Ist Ökostrom teuer?

Published on May 16, 2021

Hallo liebe Leute,

das hier ist mein erster Beitrag in der Community. Ich dachte mir, ich schreibe einfach mal etwas über unseren starken Strompreis in Deutschland. Wegen Klima- und Umweltschutz ist uns allen nämlich bekannt, dass ein Umstieg auf erneuerbare Energien notwendig ist. In der Gesellschaft wird dabei häufig Kritik laut, weil wegen der erneuerbaren Energien unser Strompreis so teuer sei. Dies möchte ich einmal genauer betrachten.

Mit knapp 31,89C/kWh besitzt Deutschland den teuersten Strompreis der EU für Privatverbraucher. Dabei ist die Zusammensetzung des Strompreises in drei Bestandteile zu unterteilen: Staatliche Abgaben, Netzentgelte und die Stromerzeugung. Mehr als die Hälfte des deutschen Strompreises machen die staatlichen Abgaben aus. Besonders hervorstechen tut hier die EEG-Umlage von knapp 6,5C/kWh. Sie allein macht einen Fünftel des deutschen Strompreises aus. Doch was genau ist die EEG-Umlage und wie funktioniert diese? (Q1)


Die EEG-Umlage wurde zu Beginn des Jahrtausends eingeführt, um den Einstieg erneuerbarer Energien in den Markt zu ermöglichen. In der Vergangenheit war es nämlich so, dass unter allen bekannten Energieformen vor allem fossile gefördert wurden (Kohle, Öl, Gas, Atom). Erneuerbare Energien wie Photovoltaik erlangten relative Bekanntheit sogar erst knapp nach dem zweiten Weltkrieg. Dementsprechend hatten fossile Energieträger einen sehr, sehr weiten Vorsprung den erneuerbaren Energien gegenüber. Da aber erneuerbare Energien die einzige Möglichkeit für nachhaltiges Wirtschaften sind, hat man den Betreibern von Windparks oder anderen Energieformen einen festen Preis für die Netzeinspeisung garantiert.

Das „ins Netz einspeisen“ möchte ich hier einmal kurz erläutern. Und zwar wird der Strom von Unternehmen produziert. Unser Stromnetz wird jedoch von anderen Unternehmen verwaltet und genutzt. Stromproduzenten verkaufen ihren Strom also an die Netzbetreiber (= speisen ihn ein), die diesen dann an die Kunden liefern. Netzentgelte fallen demnach für den Betrieb dieser Stromnetze an. (Q1)

Grafik von Pixabay

Zurück zur EEG-Umlage – wir haben also einen festen Preis für damals „neue“ Technologien gewährt. Diesen mussten die Netzbetreiber zahlen, auch wenn der Strom an der Börse nur für weniger Geld verkauft werden konnte. Damit die Netzbetreiber also kein Minus machen, übernimmt die EEG-Umlage die Differenz – und diese wird vom Kunden gezahlt. Dabei wird schnell ersichtlich, dass der Strompreis geringer sein könnte, wenn man die EEG-Umlage nicht hätte. Dafür müsste man jedoch auf den festen Verkaufspreis verzichten, die erneuerbaren Energien besitzen. Ich halte dies für eine schlechte Option, da man den erneuerbaren Energien zwecks Klimaschutz eine vergleichbare Chance geben muss, wie den fossilen Energieträgern.

Aber was spielt noch alles in den Strompreis mit rein? Allgemein sind die Stromgestehungskosten ein weiterer Aspekt, der mit 7,7C/kWh einen bedeutenden Anteil ausmacht. Herkömmliche Energieträger haben Stromgestehungskosten von 4,6-10C/kWh (gerundet). Erneuerbare Energien variieren zwischen 4-14,7C/kWh. Besonders teuer sind hierbei vor allem Offshore-Windanlagen, Biomasse und kleine Photovoltaik-Anlagen. Off-Shore Windanlagen und Photovoltaik besitzen dabei jedoch noch bemerkenswertes Potenzial für Preissenkungen – vor allem Off-Shore-Windanlagen. Dementsprechend kann man hier langfristig wohl mit einer Preissenkung rechnen. (Q2)

Weitere Faktoren sind die Stromsteuer und Mehrwertsteuer. Die Stromsteuer wurde ursprünglich eingeführt, um die Erträge in ökologische Projekte zu stecken (Umweltschutz und Klimaschutz). Mittlerweile fließen die Erträge der Stromsteuer jedoch in die Rentenkassen. Deshalb könnte man die Stromsteuer auf andere Bereiche verlegen, um so den Strompreis um circa 2C/kWh zu reduzieren. Die Mehrwertsteuer hingegen ist ein weiterer Aspekt, der den Strompreis künstlich erhöht. Diese wird nämlich nicht nur auf den wirtschaftlichen Realwert bezogen, sondern auch auf weitere Steuern. Deshalb zahlt man auch für die EEG-Umlage und die Stromsteuer nochmal Steuer dafür. Darauf könnte man verzichten. (Q1)

Ein weiterer Aspekt ist die EEG-Umlage. Ohne Zweifel erhöht diese unseren Strompreis immens. Wir müssen uns aber bewusst sein, dass diese irgendwann vermutlich wegfallen wird – nämlich sobald erneuerbare Technologien effizienter werden und in größerer Masse angewandt werden. Nichtsdestotrotz ist die EEG-Umlage für den Verbraucher auch so hoch, weil Großunternehmen sich von dieser Zahlung befreien lassen können. 2018 waren bereits 2209 Unternehmen von der Zahlung der Umlage befreit. Dies entspricht einem Fünftel des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland. Für diesen Verbrauch werden die Kosten dann an Kleinunternehmen und Verbraucher weitergereicht – wir zahlen also den Strom der Großunternehmen. Und diese Ausnahmen könnte man beseitigen. (Q3, Q4)

Ich möchte damit einfach aufzeigen, dass unser Strompreis nicht zeigt, wie unwirtschaftlich erneuerbare Energien sind. Vielmehr müssen diese in wenigen Jahrzehnten den Fortschritt einholen, den fossile Energieträger seit über einem Jahrhundert aufgebaut haben. Außerdem ist auch schlechte Steuerpolitik ein maßgeblicher Grund für die hohen Kosten. Also wenn euch mal jemand sagt, erneuerbare Energien sind zu teuer- jetzt könnt ihr ihn aufklären!

Quelle 1

Quelle 2

Quelle 3

Quelle 4

 


 

Eine Story von: Omar

Omar schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community.

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