
Romantipp: Endling von Jasmin Schreiber (Türchen 12)
Weihnachten – das ist für ganz viele von uns eine Zeit, die wir mit unseren Liebsten verbringen und ganz viel Nächstenliebe praktizieren. Für manche bedeutet Weihnachten dabei auch eine Reise. Sei es, weil wir fortgezogen sind und unsere Eltern besuchen, oder weil vielleicht unsere Verwandtschaft in einem anderen Land lebt und wir Weihnachten dort verbringen.
Aber die Weihnachtszeit ist natürlich nicht der einzige Grund zum Reisen. Und ich möchte dir heute gerne einen Roman vorstellen, in dem es um eine ganz ungewöhnliche und spektakuläre Reise geht, von der wir ganz viel über Zusammenhalt und vor Allem Mut lernen können. Nimm dir ein paar Plätzchen und mach’ es dir gemütlich – das Abenteuer beginnt!
Endling von Jasmin Schreiber
Wir befinden uns im Jahr 2041, in einer Zeit, in der der Klimawandel weiter vorangeschritten ist und die Folgen in Form von Artensterben, Extremwetterereignissen und sich stark verbreitenden Krankheiten immer weiter zunehmen. Darauf reagieren die Menschen mit mehr Regeln: Regierungen verhängen strengere Gesetze und es werden Grenzkontrollen eingeführt. Dabei bekommt der Feminismus eine immer wichtigere Rolle im Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen.
Was im ersten Moment mit diesen ernsten Themen nach einem schwerverdaulichen Roman und eher nicht nach schöner Winter-Lektüre klingt, entpuppt sich dank eines beflügelten Schreibstils und herzlichen Charakteren zu einem wirklich tollen Roman. Dabei wird ein Thema diskutiert, was für unsere Zeit stark prägend ist und auch in Zukunft bleiben wird.
Die Geschichte
Wir folgen unserer Protagonistin Zoe, einer Biologin, die Käfer und Schmetterlinge erforscht. Ihre Hauptforschung befasst sich mit Taubenschwänzchen.

Diese Schmetterlingsart ist verschollen. Nicht ausgestorben, sondern spurlos verschwunden. Aus familiären Gründen kehrt Zoe in ihre Heimat zurück – zu ihrer sechzehnjährigen Schwester Hannah und ihrer etwas schrulligen Tante Auguste. durch diese erfährt sie von einem weiteren mysteriösen Verschwinden: Augustes beste Freundin Sophie, die sich sonst täglich meldet, ist seit einer Exkursion nach Italien nicht mehr zu erreichen. Sie war dort auf der Suche nach einer Gemeinschaft von Frauen, die in den Bergen wohnt und sich von den faschistischen Regimes absetzt, um unabhängig und frei zu leben.
Doch ihr unerklärtes Abtauchen bereitet Auguste Sorgen – so große Sorgen, dass sie ihr jahrelanges, selbstgewähltes Exil in ihrer Wohnung verlässt. Dieses verbrachte sie bisher gekleidet in OP-Maske und gebadet in Desinfektionsmitteln. Der einzige soziale Kontakt in Person bestand zu ihrer Nichte Hannah und deren Mutter, wenn Auguste Einkäufe gebracht bekam. Naja – fast. Denn Auguste hat ein Haustier: Eine Weinbergschnecke namens HP14. Sie ist die letzte ihrer Art, ein sogenannter Endling, und hat dem Roman zu seinem Titel verholfen. Ihren Namen verdankt HP14 dem wissenschaftlichen Namen von Weinbergschnecken: Helix pomatia.

Aus Sorge um Sophie entscheidet sich Auguste nun aber, der Angst vor Krankheiten die Stirn zu bieten und gemeinsam mit Zoe, Hannah und HP14 einen Roadtrip nach Italien zu machen, um ihre Freundin zu suchen.
Auf dieser Reise geschehen sehr viele unerwartete Dinge und es stellt sich heraus, dass nicht alles, was verloren und verschollen zu sein scheint, wirklich fort ist. Der Weg führt in unbekannte Gebiete mit einer unberührten Pflanzen- und Tierwelt, in der Organismen leben, die als längst ausgestorben gelten.
Ein Roman mit wichtiger Message
Die Themen Klimawandel, Arten-, Umwelt- und Klimaschutz und Feminismus bilden in „Endling“ die Grundlage für eine spannende Geschichte mit tiefgehenden Familiendynamiken. Trotz ihrer familiären Krisen halten Hannah, Zoe und Auguste fest zusammen, um die verschwundene Sophie zu finden und gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen. Sie alle sind dabei sehr mutig und stellen sich ihren Ängsten vor Konfrontation, Verlassenwerden und Krankheiten. Bei Auguste zeigt sich dieser Mut am deutlichsten und sie kämpft wegen dieser Überwindung mit Angstattacken, die sie aber durch die Unterstützung ihrer Familie unter Kontrolle bekommt. Sie ist jedoch nicht die Einzige, die über sich hinauswächst und ich finde, man kann von vielen der Charaktere einiges lernen und sich gut in sie hineinversetzen.
Wenn du jetzt Lust auf diese Geschichte hast, kannst du dir das Buch vielleicht in der nächsten Bücherei ausleihen oder es gebraucht kaufen. Das Hörbuch dazu findet man auch online zum Anhören. Sei dir bitte bewusst, dass Themen angesprochen werden, die für manche Personen triggernd sein können: Es geht unter anderem um starken Sexismus und Unterdrückung, Alkoholmissbrauch und Sozialängste. Falls eins dieser Themen für dich triggernd sein sollte, pass’ bitte auf dich auf, achte auf deine Grenzen und lies oder höre das Buch vielleicht etappenweise gemeinsam mit einer lieben Person.
Persönliches Fazit
Für mich hat es sich total gelohnt, in die Welt von „Endling“ einzutauchen. Ich fand bisher alle Romane von Jasmin Schreiber total spannend. Sie schreibt über schwerige soziale Themen und Naturschutzthemen mit einer Leichtigkeit und Empathie, durch die das Lesen trotzdem richtig viel Spaß macht. Nicht nur einmal hatte ich das Gefühl eine neue, total wertvolle Perspektive offenbart zu bekommen. Außerdem lernt man immer wieder Interessantes dazu: Neben den wissenschaftlichen Namen von verschiedenen Tier- und Pflanzenarten gibt es auch spannendes Artenwissen, das auf Augenhöhe hier und da eingestreut wird, ohne belehrend zu sein.
In "Endling" ist die Protagonistin Zoe 35 Jahre alt. Das heißt, sie wäre heutzutage 18. Vielleicht bist du ja gerade in einem ähnlichen Alter. Hast du schon eine Idee, wie dein Leben in 17 Jahren aussehen soll? Und wie stellst du dir unsere Welt und unsere Gesellschaft in 17 Jahren vor? Schreib’ es gerne in die Kommentare!
Und falls dir hierzu und zum Thema Hoffnung ganz viel einfällt und du Spaß am Schreiben hast, nimm doch gerne an unserem Schreibwettbewerb teil! Mehr dazu findest du hier.