Warum singen Vögel? (Fantastische Fakten)

Published on May 28, 2025

Seit ein paar Wochen ist es wieder so weit: Die Vögel trällern und zwitschern ihre Lieder. Jedes Jahr pünktlich im Frühling legen sie los. Doch hast du dich schon einmal gefragt, warum Vögel eigentlich singen? Und warum hört man im Winter oder auch im Sommer nur wenige Vögel, im Frühling dann umso mehr? Und wie kommt es, dass sie scheinbar zu verschiedenen Tageszeiten aktiv sind?

All das und noch einiges mehr rund um die Gesänge der Vögel erfährst du in dieser Folge der Fantastischen Fakten – lies also unbedingt weiter.

eine Meise im Schnee

Im Winter hörst du kaum Vögel – doch im Frühling legen sie so richtig los. / © Regine Tholen, unsplash.com


„Ich bin der Schönste im ganzen Land!“: Warum Vögel insbesondere im Frühling viel singen

Frühlingsgefühle – es blüht, es sprießt, es wächst, die Tage werden wieder länger. Bei Tieren ist der Frühling oft die Zeit, sich zu paaren – so u.a. auch bei den Vögeln.

Bei den Vogel-Männchen bewirken die längeren Tage noch etwas anderes: Bei ihnen wird dann mehr Testosteron ausgeschüttet. Das lässt die Vogelmännchen im Frühling vermehrt singen und nach einem Weibchen Ausschau halten.

Apropos Männchen: Es sind tatsächlich fast nur die Vogelmännchen, die singen. Natürlich möchten sie damit einen ganz bestimmten Zweck verfolgen. Zum einen soll der Gesang passende Weibchen anlocken. Das Lied könnte also bedeuten „Schau her, ich bin der Schönste im ganzen Land!“. Dazu singt das Vogelmännchen möglichst lange und verwendet viele Variationen, um dem Weibchen zu imponieren.
In einer leicht abgewandelten Form dient der Gesang auch dazu, den Brutplatz vor Rivalen zu verteidigen und das Revier zu markieren. In der Bedeutung „Verzieh dich, das ist mein Revier!“ ist der Gesang kürzer, die Männchen halten immer wieder inne und variieren ihren Gesang kaum. Kurz und einfach, das ist hier die Devise.

Das sind die zwei wichtigsten Funktionen des Vogelgesangs im Frühling. Darüber hinaus halten die Vögel über ihre Gesänge auch den Kontakt zu ihren Artgenossen und tauschen sich sozusagen aus, z.B. über drohende Gefahren. Forscher:innen haben herausgefunden, dass Vögel je nach Anlass leicht unterschiedliche Klänge bzw. leichte Variationen ihres Rufs von sich geben, die jeweils eine besondere Bedeutung haben – und die von den anderen Vögeln verstanden werden.

ein Rotkehlchen sitzt auf einem Ast und singt
Vögel sind morgens zu unterschiedlichen Zeiten am aktivsten. / © Jan Meeus, unsplash.com


Die Vogeluhr

Wenn du morgens früh aufstehst, ist dir vielleicht schon einmal aufgefallen: Die unterschiedlichen Vogelarten stimmen zeitversetzt ihr Konzert an. Das ist eine natürliche Abfolge und wird oft auch als „Vogeluhr“ bezeichnet. Auch wenn Abbildungen zur Vogeluhr den Anschein erwecken, dass immer nur 1-3 Vögel zur gleichen Zeit singen, ist der Ablauf nicht statisch und es gibt immer wieder Überschneidungen. Doch trotzdem gibt es einen gewissen Rhythmus – denn ähnlich wie bei uns Menschen gibt es auch bei den Vögeln sozusagen Frühaufsteher und Langschläfer.

Doch anders als wir Menschen richten sich die Vögel dabei nicht nach dem Wecker, sondern nach dem Sonnenaufgang und der Helligkeit. Und der ist, je nach Monat, zu unterschiedlichen Zeiten.

Der Garten- und Hausrotschwanz sind oft die beiden ersten Vögel, die morgens zu hören sind. Bereits 60 – 90 Minuten vor Sonnenaufgang haben sie ihren Auftritt. Auch Rauchschwalbe, Drossel, Amsel, Goldammer, Rotkehlchen oder Kuckuck sind Frühaufsteher. Sie hört man etwa 50 – 60 Minuten vor Sonnenaufgang. Kohl- und Blaumeise und Zilpzalp stimmen ca. 30 Minuten vor Sonnenaufgang ein, und Buchfink sowie Grünfink hörst du rund 10 Minuten vor Sonnenaufgang.

ein Vogel sitzt in einem Baum

Aufgepasst: Die Vogelmännchen warten Pausen ihrer Artgenossen ab, um dann selbst loszulegen und nicht unterzugehen. / © Dimitri Lesy, unsplash.com


Doch hör einmal genau hin: Du wirst merken, dass die Vögel immer wieder Pausen ihrer Nachbarn abwarten, um dann selbst loszulegen und besser gehört zu werden.

Aber warum machen sich die Vögel überhaupt die Mühe, zu unterschiedlichen Zeiten zu singen? Die Antwort ist eigentlich einfach: Die Männchen möchten gehört werden und nicht in der Fülle der Vogelgesänge untergehen. Im Laufe der Zeit haben sich die verschiedenen Vogelarten daher unterschiedliche Zeiten ausgesucht, zu denen sie morgens besonders aktiv sind. Denn dann dringen ihre Liebeslieder am besten zu den potentiellen Weibchen durch und imponieren am besten.

Der frühe Morgen ist übrigens die perfekte Tageszeit für den Gesang der Vögel: Die relative Luftfeuchtigkeit ist niedrig, der Wind ist schwach und die Temperatur ist ebenfalls noch niedrig. Auch die Insekten – die Hauptnahrungsquelle vieler Vögel in der Brunftzeit – sind noch nicht aktiv.

Doch nicht nur früh morgens – die meisten Vögel singen auch abends nochmals ihre Lieder, die Nachtigall und einige andere Vögel sogar bis in die Nacht hinein.

ein Vogel schaut aus einem Nest

Während Brut, Aufzucht und Mauser verhalten sich die Vögel ruhiger, um Feinde nicht auf sich aufmerksam zu machen. / © David Clode, unsplash.com


Was passiert im Sommer und Herbst?

Vielleicht hast du schon gemerkt, dass nach einer Phase mit viel Vogelgesang im Frühling eine eher stillere Zeit folgt. Auch das hat einen Grund: Nachdem ein passendes Weibchen gefunden wurde, das Nest gebaut und die Jungen geschlüpft sind, verhalten sich viele Vögel eher ruhig. Sie möchten nicht unnötig auf den Nachwuchs aufmerksam machen. Auch nach der Brutzeit, wenn die erwachsenen Vögel ihr Federkleid wechseln, ertönt wenig Gesang.

Im Herbst teilen sich die Vögel dann auf: Diejenigen, die den Winter bei uns verbringen, suchen sich ihre Reviere für den Winter. Das tun Männchen und Weibchen getrennt. Und durch ihren Gesang markieren sie auch hier ihr Gebiet. Anders als im Frühling singen nun auch die Weibchen.

ein Rotkehlchen sitzt auf einer Stange

Anders als im Frühling singen im Herbst auch die Vogel-Weibchen und verteidigen ihr Revier. / © Abdul Rehman Khalid, unsplash.com


Ausblick

Du hast Lust, noch mehr über Vögel zu erfahren? Dann schau z.B. in diese Folge der Fantastischen Fakten. Dort erfährst du, warum Vögel nicht zusammenstoßen, wenn sie im Schwarm unterwegs sind. Oder begib dich auf eine Reise ins Wattenmeer und lerne hier, hier oder hier interessante Vögel im Watt kennen.

 



Quellen

LBV Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.: „Was für ein Pfeifen, Zwitschern und Tirilieren! Warum Vögel singen und in welcher Reihenfolge“, unter https://www.lbv.de/ratgeber/naturwissen/warum-voegel-singen/ (Zugriff am 28.5.2025)

Torben Weiland: „Wie/warum singen die Vögel?“, unter https://www.deutsche-vogelstimmen.de/wie-und-warum/ (Zugriff am 28.5.2025)

Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft e.V.: „Warum hören die Vögel im Sommer auf zu singen?“, unter https://www.nw-ornithologen.de/index.php/daten-und-service/faq/327-faq-warum-hoeren-die-voegel-im-sommer-auf-zu-singen (Zugriff am 28.5.2025)


 

Die Autorin Stephanie

 

Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.