
Ein halbes Jahr mit dem Waldrapp unterwegs
Ein halbes Jahr haben wir die Waldrappe und das Waldrappteam begleitet und euch mit Artikeln aller Art Teil haben lassen, an dieser Geschichte!
Die Waldrappe aus der diesjährigen Handaufzucht sind jetzt gut angekommen in ihrem Wintergebiet in der südlichen Toskana der Oasi Laguna di Orbetello und wir schauen einfach mal zurück auf dieses letzte halbe Jahr.
Ende April wurden die damals noch sehr kleinen Waldrappküken zu ihren Ziehmüttern gebracht und ihre ersten vier Wochen haben die Küken im Tiergarten Schönbrunn in Wien verbracht.
Dort wurden die 33 „Waldis“ nicht nur in Rekordgeschwindigkeit größer, sondern haben auch ein sehr enges Band zu ihren Ziehmüttern Corinna Esterer und Anne-Gabriela Schmalstieg geknüpft.
Kurz bevor die Waldrappe flügge werden, stand der Umzug in das Trainingscamp nach Hödingen bei Überlingen am Bodensee an und auch das hat fast problemlos funktioniert.
Nach der erste Nacht hatten die Ziehmütter allerdings einen der Jungvögel „Waldtraut“ auf dem Boden des Aufzuchtwagens mit einer Flügelfraktur vorgefunden und nach ärztlicher Behandlung wurde natürlich ersteinmal „Nestruhe“ verordnet.
Nachdem auch der letzte Waldrapp „Smaug“ aus der Handaufzucht 2018 flügge geworden war, begann die Trainingszeit mit Freiflügen und Gewöhnung an die Fluggeräte.
Während des Trainings ging allerdings „Hodor“ auf Alleingang irgendwie verloren und ist auch noch nicht wieder aufgetaucht.
Der Rest der fröhlich zwitschernden Schar hat in den beiden Folgemonaten ihre Ziehmütter ganz schön auf Trab gehalten und beim Flugtraining erst kurz vor knapp begonnen zuverlässig hinterherzufliegen.
Ende Juli war es dann aber, als hätte es die ganzen anderen Wochen vorher gar nicht gegeben und die Waldrappe waren so absolut auf ihre beiden Ziehmütter und die Fluggeräte abgestimmt, dass sie immer direkt und ohne zu zögern den beiden Fluggeräten gefolgt sind.
Die perfekten Voraussetzungen also für menschengeführte Migration der 31 Waldrappe in ihr Wintergebiet, die am 15. August 2018 neben dem Trainingscamp zur ersten Etappe startete.
Die Strecke vom Bodensee bis nach Orbetello wurde in diesem Jahr in sagenhaften fünf Etappen und zwei Wochen geschafft! Beim Aufenthalt in Andelsbuch im Bregenzer Wald haben die Ziehmütter einen Fuchs in der Voliere entdeckt und durch ihre schnelle Reaktion konnte schlimmeres verhindert werden. Trotzdem wurden zwei Vögel verletzt und während „Caramba“ sich innerhalb der Migration wieder erholt hat, ist „Hope“ leider noch in der Folgenacht verstorben.
Die Ankunft in der Oasi Laguna di Orbetello mit 29 Vögeln war am Dienstag, den 28. August.
„Diese 13. Migration ist die erfolgreichste Migration übrhaupt!“, sagt Projektleiter Johannes Fritz.
Vor allem die Entwicklungen in der Handaufzucht waren durchweg positiv. So zuverlässig waren die Waldrappe während einer menschengeführten Migration noch nie mitgeflogen und weder die Ziehmütter noch die anderen am Projekt Beteiligten konnten es sich recht erklären. Mögliche Gründe könnten sein, dass in diesem Jahr besonders streng darauf geachtet wurde, dass die Vögel nur Kontakt zu ihren Ziehmüttern haben, Journalisten und andere Menschen auf Abstand bleiben und die Ziehmüttern nur gelbe Kleidung im Beisein der Vögel tragen.
Bis zu 20 große mediale Produktionen gab es in diesem Jahr über das Waldrappprojekt, unter anderem RTL, Stern TV, aber auch internationale Pressevertreter wie National Geographic und The Guardian.
Neben der offensichtlichen Aufgabe des Waldrappteams (den Waldrapp wieder in Mitteleuropa heimisch zu machen), laufen auch nebenher zahlreiche Forschungsarbeiten, da sonst kaum mit Zugvögel auf diese Art und Weise gearbeitet werden kann.
So wurde während der menschengeführten Migration mit Datenloggern Formationsflug bzw. Vogelflug, Energetik, Struktur und Funktion des Vogelflugs gemessen und zur weiteren Forschung genutzt. Zusätzlich wurde noch mit Tags aus dem ICARUS-Projekt gearbeitet, wobei in erster Linien die Funktionalität unter die Lupe genommen wurde. Mit weiteren Ergebnissen von den laufenden Arbeiten ist bis 2020 zu rechnen.
Bis dahin ist die Reise mit den Waldrappen gegangen und jetzt steht für sie ersteinmal ein Aufenthalt im Wintergebiet an - was ein Jahr!
Eine Story von: Ida
Ida schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community.
Hast du noch Anregungen zu dem Thema? Schreib uns deine Meinung hier als Kommentar!