Einblicke von der COP26

Published on January 19, 2022

    Mit fast 40 000 registrierten Teilnehmer*innen war die UN-Klimakonferenz COP26 vom 31. Oktober bis 12. November 2021 in Glasgow die größte COP bisher. COP26 ist die Abkürzung für die 26. „Conference of the Parties“. Es handelt sich dabei um die Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen. Regierungsvertreter*innen und Politiker*innen aus aller Welt hatten sich in Glasgow zusammengefunden, um zu entscheiden, wie es im Klimaschutz weitergehen soll. Mitten drin war die WWF Jugend. 

    Luisa und Tara bei der Klimakonferenz in Glasgow © Luisa Maria Sandkühler


    Es gab drei Kategorien von Teilnehmenden bei der COP: Vertreter*innen der Vertragsparteien des Übereinkommens und Beobachterstaaten, Vertreter*innen der Presse und Medien sowie Vertreter*innen von Beobachterorganisationen (das letzte waren Tara und ich). Teilnehmende der Klimakonferenz besitzen Akkreditierungen und können in die sogenannte “Blue Zone” der COP, in der die Verhandlungen stattfinden. Dann gibt es noch die “Green Zone”, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist. 

    Vor der COP gab es einige Treffen zur Vorbereitung und zum Austausch. Ausgerichtet wurde die COP vom Vereinigten Königreich in Partnerschaft mit Italien. Daher war ich z.B. bei einigen Treffen mit der britischen Botschaft in Berlin, dem britischen Vertreter der COP26 und Vorbereitungscalls mit ihnen und dem WWF. 

    Das Konferenzgelände in Glasgow ist groß. Beim Reinkommen erwarteten mich viele Kontrollen und anfangs musste ich die ganzen Eindrücke erst einmal sortieren. Es gab verschiedene Bereiche u.a. die Hauptkonferenzsäle, in denen die Plenarsitzungen stattfinden, viele Meetingräume, Pavillons für verschiedene Organisationen (z.B. vom WWF) und für verschiedene Länder. Dann gab es u.a. noch den sogenannten Action Hub (siehe nächstes Foto), eine große Halle mit verschiedenen Räumen, in dem sich u.a. Aktivist*innen oft vernetzten und viele Interviews für die Presse durchgeführt wurden. Es fanden Vorträge, Panels und Diskussionsrunden zu den verschiedensten Klimathemen statt. Ich fragte mich: Wie kann ich die WWF Jugend am besten vertreten? Wie kann ich hier für unsere Positionen für mehr Klimaschutz und Gerechtigkeit einstehen? 

    © Luisa Maria Sandkühler



    In den zwei Wochen auf dem Klimagipfel konnte ich einige Gespräche mit Politiker*innen, Entscheidungsträger*innen, Klimaexpert*innen, Journalist*innen und vielen Klimaaktivist*innen führen. An jedem Tag warteten Überraschungen auf mich, denn Meetings wurden auch oft spontan ausgemacht. Tara und ich trafen uns häufig mit den anderen jungen Menschen von deutschen Klimaorganisationen, um gemeinsame Aktionen und Treffen mit Politiker*innen vorzubereiten. So redete ein Teil von uns z.B. mit einer Vertreterin vom Bundesentwicklungsministerium, die uns Einblicke in die Verhandlungen gab und der wir erklärten, was uns bei den Verhandlungen wichtig ist. Es gab auch ein Treffen mit Svenja Schulze (zu der Zeit noch Umweltministerin), bei dem Forderungen zur COP26 von deutschen Jugendorganisationen übergeben wurden. 

    © Luisa Maria Sandkühler
    © Luisa Maria Sandkühler

     
    Wir hatten auch das Glück, dass von der Initiative “YUP4NDCs (Youth Rising Up for NDCs,  NDCs stehen für Nationally Determined Contributions – nationale Klimaschutzbeiträge) an der Tara und ich beteiligt sind, ein Side-Event auf der COP stattfinden konnte. Die NDCs bilden das Herzstück des Pariser Klimaabkommens. Ziel der Initiative “YUP4NDCs” von jungen Menschen aus der ganzen Welt ist es, sich für starke, ambitionierte und sozial gerechte nationale Klimaschutzbeiträge (NDCs) stark zu machenProtestaktionen durften natürlich auch nicht fehlen. So forderten wir bei einer Aktion zusammen mit anderen jungen Aktivist*innen mit lauten Rufen u.a. mehr soziale Gerechtigkeit bei den Verhandlungen:

    © Luisa Maria Sandkühler


    An einem Tag merkte ich, dass Kameras zwei junge Frauen begleiteten (eine davon hatte am ersten Tag im Plenum der COP geredet) und ich folgte ihnen neugierig. Ich landete mitten in einer Demonstration von jungen Fridays For Future Aktivist*innen aus den am meisten vom Klimawandel betroffenen Gebieten (abgekürzt MAPA genannt für “Most Affected People and Areas”). Es war schön, Klimaaktivist*innen, die ich nur über Social Media kannte, endlich persönlich kennenzulernen. Als der Streik vorbei war, unterhielt ich mich länger mit zwei von ihnen, Felicia und Carolina. Sie kommen aus Uruguay. Ich musste noch länger über das Gespräch mit ihnen nachdenken: 

    Carolina: ,,In my case, I don’t believe we are the ones that should be here. Indigenous people, people who are in the front lines of climate change should be here and they are not. [...] This is the most xenophobic, machistic and exclusive COP that has ever been. [...] Only the elites can come here. This COP is a bunch of white men with suites talking about things that won’t really affect them.” 

    ,,They are taking action as if we won’t have a future as if there is a Planet B and there isn’t. They are not taking the proper actions for us to have that future especially for MAPA people [“Most Affected People and Areas”].”

    Ein Gespräch mit Lucy Wambui aus Kenia hat mich auch sehr bewegt. Tara hat hier darüber geschrieben. An einem anderen Tag lief ich Luisa Neubauer zufällig über den Weg. Wir drückten uns kurz und erzählten uns, wie es uns geht. Ich bin sehr beeindruckt von dem Engagement all dieser Klimaaktivist*innen, die ich getroffen habe. 

    Die Fridays For Future Streiks auf der Straße durften natürlich auch in Glasgow nicht fehlen. Beim ersten Streik in Glasgow protestierten wir mit 10 000 Menschen für ambitionierte und gerechte Klimabeschlüsse bei der COP. Ich postete einen Post vom Streik bei Twitter, den Greta Thunberg überraschend retweetete. Beim FFF-Streik in der zweiten Woche der Klimakonferenz  fing der Streik im Konferenzgebäude an und führte dann nach draußen. 

    Am letzten Tag der Konferenz war die Stimmung im großen Konferenzraum sehr angespannt. Geplantes Ende des Gipfels war eigentlich einen Tag vorher, aber es gab keine Einigkeit beim Abschlusstext. Die COP26-Rahmenentscheidung müssen die rund 200 Staaten auf der COP einstimmig beschließen. Nach Vorlegung des Entwurfes der Abschlusserklärung gab es noch lange Debatten u.a. über die Formulierungen zum Kohleausstieg und Hilfszahlungen an den Globalen Süden. 

    © Luisa Maria Sandkühler


    Aber was wurde bei der COP jetzt genau beschlossen und können wir damit die Klimakrise ausreichend eindämmen?

    Fakt ist: Die Ergebnisse der COP reichen nicht aus, um das 1.5-Grad-Ziel zu erreichen. Die bisher vorgelegten Selbstverpflichtungen (NDCs) der Staaten zum Klimaschutz führen zu 2.4 Grad Erwärmung. 

    Aber es wurde deutlicher denn je formuliert, dass schneller und entschiedener gehandelt werden muss und es bis 2030 eine Halbierung der jährlich freigesetzten Mengen an CO2 geben muss. 

    Finanzierung, Schäden und Verluste

    Industriestaaten hatten zugesagt, dass sie ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für die Klimafinanzierung ausgeben. Damit soll anderen Ländern beim Ausstieg aus fossiler Energie und bei der Klimawandelanpassung geholfen werden. Dies wurde von den Industriestaaten aber noch immer nicht eingelöst. Bisher wurden 20 Prozent der Mittel für Anpassungsmaßnahmen verwendet (die Hälfte war eigentlich vereinbart worden). In Glasgow wurde beschlossen, dass die Anpassungsmittel zumindest verdoppelt werden sollen

    Beim Thema “Loss and Damage” (Schäden und Verluste aufgrund der Klimakrise) gab es kaum Fortschritte auf der COP. Laut der UN benötigen Entwicklungsländer bis zu zehnmal höhere Finanzhilfen als vorgesehen, um sich vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. 

    Kohle

    Leider gab es keine Festlegung auf ein Ende der Kohle bis 2030. Es gab eine Erklärung zum Kohleausstieg in den 2030er Jahren. Dieser schloss sich auch Deutschland an. In der Abschlusserklärung wurde das Thema Kohle-Aus zum ersten Mal verankert. Allerdings in schwacher Form mit der Formulierung ,,Herunterfahren” statt ,,Ausstieg”. Schwach ist auch der Abschnitt zum Subventionsabbau bei fossilen Energien, wie Öl- und Gas-Produkte im Abschlusstext. Dort steht, dass “ineffiziente Subventionen” abgebaut werden sollen. Was das genau bedeutet, kann aber ganz unterschiedlich verstanden werden. 

    Bei dem Klimagipfel wurden verschiedene Initiativen gegründet oder ausgebaut. Diese sind aber nicht bindend. Laut einer Walderklärung aus Glasgow soll die Entwaldung und Walddegradierung bis 2030 gestoppt und umgedreht werden. Es gab eine Vereinbarung für eine neue globale Methanverpflichtung. 100 Länder wollen ihre Methanemissionen bis 2030 im Vergleich zu 2020 um 30 Prozent senken. Allerdings gibt es keine konkreteren Verpflichtungen und einige der größten Methan-Emittenten sind nicht dabei. 30 Staaten haben sich verpflichtet Null-Emissionsfahrzeuge zu fördern. Außerdem gab es eine Erklärung mehrerer Länder, keine fossilen Energien mehr im Ausland zu fördern. Das Ende des Verbrennungsmotors zu beschleunigen, wurde auch von einer Gruppe von Staaten vereinbart (Deutschland ist nicht dabei). 

    In Glasgow wurden somit gute Maßnahmen vereinbart, die aber schon längst überfällig waren. Sie reichen bei Weitem nicht aus, um das 1.5-Grad Ziel einzuhalten und für die massiven Schäden und Verluste durch den Klimawandel aufzukommen. Die Länder, die jahrzehntelang Emissionen ausgestoßen haben, haben die Verantwortung, diese drastisch zu senken und auch andere Länder dabei zu unterstützen, dies zu tun und für mehr globale Klimagerechtigkeit zu sorgen.

    Ich bin sehr dankbar, dass ich bei der COP dabei sein konnte. Ich finde es sehr wichtig, dass viele Beobachter*innen und Klimaaktivist*innen vor Ort waren und Druck ausübten. Es müssen in Zukunft aber mehr Menschen aus dem Globalen Süden gehört werden und mehr Klimaexpert*innen bei der COP sein, damit die richtigen und notwendigen Entscheidungen getroffen werden.

    Hier findet ihr weitere spannende WWF Jugend Artikel zur COP26:

    https://www.wwf-jugend.de/blogs/9539/9199/die-un-klimakonferenz-die-losung-der-klimakrise

    https://www.wwf-jugend.de/blogs/7/9213/was-hat-die-klimakonferenz-gebracht

    https://www.wwf-jugend.de/blogs/9539/9207/die-un-klimakonferenz-was-ist-wenn-sie-nur-reden

    https://www.wwf-jugend.de/blogs/9539/9210/cop26-die-klimakrise-pure-fahrlassigkeit-wer-muss-bezahlen

     

    Quellen:

    https://www.consilium.europa.eu/de/policies/climate-change/paris-agreement/cop26/

    https://www.carbonbrief.org/analysis-which-countries-have-sent-the-most-delegates-to-cop26

    https://ukcop26.org/the-conference/get-involved/

    https://www.tagesschau.de/ausland/europa/abschlusserklaerung-klimagipfel-analyse-101.html

    https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/klima-und-luft/klimaschutz-weltweit/glasgow2021/30673.html

    https://www.ifaw.org/de/journal/was-ist-cop26-klimakonferenz

    https://www.bbc.com/news/uk-59247795

    https://www.tagesschau.de/ausland/europa/klimagipfel-abschlusserklaerung-103.html

    https://www.tagesschau.de/ausland/europa/un-report-klimahilfen-101.html



    Die Autorin Luisa


    Eine Story von Luisa

    Luisa schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - komm in unser Team.

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