
UN-Verhandlungen zum Plastikabkommen: Chance verpasst
Vom 5. bis 15. August 2025 fanden in Genf (Schweiz) Verhandlungen für ein globales Plastikabkommen statt. In dieser Story erfährst du, worum es bei den Verhandlungen ging, was dabei rauskam und wie es nun weiter geht.

Die letzte Verhandlungsrunde zum Plastikabkommen fand in Genf statt. / © Chiem Seherin, pixabay.com
Die Verhandlungen
Bereits seit 2022 verhandeln die UN-Staaten über ein globales Plastikabkommen. Bei den Verhandlungen in Genf handelte es sich bereits um die fünfte Verhandlungsrunde, genauer gesagt um das zweite Treffen der fünften Verhandlungsrunde. Das Treffen wird auch als „INC-5.2“ bezeichnet. INC steht für „Intergovernmental Negotiation Committee“ und meint zwischenstaatliche Verhandlungsausschüsse. Dabei kommen neben Regierungsvertreter:innen aus 175 Ländern auch andere Interessenvertretungen zusammen, z.B. Umweltverbände, NGOs, aber auch Vertreter der fossilen Industrie.
Damit wird deutlich: Die jetzige Verhandlung hat schon eine Vorgeschichte hinter sich. Denn dass die Plastikverschmutzung ein großes Problem ist und es globale Lösungen und gemeinsame Anstrengungen braucht, hat die Staatengemeinschaft bei der 5. Umweltversammlung der Vereinten Nationen (auch UNEA 5.2 genannt) im Jahr 2022 beschlossen. Damals wurde festgelegt, dass ein umfassendes und rechtsverbindliches Abkommen entwickelt werden soll, um die weltweite Plastikverschmutzung entlang des gesamten Produktionszyklus zu beenden. Rohstoffgewinnung, Produktion, Transport, Nutzung, Entsorgung und Recycling – alles soll in einem globalen Abkommen geregelt werden. Das Hauptziel ist positiv: die Plastikproduktion verringern, die Umwelt schützen und gefährliche Chemikalien in Plastik verbieten. Es gibt zwar diverse nationale Systeme und Regelungen, doch diese reichen nicht aus, um der Plastikkrise in ihrem globalem Ausmaß zu begegnen.
Um dieses Abkommen zu erarbeiten, trafen sich die Länder also zu mehreren Verhandlungsrunden. Zwischen den „großen“ internationalen Verhandlungsrunden gab es immer wieder auch kleinere Treffen, um an dem Thema zu arbeiten.
Bisher fanden Treffen in Uruguay (2022), Paris (2023), Nairobi (2023), Ottawa (2024) und Busan (2024) statt.

Das Treffen in Busan sollte eigentlich das letzte sein, doch es gab keine Einigung. / © John Jeon, pixabay.com
Eigentlich sollte das Abkommen bereits 2024 fertig sein, doch die Länder konnten sich beim ersten Treffen der fünften Verhandlungsrunde in Busan/Südkorea auf keinen Text des Abkommens einigen. Deswegen wurde ein weiteres Treffen in Genf geplant.
Vor dem Treffen in Genf haben über 90 Staaten, darunter die EU, ihre Ambitionen bekräftigt, die Verschmutzung durch Plastik zu beenden und haben die Notwendigkeit eines globalen Abkommens bekräftigt. Sie haben gewisse Mindestanforderungen formuliert, z.B. Reduktion der Plastikproduktion, Verbot gefährlicher Chemikalien, Verbot von bestimmten Einwegprodukten, Sicherstellung von Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Chemikalien.
Doch leider waren bei den Verhandlungen auch Lobbyisten der fossilen Industrie dabei, und das nicht zu knapp: Bei der letzten Verhandlungsrunde in Busan waren 221 Lobbyisten registriert. Das waren sogar mehr als die Vertreter:innen der EU mit 191 Delegierten.

Auch bei den Verhandlungen in Genf waren die Vertreter:innen der fossilen Industrie zahlreich vertreten. / © Janusz Walczak, pixabay.com
Input von NGOs
Während den Verhandlungen in Genf waren natürlich zahlreiche Vertreter:innen von NGOs und Aktivist:innen aus der Zivilgesellschaft vor Ort. Auch der WWF und die WWF Jugend waren dabei.
Bereits im Vorfeld hatten über 600 Organisationen aus der ganzen Welt das „Manifest für eine Zukunft frei von Plastikverschmutzung“ unterzeichnet und darin die Regierungschefs aufgefordert, sich für das Recht der Menschen auf eine gesunde und saubere Umwelt einzusetzen.

Hier fanden die Verhandlungen zum Plastikabkommen statt. / © Matias Reding, unsplash.com
Das Ergebnis
Was wurde nun aber bei der Verhandlung beschlossen? Worauf haben sich die Länder geeinigt?
Vereinfacht gesagt: Nichts. Denn die Verhandlungen sind abermals ohne Abkommen zu Ende gegangen. Einige Ölstaaten haben das Abkommen verhindert und stellen weiterhin wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund.
Es wurde zwar ein Text erarbeitet, doch dieser bekam keine Zustimmung unter den beteiligten Ländern.
Florian Titze vom WWF Deutschland sagt dazu: „Der vorgelegte Vertragsentwurf enthielt weder verbindliche, globale Regeln, noch Verbote besonders schädlicher Produkte und Chemikalien, noch wirksame Vorgaben, um die stetig steigenden Plastikproduktion zu reduzieren. Deshalb ist es gut, dass die schlimmste aller Möglichkeiten, ein schwacher Vertrag, nicht zur Realität wurde.“
Dabei wäre ein globales Abkommen sogar gut für die Wirtschaft gewesen: Globale Regeln würden zu geringeren Risiken und Kosten für Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette führen, die weltweite Sammlung, Sortierung und das Recycling würden sich verbessern, es gäbe weniger Materialverluste, es könnten neue Geschäftsmodelle entstehen und es würde sogar ein Wachstum bei den Zahlen der Beschäftigten mit sich bringen. Weniger Bürokratie, weniger Kosten, dafür mehr Planbarkeit und mehr Sicherheit bei Investitionen.
Wie es nun weitergeht, ist offen. Denn die Verhandlung in Genf sollte endgültig die letzte sein. Weitere Verhandlungsrunden sind bisher nicht vorgesehen.

Fazit
Die Verhandlungen in Genf hätten eine unglaubliche Chance gehabt: Eine einzigartige Chance, das Abkommen für Umwelt und Gesundheit zu nutzen und die Plastikverschmutzung bereits an der Quelle zu stoppen. Weniger Plastik, saubere Ozeane, gesunde Natur. Einige Ländergruppen waren durchaus ambitioniert, andere haben sich von Lobbyisten aus der fossilen und chemischen Industrie beeinflussen lassen.
Das hat den Text des Abkommens schließlich verwässert und schlussendlich zum Scheitern der Verhandlungen geführt.
Das ist gut und schlecht zugleich. Denn das Abkommen wäre ein Geschenk an die fossile und chemische Industrie gewesen, der Lobbyeinfluss zu stark, das Abkommen zu schwach um wirklich etwas zu bewirken. Das Abkommen hätte den Mythos aufrecht gehalten, dass Recycling ausreicht. Gut also, dass die Länder dem Text nicht zugestimmt haben.
Und schlecht, dass sich die Länder nicht auf ein ambitioniertes Abkommen einigen konnten und es vorerst weiterhin keine Regelungen geben wird, wie die globale Plastikkrise angegangen werden soll.
Doch es heißt auch: Wir müssen weiter dranbleiben. Nur ein starkes Plastikabkommen kann verhindern, dass die globale Plastikproduktion weiter wächst – und es muss unbedingt rechtsverbindlich sein.

Nur ein starkes, rechtsverbindliches Abkommen kann die Plastikverschmutzung wirksam beenden. / © Naja Bertolt Jensen, unsplash.com
Quellen:
Bündnis Exit Plastik: „Für ein globales Plastikabkommen!“, unter https://exit-plastik.de/plastics-treaty/ (letzter Zugriff am 23.8.2025)
Bündnis Exit Plastik: „Steckbrief Plastik: Globales Plastikabkommen“ vom 7.4.2025, unter https://exit-plastik.de/steckbrief_plastikabkommen/ (letzter Zugriff am 23.8.2025)
WWF Deutschland: „Eine riesige Chance für Mensch, Planet und Wirtschaft“ vom 6.8.2025, unter https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/globales-abkommen/plastikabkommen-eine-riesige-chance-fuer-mensch-planet-und-wirtschaft (letzter Zugriff am 23.8.2025)
WWF Deutschland: „Plastikabkommen: Besser gar nicht als so“ vom 19.8.2025, unter https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/un-plastikabkommen (letzter Zugriff am 23.8.2025)
Greenpeace Deutschland: „Ein globaler Plastikvertrag“ vom 15.8.2025, unter https://www.greenpeace.de/engagieren/nachhaltiger-leben/weg-globalen-plastik-vertrag (letzter Zugriff am 23.8.2025)

Eine Story von: Stephanie
Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.