
"We should worry. We should panic." FFF-Demo in Berlin
Eine Reportage zur FridaysForFuture-Demo in Berlin am 29.03.2019:
„We want a future. Is that too much to ask for? But we haven‘t seen anything yet. This is only the beginning of the beginning!“ (Wir wollen eine Zukunft. Ist das zu viel verlangt? Aber wir haben noch nichts dafür gesehen. Das hier ist erst der Anfang vom Anfang!) - Greta Thunberg

Als wir am Berliner Hauptbahnhof aussteigen, um zum Invalidenpark zu laufen, bewegt sich bereits eine große Masse von Kindern und Jugendlichen mit uns. Zu Hunderten laufen wir auf den Bürgersteigen entlang, bis wir auf einem bereits gut gefüllten Platz ankommen. Die Sicht auf die Bühne ist längst durch Schilder in den vorderen Reihen versperrt. Trotzdem hören wir laut und deutlich, was die Rednerinnen und Redner aus verschiedenen Teilen Europas und Ortsgruppen aus ganz Deutschland zu sagen haben. Es geht um erschwerte Bedingungen für Klimaaktivismus in Polen, den Zusammenhalt der Jugendlichen in ganz Europa trotz Brexit und unsere Aufforderung an die Politik, sich für unsere Zukunft einzusetzen. Zudem wird ein Generationenkonflikt deutlich. Verkehrsminister Scheuer und Wirtschaftsminister Altmeier stoßen mittlerweile in unserer Generation mit ihren Aussagen oftmals nur noch auf Kopfschütteln.

Nach der Kundgebung setzt sich der Demozug in Bewegung. 25.000 Menschen - Jugendliche, Schulklassen, Kinder, Familien, Studierende und einzelne Erwachsene - reihen sich nach und nach in die Demo ein. Da Luisa (GreenLulu) als Teil von FridaysForFuture Berlin bei einem Lautsprecherwagen darauf achtet, dass um diesen immer genügend Platz ist, verbringen wir die meiste Zeit des Zuges neben diesem mit Tanzen, Mitsingen und Sprechchören. Diese werden von Luisa Neubauer am Anfang der Demo immer wieder gestartet und über die Lautsprecherwagen bis zum Ende der Demo weitergegeben. Schließlich möchte die FridaysForFuture-Bewegung laut sein. Wir werden als nervig empfunden, doch trotzdem sind wir im Recht. Mehr als 23.000 Wissenschaftler*innen haben sich unter „ScientistsForFuture“ bereits unserer Bewegung angeschlossen. Wir sind wie die kleine nervige Streberin in der ersten Reihe, die auch die Lehrer korrigiert. Und wir sind stolz darauf!
Einmal überhole ich über Nebenstraßen den gesamten Demozug und kann kurz hinter der Charité den beeindruckenden Schwall von Menschen, der auf mich zukommt, bewundern. Ganz vorne fährt die Polizei, dahinter gehen einige Polizist*innen zu Fuß. Zwischen diversen Pressevertreter*innen, verschafft eine Gruppe von Menschen, die einander an den Händen halten, den Träger*innen des Frontbanners genügend Platz. Unter ihnen sind Greta Thunberg, Luisa Neubauer und Jakob Blasel. Während der Demozug weiter an mir vorbeizieht, wummert der Bass in meinen Ohren, die Sprechchöre ziehen mich in ihren Bann und die Leichtigkeit der energiegeladenen Jugendlichen und Demoneulingen beeindruckt sicherlich auch einige Beobachter*innen. Diese halten teilweise „Ihr seid super!!!“- und „ScientistsForFuture“-Schilder aus den Fenstern.

Am Brandenburger Tor angekommen, hat sich bereits eine riesige Menschentraube um eine Bühne gebildet. Dort wird in kleinen Reden erneut der europäische und internationale Zusammenhalt der Jugendlichen betont. Dazu sprechen FridaysForFuture-Aktive aus Dänemark, Belgien und Frankreich. Gegen Ende tritt Greta aus Schweden auf die Bühne und wird von tosendem Applaus aufgenommen.
„The older generations have failed tackling the biggest crisis, humanity has ever faced. When we say to them, that we are worried about the future of our civilisation, they just tap on our heads and say: „Everything will be fine. Don‘t worry.“ But we should worry. We should panic. And by panic, I don‘t mean: Running around, screaming. By panic I mean stepping out of our comfort zones. Because when you are in a crisis, you change your behaviour.“ (Übersetzung: „Die älteren Generationen sind gescheitert, die größte Krise anzugehen, die der Menschheit jemals begegnet ist. Wenn wir ihnen sagen, dass wir uns um die Zukunft unserer Zivilisation sorgen, tätscheln sie uns nur den Kopf und sagen uns, dass alles gut würde. Keine Sorge. Aber wir sollten uns sorgen. Wir sollten in Panick geraten. Und damit meine ich nicht, herumrennen und schreien. Damit meine ich, dass wir unsere Komfort-Zone verlassen müssen. Wenn du in einer Krise bist, veränderst du dein Verhalten.“)

Wart ihr gestern auch bei einem FridaysForFuture-Streik dabei? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Oder habt ihr in den letzten Wochen bereits Erfahrungen bei FridayForFuture gesammelt?
Was sind eure Forderungen gegen die Klimakrise für die Politik?
Wünscht ihr euch mehr Informationen über die Wissenschaft hinter den Klimaprognosen?
Schreibt eure Ideen und Anregungen in die Kommentare!
Hier findet ihr weitere Informationen zu FridaysForFuture, sowie eine Auflistung der nächsten Streiks.
Im Januar schrieb Sally über ihre Erfahrungen bei einem FridaysForFuture-Streik in Ulm und im Februar teilte Helena ihre Eindrücke von FridaysForFuture in Celle mit der WWF Jugend.
Ein Statement von Marcel zum Ergebnis der Kohlekomission findet ihr hier.
Reportage von: Johanna Knauf
Eine Story von: Johanna
Johanna schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community und ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.