
Karpfen (Fantastische Fakten)
Der Karpfen (Cyprinus carpio) zählt zu den ältesten vom Menschen gezüchteten Fischarten Europas und bereits im Mittelalter wurde er in Klosterteichen gehalten! Doch der Karpfen ist weit mehr als nur ein Speisefisch, denn er hat eine sehr spannende Biologie. Gleichzeitig steht der Wildkarpfen unter Druck, sowohl durch die intensive Nutzung als auch durch genetische Durchmischung.
Die Biologie des Karpfens
Der Karpfen gehört zur Familie der Karpfenartigen (Cyprinidae), der artenreichsten Fischfamilie mit weltweit über 1.600 Arten. Seine Wildform stammt ursprünglich aus den Zuflüssen des Schwarzen und Kaspischen Meeres, doch heute ist er durch menschliche Zucht weltweit verbreitet.
Typisch für den Karpfen sind:
- ein langgestreckter, kräftiger Körper
- zwei Bartfädenpaare am zahnlosen Maul
- Schlundzähne zum Zerkleinern der Nahrung
- verschiedene Schuppenformen: vom vollständig beschuppten Schuppenkarpfen bis zum fast schuppenlosen Spiegelkarpfen
Er erreicht in der Regel eine Größe von 30 bis 50 Zentimetern, kann aber über einen Meter lang und bis zu 40 Kilogramm schwer werden.
Der Weltrekord-Karpfen wog 51,2 Kilogramm!
Lebensweise und Fortpflanzung
Karpfen bevorzugen warme, stehende oder langsam fließende Gewässer mit weichem Grund und viel Pflanzenwuchs und künstlich angelegte Teiche ideale Bedingungen bieten. Sie sind anpassungsfähig und kommen auch mit niedrigem Sauerstoffgehalt zurecht. Das hat sie im Mittelalter zur perfekten Wahl für Fischteiche in Klöstern gemacht.
Die Fortpflanzung erfolgt im späten Frühjahr, sobald die Wassertemperatur über 18°C liegt. Weibchen können dabei über eine Million klebrige Eier an Wasserpflanzen ablegen!
Die Brut ernährt sich zunächst vom Dottersack und anschließend von Zooplankton.
Teichwirtschaft: Ein Ökosystem für den Karpfen
Die Teichwirtschaft ist eine Form der Aquakultur, die in Österreich auf eine jahrhundertealte Tradition zurückgeht. Teiche dienen nicht nur der Fischzucht, sondern haben oft auch historische, kulturelle und ökologische Funktionen. Manche Teiche sind über 500 Jahre alt!
Sie werden je nach Funktion in Laichteiche, Streckteiche oder Abwachsteiche unterteilt.
Die Aufzucht der Karpfen erfolgt abgestuft:
- Nach dem Schlüpfen wachsen die Jungfische in Vorstreckteichen.
- Danach folgen Streckteiche für ein- bis dreisömmrige Tiere.
- Die letzten Wachstumsphasen finden in Abwachsteichen statt.
Der Großteil der Nahrung stammt aus natürlichen Quellen wie Zooplankton, Insektenlarven und Kleinkrebsen. Zusätzlich werden die Fische mit Getreide gefüttert.
Ökologische Bedeutung und Herausforderungen
Karpfenteiche bieten nicht nur den Fischen Lebensraum, sondern sind auch für viele andere Arten wertvolle Feuchtgebiete, darunter Amphibien, Libellen, Vögel und Wasserpflanzen.
Gleichzeitig gibt es auch ökologische Herausforderungen:
- Es ist unklar, ob in Österreich noch echte Wildkarpfen vorkommen. Durch jahrhundertelange Besatzmaßnahmen könnte es zu einer Vermischung mit Zuchtformen gekommen sein.
- In manchen Regionen, wo der Karpfen nicht ursprünglich heimisch war, kann er als invasive Art auftreten und heimische Arten verdrängen.
Gefährdung des Wildkarpfens
Während der Zuchtkarpfen weltweit verbreitet ist und in Aquakulturen millionenfach gezüchtet wird, gilt der ursprüngliche Wildkarpfen als gefährdet.
Ursachen hierfür sind:
- Lebensraumverlust durch Gewässerausbau und -verschmutzung
- Konkurrenz durch ausgesetzte oder entflohene Zuchtkarpfen
- Mangel an genetisch reinen Populationen
Effektiver Schutz des Wildkarpfens erfordert daher gezielte Forschung, genetische Überwachung und den Erhalt natürlicher Lebensräume. Auch naturnahe Teichwirtschaft kann dazu beitragen, wenn sie ökologisch verantwortungsvoll betrieben wird.
Quellen
Titelbild: Unsplash © Sara Kurfess
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