Rede der WWF Jugend bei der Klima-Kohle-Demo in Köln

Published on December 3, 2018

Sarah und ich hatten die große Ehre, gestern bei der Klima-Kohle-Demo in Köln im WWF-Block die Rede halten zu dürfen. Nun wollen wir Euch natürlich auch die Textversion nicht vorenthalten:

"Wir sind Lisa und Sarah von der WWF Jugend und wir stehen heute hier mit unserer Sanduhr, um zu zeigen: Die Zeit läuft ab.

Aber wir wissen auch: Es gibt ein Licht am Ende jedes Tunnels.

Und in einem Tunnel stehen wir; in einem sehr dunklen sogar. Die Klimaschutzziele 2020? Aufgegeben. Saubere Luft? Weniger wichtig als die Interessen der Wirtschaft und Industrie.

Doch wir sind heute nicht hier, weil wir verzweifeln, wir sind nicht hier, weil wir schon aufgegeben haben. Wir sind heute alle hier, weil wir das Licht noch sehen und weil wir davon überzeugt sind, dass wir es erreichen können. Es ist noch nicht zu spät!

Doch die Zeit läuft ab. Auch das wissen wir, auch deshalb stehen wir heute hier. Die Zeit läuft ab und der Moment, um den Klimaschutz endlich an erste Stelle zu setzen ist jetzt. Der Grund dafür ist einfach: Es ist nicht Geringeres als unsere Zukunft, die auf dem Spiel steht! 2020, 2030, 2050, das sind für uns keine abstrakten Zahlen. Das ist unsere Zukunft.

Das zeigt auch der jüngste IPCC-Bericht: In zwei Jahren muss der Höhepunkt der Emissionen weltweit erreicht sein, danach müssen sie dramatisch sinken. Wenn wir so weitermachen wie bisher, könnten wir schon 2030 die 1,5-Grad-Marke überschreiten. Bis 2050 muss die Welt treibhausgasneutral werden. Deswegen gilt: Aufschieben ist keine Option, stehen bleiben ist keine Option, aufgeben ist keine Option! Denn die Zeit läuft ab!

Wir sind diejenigen, die die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommen und auch heute schon spüren. Wir argumentieren immer mit unseren Kindern und Enkeln, denen wir eine lebenswerte Zukunft ermöglichen wollen, doch wir sind bereits die Kinder, deren Zukunft in Gefahr ist!

Wir wollen dieser Zukunft entgegensehen und wollen wissen: Wir können durchatmen. Heute, morgen und in zehn Jahren. Dafür brauchen wir den Ausstieg aus der Kohle – und zwar jetzt!

Aufschieben ist keine Option, stehen bleiben ist keine Option, aufgeben ist keine Option! Denn die Zeit läuft ab!"

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Wechsel von Sarah zu Lisa

© Mira Unkelbach Photography

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"Deswegen wenden wir uns auch an die Regierung. Ziemlich genau vor einem Jahr hat unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel mir persönlich ein Versprechen gegeben. Vor laufender Kamera hat Sie in einer Wahlkampfsendung zu mir gesagt: Wir werden Wege finden, wie wir bis 2020 unser 40%-Ziel einhalten. Das verspreche ich Ihnen.“ Wenige Monate später im Koalitionsvertrag wurde genau dieses 2020-Ziel dann sang- und klanglos fallengelassen. Da frage ich mich natürlich: Wie viel ist ein Versprechen unserer Kanzlerin überhaupt wert?

Denn es ist keine Frage des Könnens. Es ist eine Frage des Wollens. Berechnungen, die vom WWF in Auftrag gegeben wurden, zeigen  klar und deutlich: dieses 2020-Ziel ist noch erreichbar. Doch dazu ist es zwingend notwendig, mit dem Kohleausstieg so schnell wie möglich zu beginnen und den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben.

Dies ist keine Frage des Könnens. Es ist eine Frage des Wollens. Angela Merkel hat bereits einmal Ihren Willen bekundet. Sie hat sogar ein Versprechen gegeben. Jetzt hat sie ihren Rückzug vom Parteivorsitz bekannt gegeben. Das heißt, sie hat jetzt noch mal die historische Chance, sich selbst ein Denkmal zu setzen. Sie hat sich einen Namen gemacht mit dem Atomausstieg. Sie hat sich einen Namen gemacht mit ihrem Einsatz für Geflüchtete. Jetzt hat sie die Chance, auch noch als die Kanzlerin in die Geschichtsbücher einzugehen, die den Kohleausstieg durchgesetzt hat und deren Versprechen etwas wert sind. Aufschieben ist keine Option, stehen bleiben ist keine Option, aufgeben ist keine Option! Denn die Zeit läuft ab!

Ich bin heute hier, um genau dies einzufordern. Ich fordere Frau Merkel auf, ihr Versprechen doch noch einzulösen.

Liebe Frau Merkel, um das 2020-Ziel noch einzuhalten, das sie mir versprochen haben, brauchen wir einen Einstieg in den strukturierten Kohleausstieg, und zwar heute. Alles andere ist den betroffenen Regionen, den Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, den Umzusiedelnden und vor allem den zukünftigen Generationen gegenüber nicht zu verantworten. 2035 sollte dann das letzte Kohlekraftwerk vom Netz gehen.

Für unsere Kinder und Enkel. Für eine Menschheit mit Zukunft. Für all die Lebewesen die hier heute keine Stimme haben, aber trotzdem gehört werden sollen.  

Aufschieben ist keine Option, stehen bleiben ist keine Option, aufgeben ist keine Option! Denn die Zeit läuft ab!

Einstieg in den Ausstieg. Einstieg in die Zukunft. Kohleausstieg JETZT!"

Noch mal ein großes Dankeschön an den "großen" WWF für das Vertrauen und die Unterstützung, dass wir als Jugend den WWF-Part übernehmen durften.

Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Sarah - danke für das tolle Teamwork! :)

Und Danke an Tobi für das tolle Video! :)

Titelbild: © Mira Unkelbach Photography


 

Eine Story von: Lisa

Lisa schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community und ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.

Wart ihr auch auf der Klima-Kohle-Demo?