Emissionen: So trägt Plastik zum Klimawandel bei

Published on July 5, 2025

Plastik ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Wir fahren in Autos und Zügen mit Plastikteilen, verpacken unsere Lebensmittel in Plastik, kleiden uns in Plastik, wenn wir Licht brauchen, drücken wir auf den Plastikschalter, ganz zu schweigen von medizinischen Produkten, die Plastik enthalten.

Doch der Hunger nach Plastik ist weltweit ungebremst und es wird immer mehr davon produziert. Das führt zu verschiedenen Problemen. Das Müllproblem ist noch recht offensichtlich. Die Gesundheitsgefahren, die von Plastik ausgehen, sind schon weniger bekannt. Und auch, dass Plastik die Klimakrise anheizt, wissen nur wenige.

Mit unserem Plastikkonsum sind also verschiedene Probleme verbunden. In dieser Story schauen wir uns zunächst einmal an, welche Umweltprobleme bei der Plastikherstellung entstehen und wie viele Emissionen unser Plastikhunger verursacht. Eine weitere Story wird sich mit Plastik und Gesundheit befassen und auch über Plastik im Meer wirst du bald mehr erfahren.

 

Unser Plastikhunger wächst

Plastik wird für eine Vielzahl an Dingen in unserem Alltag eingesetzt. Weltweit produzieren wir über 400 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr. Über ein Drittel davon werden als Verpackung verwendet. Das meiste davon ist Einwegkunststoff, d.h. die Verpackungen werden nur einmal verwendet und dann entsorgt. Die folgende Grafik zeigt, für welche Bereiche weltweit wie viel Plastik hergestellt wird:

Die Grafik zeigt die Nutzung von Plastik nach Industriezweigen im Jahr 2015
© PLASTIKATLAS | Appenzeller/Hecher/Sack, CC BY 4.0


Wenn wir Debatten um Klimaschutz führen, geht es meistens um die Energiewende oder die Verkehrswende. Weitaus seltener wird über den Beitrag der Industrie zur Klimakrise gesprochen, dabei trägt die Industrie mit rund 30% zu den globalen Treibhausgasemissionen bei. Hier ist es vor allem die Kunststoffproduktion, die für viele Emissionen verantwortlich ist und dafür sorgt, dass die Emissionen dieses Sektors weiter steigen.

Das Foto zeigt eine Ölförderstätte am Meer
Plastik und fossile Anlagen sind untrennbar miteinander verbunden / © isakarakus, pixabay.com


Die Basis der Plastikproduktion: Fossile Rohstoffe

Noch immer werden 99% aller Kunststoffe aus fossilen Brennstoffen hergestellt, aus Erdöl und Erdgas, teilweise auch aus Kohle. Es gibt inzwischen zwar Alternativen aus nachwachsenden Rohstoffen, aber der Anteil ist vergleichsweise gering.

Die fossile Industrie und die Kunststoffindustrie sind untrennbar miteinander verbunden. In keinem anderen Bereich weltweit nimmt der Ölverbrauch so stark zu wie bei der Herstellung petrochemischer Produkte. Die Internationale Energieagentur IEA geht sogar davon aus, dass bis 2050 die Hälfte der globalen Ölnachfrage auf die Kunststoffindustrie entfallen wird.

2021 wurden weltweit jeden Tag fast 90 Millionen Barrel Erdöl gefördert. 4 – 8% davon werden für die Produktion von Kunststoffen genutzt. Die Hälfte des Öls für die Produkte selbst, die andere Hälfte, um die für die Kunststoffproduktion notwendige Energie zu erzeugen. Jeden Tag werden also 3-6 Millionen Barrel Erdöl für die Produktion von Kunststoffen verbraucht. (Ein Barrel entspricht rund 159 Litern.)

Zur Verdeutlichung: Aus einem Barrel Rohöl kann man z.B. 72 Liter Benzin machen (und damit von Paris nach Prag fahren), 15 Liter Flugtreibstoff (damit kann man 4 Sekunden fliegen), 1.700 kWh Strom erzeugen (damit kannst du dein Smartphone 242 Jahre jede Nacht aufladen) – oder man stellt daraus eben 8.500 Plastiktüten her. Nimm diese Zahlen und multipliziere sie mit 3-6 Millionen – dann hast du die Menge, die pro Tag in die Kunststoffproduktion fließt.

Eine Förderstätte für Erdöl an Land

Pro Tag werden 3-6 Millionen Barrel Erdöl für die Kunststoffproduktion verbraucht / © distelAPPArath, pixabay.com


Aber nicht nur Erdöl, auch Erdgas wird für Kunststoffe verwendet. 2021 wurden rund 4 Billionen Kubikmeter Erdgas gefördert. 1,8% dieser Menge wurde vermutlich für die Produktion von Kunststoff verwendet. Das sind etwa 72 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr. Damit könnte man 24 Millionen Heißluftballons füllen.

Methan-Emissionen wurden bislang hauptsächlich mit der Viehhaltung in Verbindung gebracht. Doch neuere Forschungen kommen zu dem Ergebnis, dass vor allem das Fracking für die steigenden Methanemissionen verantwortlich ist, die den Klimawandel beschleunigen. - Und wie du gerade gesehen hast, wird ein Teil des auf diese Weise geförderten Erdgases für unsere Plastikkonsum verwendet.

Blick auf eine abgeholzte Waldfläche, im Vordergrund einige gefällte Bäume

Abholzung von Wäldern für Förderfelder und Pipelines: Auch das trägt zum CO2-Abdruck von Plastik bei / © pixabay.com


Und für die Umweltbilanz kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Neben dem großen Energieverbrauch bei der Förderung der Rohstoffe entstehen auch Emissionen und Umweltschäden, weil Wälder gerodet werden oder Ackerflächen für Pipelines und Bohrfelder umgewandelt werden.

Im Folgenden schauen wir uns einmal genauer an, wie viele Emissionen entlang der einzelnen Phasen im Lebenszyklus von Kunststoff anfallen.

 

Der Beginn: Transport fossiler Rohstoffe

Erdöl und Erdgas werden weltweit als Energiequelle und zur Herstellung von Produkten genutzt, aber nur in manchen Regionen gefördert - sie müssen also über große Strecken transportiert werden.  Das geschieht in erster Linie mit Pipelines, Schiffen, Güterzügen und Lastwagen.

eine metallig-glänzende Pipeline auf Metallstreben führt durch Grasland

Pipelines zum Transport fossiler Rohstoffe – Lecks führen zu Umweltschäden und Emissionen / © jdblack, pixabay.com


Pipelines:
Das größte Pipelinenetz der Welt befindet sich in den USA. Über 70% des geförderten Rohöls und der flüssigen Erdölprodukte (Benzin, Heizöl etc.) werden dort in Pipelines transportiert. 5 Reisen zum Mond und wieder zurück – das ist die Länge des amerikanischen Gas-und Ölpipeline-Netzes (3,9 Millionen km).

Schiffe: Auf dem Seeweg werden weltweit 61% der fossilen Brennstoffe transportiert. Das sind rund 58 Millionen Barrel – pro Tag. Öltanker machen auf den Weltmeeren 28% des gesamten internationalen Schiffverkehrs aus, wenn man nach dem Gewicht geht. Am häufigsten werden dabei sogenannte Long-Range-Tanker eingesetzt. Ein einziger dieser Tanker kann zwischen 310.000 und 550.000 Barrel Rohöl aufnehmen.

Güterzüge: Güterzüge spielen eine untergeordnete Rolle. 2018 wurden gerade einmal gut 200 Millionen Barrel Rohöl in Güterzügen transportiert.

LKWs: Auch LK“s spielen eine untergeordnete Rolle. Sie transportieren Öl und Gas eher über kürzere Strecken. 4% aller Öl-/Gastransporte entfielen auf LKWs.

Natürlich entstehen bei all diesen Transportvarianten CO2-Emissionen, die die schädlichen Auswirkungen von Plastik auf die Umwelt und das Klima erhöhen. Kommt es beim Transport gar zu einem Unfall, können die Folgen unter Umständen ins Unermessliche steigen, genauso wie bei Unfällen/Lecks bei der Gewinnung von Erdgas und Erdöl.

zwei große Schiffe auf dem Meer, im Hintergrund Küste mit einer Raffinerie
28% der globalen Handelsschiffe sind für den Transport von fossilen Rohstoffen / © michaelmep, pixabay.com


Emissionsintensiv: Die Herstellung von Kunststoff

Plastik lässt sich inzwischen relativ günstig herstellen. Doch es erfordert immer noch mehrere komplizierte und ganz bestimmte chemische Prozesse, um aus fossilen Ausgangsstoffen Plastik herzustellen. Im Wesentlichen sind dabei 4 Stufen notwendig: Raffination, Cracken, Polymerisation, und die Herstellung von Nudles (kleine Plastikpellets).

Bei diesen Schritten werden die Ausgangsstoffe unter großem Energieaufwand erhitzt, in verschiedene Bestandteile zerlegt und getrennt, sie werden mit hohem Druck und hohen Temperaturen in kleine Moleküle aufgespalten, weiter erhitzt und bei wieder anderen Temperaturen zu Polymeren zusammengefügt, abgekühlt und schließlich zu  erbsengroßen Plastikpellets geformt.

All diese Prozesse erfordern viel Energie, um die notwendigen Temperaturen und Druckverhältnisse herbeizuführen. Und oft finden in einem Werk nur ein Teil der Schritte statt und die Stoffe werden zwischendurch von einer Fabrik zu einer anderen transportiert, was wiederum Emissionen für den Transport verursacht.

Alles in allem ist die Herstellung von Kunststoffen also eine sehr emissionsintensive Angelegenheit.

Eine Raffinerie mit mehreren hohen, schmalen Türmen vor wolkenbedecktem Himmel
Die Herstellung von Kunststoff erfordert mehrere Arbeitsschritte, die oft in unterschiedlichen Raffinerien erfolgen / © HarrStilianou, pixabay.com


Egal wann: CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus

Wir haben bereits gesehen: Die Förderung der Rohstoffe, Transport und Herstellung von Plastik verursacht viele CO2- und Methan-Emissionen. Doch damit sind die Emissionen von Plastik noch nicht beendet – sie gehen den gesamten Lebenszyklus weiter.

Eine Analyse hat ergeben, dass alleine 2015 die Herstellung und Entsorgung von Plastik global einen Ausstoß von 1,7 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalenten verursacht hat – das sind 3,8% der gesamten Emissionen, die in diesem Jahr freigesetzt wurden. Und das ist fast doppelt so viel, wie die Luftfahrt weltweit ausstößt.

Wäre „Plastik“ ein Land, wäre es der fünftgrößte CO2-Emittent der Welt.

Tendenz: Steigend. Bis 2050 könnte der Anteil an den CO2-Emissionen, die durch Plastik im gesamten Lebenszyklus verursacht werden, 15% der weltweiten Emissionen ausmachen. Und das könnte unsere Klimaziele und Bemühungen im Klimaschutz ernsthaft zugrunde richten.

Dabei verteilen sich die Emissionen über den Lebenszyklus von Plastik gesehen nicht gleichmäßig: Auf die Herstellung (inkl. Gewinnung der Rohstoffe und deren Transport) entfallen etwa 61%, auf die Verarbeitung rund 30% (das umfasst die Verarbeitung von Rohkunststoff zu den konkreten Plastikwaren). Und auf die Entsorgung kommen ca. 9% der Emissionen, die Plastik zugerechnet werden.

Die Grafik zeigt, wie Plastik zur Klimakrise beiträgt und wie sich die Emissionen auf den Lebenszyklus verteilen
© PLASTIKATLAS | Appenzeller/Hecher/Sack, CC BY 4.0


Die Herstellung von Plastik schlägt mit Emissionen in Höhe von über 1.000 Megatonnen (Mt) CO2 zu Buche. Doch warum sind die Emissionen gerade in der Herstellung so hoch? Ein Großteil dieser Emissionen entsteht bei der Gewinnung und dem Transport der Rohstoffe, also z.B. durch Freisetzung von Methan an den Ölfeldern, beim Energieeinsatz für Öl- und Gasbohrungen, bei der Rodung von Wäldern und Ackerflächen oder Umwandlung von Ackerflächen in Flächen für Bohrungen oder Pipelines.

Auch die Raffination der Rohstoffe und die Umwandlung in Kunststoff brauchen viel Energie – und damit viel Emissionen. Weltweit stoßen z.B. Crackinganlagen über 213 Megatonnen CO2 aus. Das ist so viel wie 45 Millionen Autos ausstoßen.

Bei der Verarbeitung schließlich werden weitere 535 Megatonnen CO2 frei, was etwa 30% der Emissionen, die im gesamten Lebenszyklus von Plastik anfallen, entspricht. Wiederum entsteht der größte Teil der Emissionen beim Energieverbrauch. Denn es braucht große Mengen Energie, um all das Rohplastik in Plastiktüten, Folien, Flaschen, Dosen, Textilien und vieles mehr zu verwanden.

Und nach der Nutzung? Etwa 2/3 des Plastiks, das jemals hergestellt wurde, ist bisher auf dem Müll gelandet. Rund 8 Milliarden Tonnen alleine zwischen 1950 und 2019. Die Entsorgung ist für etwa 9% der Emissionen, die durch Plastik verursacht werden, verantwortlich. Anders gesagt, eine Menge von rund 160 Megatonnen CO2. Auch hier natürlich: Tendenz steigend. Die meisten Emissionen fallen dabei beim Recycling an (49 Megatonnen CO2 – zu beachten ist allerdings, dass weltweit nur ca. 11% der Kunststoffe recycelt werden). Die Verbrennung verursacht 96 Megatonnen CO2 – dabei werden weltweit nur ca. 12% des Mülls verbrannt. Aus Mülldeponien kommen weitere 16 Megatonnen hinzu, obwohl weltweit fast 80% des Plastikmülls auf Müllbergen landen.

Das Foto zeigt eine Mülldeponie, im Hintergrund Abendrot
Bis zum Ende seines Lebens verursacht Plastik Emissionen, hier bei der Deponierung auf der Mülldeponie / © Karuvadgraphy, pixabay.com


Trotzdem ist es weitaus sinnvoller, Plastik zu recyceln anstatt zu deponieren. Denn dann müssen wir entsprechend weniger Neuplastik herstellen und die Emissionen, die mit der Herstellung verbunden sind, verringern sich entsprechend.

Dass auf Mülldeponien vergleichsweise geringe Emissionen entstehen, liegt daran, dass das Plastik nur äußerst langsam verrottet. Es dauert Jahrhunderte, in denen sich das Plastik in immer kleinere Teile zersetzt, und ganz verrotten wird es niemals. Das CO2 ist sozusagen im Plastik gefangen und nur ein kleiner Teil des CO2 wird freigesetzt. Gleichzeitig entsteht auf Deponien giftiges Sickerwasser, z.B. durch Regenwasser, das durch die Abfälle hindurch rinnt und giftige Chemikalien auswäscht.

Blick in einen Unverpacktladen, die Glasbehälter sind mit verschiedenen trockenen Lebensmitteln gefüllt
Durch unser Verhalten können wir dazu beitragen, dass weniger Plastik in Umlauf kommt – ebenso aber auch, indem wir auf Veränderungen seitens der Politik drängen / © Lupinchen76, pixabay.com


Ausblick

Dass und wie stark sich unser Plastikkonsum auf das Klima auswirkt, wird oft vernachlässigt und die Zusammenhänge sind oft nicht so ganz klar. Im Zusammenhang mit dem Thema Plastik stehen eher die Müllproblematik, d.h. Plastik im Meer bzw. in der Natur im Vordergrund.

Die Lösung ist im Grunde einfach: Der wirksamste Weg, die Plastikkrise zu verringern und damit natürlich auch die Emissionen, die im Zusammenhang mit Plastik anfallen ist, die Produktion von Plastik deutlich zu reduzieren. Nationale und internationale Verbote können beitragen, dass die Produktion bei Einweg-Kunststoffen sinkt. Das Plastik, das dann noch in den Verkehr kommt, muss unbedingt kreislauffähig sein. Denn auch beim Recycling gibt es noch viel Luft nach oben.

Die Wegwerfkultur, egal ob bei uns als Privatpersonen oder bei Unternehmen, muss ein Ende haben. Dann können wir es schaffen, deutlich weniger Plastik zu verbrauchen – gut für die Umwelt und gut fürs Klima.

 



Quellen

Heinrich-Böll-Stiftung /Bund für Umwelt und Naturschutz BUND Deutschland: „Plastikatlas 2019 – Daten und Fakten über eine Welt voller Kunststoff“, 2. Auflage 2019

Rachel Salt: „Raus aus der Plastikfalle – Wie du deinen Plastic Footprint reduzieren kannst“, Delius Klasing-Verlag, 1. Auflage 2020

Greenpeace Deutschland: „Klimakiller Plastik“ vom 17.05.2019, unter https://www.greenpeace.de/engagieren/nachhaltiger-leben/klimakiller-kunststoff (Zugriff am 2.7.2025)

 

Grafiken

„Wofür brauchen wir Plastik?“ und „Wie Plastik zur Klimakrise beiträgt“: PLASTIKATLAS | Appenzeller/Hecher/Sack, CC BY 4.0 Download unter https://www.boell.de/de/2019/06/06/plastikatlas-grafiken-und-lizenzbestimmungen  am 2.7.2025

 

Die Autorin Stephanie

 

Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.