzeigen von Ebay, Amazon und Media Markt. Hier also ein Tipp an alle, die den verlockenden Angeboten nicht widerstehen können. Wenn ihr ein Produkt in der Hand habt, schaut nicht auf den Preis. Versucht, auszublenden, wie viel es kostet und wie viel es heruntergesetzt ist. Stellt euch drei Fragen:
Brauch ich das?
Brauch ich das?
Brauch ich das?
Und vor allem: Bleibt cool! Denn so wie hier um Flatscreen TVs, Kucheltiere und Glätteisen gekämpf wird, kämpfen andere um sauberes Wasser oder ein Dach über dem Kopf.

[email protected]. Wir freuen uns auf unser gemeinsames Abenteuer!

Die Autorin Lena
Eine Story von: Lena
Lena schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.
Macht ihr mit beim Kauf-Nix-Tag?