
Summ Summ Summ - So legst du eine Wildblumenwiese an
Ein Insektenhotel aufzustellen ist eine gute Sache. Aber ganz ehrlich: Wenn's nichts zu futtern gibt, ist die schönste Nisthilfe nichts wert. Deshalb ist noch viel wichtiger: Wildnis und Vielfalt. Leg eine Wildblumenwiese an und zaubere damit ein Insektenparadies herbei. Ob im eigenen Garten oder auch nur ein paar Töpfe auf dem Balkon - jeder Quadratmeter zählt. Du wirst sehen: Schon sehr schnell brummt und summt und flattert es dort wie verrückt.
Unter dem Namen "Summ Summ Summ - Wir pflanzen um" hat sich die WWF Jugend vorgenommen, in diesem Jahr mehrere Wildblumenwiesen anzulegen. Weil es den Insekten hilft, und weil es einfach Spaß macht. Wie auch du so eine Wildblumenwiese anlegen kannnst, zeigen wir dir hier. Es ist nicht kompliziert, aber es gibt ein paar wichtige Sachen, die du dabei beachten musst.
Eine geeignete Fläche finden
Im eigenen Garten oder auf der Terasse kann man natürlich sehr einfach sein eigenes Naturschutzprojekt verwirklichen. Aber auch öffentliche Grünflächen können infrage kommen. Erkundinge dich bei deiner Stadt, ob es Flächen gibt, die hierfür zur Verfügung gestellt werden können. Häufig kann man auch bei Schulen oder Kindergärten nachfragen, ob sie einen Teil ihrer Gärten für eine Naturschutzwiese bereitstellen wollen - die meisten unterstützen das gerne. Der Standort sollte recht viel Sonnenlicht abkriegen.
Den Boden vorbereiten
Unsere Böden sind häufig viel zu stark mit Nährstoffen angereichert. Das klingt erstmal seltsam - Was soll schlecht an Nährstoffen sein? Brauchen Pflanzen nicht Nährstoffe? Ja, aber nicht in solchen Mengen. Durch das übermäßige Düngen in der Landwirtschaft und die riesigen Wasserkreisläufe kommt viel zu viel Stickstoff in unsere Böden. Die wenigen stickstoffliebenden Arten, darunter Gräser und krautige Stauden, breiten sich aus und verdrängen die Pflanzenvielfalt. Deshalb wachsen auf einer normalen Wiese vor allem Gänseblümchen und Löwenzahn. Nichts gegen diese Pflanzen, aber für unsere Insektenvielfalt ist das zu eintönig. Die meisten Wildblumen lieben magere Böden. Deshalb gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder du mähst deine Wiese immer wieder und sammelst den Grünschnitt jedes Mal ein, um ihn zum Beispiel auf deinen Kompost zu legen. Dadurch wird das organisiche Material nicht auf der Wiese wieder zersetzt und ihn Nährstoffe verwandelt. So wird über einen langen Zeitraum deine Wiese immer magerer und somit artenreicher.
Oder die Zeitraffermethode: Du entfernst die Rasenfläche, vermischst den darunter liegenden Humusboden mit Sand und verteilst auf dieser Fläche Wildblumensamen. So habe ich es in unserem Garten auf 20 Quadratmetern ausprobiert, und das hat super geklappt:
Zuerst haben wir die Grasnarbe entfernt. Dafür brauchst du Spaten - und viel Muskelkraft. Denn so ein Rasen ist fest mit dem Boden verwurzelt. Am besten geht es, wenn der Boden vom Regen nass ist. Dann haben wir den freigelegten Boden gelockert und schließlich eine ca. 3 cm dicke Schicht Sand darauf verteilt. Klingt nach nicht viel? Wir haben gestaunt, wie viel Sand wir tatsächlich brauchten: zwei Anhänger voll!
Tipp: Kindergärten und Spielplätze tauschen regelmäßig den Sand aus. Statt teuren Sand zu kaufen, kannst du dich also erkundigen, wo du gratis aussortierten Sand bekommen kannst. Für den Kindergarten ist das ebenfalls von Vorteil, denn so sparen sie Entsorgungskosten.
Mit Harken haben wir dann den Sand mit dem darunter liegenden krümeligen Humusboden vermischt. Kleine Wurzeln von Pflanzen, die die Wildblumen wieder verdrängen würden, haben wir dabei aussortiert. Quecke, Distel, Weißklee oder Winde würden sich trotz der intensiven Bodenbearbeitung schnell wieder breit machen.
Das richtige Saatgut verwenden
Dann kommt das Schönste: Die Samen auswerfen. Aber welches Saatgut ist geeignet? Bitte nicht die insektenfreundlichen Tütchen aus dem Baumarkt oder Gartencenter. Diese Mischungen bieten zwar vielen Insekten Nahrung, enthalten aber auch gerne mal exotische Blumen, die eigentlich in unserer Natur nicht vorkommen und heimische Arten weiter verdrängen. Besser sind ökologisch erzeugte Sämereien von Anbietern, die für verschiedene Regionen regionale Saatgutmischungen anbieten. Denn nicht überall in Deutschland wachsen die gleichen Wildblumen. Welche Mischung für deine Region geeignet ist, siehst du auf dieser Karte.
Der NABU hat hier eine Liste mit verschiedenen Bezugsadressen für ökologisches Saat- und Pflanzengut zusammengestellt.
Ein günstiger Zeitraum fürs Aussäen ist Februar bis Mai. In der Regel braucht man für 1 Quadratmeter nur 2 bis 3 Gramm Blumensamen. Um das Ausstreuen zu erleichtern, kann man die Samen vorsichtig mit Sand mischen - dann ist es leichter, die Samen gleichmäßig über der Fläche zu verstreuen. Danach die Samen nicht untergraben, aber mit einer Walze oder einem Brett etwas andrücken.
Die ersten Wochen sind entscheidend
Nun musst du dich um deine Wildblumenfläche gut kümmern. Direkt nach dem Aussäen musst du die Fläche mit einem Vogelnetz abdecken. Ansonsten kommen sehr flink Spatzen und andere gefiederte Freunde und naschen die komplette Aussaat weg. Achte darauf, dass das Netz wirklich an allen Stellen dicht ist. Bei mir sind die Spatzen sogar durch ein kleines Loch am Rand unter das Netz gehuscht, um ein paar Körnchen zu erbeuten.
Ich habe meine Wildblumeninsel mit einem Kreis aus Stöcken und Ästen eingerahmt. Das hat mehrere Vorteile: Es sieht hübsch aus, das Vogelnetz lässt sich gut daran befestigen, und in dem abgestorbenen Holz können wiederum zahlreiche Insekten ein Zuhause finden.
Ebenso wichtig ist es, dass du die Fläche regelmäßig gießt, falls es nicht regnet. Wildblumen- und Wildgräserkeimlinge benötigen mindestens drei Wochen durchgehende Feuchtigkeit, um optimal zu quellen und zur Keimung zu gelangen. Du solltest also deine eingesäte Fläche über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen stets feucht halten. Zunächst wird die Fläche lange tot und kahl aussehen - aber keine Sorge, Wildblumen brauchen etwas Geduld. Nach drei Wochen werden die ersten Blumen gut erkennbar als kleine grüne Pflänzchen zu sprießen beginnen. Dann kann auch das nervige Netz weg. Einige Samen sind aber auch hartschalig und keimen erst im folgenden Frühjahr.
Auch wenn's weh tut - Mähen muss sein
Am liebsten würde man die Blumenwiese nun einfach wachsen lassen und sich an den Blumen erfreuen. Aber ein bis maximal zwei Mal im Jahr sollte sie gemäht werden. Das heißt, die Blumen werden in einer Höhe von ca. 10 cm über dem Boden abgeschnitten. Bei nährstoffreichen Flächen solltest du das jeweils Mitte Mai und Mitte Juni machen. Bei nährstoffarmen Flächen wird die Mahd für jeweils Mitte Juni und Anfang September empfohlen.
Dabei sind zwei Dinge wichtig: Das Mähgut solltest du nicht dort liegen lassen, sondern entfernen, damit die Fläche nicht reichhaltiger, sondern magerer wird. Und: Schneide bitte nicht alles auf einmal ab, sondern erst die eine Hälfte, und nach einer Woche die zweite Hälfte. So können die Tiere, die in der Wiese leben, sich zurückziehen und den Umzug in eine andere Ecke des Gartens vorbereiten.
Bei mir sah die Wildblumenwiese im ersten Jahr so aus:
Und das Tolle ist: Jahr für Jahr kommen weitere Arten dazu, und die Wildblumeninsel wird immer bunter und vielfältiger. Probier es auch mal aus und schreib uns deine Erfahrungen. Viel Erfolg!