
Hoffnung schreibt Geschichten: Deniz
Während des WWF Jugend Schreibwettbewerbs zum Thema „Hoffnung“ haben wir viele Kurzgeschichten erhalten, die uns berühren, Mut machen und zum Nachdenken anregen. In der Interviewreihe "Hoffnung schreibt Geschichte" möchten wir euch die Autor:innen und ihre Geschichten vorstellen.
Heute geht es um Deniz, sie ist 17 Jahre alt und hat in ihrer Kurzgeschichte "Das leuchtende Paradox: Warum Hoffnung in der dunkelsten Stunde entsteht" wissenschaftliche Theorien auf erzählerische Art und weise miteinander verknüpft!
Interview mit Deniz

Erzähle gerne ein bisschen über dich (wann hast du mit dem Schreiben angefangen, hast du ein Lieblingsbuch…?)
Ich heiße Fatma Deniz Aydın, bin 17 Jahre alt und lebe in Istanbul. Mein Ziel ist es, in der Zukunft als Wissenschaftlerin zu arbeiten – ein Weg, der für mich keineswegs im Widerspruch zum Schreiben steht. Im Gegenteil: Ich glaube daran, dass gerade an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Ästhetik das Schreiben eine Brücke schlägt. Während die Wissenschaft für den Menschen arbeitet, existiert die Kunst durch den Menschen – diese beiden Pole in meinen Texten zu verbinden, bedeutet für mich, eine ganzheitliche Sicht auf Welt und Erkenntnis zu entfalten. Ich habe schon in meiner Kindheit mit dem Schreiben begonnen. In Momenten, in denen mir Worte im gesprochenen Ausdruck fehlten, wurde das Schreiben für mich zu einem Rückzugsort – einem Ort, an dem ich Schutz suchte und schließlich Bedeutung fand. Mit der Zeit wurde das Schreiben zu einem Instrument, mit dem ich nicht nur mich selbst, sondern auch die Welt um mich herum neu interpretieren konnte. Für mich ist Schreiben keine bloße Ausdrucksform, sondern ein intellektueller Akt der Sinnsuche.
Ein Lieblingsbuch im klassischen Sinne habe ich nicht, da jedes Buch einen anderen Teil meiner Seele berührt und vervollständigt. Doch eines der Werke, zu dem ich immer wieder zurückkehre, ist Die Häfen des Ostens von Amin Maalouf. Die Art und Weise, wie darin die Thematik von Identität und Grenzerfahrungen literarisch verhandelt wird, inspiriert mich nicht nur literarisch, sondern auch philosophisch. Ähnliche Tiefen finde ich in den poetischen Texten von Khalil Gibran, in der Bildhaftigkeit von Sylvia Plaths Gedichten und in der emotionalen Intensität der Werke von Emily Brontë – sie alle haben meine Perspektive auf das Schreiben wesentlich geprägt.
Hast du als Kind schon viel gelesen? Gibt es eine Geschichte, die du nie vergessen hast?
Als Kind war das Lesen mein stiller Rückzugsort – ein sanftes Entkommen aus einer Welt, die oft zu laut, zu schwer war. In den Seiten der Bücher fand ich Leben, die nicht mein eigenes waren, und doch sprachen sie in einer Sprache, die tief in mir widerhallte.
Wie viel ich gelesen habe, kann ich nicht mehr sagen – aber ich erinnere mich, dass ich mich nie von meinen Büchern trennen konnte. Selbst die Minuten, bevor der Schulbus kam, wurden zu einem kostbaren Raum für ein paar Zeilen, die mir Luft zum Atmen gaben.
Ein Buch, das ich nie vergessen werde, ist Mary Shelleys Frankenstein. Für mich war es mehr als nur der erste Science-Fiction-Roman – es war eine Begegnung mit der Frage, was es heißt, Mensch zu sein. Die existenzielle Spannung zwischen Schöpfer und Geschöpf berührte mich tief und führte mich an die Schnittstelle von Wissenschaft und Literatur – einen Ort, an dem ich heute meine Stimme finde.
Und dann war da Der schwarze Mönch von Anton Tschechow. Ich las ihn in der Mittelstufe fast täglich. Die Einsamkeit des Mönchs, sein Wandeln auf dem schmalen Grat zwischen Glaube und Wahnsinn – das alles spiegelte meine innersten Gedanken wider.
Bis heute begleitet mich das Lesen wie ein Atemzug. Was einst meine Zuflucht war, ist heute mein Weg, mich selbst zu verstehen.
Welche Rolle spielt das Schreiben in deinem Leben?
Das Schreiben ist für mich nicht nur ein Mittel der Kommunikation – es ist eine Landkarte meiner Existenz. Es ist der Ort, an dem unaussprechliche Gefühle eine Stimme finden und komplexe Gedanken eine Form. Auf meinem Weg zur Wissenschaftlerin ist das Schreiben die Brücke, die ich zwischen der Strenge der Wissenschaft und der Sanftheit der Kunst errichtet habe.
Seit meiner Kindheit glaube ich, dass es zwei Arten gibt, die Welt zu verstehen: durch Beobachtung und durch Deutung. Das Schreiben ist der Raum, in dem ich beides miteinander verbinde. Emotionale Verwirrung, philosophische Fragen, gesellschaftliche Beobachtungen oder wissenschaftliche Visionen – all das verschmilzt in meinen Texten zu einer ganz eigenen Wahrheit. Schreiben ist für mich eine Art innere Astronomie – wie Sterne im Universum ordne ich meine Gedanken in Worten an und ziehe Bedeutungsbahnen dazwischen.
Es ist auch die Kunstform, die mich mir selbst am nächsten bringt. Denn in jedem Satz hinterlasse ich einen Teil von mir – manchmal zerbrechlich, manchmal hoffnungsvoll, manchmal suchend. Durch das Schreiben höre ich die Stimme meiner stillen Kindheit und spüre den Schatten der Zukunft, die ich zu erschaffen versuche.
Was bedeutet für dich persönlich Hoffnung?
Descartes nutzte den Zweifel als ein Werkzeug, um zur Wahrheit zu gelangen – ich hingegen spüre die Existenz der Hoffnung in dem Moment, in dem ich in einem dunklen Raum die Augen schließe und dennoch versuche, die Position der Dinge zu erahnen. Hoffnung ist für mich ein Gefühl der Richtung, das dem Wissen vorausgeht. Sie ist der Mut, voranzuschreiten – selbst wenn noch nicht alle Antworten da sind. Es bedeutet, nicht vor der Ungewissheit zu fliehen, sondern in ihr träumen zu können. Für mich ist Hoffnung der Versuch, trotz der Grenzen der Realität Sinn zu erschaffen. Beim Schreiben erlebe ich diese Hoffnung am intensivsten: Wörter bringen Ordnung in mein inneres Chaos und öffnen Türen zu möglichen Zukünften. Hoffnung ist nicht nur der Glaube, dass alles gut wird – sie ist der bedeutungsvolle Schritt im Heute, auch wenn es dunkel bleibt.
Warum hast du dich entschieden, wissenschaftliche Theorien mit einer erzählerischen Geschichte zu verknüpfen?
Ich glaube, dass die Wissenschaft für den Menschen arbeitet, während die Kunst durch den Menschen existiert. Deshalb sehe ich zwischen ihnen keine klare Grenze – im Gegenteil: Wenn man beide vereint, entsteht eine tiefere Bedeutung und eine intensivere Empfindung. Die Wissenschaft erklärt uns das Universum, die Kunst lässt es uns fühlen. Die Erzählung bildet dabei eine einzigartige Brücke zwischen beiden.
Die Entscheidung, wissenschaftliche Theorien mit einer erzählerischen Geschichte zu verknüpfen, gab mir die Möglichkeit, sowohl intellektuelle Tiefe als auch menschliche Emotionen gleichzeitig zu vermitteln. Denn eine Theorie zu verstehen, erfordert manchmal nicht nur den Verstand, sondern auch das Gefühl. Wenn man zum Beispiel die Quantenwahrscheinlichkeiten aus der Sicht eines Kindes erzählt, begreift man die Theorie nicht nur logisch, sondern auch mit Empathie. Für mich wurde das Schreiben zu einem der kraftvollsten Wege, um die Wissenschaft aus abstrakten Begriffen herauszulösen und mitten ins Leben zu bringen.
Wie ist die Idee zum „Kindergeist“ entstanden?
Die Idee zu Kindergeist entstand aus meinem Wunsch, herauszufinden, wie wissenschaftliche Theorien durch das Erzählen die menschliche Seele berühren können. Wie ich in meinem zuvor eingereichten Essay erläutert habe, habe ich in dieser Geschichte sowohl wissenschaftliche Intuitionen als auch Kindheitstraumata miteinander verwoben. Besonders abstrakte Konzepte wie die Multiversum-Theorie wollte ich mit der Vorstellungskraft eines Kindes verbinden. Denn die innere Welt der Kinder ist ebenso komplex und geheimnisvoll wie das Universum selbst.
Der Verlust eines Kindes bedeutet nicht nur eine physische Abwesenheit, sondern auch das Verschwinden von Hoffnungen in Bezug auf Zeit, Raum und Möglichkeiten. Deshalb enthält die Geschichte nicht nur eine wissenschaftliche Grundlage, sondern auch ein metaphysisches Gefühl: Die Frage „Was wäre, wenn in einem anderen Universum alles ganz anders verlaufen wäre?“ zieht sich wie ein roter Faden hindurch.
Kindergeist ist somit das Ergebnis einer sowohl wissenschaftlichen als auch seelischen Suche – ein Versuch, die Last des Verlustes in einem Raum voller Möglichkeiten neu zu deuten.
Hast du vor noch weitere Geschichten zum Thema Hoffnung zu schreiben?
Ja, Hoffnung ist für mich nicht nur ein Thema – sie ist die Spitze meines Stifts, der stille Sinn hinter jedem Atemzug, während ich schreibe. Mit Kindergeist habe ich nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern mein eigenes inneres Licht geteilt, das ich mitten in der Dunkelheit gefunden habe. Deshalb wird Hoffnung immer wieder zu mir zurückkehren, solange ich schreibe. Manchmal wird sie sich in den Tränen eines Kindes zeigen, manchmal in der Stille eines alten Menschen. Aber jedes Mal wird sie neu geboren. Denn die Kraft des Menschen, sich selbst zu heilen, ist für mich die wahrhaftigste aller Geschichten.
Was möchtest du den Menschen, die deine Kurzgeschichte lesen werden noch mitgeben?
Jeder Mensch, der diese Geschichte liest, wird vielleicht ein Echo seiner eigenen Kindheit hören, einen Schatten aus der Vergangenheit spüren oder eine leise, unterdrückte Angst erkennen. Aber vor allem wird er seine zerbrechliche Stärke spüren. Kindergeist ist eine Geschichte, die flüstert, dass ein Gefühl, von dem wir dachten, es sei verloren, noch immer tief in uns wohnt. In einer Welt, in der selbst unsere Ängste uns nicht verlassen, bleibt auch die Hoffnung. Was ich den Lesenden mitgeben möchte, ist das Gefühl: Du bist nicht allein. Auch wenn wir uns manchmal still und einsam fühlen – durch die Worte eines anderen Menschen können wir Heilung finden. Mit dieser Geschichte möchte ich ihre Hand ganz sanft halten.
Deniz's Kurzgeschichte: Das leuchtende Paradox: Warum Hoffnung in der dunkelsten Stunde entsteht
“Hoffnung ist, trotz all der Dunkelheit Licht zu sehen.” -Desmond Tutu [1]
Aus der gewaltigen Stille des Weltalls schwebte der Kindergeist über der Erde, seine
schimmernde Gestalt eine Mischung aus Neugier und Unschuld. In der unendlichen Weite
des Kosmos hatte dieses himmlische Wesen unzählige Aufstiege und Untergänge der
Zivilisationen gesehen. Doch nun, angelockt von Gerüchten über Widerstandsfähigkeit und
Wandel, begann es die Menschheit zu beobachten. Zum ersten Mal regte sich etwas Neues –
ein unbändiges Verlangen zu verstehen, was diese zerbrechliche und unvollkommene Spezies
immer wieder vorwärts trieb, als alle Hoffnung verloren schien.
Der Kindergeist stieg herab, seine Gestalt löste sich in den Körper eines menschlichen Kindes
auf und stand inmitten eines dichten Waldes auf der Erde. Die Welt war bunt und lebendig,
aber auch chaotisch und unberechenbar. Mit der Klarheit eines Außenseiters und der
Verletzlichkeit eines Kindes begann er, das Wesen der Menschheit zu betrachten. Was es
fand, war weder Perfektion noch Verzweiflung, sondern eine Mischung aus Widersprüchen:
eine anhaltende Hoffnung, die aus den tiefsten Kämpfen der Menschheit zu erwachen schien.
Der zum Kind gewordene Geist erkannte, dass es die Fähigkeit der Menschheit war, sich
anzupassen, zu lernen und sich zu entwickeln, die ihre Hoffnung für die Zukunft
aufrechterhielt.
Dieser Aufsatz beschreibt, wie Hoffnung aus der einzigartigen psychologischen und
evolutionären Konfiguration der Menschheit entsteht, die es Individuen und Gesellschaften
ermöglicht, sich über Widrigkeiten zu erheben. Dies ist eine wissenschaftliche Arbeit, die mit
Geschichtenerzählen verwoben ist und zeigt, wie unser Wissen über die Vergangenheit im
Einklang mit unserem tief verdrahteten Streben nach Verbesserung es uns ermöglicht, ein
besseres Morgen zu planen.
Evolutionäre Ursprünge von Resilienz und Hoffnung
Menschen sind im Wesentlichen Überlebenskünstler. Die Evolution hat uns mit kognitiven
Werkzeugen ausgestattet, um in einer unvorhersehbaren Welt zu gedeihen. Anthropologen
argumentieren, dass die wichtigste Entwicklung in der menschlichen Evolution die Fähigkeit
war, abstrakt zu denken und Pläne für die Zukunft zu schmieden. Diese Fähigkeit ermöglichte
es den frühen Menschen, sich auf Gefahren vorzubereiten, Lösungen für Herausforderungen
zu suchen und Werkzeuge zu entwickeln, die das Überleben sicherten. Viktor Frankl, ein
Holocaust-Überlebender und Psychologe, sagte: „Wenn wir eine Situation nicht mehr ändern
können, sind wir gefordert, uns selbst zu ändern.“ [2] Diese Anpassungsfähigkeit ist tief in
unserer Evolutionsbiologie verwurzelt. Der präfrontale Kortex des Gehirns, der für Planung
und Entscheidungsfindung zuständig ist, spricht Bände über die einzigartige Fähigkeit der
Menschheit, vorausschauend zu denken. Und der kindliche Geist beobachtete die Menschheit
aus seiner neuen Perspektive und wunderte sich noch mehr darüber, wie Menschen mit ihren
zerbrechlichen Formen solche Fähigkeiten genutzt hatten, um Schutz vor Stürmen zu bauen,
Nahrung auf unfruchtbaren Grundstücken anzubauen und sogar den Kosmos selbst zu
erforschen, aus dem sie stammen [2]. Dieser evolutionäre Vorteil schafft Hoffnung, weil er
den Menschen den Glauben vermittelt, dass immer eine Lösung verfügbar ist, selbst wenn die
Richtung vor ihnen nicht klar ist. Es ist nicht das Fehlen von Schwierigkeiten, die Hoffnung
für die Zukunft schafft, sondern die Präsenz dieser dem Menschen angeborenen
Einfallsreichtum.
Psychologische Position und der Moment
Der menschliche Geist ist nicht nur ein Instrument zum Überleben; er ist eine Leinwand für
Bedeutung. Psychologen haben den Zusammenhang zwischen Hoffnung und Wohlbefinden
lange untersucht und ihn als Schlüsselelement der Resilienz bezeichnet. Der Psychologe
Charles R. Snyder definiert Hoffnung als den Glauben an die eigene Fähigkeit, Wege zu
Zielen zu finden, und den Willen, diese Wege zu verfolgen [3,4]. Im Gegensatz zum
Optimismus – der eine allgemeine Erwartung ist, dass gute Dinge passieren werden – ist
Hoffnung aktiv: Sie erfordert Anstrengung, Kreativität und Beharrlichkeit. Das Geisterkind
beobachtete diese Dynamik [3]. Es traf auf einen Bauern in einem kleinen Dorf, der seine
Ernte durch die Dürre verloren hatte. Doch anstatt der Verzweiflung nachzugeben, probierte
dieser Bauer neue Bewässerungsmethoden aus, nutzte das Wissen seiner Vorfahren und
erweckte die Felder wieder zum Leben [4]. Damals lernte das Kind, dass Hoffnung niemals
unabhängig von Handeln oder Handlung existieren kann. Dies kommt auch der Forschung in
der positiven Psychologie zugute, wo vorgeschlagen wurde, dass ein Gefühl der Kontrolle
über Lebensereignisse ein befähigendes Element ist, um auch in Widrigkeiten die Hoffnung
aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus spielt es in der menschlichen Natur eine wichtige Rolle,
Momente der Not in Wachstumschancen umzuwandeln. Studien zur kognitiven
Verhaltenstherapie zeigen, dass negative Erfahrungen umgedeutet werden können, um
emotionale Folgen zu verändern, und was einst Verzweiflung war, kann sich in
Entschlossenheit verwandeln. In dem jungen Mädchen, das in bitterer Armut geboren wurde,
sah der Geist also eine unersättliche Leidenschaft für Bildung, mit einer Vision einer besseren
Zukunft, in der sie ihre Gemeinschaft voranbringen konnte. Es ist diese psychologische
Position, die aus Selbstbewusstsein und der Fähigkeit, die Gegenwart neu zu interpretieren,
entsteht, die Hoffnung zu einem so mächtigen Werkzeug für den Fortschritt macht [9].
Kulturelle Narrative und Kollektive Hoffnung
Sie ist nicht auf die individuelle Ebene beschränkt, sondern entspringt kollektiven
Handlungen und gemeinsamen Narrativen. Die Geschichte hat wiederholt Bewegungen und
Revolutionen erlebt, die durch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ausgelöst wurden. Von
der Abschaffung der Sklaverei bis zum Klimawandel wurde die Menschheit durch kollektive
Hoffnung dazu getrieben, monumentale Veränderungen in Angriff zu nehmen [6]. Der
kindliche Geist, der inzwischen voll in das menschliche Leben eingebunden war, wurde in
eine geschäftige Stadt entführt, in der Menschen unterschiedlicher Kulturen, Sprachen und
Glaubensrichtungen zusammenarbeiteten und ihre Gemeinschaft nach einer Naturkatastrophe
wieder aufbauten. Vereint durch ein gemeinsames Ziel – ihre Gemeinschaft wieder
zusammenzuführen – unterschieden sie sich in allem anderen. Es erinnerte den Geist daran,
dass Menschen durch das Erzählen von Geschichten und das Teilen von Visionen ein Gefühl
der Einheit und eines Ziels jenseits der Kämpfe des Einzelnen schaffen. Soziologen
argumentieren, dass Hoffnung ein Eckpfeiler des sozialen Zusammenhalts ist. Sie ist in
kulturellen Mythen, religiösen Lehren und modernen Medien verschlüsselt und dient als
Leuchtfeuer in dunklen Zeiten. Martin Luther King Jr.s berühmte Worte „Wir müssen
endliche Enttäuschungen akzeptieren, aber niemals die unendliche Hoffnung verlieren“
verkörpern, wie Führer Hoffnung nutzen, um kollektives Handeln zu inspirieren [5]. Diese Geschichten trösten und mobilisieren Menschen, sich für Veränderungen einzusetzen, selbst
wenn die Hindernisse unüberwindbar scheinen [5].
Hoffnung als Motor der Innovation
Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften der Menschheit ist ihre Fähigkeit, Widrigkeiten
in Innovation umzuwandeln. Der kindliche Geist beobachtete, wie Herausforderungen oft zu
Katalysatoren für Durchbrüche wurden. Er sah, wie Krankheiten, die einst die Bevölkerung
dezimierten, die Medizin voranbrachten, und wie Umweltkrisen erneuerbare
Energietechnologien inspirierten. Hoffnung treibt diese Innovation an, indem sie eine
Denkweise der Möglichkeiten fördert. Menschen investieren Zeit und Ressourcen in
Experimente und Entdeckungen, wenn sie das Gefühl haben, dass etwas besser sein könnte.
Deshalb wird die Weltraumforschung fortgesetzt; sie wird von der Hoffnung angetrieben,
neue Grenzen und Lösungen für die Probleme der Erde zu finden [7]. Der Geist, der die
Sterne von seinem irdischen Standpunkt aus betrachtete, erkannte, dass das Streben der
Menschheit nach Wissen und Fortschritt aus ihrer Weigerung resultiert, Einschränkungen zu
akzeptieren.
Eine von Hoffnung geleitete Zukunft
Als der kindliche Geist in seine menschliche Form hineinwuchs, begann er die Last der
Existenz zu spüren: die Zerbrechlichkeit, die Ungewissheit, den Schmerz. Doch er spürte
auch die Kraft der Hoffnung, eine Kraft, die Logik und Vernunft zu trotzen schien. Er sah,
wie die Menschen trotz ihrer Unvollkommenheit kontinuierlich daran arbeiteten, eine bessere
Welt zu schaffen – nicht nur für sich selbst, sondern auch für kommende Generationen [6,8].
Wenn wir darüber nachdenken, was uns Hoffnung für die Zukunft gibt, wird kristallklar, dass
Hoffnung kein abstraktes Wesen ist, sondern ein im Wesentlichen menschliches Phänomen,
das auf Evolution, psychologischer Belastbarkeit und kollektiver Vorstellungskraft beruht
[6,7]. Es ist der Bauer, der nach einer Dürre Saat pflanzt, der Wissenschaftler, der in einem
Labor Grenzen überschreitet, der Aktivist, der für Gerechtigkeit kämpft, und das Kind, das
von endlosen Möglichkeiten träumt. Als das Geistkind zum Horizont blickte, verstand es
schließlich, dass Hoffnung keine Frage einer besseren Zukunft ist, sondern ein Glaube an die
Fähigkeit der Menschheit, eine solche zu schaffen. Es ist dieser unerschütterliche Glaube an
unsere Fähigkeit zu lernen und uns anzupassen und aus der Erfahrung zu wachsen, der die
Zukunft nicht nur erträglich, sondern auch schön macht. Mit dieser neu gewonnenen Einsicht
lächelte der Kindergeist dann in alles hinein, was auf ihn zukam, denn das ist es, was die
Menschen gelehrt hatten: Hoffnung ist Licht im Inneren, das auf jeden dunklen Pfad ein Licht
wirft, das ihm den Weg weist.
Referenzen
- 1. Tutu, Desmond : Keine Zukunft ohne Versöhnung / Desmond Tutu, 2001 Aus dem
Engl. Alex Monte Düsseldorf : Patmos GmbH&Co. KG,2001.-238 S, ISBN
:978-3-491-72456-3 Originaltitel : No Future Without Forgiveness, 1999, Doubleday - Frankl, Viktor Emil : Ein Psycholog erlebt das KZ. Verlag für Jugend und Volk, Wien
1946. [2] Frankl,Viktor Emil : … trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe
erlebt das Konzentrationslager. dtv, München 1982, ISBN 3-423-10023-0 - Snyder, C. R. (2002). Hope theory: Rainbows in the mind. Psychological Inquiry,
13(4), 249- 275. doi:10.1207/S15327965PLI1304_04 - Snyder, C. R., Shorey, H. S., Cheavens, J., Pulvers, K. M., Adams, V. I., &
Wiklund, C. (2002). Hope and academic success in college. Journal Of Educational
Psychology, 94(4), 820-826. doi:10.1037/0022-0663.94.4.820 - King, Martin Luther Jr. : Aus einer Rede am 12. August 1956 während eines Treffens
des Southern Christian Leadership Conference (SCLC) in Montgomery, Alabama - Fredrickson, Barbara L.: The Role of Positive Emotions in Positive Psychology.
American Psychologist, 56(3), 2001 - Dweck, Carol S.: Mindset: The New Psychology of Success. Random House, 2006
- Kahneman, Daniel: Thinking, Fast and Slow. Farrar, Straus and Giroux, 2011
- Harari, Yuval Noah: Homo Deus: A Brief History of Tomorrow. Harvill Secker, 2016.
Titelbild: © Canva