Wenn Bäume wachsen, wo keine Bäume wachsen sollten

Published on March 21, 2025

    Mit großer Erwartung und mit keinem Funken Wissen über Moore habe ich mich beim Moorwochenende des Projektes „aMOORe“ der BUNDjugend Niedersachsen angemeldet. Mit diesem Wochenende habe ich Neuland betreten und kann nun meine Neugier und Liebe für Moore kaum fassen. Jetzt weiß ich, Moore sind nicht das, was die meisten Menschen über sie denken.

    Am Freitag, den 14.02. bin ich mit dem Zug nach Essen (Oldenburg) gefahren.  Dort angekommen traf ich auf eine Freundin und zufällig auf Menschen, die ich bereits von anderen Aktionen kannte. Das war ein richtig schönes Gefühl. Beim ersten Abendessen stiegen wir gleich in hitzige Diskussionen ein und ich wusste genau, warum wir alle zusammengekommen waren: „Anpacken, um etwas zu verändern!“. Dieses Gemeinschaftsgefühl begleitete mich das ganze Wochenende und stärkte mich unglaublich doll.

    Das ganze Wochenende über war der Moorexperte Christian Starkloff an unserer Seite. Freitagabend gab er uns eine Einführung über das Ökosystem. Wir klärten, welche einzigartigen Pflanzen und Tiere in einem intakten Moor zu Hause sind und ich bemerkte, dass ich in den Alpen schon des Öfteren an Mooren vorbeilief und einige Bilder auf meinem Handy das Wollgras zeigen. Ich konnte gar nicht fassen, wie wenig ich über Moore Bescheid wusste. Das zweite Mal war ich baff als wir am nächsten Tag unseren Arbeitseinsatz starteten. Wir begaben uns in das Hahnenmoor, welches über Jahrzehnte Opfer des Torfabbaus war. Doch auch noch heutzutage kann die Menschheit nicht auf den wertvollen Torf verzichten und Moore werden weiterhin trockengelegt und abgebaut und das, obwohl das Moor ein unverzichtbarer Lebensraum für uns Menschen ist. Denn Moore speichern, solange sie intakt sind, auf kleinster Fläche am meisten CO2.

    Im Hahnenmoor war unsere Aufgabe Birken und Faulbäume zu entfernen. Es handelt sich bei diesem Moor wie bei vielen anderen um ein waldbedecktes Moor. Die Bäume müssen erst aus dem Boden raus, bevor dieses Moor wieder benässt werden kann, um vielleicht irgendwann mal wieder ein intaktes Moor zu werden. Der Fachbegriff des Entfernens junger Bäume nennt sich Entkusseln. Dafür wurden wir mit Astscheren und Wurzelspaten ausgestattet und stürzten uns auf die riesige Fläche. Doch schon bald mussten wir feststellen, dass wir uns besser organisieren müssen, denn die Frage kam auf, was sinnvoller ist: die jungen Bäume runterzuschneiden, damit Ziegen und Schafe im Frühjahr und Sommer die jungen Triebe hoffentlich fressen oder die Bäume samt Wurzel aus dem Boden zu holen, damit diese nicht von Jahr zu Jahr größer und kräftiger wird. Da wir nur eine begrenzte Anzahl an Wurzelspaten hatten, fanden wir uns in Zweier-, Dreier- oder Fünfer-Teams zusammen und machten uns an die körperlich doch sehr anstrengende Arbeit, so viele Bäume wie möglich zu entfernen.

    Collage mit drei Bildern: Im Bild oben links zwei Personen, die mit Wurzelspaten eine kleine Birke ausgraben. Daneben steht eine weitere Person mit einer Astschere; im Bild unten links eine offene Moorfläche, auf der einige entkusselte Birken liegen; im rechten Bild zwei Personen, die mit Wurzelspaten eine große Birke ausgraben
    © BUNDjugend Niedersachsen

    Auch wenn wir Einiges geschafft haben und der Zusammenhalt so stark motivierend ist, blickten wir am Ende unseres Einsatzes auf ein noch immer stark bewachsenes Moor. Und das restliche Wochenende kamen immer wieder Gespräche darüber auf wie viel unsere Arbeit nützt, wenn so eine große Fläche noch immer bewachsen ist. Es ist schon seltsam: an manchen Orten müssen wir Bäume aus dem Boden holen, weil Bäume wachsen, wo sie eigentlich nicht wachsen und woanders pflanzen Freiwillige Bäume, weil Bäume fehlen, wo sie wichtig wären. Nach unserem Arbeitseinsatz führte Christian uns durch ein Moorgebiet, welches mitten im Prozess der Wiedervernässung steckt, das hat den Arbeitseinsatz am Samstag abgerundet und ein Gefühl von Hoffnung gegeben. Bei leckerem warmem, veganem Essen konnten wir uns dann in unserer Unterkunft, dem Jugendkloster Ahmsen, wärmen und stärken. Den Abend verbrachten wir alle zusammen im Gemeinschaftraum mit Spielen und wer wollte, konnte noch Christian bei seinem Vortrag über Moore und die vergangenen Arbeitseinsätze horchen.

    Am Sonntag ging es dann in der „Bockholter Dose“ ans Entkusseln, jedoch kürzten wir da Fichten und zogen sie anschließend aus dem Moor hinaus.

    Collage aus drei Bildern: im Bild oben eine schneebedeckte Moorfläche, auf der mehrere junge Menschen abgesägte Fichten hinter sich herziehen; in den Bildern unten links und unten rechts jeweils zwei Personen, die gerade eine Fichte absägen
    © BUNDjugend Niedersachsen

    Christian führte uns auch nach diesem Arbeitseinsatz durchs anliegende Gebiet und wir konnten die Arbeit vom letzten Moorwochenende begutachten. Ein Damm war eingestürzt und am liebsten hätten wir ihn sofort repariert, doch waren wir nicht richtig ausgestattet und die Zeit war auch nicht mehr da. Nach diesen zwei Tagen weiß ich, es gibt viel zu tun und wenn ich kann, werde ich auf jeden Fall bei dem nächsten Moor-Arbeitseinsatz dabei sein, denn Moore sind extrem wichtig für unser Leben auf diesem Planeten.

    – Josephine