
Von Moos über Moor zum Klimaschutz
„Scheinbar unscheinbar – aber bedeutend!“ – so lautete das Thema meines Projektes beim Wettbewerb Jugend forscht 2019. Dabei ging es um Pflanzen, an denen die meisten von euch tausendmal achtlos vorbeigegangen sind, obwohl sie höchst erstaunliche Fähigkeiten besitzen. Die Rede ist von Moosen. Doch was macht dieses grüne Polster denn so spannend?

· Moose sind Pflanzen, die bereits seit 400 Millionen Jahren alle Kontinente unseres Planeten, einschließlich der Antarktis, besiedeln.
· Man geht davon aus, dass es auf der ganzen Welt ca. 20.000 Moosarten gibt. Es handelt sich sowohl um Exemplare, die nur wenige Millimeter schaffen, als auch um solche, welche Längen von bis zu 60 Zentimetern erreichen.
· Im Unterschied zu den Samenpflanzen besitzen die Moospflanzen keine Wurzeln. Die Wasseraufnahme erfolgt durch die gesamte Oberfläche der Moospflanze.
· Bei zu wenig Wasser trocknen Moose aus, erwachen aber selbst nach vielen Jahren wieder zum Leben, wenn sie wieder mit etwas Wasser in Berührung kommen. Schließlich reicht diesen Pflanzen das Regenwasser, das auf sie fällt und aus dem sie alle nötigen Nährstoffe beziehen.
· Kälte macht den Moosen nichts aus. Eine Moospflanze, die eingefroren mehr als 1.500 Jahre im arktischen Eis ruhte, trieb unter idealen Lebensbedingungen wieder aus.

Mich beeindruckte aber vor allem das vorbildliche Engagement der Moose für unseren Planeten. Sie schützen ganz direkt die Umwelt, indem sie Ammoniak, Feinstaub und Treibhausgase aus der Luft binden und weiterverwerten. So bindet 1 m² Moospolster im Jahr bis zu 35 kg CO2.
Als besonders effektiv gelten dabei die Torfmoose, im Fachjargon unter der Gattung Sphagnum bekannt. Sie kommen hauptsächlich in Torfmooren vor, wo sie absterben und so den Torf bilden, eine Schicht von einem Meter Dicke in Tausend Jahren. Gleichzeitig wurde und wird Torf Millimeter für Millimeter zu einer Art Kohlenstoffspeicher, der von den Moosen aus Luft-CO2 aufgenommen wird. Die Überreste mit dem so gebundenen Treibhausgas können sich nicht vollständig zersetzen, da Wasser den freien Zugang zum Sauerstoff verhindert. Auf diese Weise spielen Sümpfe eine wichtige Rolle bei der langfristigen Gewinnung von Kohlendioxid aus der Luft.
In der deutschen Sprache existieren viele verschiedene Synonyme für derartige Feuchtgebiete: Moor, Sumpf, Sumpfland, Bruch, Bruchwald, Fenn, Morast, Pfuhl usw. Früher machten Sümpfe einen erheblichen Teil des Gebiets des heutigen Deutschlands aus, von den Meeresküsten im Norden bis zum Alpenvorland im Süden, insgesamt 1,5 Millionen Hektar. Heute sind nur noch 5 % davon übrig, das heißt 95 % wurden für landwirtschaftliche Zwecke, Torfabbau und andere Bedürfnisse entwässert. Kurzum: die Sümpfe sind weg, nur die Worte sind geblieben.
Dabei sind es gerade die Sümpfe, die uns helfen könnten, das Klima und uns selbst zu retten. 40 % aller Tierarten leben dort bzw. machen dort Halt, um sich fortzupflanzen. Feuchtgebiete filtern, speichern und versorgen den Planeten mit Wasser und Nahrung – sie sind Lebensgrundlage für eine Milliarde Menschen weltweit. Doch damit nicht genug. Moore und Torfböden speichern weltweit doppelt so viel CO2 wie alle Wälder der Erde zusammen.
Die Trockenlegung solcher Gebiete für industrielle Zwecke schadet dem Klima nicht nur durch die Zerstörung wichtiger Kohlenstoffspeicher. Es werden auch weitere klimaschädliche Gase frei, wie unter anderem Stickstoffdioxid und Methan. All dies trägt maßgeblich zum Klimawandel bei.
Mit steigenden Temperaturen wiederum trocknen mehr und mehr Feuchtgebiete aus. Wenn sie noch nass sind, speichern sie den Kohlenstoff. Trocknen sie aber, beginnt die Zersetzung des organischen Materials. Durch diesen Prozess wird noch mehr Kohlenstoff freigesetzt.
Hohe Temperaturen führen auch zu riesigen Bränden auf Torfböden. Brennender Torf setzt 10 bis 100 Mal so viel Kohlendioxid frei wie brennende Bäume.
Es ist klargeworden, dass Moore eine besondere Aufmerksamkeit verdienen. Dazu gehört auch zum Beispiel ihre Renaturierung und der Schutz bereits bestehender Sümpfe. Um einen kleinen Beitrag zu leisten, muss man jedoch nicht unbedingt gleich einen Sumpf in seinem Garten anlegen. Jeder, der Blumenerde in Gartencentern, Baumärkten und anderen Läden kauft, möge künftig einen Blick aufs Etikett werfen. Viele Sorten solcher Erde enthalten einen hohen Anteil an Torf. Es empfiehlt sich, auf torffreie Alternativen wie Kompost, Humus, Holz- oder Kokosfasern umzusteigen. In Lateinamerika verwendet man auch speziell dafür angebautes Torfmoos Sphagnum. Auch in deutschen Läden hält das Produkt langsam Einzug, ist aber noch nicht weit verbreitet.
Die Welt ist noch zu retten. Die Natur gibt uns selbst eine Menge Instrumente an die Hand, um den Klimawandel aufzuhalten. Es muss nur jeder einen Schritt ihr entgegen tun.
Quelle: https://www.dw.com/de/klimaschutz-natur-biodiversit%C3%A4t-blumenerde-torf-co2-emissionen/a-56403955
Eine Story von: Tena
Tena schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community.
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