Das war 2023: Erfolge im Natur- und Umweltschutz

Published on January 18, 2024

2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, es gab erneut viele Waldbrände, Dürren, aber auch Überschwemmungen und Starkregen in vielen Teilen der Welt.

Doch trotz vieler negativer Schlagzeilen, wurden im Natur- und Umweltschutz gleichzeitig auch Erfolge erzielt und Fortschritte gemacht. Dieser Jahresrückblick auf 2023 stellt euch einige davon vor.
 

Das Foto zeigt die Kühltürme eines Atomkraftwerks.
Geschafft: Die letzten AKWs in Deutschland wurden vom Netz genommen. / © Markus Distelrath, pixabay.com


Abschaltung der letzten AKWs

Am 15. April 2023 gingen die drei letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz. Nach jahrelangem Warten und Jahrzehnten des Widerstands wurde damit der letzte Schritt des Atomausstiegs in Deutschland umgesetzt. Anti-Atom-Gruppen feierten den Tag mit mehreren Atomausstiegsfeiern und einem Anti-Atom-Frühling u.a. in Neckarwestheim, München und Lingen sowie an vielen weiteren Orten.

 

Mehr Schutz für die Meere …

Nach jahrelangen Verhandlungen ist es so weit: Seit 2023 gibt es nun endlich auch Artenschutz auf der hohen See. Bei der Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen in Montreal (Kanada) wurde ein Vertrag zum „Schutz und der nachhaltigen Nutzung der Biodiversität in Gebieten jenseits von nationaler Gerichtsbarkeit“ beschlossen. Dieser ist völkerrechtlich bindend und enthält Regelungen, wie Meeresschutzgebiete ausgewiesen werden. Bis 2030 sollen weltweit 30% der Meere unter Schutz stehen.

 

… für Flüsse und Seen

Bei der UN-Wasserkonferenz in New York wurde im März 2023 die bisher größte Initiative zur Wiederherstellung geschädigter Flüsse, Seen und Feuchtgebiete ins Leben gerufen, die sogenannte „Freshwater Challenge“. Bis zum Jahr 2030 sollen 300.000 Flusskilometer (das ist eine Strecke von über 7-mal im die Erde) und 350 Millionen Hektar Feuchtgebiete renaturiert werden. Die Regierungen und ihre Partner sollen dabei mit indigenen Völkern, lokalen Gemeinschaften und anderen Interessengruppen zusammen Lösungen erarbeiten.

Das Foto zeigt einen Fluss. Die Ufer sind mit Bäumen und Büschen bewachsen, im Wasser liegen einige Äste.
Das Nature Restauration Law (EU) und die Freshwater Challenge (UN) bringen Renaturierung für Flüsse. / © LubosHouska, pixabay.com


… und die Wiederherstellung der Natur

Mit dem EU-Renaturierungsgesetz (EU Nature Restauration Law) hat die EU im November 2023 einen wichtigen Schritt zur Wiederherstellung der Natur in Europa getan. Das Gesetz zielt darauf ab, dass geschädigte Ökosysteme wiederhergestellt und der Verlust der biologischen Vielfalt gestoppt wird. Dass dieses Gesetz verabschiedet wurde, ist auch über 1,1 Millionen Menschen zu verdanken, die sich an Aktionen und Petitionen beteiligt haben.

 

Rückkehr der Elche, Wildkatzen und Luchse

Europäische Wildkatzen leben sehr zurückgezogen und bevorzugen naturnahe Laub- und Mischwälder. Inzwischen gibt es in Deutschland wieder 6000 bis 8000 Wildkatzen. 2023 wurden erstmals seit über 100 Jahren wieder Wildkatzen im Odenwald (Hessen) nachgewiesen. Auch in vier weiteren Bundesländern gab es 2023 neue Nachweise von Wildkatzen. Die neu eingerichteten Schutzgebiete in mehreren Bundesländern zahlen sich also aus.

Auch der Luchs kehrt allmählich zurück. Im Schwarzwald gibt es bereits seit einiger Zeit einzelne männliche Luchse. Im Dezember 2023 wurde nun die weibliche Luchskatze Finja ausgewildert – denn ohne Weibchen bekanntlich kein Nachwuchs. Drücken wir die Daumen – vielleicht steht dann bereits im nächsten Jahresrückblick, dass Finja und ihre männlichen Kollegen Nachwuchs bekommen haben. Die Auswilderung kannst du auch in diesem Video verfolgen.

Lange Zeit galten auch Elche in Deutschland als ausgerottet, doch allmählich kehren sie zurück. Jahrelang war der Elchbulle „Bert“ das einzige Tier, das in Deutschland gesichtet wurde. Eingewandert aus Polen, war er immer wieder in Brandenburg zu sehen. Im Jahr 2023 wurden bis zu 15 Elche in Brandenburg gesichtet.

Das Foto zeigt einen Elch. Er ist in einem Wald.
Luchse, Wildkatzen und Elche kehren allmählich nach Deutschland zurück. / © Jill Wellington, pixabay.com


Mehr Kegelrobben im Wattenmeer

Die regelmäßigen Zählungen im Wattenmeer bestätigen: Die Zahl der Kegelrobben, die im Wattenmeer und auf Helgoland leben, nimmt weiter zu.  Zu Beginn des Jahres 2023 wurden insgesamt 2.515 Kegelrobbenjungtiere und insgesamt 10.544 erwachsene Kegelrobben gezählt. Das sind rund 12% mehr als bei der letzten Zählung.

Good News: Die Zahl der Kegelrobben im Wattenmeer steigt. / © A_Different_Perspective, pixabay.com


Verbot von Mikroplastik

Seit Oktober 2023 ist festes Mikroplastik in Kosmetik- und Körperpflegeartikeln sowie loser Glitzer in der EU verboten. Flüssiges Mikroplastik in Peelings, Waschmitteln etc. ist weiterhin erlaubt. Es gibt jedoch einen Zeitplan, nach dem Mikroplastik auch in anderen Produkten und in flüssiger Form in den nächsten Jahren verboten wird. In 8 Jahren sollen auch Kunstrasenplätze verboten werden.

 

Ausstieg aus dem Energiecharta-Vertrag (ECT) – und kein Mercosur-Abkommen

Deutschland ist aus dem Energiecharta-Vertrag ausgestiegen. Der ECT stand immer wieder als Gefahr für Umwelt, Demokratie und Klima in Kritik – denn der ECT ermöglicht es, dass große Konzerne gegen Staaten, die aus fossilen Brennstoffen aussteigen oder höhere Umweltstandards einführen wollen, klagen können. Ab 21.12.2023 können nun keine Klagen mehr eingereicht werden. Neben Deutschland sind auch andere europäische Länder aus dem ECT ausgestiegen.

Kampagnen von verschiedenen Umweltverbänden und Organisationen haben dazu beigetragen, dass das EU-Mercosur-Abkommen auch 2023 nicht abgeschlossen wurde. Auch dieses Abkommen zwischen der EU und den lateinamerikanischen Staaten gilt als klimaschädlich, schlecht für die Umwelt und die Menschenrechte, da es u.a. die Rodung des Amazonas-Regenwaldes weiter fördert.
 

Das Foto zeigt mehrere Windkrafträder im Meer.
Zum ersten Mal wurde über die Hälfte des verbrauchten Stroms aus Erneuerbaren Energien gewonnen. / © ELG21, pixabay.com


Rekord beim Strom aus Erneuerbaren Energien

Erstmals konnte über die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Stroms mit erneuerbaren Energiequellen erzeugt werden. Dank starkem Zubau bei der Wind- und Solarenergie wurden 2023 etwa 5% mehr Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt als im Vorjahr. Da gleichzeitig der Stromverbrauch in Deutschland zurückging, wird 2023 der Anteil der erneuerbaren Energien das erste Mal bei über 50% liegen. 2023 wurde eine Strommenge von etwa 268 TWh aus erneuerbaren Quellen erzeugt.

 

Erfolgreiche Bürgerinitiativen

In Baden-Württemberg hat der Volksantrag „Ländle leben lassen“ über 50.000 Unterschriften erreicht – nötig wären nur rund 41.000 gewesen. Mit dem Volksantrag wenden sich die Menschen in BaWü gegen den ausufernden Flächenverbrauch und fordern von der Politik Maßnahmen zur Reduzierung. Nun muss sich der Landtag mit den Forderungen befassen.

Auch mit der europäischen Bürgerinitiative „Bienen und Bauern“ musste sich das EU-Parlament im Jahr 2023 beschäftigen. Über eine Million Bürger:innen aus der ganzen EU haben die Initiative mit ihrer Unterschrift unterstützt und so die EU zum Handeln gezwungen. Auch wenn die Forderungen nicht 1:1 umgesetzt wurden, konnten Themen der Artenvielfalt, Pestizide und Gestaltung der Landwirtschaft doch entscheidend mit beeinflusst werden.

Das Foto zeigt eine Biene, die auf weißen Blüten sitzt.
Die Bürgerinitiativen "Ländle leben lassen" und "Bienen und Bauern retten" haben genug Unterschriften. / © cocoparisienne, pixabay.com


Ausblick

Trotz der vielen Krisen und Katastrophen im Jahr 2023 wurde einiges erreicht und positive Entwicklungen weitergeführt. Diese Story beleuchtet nur einige Erfolge – es gibt noch mehr gute Entwicklungen, die der Natur und dem Klima zugutekommen.

Teilt eure persönlichen „Highlights“ gerne in den Kommentaren und lasst die Community an weiteren Erfolgen teilhaben!

 


 

Quellen:


 

Die Autorin Stephanie

 

Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.