Kampf gegen die Plastikflut an besonderen Orten und eine Wurmkiste im Friseursalon

Published on November 9, 2024

     

    Plastik ist ein Material, das nicht nur uns in der Community ständig beschäftigt. Mittlerweile haben viele die Probleme erkannt, die mit Kunststoffen zusammenhängen: Auf der ganzen Welt setzen sich Leute dafür ein, die Umweltverschmutzung durch Plastik zu verringern. Ständig gibt es neue Erkenntnisse und Möglichkeiten, die Welt ein kleines bisschen plastikfreier zu gestalten. Einige davon möchte ich Euch hier kurz vorstellen.

    Das gibt es diesen Monat:

    - Menschlicher Müll am Mount Everest

    - und kein Einweg am Grand Canyon

    - Der erste Zero-Waste-Friseursalon Deutschlands

    - Community gegen Plastik

    - Selbst aktiv werden!

    Menschlicher Müll am Mount Everest…

    Beliebte Orte ziehen Menschen an – und Müll. Dieser wird langfristig aber zum Problem für diese Orte. So geschehen am Mount Everest. Geschätzt liegen am höchsten Camp am höchsten Berg der Erde noch 50 Tonnen Müll. Seit einigen Jahren versucht die nepalesische Regierung mit strengeren Regelungen das Problem in den Griff zu bekommen. Im Plastik-Update haben wir euch beispielsweise schon mal über das Verbot von dünnem Einweg-Plastik am Mount Everest berichtet. Auch gibt es Regeln, dass Kautionen nicht zurückgezahlt werden, wenn Bergsteiger:innen ihren Müll nicht mit zurückbringen. Zusätzlich startet jedes Frühjahr das große Aufräumen. Sherpas und Militär versuchen den Müll zu entsorgen. Dabei sind sie jedoch stark vom Wetter abhängig. Eine Herausforderung, die bei WWF Jugend-Müllsammelaktionen normalerweise nicht auftritt: Der Müll muss nicht nur aufgehoben, sondern aus dem Eis herausgebrochen werden. Trotzdem wurden in der diesjährigen Saison elf Tonnen Müll wieder nach unten transportiert.

    Zu sehen ist der Mount Everest
    Auch am Mount Everest verursachen wir Menschen Müll. Bild von pixabay.com

     

    Beim Müll am Mount Everest handelt es sich hauptsächlich um alte Zelte, Zeltpackungen, Lebensmittelverpackungen, Gaskartuschen, Sauerstoffflaschen, und Seile. Aber auch Batterien aus dem Jahr 1957 wurden gefunden. Neben Müll müssen die Teams aber auch immer wieder Leichen nach unten bringen.
    Die niedrigen Temperaturen am höchsten Berg der Welt sorgen aber noch für ein ganz anderes Müllproblem: Für Verschmutzung und Geruch sorgen dort nämlich auch geschätzte 3 Tonnen menschlicher Kot. Da dieser dort nicht schnell genug zersetzt wird, sollen Teilnehmende von Expeditionen ihren eigenen Stuhlgang jetzt verpflichtend in einem speziellen Kot-Beutel wieder mit nach unten nehmen. Im Beutel wird alles direkt chemisch zersetzt.
    Auch wenn der Müllberg am höchsten Berg der Welt noch eine ganze Weile da sein wird, immerhin hat ein Umdenken stattgefunden und heutige Expeditionen planen ihre Müllentsorgung ganz anders ein.

    und kein Einweg am Grand Canyon

    Ein noch beliebteres Ziel, da für mehr Menschen erreichbar, ist der Grand Canyon. Noch mehr Menschen, noch mehr Müll. Im Grand Canyon Nationalpark sind es 70 Millionen Tonnen, 81 Prozent davon aus Plastik. Mitgebracht wird der Müll nicht nur von den Touristen selbst, sondern auch von den Essensständen im Nationalpark. Pro Bestellung acht Teile Einweggeschirr, das sind 7,2 Millionen pro Jahr. Das zu ändern war das Ziel des Aufrufs von National Park Service (NPS) und National Park Foundation (NPF): Wer für den Park eine innovative Methode zur Verringerung, Wiederverwendung und zum Recycling des verwendeten Plastiks entwickeln würde, sollte 400 000 Dollar erhalten, um diese Idee in die Tat umzusetzen.

    Das Bild zeigt den Grand Canyon: verschiedenfarbige Sandsteine und die Schlucht.
    Auch der Grand Canyon Nationalpark hat ein Müllproblem. Bild: pixabay.com

     

    Gewonnen haben in Zusammenarbeit Zusammenarbeit zwischen die Agentur Upstream Solutions und zwei Parkanbietern, Delaware North und Xanterra Travel Collection. Mit anderen Anbietern, dem Park und seiner Naturschutzbehörde sowie der örtlichen Gemeinde wollen sie jetzt beraten, wie ihr Plan am besten in die Tat umgesetzt werden kann. Ziel ist ein System mit wiederverwendbarem, sehr haltbarem Geschirr für den ganzen Nationalpark, das gesammelt, gereinigt und weiterverwendet wird. Der Nationalpark soll damit der erste Nationalpark in den USA werden, in dem fast ausschließlich wiederverwendbares Geschirr verwendet wird. Um auch die Besucher:innen zu sensibilisieren, gibt es in drei anderen Nationalparks der USA (Denali-, Grand-Teton- und Yosemite-Nationalpark) bereits seit 2015 die Initiative „Don't Feed the Landfills“. Die 5 Hauptpunkte:

    1. Plan and Prepare 

    2. Opt for Online when you can 

    3. Bring Your Own Coffee Mug 

    4. Bring Your Own Water Bottle 

    5. Choose Reusable Bags 

    Der erste Zero-Waste-Friseursalon Deutschlands

    Unverpacktladen? Kennt man mittlerweile viele, aber warst du auch schon mal in einem Zero-Waste-Friseursalon? Vermutlich eher nicht, denn der Salon von Juliette Beke in Dresden ist der bisher erste und einzige plastik- und müllfreie Friseurladen Deutschlands. Was das bedeutet? In ihrem Salon achtet die Dresdnerin darauf, dass alle Materialien ohne oder mit möglichst wenig Verpackung geliefert werden: in Glas, Papier oder Großgebinden verpackt. Viele Produkte werden selbst angemischt, z. B. besteht das Haarspray im Salon aus Zucker und Wasser sowie ätherischen Ölen, Haare werden mit Natron gewaschen und Haarcreme aus Kokosöl oder Bienenwachs hergestellt. Haarfarben werden mit Henna, Rote Beete oder Indigo hergestellt. Ein paar Anwendungen gibt es im Zero-Waste-Friseur nicht: Aufhellen und Umformen der Haare funktioniert nicht, da die Produkte, die dafür nötig wären, Flüssigplastik oder Granulate enthalten. Auch darauf soll verzichtet werden. Anstatt der Einwegumhänge, Kosmetiktücher und Handschuhe, die es sonst oft beim Friseur gibt, werden selbstgenähte, waschbare Alternativen von der Mutter der Besitzerin verwendet. Selbst auf Zeitschriften auf Papier wird verzichtet und stattdessen Tabletts dafür bereitgelegt. Insgesamt produziert der Laden nur ca. ein Liter Müll pro Woche. Verglichen mit ca. zwei Gelben Säcken am Tag in Salons, in denen Juliette Beke früher gearbeitet hat, ist das eine beachtliche Reduktion.

    Eine Nahaufnahme des Haaresschneidens: Mit einer Schere werden die Haare abgeschnitten, die andere Hand hält den Kamm.
    Im klassischen Friseur-Salon fallen 2 Gelbe Säcke Müll am Tag an, im Zero-Waste-Salon 1 Liter pro Woche. Bild von pixabay.com

     

    Wie sie auf die Idee gekommen ist, einen Zero-Waste-Salon zu gründen? Auch bei ihr fing es mit Zero-Waste zunächst im Privatleben an. Nach und nach habe sie ihren Alltag umgestellt und von da an in zwei Welten gelebt: Der privaten, fast müllfreien und der beruflichen. Sie begann zu experimentieren, wie sie Müll bei der Arbeit einsparen konnte und gründete schließlich 2021 ihren eigenen Salon. Für das Konzept haben sich mittlerweile auch einige ihrer Kolleg:innen interessiert. Wer weiß, vielleicht gibt es ja irgendwann nur noch Zero-Waste-Salons? In Dresden werden übrigens sogar die abgeschnittenen Haare weiterverarbeitet, und zwar von Juliette Bekes 2000 Mitarbeitern: den Würmern in der Saloneigenen Wurmkiste. Der entstandene Humus landet in den Blumentöpfen.
    Wer noch einen bildlicheren Eindruck von diesem besonderen Friseursalon bekommen möchte, kann in diese Folge
    von arte hineinschauen:

    Community gegen Plastik und ...

    Aber nicht nur weltweit, sondern auch bei uns in der Community gibt es viele tolle Menschen und Ideen, wie wir gegen die Plastik-Flut aktiv werden können. Beispielsweise wurde beim Naturschutzeinsatz in Weilheim auch Müll entlang der Ammer gesammelt, Stephanie hat uns in dieser Story berichtet, wie gut sich Zero-Waste im Großstadt-Urlaub umsetzten lässt und beim diesjährigen Clean Up Walk sind 1950 € für das Geisternetze-Projekt zustande gekommen. Außerdem war die WWF Jugend sowohl im September auf dem NORDEN-Festival in Schleswig als auch diese Woche auf dem Lichtbild-Festival in Jena aktiv und hat beim Sammeln von Unterschriften für die Petition für ein globales Plastik-Abkommen geholfen (Foto). 

    Wenn du also

    ... Selbst aktiv werden 

    möchtest, kannst du in dieser chaotischen Woche noch ein Zeichen für internationale Zusammenarbeit und Umweltpolitik setzten und die Petition für ein ehrgeiziges und gerechtes UN Plastik-Abkommen unterschreiben.

    Oder für Mehrweg statt Einweg bei der Deutschen Umwelthilfe.

    Wenn du in Berlin wohnst, kannst du dich auch noch ganz schnell bei der vhs für den Kurs „Die Plastikflut stoppen, Müll vermeiden und Geld sparen“ anmelden.

    Das alles und viele weitere Tipps, Petitionen, Stories und Möglichekeiten zum Austausch findest du im Team Plastik und Meere. Wenn du eine Müllsammelaktion suchst oder selbst eine organisieren möchtest, schau doch mal ins Team Clean Ups. Und erzähl gerne in den Teams oder in den Kommentaren unter dieser Story von deinen eigenen Ideen und Projekten rund um das Thema Plastikmüll oder berichte von positiven Nachrichten zum Thema Plastik. Denn wir sind viele und wir geben nicht auf, diese Welt müllfrei zu machen!

     

    Hier gehts zum letzten Plastik-Update, in dem es um müllfreie Inseln und Clean Ups ging.

     

    Quellen:

    https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/zero-waste-friseur-nachhaltigkeit-100.html, abgerufen am 08.11.24

    https://www.juliettebeke-gesundehaare.de/, abegrufen am 8.11.2024

    Wie der Mount Everest zum Müllberg wurde - ZDFheute, abgerufen am 9.11.2024

    Kot am Mount Everest: Müllbeutel werden Pflicht | alpin.de, abgerufen am 9.11.2024

    Grand Canyon Set To Become First US National Park To Trial Eliminating Single-Use Waste | IFLScience, abgerufen am 9.11.2024

     


    Die Autorin Johanna

    Eine Story von Johanna

    Johannna schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - komm in unser Team.