Eifreies Osterfest

Published on April 15, 2025

Ostern hat eine jahrtausendelange Geschichte, in der sich viele kleine und große Traditionen angesammelt haben. Heute wollen wir die vermutlich populärste davon einmal hinterfragen: Das Ostereiersuchen am Ostersonntag. Warum machen wir das eigentlich? Woher kommt der Brauch und ist er eigentlich noch zeitgemäß?

 

 

Ein gebasteltes Kaninchen sitzt vor einigen Orange-Weiß gefärbten Ostereiern. Darum herum blühen kleine blaue Blumen im Rasen.
Osterhase und Ostereier sind für viele nicht als Bestandteil von Ostern wegzudenken. © Carina auf Unsplash

 

 

Warum feiern wir Ostern?

Im Christentum wird an Ostern die Wiedergeburt Jesu Christi gefeiert. Durch seinen Tod am Kreuz sollen die Sünden der Menschen gesühnt worden sein. Es ist daher ein Fest der Hoffnung. Dabei stellen (Hühner-) Eier ein wichtiges Symbol der Hoffnung, der Auferstehung und des Lebens nach dem Tod dar. Der Verzehr von Eiern am Ostersonntag ist schon seit dem Mittelalter gebräuchlich. Da dies der Tag des Fastenbrechens ist, durften in den 46 Tagen davor keine Eier gegessen werden und entsprechend sammelten sich in den Dörfern sehr viele Eier an. Diese wurden teilweise an die Kirche gegeben, damit sie den Eiersegen (benedictio ovorum) erhalten konnten. Diese gesegneten Eier wurden damals rot gefärbt, um das Blut Jesu zu symbolisieren und sie von ungeweihten Eiern zu unterscheiden. Dass diese Eier dann versteckt und gesucht wurden, entstand vermutlich im 17. Jahrhundert im Elsass. [1]

 

 

Drei rote Eier liegen in einer dunkelbraunen Schale auf dem Boden. Darum herum sind die grünen Blätter einiger krautiger Pflanzen zu sehen.
Rot gefärbte Eier symbolisierten das Blut Jesu und den Eiersegen. Auch heutzutage werden die Ostereier in einigen Regionen der Welt, beispielsweise in Griechenland, aus diesem Grund rot gefärbt. © eko tavkhelidze auf Unsplash

 

 

Wir sehen also, dass der Verzehr und das Verstecken von Eiern zu Ostern schon sehr lange Brauch ist. Heutzutage werden in Deutschland jährlichen ca. 20,8 Milliarden (20 800 000 000!) Eier konsumiert, Tendenz stark steigend. Dieser Konsum kann nicht allein von den 51,4 Millionen deutschen Legehennen gedeckt werden, weswegen auch Eier aus dem Ausland importiert werden müssen. [2] Gleichzeitig nimmt allerdings auch die Anzahl an Personen zu, die neben dem traditionellen Osterlamm auch auf die Ostereier verzichten.

 

Welche Gründe gibt es, auf Eier zu verzichten?

Eier stehen also für Hoffnung und Auferstehung. Aber sind sie als Symbol dafür geeignet? Was steckt eigentlich hinter einem Ei? Um das zu erläutern, möchte ich bei den engsten Verwandten der Legehennen beginnen:

Die Wildform des vom Menschen domestizierten Haushuhns kann in seinem natürlichen Umfeld bis zu 10 Jahre alt werden. Bei besonders guter Haltung sind sogar 15 Jahre gut möglich und das älteste Huhn der Welt ist 22 Jahre alt geworden! Leider ist Legehennen so ein langes Leben nicht möglich. Die meisten von ihnen werden nach spätestens 18 Monaten geschlachtet, sobald ihre Legeleistung nachlässt. Bei Masthühnern, also in der Fleischproduktion, leben die Tiere sogar nur 40 Tage! [3]

Neben dem frühen Aussortieren leistungsschwacher Hennen ist die Legeleistung auch Ursache für einige Komplikationen, Krankheiten und Leid der Hennen. Denn im Gegensatz zu ihrer Wildform, die jährlich ca. 40 Eier legen kann [4], legen Hochleistungs-Legehennen ca. 295 Eier pro Jahr [2]!

 

 

Viele Küken sitzen in einer Anzucht-Box unter einer Wärmelampe. Eins von ihnen sitzt zentral in einem Eimerchen
In der Eierproduktion gibt es auch immer Küken, die schlüpfen. Seit 2022 ist das Kükenschreddern verboten.
© Zoe Richardson auf Unsplash

 

 

Von dieser Masse an Eiern sind einige befruchtet und tragen tatsächlich neues Leben in sich. Doch dies ist in der sogenannten Eiproduktion, insbesondere bei männlichen Küken, unerwünscht. Bis vor ein paar Jahren wurden diese direkt nach dem Schlüpfen getötet. Das Kükenschreddern ist seit 2022 zum Glück gesetzlich verboten, aber das bedeutet nicht, dass die Küken am Leben bleiben.

Bei vielen wird mit Hilfe von Technologie noch im Ei bestimmt, ob es sich um Männchen handelt und diese werden dann schon als Embryos aussortiert. Diejenigen männlichen Küken, die nicht aussortiert werden, werden gemästet und anschließend für die Fleischproduktion geschlachtet. Wie weiter oben beschrieben werden diese Hühner höchstens 40 Tage alt. Das Mästen der Küken von Legehennen ist allerdings unwirtschaftlich, weil sie viel weniger Fleisch ansetzen als die extra für die Fleischproduktion gezüchtete Masthühner. Daher werden diese Küken sehr oft ins Ausland verkauft, wo die Standards für die Tierhaltung noch deutlich schlechter sein können als in Deutschland.

 

Seit dem Erlass des Gesetzes gegen das Kükenschreddern wird auch an sogenannten „Zweinutzungshühnern“ gezüchtet, bei denen die Weibchen als Legehennen und die Männchen als Masthühner gehalten werden können. Bisher sind die Kreuzungen allerdings in beiden Aspekten weniger wirtschaftlich als die jeweiligen Hochleistungshühner, weswegen sie kaum und wenn dann zur Verbesserung des Rufs von Hühner-Zuchtbetrieben gehalten werden.

Auch bei der Anzucht von Legehennen und Mast-Hühnern sterben jährlich sehr viele Hühner, weil immer eine größere Anzahl an Hühnern ausgebrütet wird, als tatsächlich in der Aufzucht benötigt werden. Das kommt daher, dass mit höheren Sterberaten der Küken kalkuliert wird. Die überzählig ausgebrüteten ühner werden dann geschlachtet, wenn sie nicht benötigt werden. Diese Praktik ist nicht verboten und findet bei jeder Haltungsform von Hühnern statt. [5]

 

 

Viele Hühner mit blauen Augen stehen eng beieinander in einem Gehege.
Diese Hühner sehen im Vergleich zu Tieren aus der "konventionellen" Haltung gesund aus und haben PLatz, um sich zu bewegen. ©YAW ANSU-KYEREMEH auf Unsplash 

 

 

Es entsteht also viel Leid in der Eiproduktion und viele Individuen sterben. Neben den ethischen Gründen, auf Eier zu Ostern zu verzichten, gibt es aber auch Vorteile für die eigene Gesundheit: Eier enthalten viel Cholesterin. Daher wird in der Medizin diskutiert, ob sie negative Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel und somit auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Tatsächlich erwiesen ist, dass Eier häufig Wirte von Salmonellen sind, die beim Menschen Krankheiten und Lebensmittelvergiftungen auslösen können. [6] Dieses Jahr ist zudem die Eiproduktion aufgrund der Vogelgrippe in den USA stark beeinträchtigt und manche Menschen wollen deswegen auf Eier verzichten [9].

Auch aus der ökologischen Perspektive spricht vieles gegen den Konsum von Eiern. Hühner werden zu einem großen Teil mit Soja gefüttert, das auf abgeholzten Flächen des Regenwalds angebaut wird. Dadurch wird dieser weiter abgeholzt und die Klimakrise vorangetrieben. Zudem entsteht sehr viel Feinstaub in den Zuchtanlagen, der nachweislich nicht nur für die Tiere selbst, sondern auch für Menschen schädlich ist. Hinzu kommt, dass die Produktion jeglicher tierischer Produkte sehr viel Wasser benötigt. [7]

Wir sehen also, dass Hühnereier nicht das perfekte Symbol für Hoffnung sind. Wer aber trotzdem gerne zu Ostern rausgehen und suchen möchte, muss jetzt nicht traurig sein und auf diese spaßige Tradition verzichten!

 

Welche Alternativen gibt es?

Neben dem Verstecken und Suchen österlicher Süßigkeiten gibt es verschiedenste kreative Optionen, Ostern zu feiern! Wer handwerklich geschickt ist und Freude am Basteln hat, kann sich Eier aus Pappmaché oder Ton selber basteln und diese bemalen [8]. Auch Kartoffeln eignen sich hervorragend zum Bemalen und Verstecken [9]. Wer gerne backt, kann außerdem beispielsweise Erdnussbutter-Eier zubereiten und mit heller Schokolade und Lebensmittelfarbe bemalen [9]. Auch Steine lassen sich wunderbar bemalen. Vielleicht habt ihr ja sogar noch ein paar bunte Exemplare bei euch zu Hause liegen?

 

 

Viele bunte Steine liegen auf grauem Kies. Manche sind mit motivierenden Botschaften beschriftet, zum Beispiel: "Make the World a better place" oder "Follow your Heart!"
Bunte Steine, wie sie vor ein paar Jahren populär wurden, lassen sich super zum Verstecken und Suchen nutzen! © Simon Ray auf Unsplash

 

Und wenn ihr das Ei als Symbol der Auferstehung wertschätzt und kein Problem damit habt, lange suchen zu müssen, dann sind Blumenzwiebeln eine tolle Option [8]! Bemalen solltet ihr diese zwar lieber nicht, aber ihr könnt sie nach dem Suchen an einen Lieblingsplatz im Garten pflanzen und euch im nächsten Jahr über schöne Blumen freuen!

 

 

Eine einzelne gelbe Narzisse ist vor einem verschwommenen Grünen Hintergrund zu sehen.
Narzissen sind nicht nur ein Symbol für Ostern, man kann ihre Zwiebeln auch zu Ostern verstecken und suchen!
© Aaron Burden auf Unsplash

 

 

Osterbräuche sind toll und machen Spaß! Und nur, weil man auf Eier verzichten möchte, muss man nicht auch auf die Traditionen verzichten! Ob und in welchem Ausmaß man seinen Konsum aber anpassen möchte, ist wie immer jeder und jedem selbst überlassen! Wie sieht es bei euch aus? Welche der oben genannten Möglichkeiten wollt ihr dieses Jahr mal ausprobieren? Und habt ihr vielleicht noch weitere Ideen? Schreibt es gerne unten in die Kommentare!

 

 

Quellen:

[1] NDR.de – Ostersymbole: Was bedeuten Hasen, Eier, Lämmer und Feuer?

[2] Tagesschau.de - Zahlen für 2024 Die Deutschen essen mehr Eier

[3] VIER PFOTEN in Deutschland - Lebenserwartung von Hühnern

[4] Proveg International - Massentierhaltung von Legehennen in der Eierproduktion

[5] Animal Rights Watch - Kein Kükentöten mehr in der Eierindustrie. Und nun?

[6] AOK Gesundheitsmagazin - Wie gesund sind Eier?

[7] PETA - Warum der Konsum von Eiern und Hühnerfleisch unsere Umwelt zerstört

[8] Iss Happy - Vegane Ostern ohne Eier – Warum Eier das schlechteste Symbol für Ostern sind

[9] TAG24 - Ostern ohne Eier? Geht! Das sind zwei witzige Hühnerei-Alternativen

Titelbild: © Foto von Gabe Pierce auf Unsplash