
Die lange Reise der Grauwale (Fantastische Fakten)
Es gibt einige Tiere auf der Welt, die Jahr für Jahr eine lange Strecke zurücklegen. In dieser Folge der Fantastischen Fakten stelle ich euch einen tierischen Rekordhalter daraus vor: den Grauwal.
Grauwale
Grauwale leben im Pazifischen Ozean und halten sich – im Unterschied zu den meisten anderen Walen – eher in Küstennähe und weniger im offenen Meer auf. Die größte Population lebt im Sommer vor Alaska (diese Population gilt als nicht gefährdet und umfasst etwa 20.000-27.000 Individuen), eine kleinere Population mit Grauwalen gibt es im westlichen Nordpazifik in der Nähe von Korea (diese Population umfasst nur noch etwa 150 Tiere und ist als stark gefährdet eingestuft).

Grauwale werden 12 – 15 Meter lang, bringen 20 – 35 Tonnen auf die Waage und werden 50 – 60 Jahre alt. Ihre Lieblingsspeise sind Kleinkrebse, Würmer und kleine Fische – Große Haie und Orcas dagegen zählen zu den Feinden von Grauwalen.
Grauwale zählen zur Unterordnung der Bartenwale, mit Buckel- und Blauwalen sind sie eng verwandt. Ihr wissenschaftlicher Name ist Eschrichtius robustus.
Die Haut der Grauwale ist - logisch - grau, daher kommt auch der Name. Sieht man einen Grauwal aus der Entfernung, macht die Haut jedoch eher einen weiß-gesprenkelten Eindruck. Das liegt daran, dass die Haut von Grauwalen von Seepocken und Muscheln übersät ist. Aus der Nähe kann man das gut sehen. Übrigens trägt ein Wal bis zu 200 kg Muscheln, Seepocken und Walläuse auf seinem Körper!

Wale werden in Furchen- oder Glattwale unterteilt. Je nachdem, ob sie eine Finne oder eine Furche haben. Der Grauwal hat aber von beiden Familien jeweils ein Merkmal: Grauwale haben keine Finne, aber Furchen. Deswegen bildet der Grauwal eine eigene Familie.
Und noch etwas unterscheidet Grauwale von vielen anderen Walen: Sie sind neugierig und strecken ihren Kopf öfter aus dem Wasser, um sich umzusehen. Im Englischsprachigen Raum gibt es sogar einen Begriff dafür: „Spy-Hopping“.

Die lange Reise
Grauwale, die den Sommer über vor der Küste Alaskas leben, machen sich im Herbst zu einer großen Reise auf.
Die Reise der Grauwale beginnt in der Arktis vor Alaska. Hoch oben im Norden, wo das Wasser kalt ist, ist eine Menge Krill zu finden. So unglaublich es ist, diese kleinen Tierchen sind die Leibspeise der mächtigen Grauwale.
Während einige Meeresbewohner ihre Nahrung an der Wasseroberfläche aufnehmen, sind Grauwale Bodenfresser. Sie schwimmen mit weit geöffnetem Maul direkt über den Meeresboden, und zwar indem sie sich zum Fressen auf die Seite legen. Dabei schaufeln sie tonnenweise Krill in sich hinein. Das ist im Sommer, wenn die arktischen Meere voll mit Krill sind.
Haben die Grauwale genug Krill zu sich genommen, machen sie sich im Herbst auf die Reise. Eine lange Reise. Denn sie schwimmen entlang der gesamten Pazifikküste nach Süden, also an Kanada vorbei, die Westküste der USA entlang, bis zu den Lagunen in Mexiko. Dahin sind sie 2 – 3 Monate unterwegs. Und sie sind enorm stark und durchhaltefähig: Während der ganzen Reise fressen die Grauwale nichts und legen nur kurze Pausen ein, um ein „Nickerchen“ zu halten.
Dort, in den wärmeren Gewässern vor Mexiko, ist das Paarungsgebiet und dort bekommen die Grauwale im Winter ihre Kälber. In den flachen Lagunen können die Jungen geschützt auf die Welt kommen. Sind sie dann kräftig genug, schwimmen Kälber und Mütter zurück nach Norden, und die Reise beginnt von vorn.
Übrigens fressen im Süden nur die Jungtiere, um sich eine Fettschicht für die Rückreise anzufuttern. Die Walmilch ist sehr fetthaltig (12mal so viel Fett wie Kuhmilch) und die Kälber nehmen pro Tag 30 kg an Gewicht zu.
Die Mütter fressen nichts – denn vor Kalifornien gibt es keinen Krill. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Rückreise der Wale beschwerlich ist und die erwachsenen Tiere den Norden sehr erschöpft erreichen.
Das ganze ist eine unglaubliche Strecke: 15.000 – 20.000 km legen sie pro Reise zurück (Hin- und Rückreise). Das ist eine der längsten Wanderrouten aller Tiere auf der Erde – und die längste Wanderroute, die ein Säugetier zurücklegt. Und die Grauwale nutzen sie seit tausenden von Jahren.
Während dieser langen Wanderung schwimmt ein Grauwal etwa 120 km pro Tag und ist ungefähr 8km/h schnell.
Wie sich die Grauwale dabei orientieren, ist noch nicht so ganz klar. Irgendwie scheinen sie eine Karte des Ozeans im Kopf zu haben, denn jedes Jahr schwimmen sie diese Strecke, einmal nach Süden, einmal zurück nach Norden.

Herzförmiges Blas
Zumindest auf Fotos hast du es schon gesehen: Wale stoßen Luft aus, das sieht ein bisschen aus wie eine Wasserbrause. Fachleute sagen auch Blas dazu. Das Besondere ist: An der Form des Blas kannst du erkennen, um welche Walart es sich handelt! Bei vielen Walen spritzt das Wasser in einem mehr weniger geraden Strahl nach oben. Nicht so bei Grauwalen: Ihr Blas sieht aus wie ein Herz und kann bis zu 4 Meter hoch werden. Das liegt am Körperbau der Grauwale. Sie haben, im Unterschied zu vielen anderen Walen, zwei Blaslöcher. Wenn ein Grauwal dann atmet, ergeben sich aus den beiden Wasserfontänen eine herzähnliche Form.
Quellen:
Tierchenwelt: „Grauwal“, unter https://www.tierchenwelt.de/zahnwale/3149-grauwal.html (Zugriff am 27.8.2025)
Wikipedia: „Grauwal“, unter https://de.wikipedia.org/wiki/Grauwal (Zugriff am 27.8.2025)
Geolino: „Die Reise der Grauwale“, unter https://www.geo.de/geolino/natur-und-umwelt/8188-rtkl-die-reise-der-grauwale (Zugriff am 27.8.2025)
WDC, Whale and Dolphin Conservation: „Grauwal“, unter https://de.whales.org/wale-delfine/artenfuehrer/grauwal/ (Zugriff am 27.8.2025)
WWF Deutschland, Artenlexikon: „Grauwal“, unter https://www.wwf.de/themen-projekte/artenlexikon/grauwal (Zugriff am 27.8.2025)
Bildquellen:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/68/Cetacea_range_map_Gray_Whale.png (Zugriff am 27.8.2025)
https://commons.wikimedia.org/wiki/Eschrichtius_robustus?uselang=de#/media/File:GrayWhaleByPhilKonstantin.jpg (Zugriff am 27.8.2025)

Eine Story von: Stephanie
Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.