
Mit diesen "Big Points" kannst du viel für den Klimaschutz bewirken
Diese Woche hast du im Tipp der Woche erfahren, wie du deinen individuellen CO2-Fußabdruck errechnen kannst. Vielleicht ist dir aufgefallen: Dabei spielen einige große Bereiche eine wesentliche Rolle. Im ersten Teil dieser Story erfährst du, welche „Big Points“ es gibt und wie du mit ihnen deinen Einfluss auf das Klima teilweise erheblich verringern kannst. Und im zweiten Teil kannst du dich informieren, wie du das ganz praktisch umsetzen kannst.
Mit diesen "Big Points" viel fürs Klima tun
Wer umwelt- oder klimafreundlich leben möchte, muss viele Entscheidungen treffen und einiges beachten. Doch wenn wir einige grundlegende Punkte beachten, können wir uns im Alltag viel umwelt- und klimafreundlicher verhalten und unseren Fußabdruck teilweise erheblich reduzieren.
Und das Gute ist: viele dieser Entscheidungen müssen wir gar nicht ständig treffen. Wenn wir einmal unser Leben in diesen Bereichen in Richtung Klimaschutz geändert haben, läuft es mehr oder weniger von alleine. Doch natürlich kann die Umstellungszeit eine Herausforderung sein und auch die Entscheidung, in welchen Punkten man klimafreundlicher leben möchte und wie man das am besten anstellt, kann eine Challenge darstellen.
Auch wenn jeder kleine Schritt zählt, gibt es bestimmte Dinge und Bereiche, die besonders großen Einfluss auf unseren Klima-Fußabdruck haben. Diese Bereiche werden auch „Big Points“ genannt. Mit diesen Hebeln gelingt es uns, den CO2-Fußabdruck besonders effektiv zu reduzieren.
https://www.youtube.com/watch?v=wC8103wu5n8&feature=youtu.be
Das Umweltbundesamt (UBA) nennt z.B. sieben „Big Points“, mit denen man seinen Fußabdruck um bis die Hälfte reduzieren kann:
- Sparduschkopf
- Verzicht auf Flugreisen
- Gedämmter Wohnraum
- Pflanzenbetonte Ernährung (also vegan oder vegetarisch essen)
- Ökostrom beziehen
- Weniger Auto fahren
- Bewusster Konsum

Mit diesen Maßnahmen kann es dir gelingen, deinen CO2-Fußabdruck ungefähr zu halbieren (bezogen auf den durchschnittlichen Fußabdruck in Deutschland). Ein Sparduschkopf verringert deinen CO2-Fußabdruck zwar „nur“ um 0,3 t CO2-Äquivalente, doch er ist mit einmaligem, geringem Aufwand einzubauen – und danach muss man nicht mehr daran denken und reduziert fortlaufend seinen Wasser- und Stromverbrauch. Und wenn du schon dabei bist: Bringe an euren Wasserhähnen ebenfalls Wasser-Spar-Perlatoren an. Dabei wird dem Wasser Luft beigemischt. Du verbrauchst weniger Wasser und merkst es gar nicht! Ein Perlator kostet nur wenige Euro, spart euch aber einiges an Wasser – und damit Energie und CO2 – ein.

Wenn du außerdem auf Flüge verzichtest, zu einer pflanzenbetonten Ernährung wechselt, deinen Wohnraum dämmen lässt und auf Ökostrom umstellt, hast du mit diesen 4 Maßnahmen insgesamt rund 2,0 t CO2-Äquivalente eingespart (4x0,5 t, individuelle Werte je nach Lebensstil).
Auch zu einem Ökostrom-Anbieter zu wechseln, ist ein einmaliger, eher kurzer Aufwand und er sorgt dafür, dass deine CO2-Bilanz zukünftig besser ausfällt. Achte beim Wechsel auf das „Grüner Strom-Label“ bzw. das „ok-Power-Label“. Dann förderst du durch deinen Stromanbieter EE-Neuanlagen. Auf Utopia findest du eine Übersicht über die Anbieter von Ökostrom in Deutschland.
Doch warum zu einem reinen Ökostromanbieter wechseln und nicht „nur“ zu einem Ökostrom-Tarif bei einem „normalem“ Stromanbieter? Reine Ökostromanbieter setzen sich stärker für den Ausbau der Erneuerbaren Energien ein und du kannst sicher sein, dass dein Stromgeld wirklich nur in erneuerbaren Strom und dessen Ausbau fließt. Ein „normaler“ Stromanbieter investiert dagegen immer auch in Kohle- und Gaswerke.
Aber auch wenn du Ökostrom beziehst: Achte trotzdem auf deinen Stromverbrauch. Wie wäre es mit einer Challenge, z.B. bei der nächsten Stromabrechnung 10% weniger zu verbrauchen?
Weniger Auto zu fahren, kann deine Bilanz um weitere 1,0 t CO2-Äquivalente entlasten. Und ein bewusster Konsum sogar um 2,0 t CO2-Äquivalente im Vergleich zum Durchschnittsbürger.
Wenn du also in den Bereichen Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum die Weichen entsprechend stellst, kannst du einiges an deiner persönlichen Klimabilanz verbessern.

Werde aktiv: Das kannst du tun
Fragst du dich nun, wie du diese „Big Points“ mit Leben füllen und in deinem Alltag umsetzen kannst? Hier sind einige Tipps:
Mobilität:
Die meisten Autofahrten in Deutschland sind kürzer als 5 km. Das ist eine Strecke, die man problemlos mit dem Fahrrad zurücklegen könnte. Also: Steig auf Fahrrad oder ÖPNV um oder geh zu Fuß und lass das Auto stehen (oder bring deine Eltern dazu, weniger Auto zu fahren, indem du ihnen Alternativen aufzeigst und du sie zu einer Challenge herausforderst).
Du wirst mit dem Auto zur Schule, zum Musikunterricht oder zum Sport gebracht? Dann nimm auch hier zukünftig das Fahrrad bzw. Bus und Bahn. Falls du zu bestimmten Orten wirklich gar nicht mit dem ÖPNV hinkommst, dann bilde eine Fahrgemeinschaft mit möglichst vielen anderen aus deinem Verein etc.
Besonders viel Spaß macht es, wenn man gemeinsam unterwegs ist. Verabrede dich also z.B. mit Schulkolleg:innen aus deinem Stadtteil, um gemeinsam zur Schule zu radeln.

Verzicht auf Flugreisen:
Eine Flugreise verursacht viel CO2. Je nach Strecke können leicht 2 bis 10 Tonnen CO2 anfallen. Statt mit dem Flugzeug nach Mallorca zu reisen, könntet ihr im nächsten Urlaub z.B. mit dem Zug ans Mittelmeer fahren. Oder ihr macht Urlaub an der Nordsee, Ostsee, im Allgäu, dem Harz, in Paris, Wien oder Mailand – wo immer es euch gefällt und ihr gut mit dem Zug hinkommt. Deine Eltern sind skeptisch? Recherchiere, wo man mit dem Zug überall hinkommt, wie man Sparpreise findet und welche tollen Urlaubsorte ihr so erreichen könnt.
Falls du alleine oder mit Freunden verreist, könntest du z.B. Interrail machen. Dabei kannst du für wenig Geld mit dem Zug durch Europa touren und lernst viele spannende Orte und nette Menschen kennen. Eine Flugreise vermisst ihr bei den tollen Erlebnissen ganz bestimmt nicht.

Wohnung:
Als Mieter:in hast du oft nicht viel Einfluss darauf, ob und wie euer Haus gedämmt wird. Doch wenn du bzw. deine Eltern die Möglichkeit haben, darauf Einfluss zu nehmen oder ihnen das Haus sogar gehört, dann erkundigt euch nach Möglichkeiten der Dämmung und verschiedenen Heizungsformen. Das kostet erst einmal Geld und braucht Zeit, um sich zu informieren und es umzusetzen – doch wenn ihr das einmal geschafft habt, wird euer CO2-Fußabdruck in den nächsten Jahren ein gutes Stück verringert.
Falls du in der nächsten Zeit umziehst, ist auch das ein optimaler Zeitpunkt, um die Weichen für Klimaschutz im Bereich Wohnen zu stellen. Denn die Größe deiner Wohnung und die Art der Heizung entscheidet darüber, wie groß dein CO2-Fußabdruck für den Bereich Wohnen und Energie/Heizung ist. Eine kleinere Wohnung ist meistens nicht nur günstiger, sondern auch besser fürs Klima. Auch hier kannst du mit einer einmaligen Entscheidung also viel fürs Klima tun.
Pflanzenbetonte Ernährung:
Eine Ernährung mit weniger Fleisch und anderen tierischen Produkten ist nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für deine Gesundheit. Und es gibt sehr viele leckere Rezepte! Schau einmal im Team „Ernährung“, dort findest du viele Tipps und Rezeptvorschläge.
Wenn ihr nicht ganz auf Fleisch verzichten möchtet, könntet ihr in der Familie oder WG z.B. vereinbaren, dass es unter der Woche vegetarisches Essen gibt und am Wochenende eine Mahlzeit mit Fleisch. Das spart fast eine Tonne CO2-Äquivalente pro Person und Jahr. Oder ihr versucht euch an einer Challenge und macht z.B. eine Woche oder sogar einen ganzen Monat zu eurem veganen Monat.
Am besten ist es, wenn eure Lebensmittel nicht nur pflanzlich, sondern gleichzeitig auch regional, saisonal und aus biologischem Anbau sind.
Auch auf der Seite „BesserEsser:innen“ des WWF findet ihr tolle Rezeptvorschläge als Wochenmenü-Pläne.
Deinen Eltern ist das zu viel Aufwand? Vielleicht könntet ihr eine Gemüsekiste abonnieren. Dabei bekommt ihr einmal in der Woche regionales und saisonales Gemüse direkt vor eure Haustüre geliefert – das spart euch den Einkauf und wenn das Gemüse schon einmal im Haus ist, wird es bestimmt auch zu leckeren Gerichten verwertet.
Ihr werdet staunen, wie viele leckere Gemüsegerichte es gibt, die nicht nur schmecken, sondern auch schnell und einfach zuzubereiten sind.
Du bist noch nicht so der Held oder deinen Eltern fehlt es an Rezeptideen? Dann schau einmal bei der VHS und ähnlichen Stellen nach einem veganen/vegetarischem Kochkurs! Das ist übrigens auch ein tolles Weihnachtsgeschenk ;-)

Eine pflanzenbetonte Ernährung ist gesund, lecker und klimafreundlich / © Lubos Houska, pixabay.com
Bewusster Konsum:
Ein großer Teil unserer CO2-Emissionen entsteht durch unseren Konsum. Kleidung, Elektroartikel, Sachen für die Freizeitgestaltung und vieles mehr kosten Geld, verbrauchen Ressourcen und schaden dem Klima. Doch wenn du einige Prinzipien beachtest, kannst du deinen Konsum klimafreundlicher gestalten:
Kaufe nur das, was du wirklich brauchst. Auch wenn es vielleicht schwer fällt, versuche auf Spontankäufe zu verzichten. Schlafe lieber noch einmal drüber und prüfe, ob du das Teil wirklich brauchst. Oft möchtest du es 1-2 Tage später gar nicht mehr haben – gut für deinen Geldbeutel und gut fürs Klima.
Nutze deine Sachen so lange wie möglich. Besonders Laptop, Handy und Kleidung solltest du so lange wie möglich nutzen. Denn bei der Herstellung wird viel Energie verbraucht und diese Gegenstände werden viel zu schnell ersetzt – Smartphones z.B. nach 1-2 Jahren, obwohl sie noch gut funktionieren.
Falls du Lust auf mehr Abwechslung im Kleiderschrank hast, kannst du z.B. Kleidung mit Freund:innen tauschen oder eine Kleidertausch-Party besuchen.
Repariere, was du bereits zu Hause hast. Wenn du mit deiner Kleidung und deinen Gegenständen sorgsam umgehst, halten sie länger und du musst weniger oft neue Dinge kaufen. Kaputte Kleidungsstücke kannst du meist reparieren. Knöpfe lassen sich wieder annähen, Löcher lassen sich stopfen. Ich mag es z.B., auf meine Kleidung bunte Flicken zu nähen. Die schneide ich aus alten Kleidungsstücken zu und überdecke damit bei anderen Teilen Löcher. Auch Bettwäsche lässt sich reparieren, aus abgenutzten Handtüchern kannst du z.B. noch Waschlappen nähen.
Bei kaputten Elektrogeräten kann z.B. ein Repiar-Cafe weiterhelfen. Schau einmal, wo es in deiner Nähe eine solche Initiative gibt. Einige Bundesländer fördern eine Reparatur sogar finanziell.
Möbel kannst du mit etwas Farbe wieder auffrischen. Und bei kaputten Schuhen oder abgelaufenen Sohlen hilft ein Schuhmacher weiter.
Jeder reparierte Gegenstand trägt dazu bei, das Klima zu schonen. Und abgesehen davon macht es auch viel Spaß und gibt dir ein Erfolgserlebnis, wenn man selbst etwas repariert hat! Im Team „Upcycling-Bude“ findest du Ideen, wie du alten Dingen neues Leben einhauchen kannst.
Eine weitere Möglichkeit, seinen Konsum zu reduzieren ist es, Dinge zu leihen. Viele Handwerksgeräte brauchst du nur ein- oder wenige male. Eine Bohrmaschine wird in ihrem Leben z.B. nur wenige Minuten genutzt. Frage also einen Nachbarn, ob er das benötigte Gerät hat oder leihe es im Baumarkt aus. In immer mehr Orten entstehen auch „Bibliotheken der Dinge“. Dort kannst du dir kostenlos oder für wenig Geld Waffeleisen, Geschirr für eine Party, ein Zelt, Spiele und einiges mehr ausleihen.
Auch Autos und Lastenräder lassen sich leihen, schau in die Angebote bei dir vor Ort. Das ist besonders dann praktisch, wenn deine Familie nur selten ein Auto braucht oder ihr ab und zu einmal z.B. größere Dinge vom Baumarkt etc. transportieren müsst.
Hast du Sachen, die du nicht mehr brauchst? Dann gib sie weiter. Das kann an eine wohltätige Organisation bzw. ein Second-Hand-Kaufhaus sein, auf dem Flohmarkt, an ein öffentliches Bücher- oder Tauschregal, an Nachbarn oder was dir sonst noch einfällt.
Und wenn du selbst etwas Bestimmtes brauchst, das du nicht leihen kannst, dann schaue auch hier, ob du es vielleicht gebraucht findest – und achte auf hochwertige Verarbeitung und Reparaturfreundlichkeit. Wichtig ist, dass Gegenstände möglichst lange im Nutzungskreislauf bleiben.
Je weniger du kaufst, desto besser für deinen CO2-Fußabdruck!

Ausblick
Wenn du auf diese „Big Points“ achtest, hast du schon einiges erreicht. So gelingt es dir bestimmt, deinen CO2-Fußabdruck deutlich zu reduzieren und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Das Umweltbundesamt hat sogar herausgefunden, dass du mit einem klimafreundlichen Lebensstil auch viele Ressourcen schonst und allgemein etwas Gutes für die Umwelt tust. Du trägst also auch dazu bei, dass weniger Wälder abgeholzt, weniger Natur zerstört, weniger Gifte in die Umwelt gelangen.
Doch nicht nur dein Fußabdruck spielt eine Rolle, sondern auch dein Handabdruck. Was sich dahinter verbirgt und wie du ihn vergrößern kannst, erfährst du nächste Woche in einer Story zum Handabdruck.
Quellen:
- Umweltbundesamt (UBA) vom 5.11.2021: „Mit Big Points klimafreundliche Konsumentscheidungen treffen“, unter https://www.umweltbundesamt.de/themen/big-points-klimafreundliche-konsumentscheidungen (Zugriff am 13.11.2024)
- Umweltbundesamt (UBA) vom 15.7.2020: „Wie umweltfreundlich ist klimafreundlicher Konsum?“, unter https://www.umweltbundesamt.de/themen/wie-umweltfreundlich-ist-klimafreundlicher-konsum (Zugriff am 13.11.2024)
- Kompetenzzentrum Nachhaltiger Konsum: Factsheet „Big Points des nachhaltigen Konsums“, unter https://nachhaltigerkonsum.info/sites/default/files/medien/dokumente/knk_factsheet_bigpoints_fussabdruck.pdf (Zugriff am 13.11.2024)
- Verbraucherzentrale vom 15.7.2024: „Big Points – so handeln Sie wirksam für den Klimaschutz“, unter https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/apps-und-software/big-points-so-handeln-sie-wirksam-fuer-den-klimaschutz-97053 (Zugriff am 13.11.2024)
- Wetter.de vom 18.11.2021: „Klimawandel: Die 7 Big Points für den ganz persönlichen Klimaschutz“, unter https://www.wetter.de/cms/klimaschutz-co2-fussabdruck-halbieren-was-sind-die-wichtigsten-massnahmen-4867819.html (Zugriff am 13.11.2024)
Bildquellen:
- Grafik „Mit Big Points den Fußabdruck halbieren“, ©Umweltbundesamt (UBA) /Kompetenzzentrum Nachhaltiger Konsum, Creative Commons Lizenz, unter https://nachhaltigerkonsum.info/sites/default/files/styles/default/public/medien/bilder/knk_bigpoints_rechteck_rgb.jpg?itok=Xo6kmNd3 (Zugriff am 13.11.2024)
- Sharepicks „Sparduschkopf“, "Autofahren", "Fliegen", "Handy/Konsum", alle © Kompetenzzentrum Nachhaltiger Konsum, Creative Commons Lizenz CC BY-SA 4.0, unter https://nachhaltigerkonsum.info/service/bigpoints#block-views-block-downloads-list (Zugriff am 13.11.2024)

Eine Story von: Stephanie
Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.