
Das war die COP28
Vom 30.11.2023 bis 13.12.2023 fand die diesjährige Klimakonferenz, die COP28, statt. Konferenzort war Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
In dieser Story erwartet euch ein Rückblick: Wie lief die COP28? Was war besonders? Was wurde beschlossen? Wie geht es weiter mit dem internationalen Klimaschutz?

So groß wie noch nie
Die COP28 (Conference of the Parties) hatte so viele Teilnehmer:innen wie noch nie und gilt als bisher größte Klimakonferenz. Insgesamt waren rund 100.000 Personen gemeldet (Zum Vergleich: Bei der ersten Klimakonferenz waren es 4.000 Menschen). Zudem haben so viele Lobbyisten teilgenommen wie noch nie, nämlich 2.456 Menschen aus der fossilen Industrie. Das sind viermal so viele als auf den bisherigen Klimakonferenzen und mehr Menschen als aus den einzelnen Ländern (nur die Delegationen aus Brasilien und den Vereinigten Arabischen Emiraten waren größer). 160 dieser fossilen Lobbyisten haben in der Vergangenheit die Klimakrise geleugnet. Und 475 Lobbyisten befürworten die CCS-Technologien und finden, man müsse sich nicht um die Emissionen kümmern, sondern sie lediglich technisch wieder einfangen.
Stattgefunden hat die Klimakonferenz in Dubai, in einem Land, dessen Wohlstand auf den großen Öl- und Gasreserven und deren Förderung beruht. Der Präsident der COP war Sultan Al Jaber. Er ist gleichzeitig CEO des staatlichen Ölkonzerns Abu Dhabi National Oil Corporation und hatte den ersten Entwurf für die Abschlusserklärung zu verantworten.

Das sagt die Forschung
Neben Vertreter:innen der Länder waren auf der COP auch Wissenschaftler:innen vertreten. Sie haben auf der Konferenz den „Global Tipping Points“-Report vorgestellt. Dieser fasst zusammen, in welchen Bereichen sich das Erdsystem kurz vor einem Kipppunkt befindet. Dazu haben über 200 Forschende aktuelle Studien zusammengetragen. Ihr Ergebnis: Bei fünf wichtigen Punkten besteht die akute Gefahr, dass sie überschritten werden. Diese Punkt sind:
- Das Eisschild Grönlands – es könnte vollständig abschmelzen. Das liese den Meeresspiegel um bis zu 7,5 Metern steigen.
- Das Westantarktische Eisschild – auch dieses könnte vollständig abschmelzen und den Meeresspiegel um weitere bis zu 5 Meter steigen lassen.
- Warmwasser-Korallenriffe – könnten aussterben und die Nahrungskette destabilisieren.
- Der Subpolarwirbel im Nordatlantik – die Zirkulation könnte zusammenbrechen und den Anbau von Lebensmitteln auf der Nordhalbkugel beeinträchtigen.
- Permafrostgebiete – sie könnten auftauen und massenhaft klimaschädliches Methan freisetzen, was den Klimawandel weiter antreibt und unkontrollierbar macht.

Das wurde beschlossen
Wie meistens nach Klimakonferenzen, ist das Ergebnis gemischt. Einerseits wurden Erfolge erzielt, andererseits auch Chancen vertan.
Positiv ist, dass sich in der Abschlusserklärung erstmals ein Ende des fossilen Zeitalters abzeichnet. In einer internationalen Vereinbarung wurde festgelegt, sich von den fossilen Brennstoffen zu lösen. In der Abschlussvereinbarung ist von einer „Abkehr“ und einem „Übergang“ in eine Zeit ohne fossile Brennstoffe die Rede. Die fossile Industrie hat mit allen Mitteln gegen diese Vereinbarung gekämpft. Sie hat z.B. erreicht, dass aus einem „Ausstieg“ eine abgeschwächte „Abkehr“ wurde.
Im ersten Entwurf der Abschlusserklärung war noch kein Passus zu den fossilen Energien enthalten. Dass die fossilen Brennstoffe dennoch in die Abschlusserklärung aufgenommen wurden, ist u.a. dem Druck kleiner Inselstaaten und der Europäischen Union zu verdanken – und vermutlich auch den vielen Menschen, die während der COP28 Mails und Tweets an die europäischen Abgeordneten geschrieben haben, um genau dies einzufordern. Zwar forderten neben Wissenschaftler:innen und über 100 Staaten sowie viele Vertreter aus der Zivilgesellschaft einen Ausstieg aus den fossilen Energien – doch da die Abschlusserklärung traditionell einstimmig von allen UN-Staaten angenommen wird und die fossile Lobby bei vielen Staaten ein großes Gewicht hat, wurde aus dem für die Einhaltung der 1,5°-Grenze notwendigen Ausstieg am Ende eben eine „Abkehr“, ein „Übergang weg von fossilen Brennstoffen“. Auf diesen Kompromiss immerhin konnten sich die Staaten einigen.
Einige Organisationen und Länder sehen darin einen historischen Schritt und eine gute Basis für die Zukunft, andere sehen die Klimaverhandlungen in diesem Punkt erneut als gescheitert an. Denn immerhin wurde die wichtige Frage rund um Kohle und einem geforderten Ende der fossilen Energie erstmals zu einem zentralen Verhandlungspunkt der Konferenz. Was jedoch fehlt, ist ein ernsthafter Plan und eine Idee, wie die Emissionen bis 2030 deutlich gesenkt werden und ein Übergang in eine fossilfreie Welt aussehen kann. Außerdem bezieht sich der Beschluss nur auf die „Energiesysteme“, was zu Diskussionen um die Reichweite und zur Verwässerung führen kann.
Auf der Klimakonferenz wurde außerdem die Bedeutung der Erneuerbaren Energien gestärkt. Bis 2030 soll sich die Kapazität verdreifachen und die Effizienz verdoppeln. Zu diesem Schritt haben sich auf der COP28 rund 120 Länder verpflichtet.
Gleichzeitig wird aber explizit auch Erdgas als Überbrückungsmöglichkeit hervorgehoben und CCS insbesondere für die Sektoren gefordert, die nur schwer ohne fossile Quellen auskommen könnten. Hier könnten sich Schlupflöcher auftun, die von der fossilen Industrie genutzt, aber dem Klimaschutz zuwider laufen.
Gleich zu Beginn der Konferenz wurde zudem der Fonds für Schäden und Verluste (Loss and Damage Fund) handlungsfähig gemacht, der auf der letzten Klimakonferenz beschlossen wurde. Die Finanzzusagen belaufen sich auf 770 Millionen US-Dollar – das hört sich vielleicht nach viel Geld an, ist jedoch tatsächlich nicht einmal 0,2% der Summe, was die Staaten im Globalen Süden bräuchten, um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen und um Schäden auszugleichen. Auch hier sind die Ergebnisse also positiv und negativ zugleich.
Bei der COP28 wurde erstmals auch eine globale Bestandsaufnahme zur Umsetzung des Pariser Abkommens von 2015 gemacht. Dabei wurden die bisherigen und geplanten Maßnahmen der Länder betrachtet. Das Ergebnis: Selbst wenn alle aktuell geplanten Maßnahmen umgesetzt werden, steuert die Erde auf eine Erwärmung von 2,1°C bis 2,8°C zu. Dieser „First global stocktake“ ist ebenfalls Bestandteil des Abschlussdokuments. Wo die einzelnen Länder in Bezug auf die 1,5°C-Vereinbarung stehen, erfährst du demnächst in einer weiteren Story.

Ausblick
Die diesjährige Klimakonferenz hat wieder einmal gezeigt, dass Klimakonferenzen schwerfällig sind und es schwer ist, Inhalte und Ziele zu erarbeiten, denen alle Länder zustimmen. Doch gleichzeitig ist die Klimakonferenz der einzige Ort, an dem sich die Staaten der Welt über den Klimawandel und den Umgang damit austauschen und gemeinsam politische Wege erarbeiten.
Neben diesen globalen Vereinbarungen ist es natürlich wesentlich, ob und wie sie in der nationalen Praxis umgesetzt werden. Und hier müssten derzeit alle Staaten nachbessern, was ihre Klimaziele und deren nationale Umsetzung betrifft.
Und egal ob national oder global: 8 Jahre nach der Konferenz von Paris sind die Fortschritte immer noch deutlich zu langsam und zu wenig ambitioniert, um die Vereinbarung, die Erderhitzung auf möglichst 1,5°C zu begrenzen, einzuhalten. Der nun vereinbarte „Übergang“ kann ein wichtiger Schritt auf diesem Weg sein, doch es bleibt viel zu tun. Ob die getroffenen Vereinbarungen als „historisch“ in die Geschichte eingehen werden, wird sich bei der Umsetzung zeigen.
Die nächste Klimakonferenz, die COP29, findet 2024 in Aserbaidschan statt, in der Hauptstadt Baku. Erneut wird die Konferenz also in einem Land stattfinden, das über große Ölvorräte verfügt und autoritär geführt wird. Es wird schwierig werden, dort Erfolge zu erreichen.

Weitere Infos
Du möchtest tiefer in das Thema einsteigen? Dann höre dir z.B. den Podcast des ORF an. Dort diskutieren Vertreter:innen von Greenpeace, der Industrie und Wissenschaft über das Ergebnis der COP28 und was der Beschluss praktisch bedeuten könnte.
Außerdem könnte die Seite des Deutschlandfunks interessant sein. Hier findest du mehrere Podcasts und Beiträge rund um die Abschlusserklärung der COP28. Unter anderem gibt es dort ein Interview mit Jochem Marotzke, Klimaforscher am Max-Plank-Institut.
Eine ausführliche Analyse der einzelnen Punkte der Klimakonferenz findest du z.B. bei der NGO Germanwatch.
Möchtest du die einzelnen Tage der COP28 noch einmal nachverfolgen, dann schau z.B. in die täglichen Berichte von Fridays for Future.
Quellen:
- WWF Deutschland: „Abschluss der UNKlimakonferenz COP28“, unter https://www.wwf.de/themenprojekte/klimaschutz/un-klimakonferenzen/un-klimakonferenz-cop28-in-dubai (Zugriff am 28.12.2023)
- Treibhauspost, Ausgabe 62 vom 16.12.2023: „Pokémons auf dem Klimagipfel“, unter https://steadyhq.com/de/treibhauspost/posts/6ccb0b94bc36-4e20-ac30-0f1c26e797b3 (Zugriff am 28.12.2023)
- Tagesschau: „Was die Klimakonferenz beschlossen hat“, unter https://www.tagesschau.de/ausland/asien/beschluesseklimakonferenz-100.html (Zugriff am 28.12.2023)
- Germanwatch: „Weltklimakonferenz: Insgesamt starkes Signal aus Dubai“, unter https://www.germanwatch.org/de/89971 (Zugriff am 28.12.2023)
- Vladimir Slivyak, EWS Elektrizitätswerke Schönau: „Konferenz mit leeren Händen“, unter https://www.ewsschoenau.de/blog/artikel/konferenz-mit-leeren-haenden (Zugriff am 28.12.2023)
- Friedbert Meurer, Deutschlandfunk: „COP28Beschluss: Klimaforscher – Es braucht noch sehr viel mehr“, unter https://www.deutschlandfunk.de/cop28interview-jochem-marotzke-klimaforscher-max-planck-institut-dlf-c0044942-100.html (Zugriff am 28.12.2023)
- Umweltinstitut München e.V.: „Klimakonferenz mit Rekordzahl an Lobbyisten“, unter https://umweltinstitut.org/energieund-klima/meldungen/klimakonferenz-cop28/ (Zugriff am 28.12.2023)

Eine Story von: Stephanie
Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.