
Erdüberlastungstag: Haben wir 1,7 Erden?
Hast du schon einmal vom Earth Overshoot Day gehört? Heute ist nämlich Erdüberlastungstag oder auch Earth Overshoot Day. Was das bedeutet und wie du aktiv werden kannst, erfährst du in dieser Story.
Earth Overshoot Day
Wir leben, als hätten wir 1,7 Erden. Dabei weiß jedes kleine Kind: Es gibt nur eine Erde.
Dieses Jahr fällt der Earth Overshoot Day auf den 1. August 2024. „Erdüberlastungstag“ bedeutet: Ab diesem Tag sind die Ressourcen, die die Erde für ein Jahr nachhaltig bereitstellen kann, aufgebraucht. Wir nehmen sozusagen einen Kredit bei der Erde auf, unser Konto ist im Minus.
Der Earth Overshoot Day wird jährlich vom Global Footprint Network berechnet. Dabei werden die biologische Kapazität der Erde, über die sie zum Aufbau von Ressourcen und zur Aufnahme von Müll und Emissionen verfügt, und der Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründen, die wir Menschen für unseren Lebensstil und als Wirtschaftsfläche verbrauchen, gegenübergestellt.

Der deutsche Erdüberlastungstag war bereits am 2. Mai 2024. Das bedeutet: Wenn alle Menschen so leben und wirtschaften würden wie in Deutschland, wäre bereits am 2. Mai unser Budget für nachhaltig nutzbare Ressourcen und verkraftbare Emissionen für das ganze Jahr aufgebraucht. Das ist eine ziemlich starke Übernutzung. Denn wir in Deutschland verbrauchen dabei die Ressourcen von drei Erden. – Und ja, es gibt immer noch nur eine Erde.
In Quatar sieht es übrigens noch schlimmer aus: Der Erdüberlastungstag dieses Öllandes fiel 2024 bereits auf den 11. Februar. Luxemburg folgt dicht danach: 20. Februar.
Ziemlich im weltweiten Durchschnitt liegen Coast Rica (31. Juli) und Brasilien (4. August).
In einigen Ländern ist der nationale Erdüberlastungstag dagegen erst im November: In Jamaica (12. November), Irak (15. November) oder Ecuador und Indonesien (beide am 24. November).
In den letzten Jahrzehnten hat sich der globale Erdüberlastungstag immer weiter nach vorne verschoben. 1970 lag er z.B. noch im Dezember, 1980 im November. 1990 bereits im Oktober, 2000 im September. Seit ca. 2010 liegt er Ende Juli oder Anfang August. Global gesehen verbrauchen wir also rund 1,7 Erden.
Während einige Jahrzehnte der Erdüberlastungstag immer früher im Jahr lag, pendelt sich die Erdüberlastung seit etwa 10 Jahren ein, allerdings auf einem sehr hohen Niveau. Optimistische Menschen sehen bereits einen Wendepunkt und hoffen, dass die Überlastung durch Erneuerbare Energien, E-Mobilität, Wärmepumpen, Speichertechniken etc. schon in den nächsten Jahren sinken könnte. Allerdings müssen diese Trends deutlich schneller ablaufen.
Damit wir das Ziel der UN erreichen, bis 2030 die CO2-Emissionen im Vergleich zu 2010 um 43% zu senken, müsste, wir es schaffen, den Earth Overshoot Day bis 2030 um 19 Tage nach hinten zu verschieben. Er läge dann ca. am 19. August.

Das kannst du tun: #MoveTheDate
Du möchtest dazu beitragen, dass der Earth Overshoot Day nach hinten rutscht?
Dann achte auf deinen ökologischen Fußabdruck. Die wichtigsten Hebel sind Ernährung, Mobilität, Wohnen und Konsum. Hier kannst du mit einigen Veränderungen viel erreichen.
Du brauchst Tipps und Ideen, wie du das machen kannst? Dann schau in die Thementeams der WWF Jugend – dort findest du viele Anregungen.
Du möchtest erst einmal wissen, wo du überhaupt stehst? Dann kannst du deinen ökologischen Fußabdruck berechnen, z.B. mit dem Tool des Global Footprint Network (auf englisch).
Eine deutsche Seite, die deinen ökologischen Rucksack und deinen Ressourcenverbrauch erfasst, findest du z.B. beim Wuppertal Institut.
Oder du nutzt den CO2-Rechner des Umweltbundesamtes. Dieser bezieht sich zwar auf CO2, doch beides hängt eng zusammen und verallgemeindernd lässt sich sagen: Je höher dein CO2-Fußabdruck ist, desto mehr globale Hektar beansprucht auch dein Lebensstil (und andersrum). Und alles, was deinen CO2-Außsstoß senkt, wirkt sich auch positiv auf deinen gesamten ökologischen Fußabdruck aus.

Wenn jeder auf seinen eigenen Fußabdruck achtet, kommen wir bereits ein Stück weiter. Doch genauso wichtig ist es auch, sich für Veränderungen in der Gesellschaft einzusetzen. Fordere und fördere auch dort nachhaltige Strukturen und schau dich um, was in deinem Umfeld vorangebracht wird und wie du dich einbringen kannst.
Auch die politische Arbeit spielt hier eine Rolle. Nutze die Gelegenheit, mit Politker:innen zu sprechen, ihnen zu schreiben, deine Meinung zu sagen und fordere auch hier einen Wandel ein. Sie können Maßnahmen erlassen, Rahmenbedingungen und Gesetze schaffen, die einen gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit, einem sparsamen Umgang mit Ressourcen, möglich machen.
Beim Global Footprint Network findest du über 100 konkrete Lösungen, die das Potential haben, den Erdüberlastungstag zu verschieben. Dort erfährst du auch, wie viel jede Maßnahme bewirken kann, also um wie viele Tage sich der Erdüberlastungstag damit verschieben ließe. Mach mit bei #MoveTheDate!
Einige kannst du zu Hause umsetzen, für andere braucht es dein gesellschaftliches und/oder politisches Engagement.
Pflanzliche Ernährung verschiebt den Erdüberlastungstag z.B. um 7 Tage, ebenso der Schutz der Regenwälder. Wenn wir die Lebensdauer unserer Kleidung verlängern, gewinnen wir 5 Tage, wenn wir den CO2-Preis erhöhen, sogar 63 Tage. Auch die Umsetzung des Green New Deals ist effektiv: 42 Tage würde uns das einbringen. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien bringt uns 26 Tage, die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung weitere 13 Tage.
Los gehts, werde aktiv!
Quellen:
- WWF Deutschland: „Earth Overshoot Day“, unter https://www.wwf.de/earth-overshoot-day (Zugriff am 1.8.2024)
- Germanwatch e.V.: „Der globale Erdüberlastungstag 2024“, unter https://www.germanwatch.org/de/overshoot (Zugriff am 1.8.2024)
- BUND Deutschland: „Earth Overshoot Day: Ab heute leben wir auf Pump“, unter https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/erdueberlastungstag-ab-heute-leben-wir-auf-pump (Zugriff am 1.8.2024)
- ARD alpha: „Earth Overshoot Day 2024: Ab dem 1. August schulden wir Menschen der Erde was!“, unter https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/nachhaltigkeit/earth-overshoot-day-welterschoepfungstag-klima-oekologischer-fussabdruck-100.html (Zugriff am 1.8.2024)
- Global Footprint Network: „Power of Possibility“, unter https://www.overshootday.org/power-of-possibility/ (Zugriff am 1.8.2024)
-
Tagesschau: „Trendwende bei der Erdüberlastung?“, unter https://www.tagesschau.de/wissen/klima/erdueberlastungstag-126.html (Zugriff am 1.8.2024)
- Bildquelle Grafik: https://file2.hpage.com/014014/74/bilder/die_welt_ist_nicht_genug.jpg (Zugriff am 1.8.2024)

Eine Story von: Stephanie
Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.