
Weltbienentag – Darum sind (Wild)bienen so wichtig
Jedes Jahr am 20. Mai wird der Weltbienentag gefeiert, um auf die wichtige Rolle der Bienen in unserem Ökosystem aufmerksam zu machen. Wildbienen sind besonders bedeutend, obwohl sie im Vergleich zur Honigbiene weniger bekannt sind. In Deutschland leben über 560 verschiedene Wildbienenarten, darunter Hummeln, Sand-, Seiden-, Mauer-, Pelz- und Scherenbienen. Wie Wildbienen leben, warum sie in Konkurrenz mit der Honigbiene leben und wie du sie unterstützen kannst, erfährst du jetzt!
So leben Wildbienen
Die Lebensweise von Wildbienen unterscheidet sich deutlich von der der Honigbiene. Während diese in einem großen Staat mit Arbeitsteilung lebt, sind rund 75 % der Wildbienen sogenannte Solitärbienen. Das bedeutet, dass jedes Weibchen alleine lebt, ihr eigenes Nest baut, ihre Brut eigenständig versorgt und nach der Eiablage stirbt. Männchen hingegen leben nur wenige Wochen im Frühjahr oder Sommer, paaren sich mit den Weibchen und sterben danach.
Ein Wildbienenweibchen legt in der Regel 10 bis 30 Brutzellen an, entweder in selbst gegrabene Gänge im Boden, in Pflanzenstängel, Totholz oder andere Hohlräume. In jede Zelle trägt sie eine Mischung aus Nektar und Pollen ein, einen sogenannten "Pollenproviant", legt ein Ei dazu und verschließt die Zelle mit einem Material ihrer Wahl: Erde, Pflanzenhaare, Blütenblätter, Harz oder sogar Steinchen. Die Larve frisst den Vorrat, wächst heran, spinnt einen Kokon, verpuppt sich und überwintert. Erst im nächsten Jahr schlüpft daraus die erwachsene Wildbiene. Je nach Art erfolgt die Überwinterung als Larve, Puppe oder fertige Biene.

Nestbau und Lebensräume
Wildbienen sind in ihren Nestansprüchen sehr spezialisiert. Etwa drei Viertel aller Arten nisten im Boden und sie bevorzugen offene, sandige, trockene Stellen, die nicht überwachsen oder verdichtet sind. Andere Arten nutzen Hohlräume wie alte Käfergänge im Totholz, leere Schneckenhäuser, Mauerritzen oder hohle Pflanzenstängel.
Besonders eindrucksvoll ist die Vielfalt der Baumaterialien, die Wildbienen für ihre Brutzellen nutzen. Die Mohn-Mauerbiene beispielsweise kleidet ihre Nester mit leuchtend roten Blütenblättern des Klatschmohns aus. Die Blattschneiderbiene schneidet kreisrunde Blattstücke aus Rosenblättern und verwendet sie zum Auskleiden. Manche Arten verwenden Harz, andere Pflanzenwolle oder kleine Steinchen. Um ihre Brut vor Feuchtigkeit und Schimmel zu schützen, sondern viele Wildbienenarten ein wasserabweisendes Sekret aus speziellen Drüsen ab.
Da viele Arten nur sehr bestimmte Nistplätze nutzen können, sind sie auf vielfältige, strukturreiche Lebensräume angewiesen. Zu solchen gehören blütenreiche Wiesen, Waldränder, Böschungen, Trockenmauern, extensiv genutzte Gärten und sogar naturnahe Friedhöfe. Der Verlust dieser Lebensräume führt dazu, dass viele Wildbienen keine geeigneten Nistplätze mehr finden.
Nahrung und Bestäubung
Wildbienen ernähren sich, wie auch Honigbienen, von Nektar und Pollen. Nektar dient ihnen als Energiequelle, Pollen ist reich an Eiweiß und versorgt vor allem die Larven. Dabei zeigen Wildbienen sehr unterschiedliche Blütenvorlieben: Rund 60 % der Arten sind polylektisch, das heißt, sie sammeln Pollen an vielen verschiedenen Pflanzenarten. Die übrigen 40 % sind oligolektisch und auf wenige oder sogar nur eine einzige Pflanzenart oder -gattung spezialisiert. Ein Beispiel ist die Glockenblumen-Scherenbiene, die ausschließlich an Glockenblumen Pollen sammelt.
Diese enge Abhängigkeit bedeutet, dass der Rückgang bestimmter Blütenpflanzen direkt zum Verschwinden der spezialisierten Bienenart führen kann. Besonders betroffen sind Arten, die in der Agrarlandschaft vorkommen denn dort verschwinden durch Monokulturen, Pestizideinsatz und Überdüngung viele Wildkräuter und blütenreiche Wiesen.
Wildbienen sind exzellente Bestäuber. Manche Pflanzenarten werden sogar ausschließlich oder besonders effektiv durch bestimmte Wildbienenarten bestäubt. Die Rote Mauerbiene beispielsweise ist ein wichtiger Bestäuber von Obstbäumen, da sie früher fliegt als die Honigbiene und auch bei kühlerem Wetter unterwegs ist.
Konkurrenz zwischen Honigbiene und Wildbiene
Obwohl Honigbienen einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung leisten, können sie unter bestimmten Bedingungen eine zusätzliche Belastung für Wildbienen darstellen. Besonders in Regionen mit hoher Honigbienendichte kann es zu einer Konkurrenz um Pollen und Nektar kommen. Honigbienen fliegen in großer Zahl aus (ein Volk kann bis zu 50.000 Tiere umfassen) und sammeln täglich große Mengen an Blütenressourcen: pro Jahr bis zu 30 Kilogramm Pollen und bis zu 180 Kilogramm Nektar. Im Vergleich dazu sind Wildbienen oft Einzelgänger und sammeln nur für ihren eigenen Nachwuchs.
Viele Wildbienenarten sind zudem auf ganz bestimmte Blütenpflanzen spezialisiert, während Honigbienen ein sehr breites Spektrum an Pflanzen nutzen. Wenn also Honigbienen die wenigen vorhandenen Blütenressourcen übermäßig beanspruchen, finden spezialisierte Wildbienen nicht mehr genügend Nahrung.
Ein weiteres Problem ist der unterschiedliche Flugradius. Honigbienen fliegen bis zu zehn Kilometer weit, Wildbienen dagegen oft nur wenige hundert Meter. Dadurch können Honigbienen auch entlegene Blühflächen erreichen und dort den Vorrat aufbrauchen, bevor Wildbienen diese nutzen können.
Weitere Bedrohungen für Wildbienen
Trotz ihrer ökologischen Bedeutung sind über die Hälfte aller Wildbienenarten in Deutschland gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Die Hauptursachen sind:
- Lebensraumverlust durch Bebauung, Versiegelung und intensive Landwirtschaft
- Pestizide, insbesondere Insektizide, die direkt oder indirekt schädlich sind
- Monokulturen und die Verarmung der Landschaft an Blütenpflanzen
- Klimawandel, der Blühzeiten verschiebt oder Flugzeiten verkürzt
- Parasiten und Fressfeinde wie Kuckucksbienen, Grabwespen, Spinnen, Raubfliegen und Vögel (z. B. der Bienenfresser)
Was wir tun können: Schutzmaßnahmen für Wildbienen
Wie du Bienen unterstützen kannst, erfährst du ausführlich in dieser Story! Dort findest du acht Tipps, die du auf deinem Balkon oder in deinem Garten umsetzen kannst und leicht im Alltag integrierbar sind.
Quellen
WWF Deutschland - Wildbienen stark gefährdet
NABU - Gefährden Honigbienen Wildbienen?
NABU - So bauen Sie wirksame Nisthilfen für Wildbienen
BUND - Eine kleine Wildbienenkunde