Wenn das Eis schmilzt

Published on April 24, 2020

Die Arktis ist ein besonderer Lebensraum für echte  Anpassungskünstler. Temperaturen  zwischen 0°C und -35°C stellen Flora und Fauna vor große Herausforderungen. Doch dieser besondere Lebensraum ist in Gefahr. Er schmilzt. Jeder von uns hat bestimmt schon vom Schmelzen des Arktiseises gehört. Doch was bedeutet das und was haben langanhaltende Hitzewellen in Europa und Kältewellen in Amerika damit zu tun?

Ist die Eisschmelze schon sichtbar? © Andrea Fröba 

Über tausend Jahre altes Eis schmilzt derzeit in der Arktis. Eis, welches Geschichte erzählt. Die Arktis ist besonders stark vom menschengemachten Klimawandel und dessen starken Auswirkungen betroffen. Das Klima der Arktis erwärmt sich im Vergleich zum Rest der Welt fast doppelt so schnell.

Vorausberechnung der globalen Erwärmung CC BY-SA 3.0 ©Xavaxcreative commons

 

Laut einer Studie, welche am 14. Januar 2019 in der Wissenschaftszeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) publiziert wurde, schmelzen seit 2009 jährlich etwa 252 ± 26 Milliarden Tonnen Eis. Im Vergleich dazu betrug der Gesamtverlust an Eis pro Jahr in den Jahren von 1979 bis 1990 gerade einmal 40 ± 9 Milliarden Tonnen. (Vgl.: https://www.pnas.org/content/116/4/1095). Das Eis geht jährlich und kontinuierlich zurück. Und das hat Folgen. Schneebedecktes Eis hat eine hohe Albedo, welche ungefähr bei 0,9 liegt. Dies bedeutet, dass knapp 90 % der solaren Strahlung reflektiert und gerade einmal 10 % absorbiert werden. Durch diesen Effekt würde unter normalen Bedingungen eine starke Erwärmung ausbleiben. Schmilzt nun in der Arktis großflächig Eis, hat dies zur Folge, dass statt dem Eis mit hohem Reflexionsgrad Meerwasser mit einem wesentlich kleineren Reflexionsvermögen entsteht. Dadurch absorbiert das durch die Eisschmelze entstandene Meerwasser mehr solare Strahlung und erwärmt sich noch mehr. In Folge dessen beschleunigt sich dieser Vorgang immer schneller und das Klima in der Arktis erwärmt  sich immer weiter.

Dies bleibt natürlich nicht ohne weitere Folgen. Im Eis und im kalten Meerwasser vorkommende Methanverbindungen steigen in die Atmosphäre. Permafrostböden auf dem Festland der nördlichen Hemisphäre beginnen  zu tauen. Als Permafrostböden eingestuft  werden Untergründe mit einer dauerhaften Temperatur von 0°C oder einer noch geringeren Temperatur. Permafrostböden erreichen eine Dicke bis zu 1600 m und sind ein großer Kohlenstoffspeicher. Tauen die Böden, werden unter anderem auch Treibhausgase freigesetzt.

Erwärmt sich durch den Klimawandel die Arktis nun viel schneller, so zieht dies weitere Folgen nach sich. Normalerweise herrscht in der Arktis eine wesentlich niedrigere Temperatur und somit wesentlich höherer Luftdruck als am Äquator. Vom Äquator strömen warme Luftmassen zur Arktis, um diesen Druckunterschied auszugleichen. Die durch die Erdrotation entstehende Corioliskraft lenkt die Luftmassen allerdings - je weiter sie Richtung Pol kommen – immer weiter von West nach Ost ab. Am Äquator ist der Betrag der Corioliskraft gleich null. Je weiter man sich jedoch polwärts bewegt, desto mehr nimmt sie zu und lenkt die Luftmassen stärker ab. Durch die sich zu einem gewaltigen Luftstrom bündelnden Luftmassen, entsteht zwischen dem 40. bis 60. Breitengrad der Polarfront-Jetstream. Er hat eine leichte "Wellenform".

Wie funktioniert der Polarfrontjetstream? © Noah Fröba


Durch den geringer werdenden Druckunterschied wegen der immer kleiner werdenden Temperaturunterschiede, können der Jetstream und somit warme Luftmassen immer weiter in nördliche Breitengrade vordringen. Umgekehrt dringen kalte Luftmassen aus den nördlichen Breiten. Das Klima der nördlichen Breitengrade erwärmt sich noch schneller und befeuert den Effekt weiter. Der Jetstream verläuft durch das Vordringen in nördlichere Breiten in einer steileren Wellenform, wodurch dieser einen weiteren Weg in der Vertikalen zurücklegt und somit weniger Geschwindigkeit in der horizontalen Luftrichtung hat. Normalerweise sorgt der Jetstream mit Geschwindigkeiten von  200 bis 500 km/h für die Abwechslung von Hochs und Tiefs, Warm- und Kaltwetterfronten. Hat er nun geringere Geschwindigkeiten aufgrund des eben beschriebenen so genannten Jetstream-Flimmerns, können für lange Zeit Extremwetterperioden auf ein und demselben Ort verweilen. 2019 zeigte sich dieses Phänomen mit langanhaltender klirrender Kälte in den USA und einer langen Hitzeperiode in Europa.

Wir alle sollten uns bewusst machen, welchen unverzeihlichen Schaden wir mit den Folgen des Klimawandels anrichten. Er ist irreparabel und ohne Engagement, Veränderung und Umdenken nicht mehr aufzuhalten. Wollen wir nachfolgenden Generationen einen blauen Planeten ohne Lebensmöglichkeiten hinterlassen? Jeder von uns muss jetzt bei sich anfangen und umdenken. Ist es wirklich nötig das Auto zu verwenden oder kann ich Distanzen auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen? Muss es ein Urlaub mit Langstreckenflug sein? Wie saisonal und regional ernähre ich mich? Welche Abfallmenge produziere ich? Wie hoch ist mein Fleischkonsum?

Sie sollen keinen Verlust an Lebensqualität haben, aber hinterfragen Sie sich und ihr Handeln. Zum Aufhalten der Katastrophe ist es schon zu spät, aber wir können sie noch eindämmen, wenn wir gemeinsam handeln. Seien auch Sie dabei! Werden Sie mit uns gemeinsam ein aktiver Klimaretter!

„Unsere Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun.“ - Mahatma Gandhi (1869-1948)


 

Eine Story von: Noah

Noah schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community.

Hast du noch Ideen zu dem Thema? Schreib uns deine Meinung hier als Kommentar!