Neue Berichte im Kampf gegen die Klimakrise

Published on November 3, 2021

    Es ist Klimagipfel, und pünktlich zum Beginn dieser größten globalen Krisensitzung warnt der renommierte schwedische Klimaforscher Johan Rockström: Eine Erderhitzung von 2,7 Grad würden bedeuten, dass wir auf einem "anderen Planeten" leben müssten. Aktuell steuert die Welt aber genau auf diese Klimaveränderung zu. Glasgow muss deshalb unbedingt die notwendigen Entscheidungen bringen! Tara und ich sind bei der Klimakonferenz vor Ort und berichten für euch über die zentralen Ereignisse.

    Eröffnung der COP26 in Glasgow © IMAGO / Xinhua

     

    Es ist nicht so, dass bei einer Klimakonferenz alle erstmal auf den gleichen Stand der Klimaforschung gebracht werden müssen. Jeder, der hier dabei ist, hat alle Infos vorliegen. Pünktlich vor der COP26 in Glasgow haben noch einmal drei neue wissenschaftliche Berichte eine deutliche Botschaft in die Welt gesendet: Wir emittieren auf der ganzen Welt deutlich zu viel – und die Zeit, um daran etwas zu ändern, ist jetzt. Hier die Ergebnisse dieser drei Berichte auf einen Blick:

    1. Der NDC Synthesis Report

    Im ersten Artikel haben wir euch erklärt, was es mit den NDCs auf sich hat. Die "Nationally Determined Contributions" sind die Klimaschutzziele der einzelnen Staaten. Am 25.Oktober 2021 veröffentlichte die UN ein Update ihres NDC Synthesis Reports. Darin berichtet sie über den Stand der NDCs, die bis zum 12. Oktober 2021 bei der UN eingereicht wurden. Seit dem letzten Synthesis Report im September sind 30 Länder dem Aufruf zu höheren Ambitionen gefolgt und haben neue NDCs eingereicht. Das klingt erstmal positv, doch die Analyse zeigt auch: Die Klimaschutz-Ambitionen der globalen Staatengemeinschaft reichen nicht aus. Auch mit den neu eingereichten NDCs werden die globalen Treibhausgasemissionen weiterhin ansteigen. Selbst wenn alle Staaten ihre Ziele erreichen, prognostiziert die UN einen Anstieg der globalen Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2010 um 16 Prozent. Das ist das Gegenteil der Entwicklung, die wir brauchen, um die Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Denn: dafür müssen wir beginnen, die Emissionen jetzt zu senken!

    2. Greenhouse Gas Bulletin der WMO

    Der zweite Weckruf vor der Klimakonferenz erschien am selben Tag wie der NDC Report. Die Weltwetterorganisation (WMO) dokumentierte einen traurigen Rekord: Die Menge der Treibhausgase in der Atmosphäre hat 2020 einen neuen Höchstwert erreicht. Unter anderem stieg der Wert von Kohlenstoffdioxid auf 149 Prozent und der von Methan auf 262 Prozent des vorindustriellen Niveaus. Das heißt: Obwohl wir eine Corona-Pandemie haben, die zwischenzeitlich die Wirtschaft in eine Zwangspause versetzt hat, sind die Werte der Treibhausgase in der Atmosphäre nicht zurückgegangen! Die vermehrten Treibhausgase verursachen eine Zunahme von Wetterextremen wie starker Hitze und Regenfällen, zunehmende Eisschmelze, den Anstieg des Meeresspiegels und die Versauerung der Ozeane.

    3. Emission Gap Report

    Einen Tag nach dem NDC Report und dem Bulletin der WMO folgte der dritte Alarm der Vereinten Nationen in Form des UNEP Emission Gap Reports - mit dem passenden Namen "The heat is on – A world of climate promises not yet delivered", womit unmissverständlich die nicht gehaltenen Klimaversprechen der Weltgemeinschaft angesprochen sind. Im Pariser Abkommen haben sich die Vertragsstaaten dazu verpflichtet, die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad (und maximal 2 Grad) zu begrenzen. Die neuesten nationalen Klimaziele der Länder (vorausgesetzt, dass sie eingehalten werden!) würden aber zu einer Erderhitzung von 2,7 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts führen – mit katastrophalen Folgen. Um auf dem 1,5-Grad-Pfad zu bleiben, wären schnelle und drastische Maßnahmen nötig. Laut dem Bericht muss die Welt dafür die jährlichen Treibhausgasemissionen in den nächsten acht Jahren halbieren.

    Die Zusage einiger Länder zu Netto-Null-Emissionen in der Zukunft sind ein ermutigendes Zeichhen. Aber dafür müssen alle Länder ihre Zusagen auch mit kurzfristigen Zielen und Maßnahmen untermauern und diese in die Tat umsetzen. Absichtserklärungen alleine helfen niemandem weiter.

    Stellvertretend für Fridays For Future treffen Greta Thunberg und Vanessa Nakate die Regierungschefin Schottlands Nicola Sturgeon © imago / Zuma Press / Andy Buchanan

     

    Alle drei Berichte sind eine klare Handlungsaufforderung für die Staaten der Welt. Sie haben jetzt die große Aufgabe, auf der 26. Klimakonferenz in Glasgow einen Wendepunkt zu markieren: Ab jetzt dürfen die globalen Treibhausgasemissionen nicht mehr steigen, sie müssen drastisch sinken. Dabei darf kein Land zurückgelassen werden. Besonders die Bedürfnisse der vom Klimawandel bedrohtesten Staaten müssen beachtet werden.

    Gerade Deutschland als reiche Industrienation könnte hier so viel voranbringen. Doch die Rede von Angela Merkel, kurz vor dem Ende ihrer Kanzlerinnenschaft, war schwach. Entsprechend deutliche Worte findet zum Beispiel der WWF in seinem Kommentar zu Merkels Rede. Nachdem unsere Bundesregierung viel Zeit unnötig hat verstreichen lassen, liegt es nun umso mehr an der neuen Regierung, dass Klimaschutz als Priorität in allen Sektoren und Ressorts verankert ist. 

    Die COP beginnt mit großen Initiativen 

    Eine Initiative aus über 100 Staats- und Regierungschefs hat zu Beginn der Klimakonferenz ein Ende der weltweiten Entwaldung bis 2030 gefordert. Der WWF sieht das erstmal als positives Signal, mahnt jedoch, dass damit auch verbindliche Regelungen verbunden sein müssen, um das Ziel zu erreichen. "Gelingt das nicht, droht die Initiative zu scheitern wie schon andere vor ihr. Die Weltgemeinschaft muss sofort handeln und die globale Waldzerstörung so bald wie möglich aufhalten", sagt Dr. Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland.

    Außerdem haben sich mehr als 80 Staaten in Glasgow einer Initiative der USA und EU angeschlossen, um den Ausstoß des Treibhausgases Methan bis 2030 um 30 Prozent zu verringern. Die USA stellten zudem einen "aggressiven" nationalen Plan vor, um Hunderttausende nicht mehr genutzte Öl- und Gasbohrlöcher zu versiegeln. Methan-Lecks bei Pipelines sollen verhindert werden, und bei Mülldeponien soll der Ausstoß des klimaschädlichen Gases stark begrenzt werden.

    Die Staaten werden sich daran messen lassen müssen, ob sie die versprochenen Taten auch einhalten. Es braucht vor allem einen fairen, gerechten und schnellen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und Strategien zu einem Übergang hin zu 100 Prozent erneuerbaren Energien. Dieser Wandel muss mit dem Schutz der Natur und der Unterstützung gefährdeter Bevölkerungsgruppen und Länder einhergehen, die am wenigsten in der Lage sind, mit den verheerenden Folgen der Klimakrise umzugehen.

    Wir müssen jetzt handeln, wenn wir eine Chance haben wollen, die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Wir berichten für euch weiterhin von der COP - bleibt dran!


     


    Die Autorin Luisa

    Eine Story von: Luisa

    Luisa schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.

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