So entkommst du der Werbeflut (Tipp der Woche)

Published on March 17, 2025

Werbung ist dazu da, Bedürfnisse zu wecken. Wir sollen etwas wollen, das wir vorher nicht wollten – und das wir (oft) eigentlich gar nicht brauchen. Ganz schön tricky, oder? Und auch nicht gut für die Umwelt – denn jeder Kauf ist mit Ressourcenverbrauch verbunden: Energie wird benötigt, Material wird verbraucht und Rohstoffe müssen gefördert werden, evtl. wird dabei die Umwelt verschmutzt, Ökosysteme zerstört oder Menschen schlecht behandelt.

In diesem Tipp der Woche erfährst du, was du tun kannst, um weniger Werbung zu bekommen.

Eine männliche Person betrachtet Hochhäuser, auf denen mehrere digitalte Werbetafeln angebracht sind.

Digital, gedruckt, unterwegs, zu Hause – täglich sind wir unglaublich viel Werbung ausgesetzt. / © Joshua Earle, unsplash.com


Unser Konsum macht etwa 1/3 unseres CO2-Fußabdrucks aus – wer Umwelt und Klima also etwas Gutes tun möchte, tut gut daran, weniger zu kaufen. Und durch Werbung weniger in Versuchung dazu zu geraten.

Hinzu kommt: Für Printwerbung wird eine unglaubliche Menge an Papier verbraucht, dafür Bäume gefällt, Wasser und Energie ver(sch)wendet. Unglaublich, aber wahr: Alleine in die Briefkästen in Deutschland werden pro Jahr rund 28 Milliarden unadressierte Werbeprospekte verteilt. Das sind rund 975.000 Tonnen! Die Herstellung dieser Prospekte verbraucht 42 Milliarden Liter Wasser, 4,3 Milliarden kWh Strom und es müssen 1,1 Milliarden Bäume dafür gefällt werden – jedes Jahr (DUH 2020). Wie toll wäre es, wenn wir dieses ganze Wasser, die Energie und die Bäume dafür einsparen könnten!

Würde in ganz Deutschland Papierwerbung entfallen, ließe sich dadurch 14% des privaten Papiermülls einsparen. Oder anders gesagt etwa 33 Kilogramm pro Jahr.

Aber es gibt eine Lösung: Sorge dafür, dass dich weniger Werbung erreicht und du weniger beeinflusst wirst!

Eine Wand, die mit Werbung und Plakaten vollgeklebt ist

Im öffentlichen Raum Werbung zu entkommen, ist schwierig – doch zu Hause haben wir es (meist) in der Hand. /  © Yonghyun Lee, unsplash.com


Werbung im öffentlichen Raum, an Bushaltestellen, Bahnhöfen etc. kannst du nur schlecht entgehen. (Du kannst dich aber auch hier dafür einsetzen, dass es weniger Werbung gibt, z.B. indem du an Petitionen zum Thema teilnimmst.)

Doch was in deine Wohnung flattert, das hast du selbst in der Hand und hier kannst du ansetzen.

Was kannst du nun also tun, damit du weniger Werbung ausgesetzt bist und weniger in Versuchung gerätst, zu viel zu konsumieren?

  • Klebe einen „Bitte keine Werbung“-Aufkleber gut sichtbar auf deinen Briefkasten. Als Extra-Challenge kannst du auch deine Nachbarn ins Boot holen. Sprich sie an und stattet eure Briefkästen gemeinsam mit Aufklebern aus.
    Bei größeren Häusern kann es sein, dass du den Hausmeister oder die Hausverwaltung ansprechen musst. Diese haben dann einheitliche Aufkleber oder Schilder für die Briefkästen – sag in diesem Fall einfach deinem Hausmeister, dass er bei eurem Briefkasten einen solchen anbringen soll.
  • Dein „Keine Werbung“-Aufkleber wird ignoriert? Sprich den/die Austräger:in an, falls dir die Person bekannt ist. Oder schreibe an das werbende Unternehmen. Wenn du einen „Keine Werbung“-Aufkleber hast, ist es sogar gerichtlich untersagt, dort Werbung einzuwerfen. Das hat der Bundesgerichtshof in Deutschland entschieden. Du kannst die Unternehmen auf dieses Urteil (Az. VI ZR 182/88) hinweisen und darum bitten, die Austräger:innen der Prospekte/Flyer entsprechend anzuweisen, dass in die gekennzeichneten Briefkästen keine Werbung eingeworfen werden darf. Das gilt grundsätzlich, egal ob es um Werbung für den Pizzaservice, Wahlwerbung oder Prospekte vom Discounter geht.

 

Mehrere Reihen bunter Briefkästen, die mit Aufklebern "Nee" bzw. "ja" gekennzeichnet sind.

Ja oder nein zu Werbung? Kennzeichne deinen Briefkasten. / © Serhat Beyazkaya, unsplash.com

 

  • Du möchtest an ein Unternehmen schreiben und suchst eine Vorlage? Schau einmal bei der Verbraucherzentrale unter dem Punkt „Werbung trotz Widerspruch: Was Sie tun können, wenn Ihr Hinweise missachtet wird“.
  • IKEA, Bahncard, Bank, Telefonanbieter – Du bekommst Werbung, die an dich persönlich adressiert ist? Schicke dem Absender eine kurze Mail und bitte darum, deine Adresse für Werbezwecke zu sperren (oder ganz zu deaktivieren, falls du vom Absender grundsätzlich keine Post bekommen möchtest). Falls eine Mail nichts bewirkt, schreibe einen Brief per Einschreiben. Eine mögliche Vorlage gibt es ebenfalls bei der Verbraucherzentrale.
  • Um zukünftiger Werbung vorzubeugen: Achte darauf, wo du personenbezogene Daten angibst – und widerspreche gleich zu Beginn der Nutzung dieser Daten für Werbezwecke. Oft gibt es ein entsprechendes Feld, das angekreuzt werden muss, wenn du einen Vertrag abschließt oder etwas bestellst.
  • Du kannst dich auch auf die sogenannte Robinson-Liste setzen lassen. Wenn du dort deine Adresse einträgst, wissen Unternehmen, dass du keine an dich adressierte Werbung bekommen möchtest. Allerdings gilt das nur für Unternehmen, die beim Deutschen Dialogmarketing Verband e.V. Mitglied sind.

Ein aufgeklappter Laptop mit einer Internetseite, daneben eine Hand, die ein Smartphone hält
Auch per Mail erreicht uns täglich Werbung. /  © Austin Distel, unsplash.com

 

  • Du bekommst Werbe-Newsletter per Mail? Bestelle diese Mails ab. Das geht ganz einfach – ganz unten gibt es jeweils die Option, sich abzumelden, klicke darauf und folge den Anweisungen.
  • Das bringt nichts bzw. du findest im Spam-Ordner täglich Mails, für die du dich gar nicht angemeldet hast? Der Verein „Letzte Werbung e.V.“ betreibt den „Appmelder“, mit dem du dich gegen unerwünschte Mails wehren kannst. Im Moment gibt es leider nur eine Version für Unternehmen, die Version für Privatpersonen ist inaktiv, soll aber wieder kommen.
    Denn auch wenn bei Mails kein Papier verbraucht wird: Jede Mail hat einen ökologischen Fußabdruck und verursacht CO2. Und statistisch gesehen ist ungefähr jede zweite Mail Spam. Eine Mail verursacht etwa 4 Gramm CO2 – und täglich werden Millionen von unerwünschten Mails verschickt, die gar nicht erst geöffnet werden.
  • Bestimmte Social-Media-Accounts sind von vielen Werbepostings bestimmt? Folge ihnen nicht mehr oder schalte sie stumm.

  • Kaufe dir keine Zeitschriften mit den neuesten Modetrends etc. und blättere sie auch beim Arzt usw. nach Möglichkeit nicht durch. Lies bei Wartezeiten lieber ein Buch, lerne ein paar Vokabeln für die Schule, schau aus dem Fenster oder schreibe einer Freund:in. Es gibt viele Beschäftigungen, um Wartezeiten zu überbrücken, ohne sich von Werbung verleiten zu lassen.
  • Du gehst in die Stadt oder in den Supermarkt? Auch hier lauern natürlich Werbefallen. Schreibe vorher eine Einkaufsliste und gewöhne dir an, nur das zu kaufen, was auf deiner Liste steht. Das beugt Impulskäufen vor – du gibst weniger Geld aus, wirst weniger von Werbung beeinflusst und hast am Ende weniger unnötige Sachen zu Hause, die du am Ende vielleicht sogar wegwirfst.

  • Du wohnst in Hamburg? Dann kannst du sogar gegen Werbeflächen im öffentlichen Raum aktiv werden! Denn dort sammelt gerade eine Initiative Unterschriften gegen Werbeflächen im öffentlichen Raum. Um bei dem Volksbegehren mitmachen zu können, musst du mindestens 16 Jahre alt und seit mind. 3 Monaten in Hamburg wohnhaft sein. Alle Infos und Unterlagen findest du hier: https://www.hamburg-werbefrei.de/briefeintragung/  Falls du nicht in Hamburg wohnst, aber dort jemanden kennst, leite die Info gerne weiter!
  • Werbung nur für Haushalte, die dies ausdrücklich wünschen – das ist der Kerngedanke einer Petition der Deutschen Umwelthilfe. Sie ist bereits von 2020, kann aber noch unterzeichnet werden.

 

Ein grauer Briefkasten auf einem Holzbalken, im Hintergrund ein Bergmassiv
Befreie deinen Briefkasten und dein Leben von zu viel Werbung! / © Kinga Lopatin, unsplash.com

 


Quellen:

Verbraucherzentrale: „Werbung im Briefkasten. So wehren Sie sich gegen Werbepost“ vom 19.7.2024, unter https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/vertraege-reklamation/werbung/werbung-im-briefkasten-so-wehren-sie-sich-gegen-werbepost-10418 (Zugriff am 17.3.2025)

CleanUp Network: „Briefkastenwerbung nur auf Wunsch“ vom 1.12.2019, unter https://cleanupnetwork.com/news/netzwerk/briefkastenwerbung-nur-auf-wunsch-bundestagspetition-jetzt-unterschreiben/ (Zugriff am 17.3.2025)

Letzte Werbung e.V.: „Nie wieder unerwünschte Werbung“, unter https://www.appmelder.de/ (Zugriff am 17.3.2025)

 


 

Die Autorin Stephanie

 

Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.