Fantastischer Fakt: Der Wattwurm

Published on November 8, 2023

Im Watt sind sie fast überall zu sehen: Kleine Kringel, wurmartige Gebilde. Was auf den ersten Blick aussieht wie lauter Würmer, ist in Wahrheit nur Sand. Ausgeschiedener Sand, um genau zu sein.

Jeder einzelne Haufen wurde von einem Wattwurm gefertigt. Bei Flut verschwinden die Häufchen – sie werden von der auflaufenden Flut weggespült, um bei der nächsten Ebbe wieder in neuer Form sichtbar zu werden. Ohne Wattwürmer wäre das Watt häufchenlos und viel weniger belebt. So kommt es, dass der Wattwurm das bekannteste Tier des Watts ist.

Den vielen Gebilde aus Sand schadet es nicht, wenn sie beim Drauftreten zerstört oder von Wasser überspült werden – sind sind leer und bestehen nur aus Sand.

Der Wattwurm, der für die Häufchen verantwortlich ist, befindet sich rund 20 bis 25 cm darunter. Dort hat er sich eine U-förmige Röhre gegraben, an deren Ende sich die Sandkringel bilden.
 

Solche kunstvollen Spuren hinterlassen Wattwürmer und andere Wattbewohner. / © Hans, pixabay.com


Der Wattwurm frisst den Sand und verwertet dabei die organischen Reste (Mikroalgen, Bakterien), die den Sandkörnern anhaften. Den gereinigten Sand scheidet er wieder aus. Etwa alle 45 Minuten presst er eine Kotschnur aus Sand aus seiner Röhre. Dazu kriecht er rückwärts durch seine Röhre bis zum Ende an der Wattoberfläche und gibt blitzschnell eine Kotschnur von 3-5 cm Länge ab.
Das ist der gefährlichste Moment: Dabei kann er leicht von Vögeln entdeckt werden. Doch auch wenn ihm einmal ein Vogel das Hinterteil abbeißen sollte: Der Wattwurm ist in der Lage, weiterzuleben und die fehlenden Glieder wachsen nach. Ganz schön praktisch.

Die Wattwürmer der Nordsee graben das Watt einmal pro Jahr komplett um, bis zu einer Tiefe von etwa 20 cm. Ein einzelner Wattwurm filtert pro Jahr 25 kg Sand. Vorne rein, hinten gereinigt wieder raus.

Wattwürmer sind rotbraun, manche auch schwarz, und können eine Länge von 20 bis 30 Zentimetern erreichen. Manche werden fingerdick, die meisten sind jedoch dünner. Wattwürmer haben einen ausstülpbaren Rüssel, rote Kiemenbüschel und das Schwanzende ist dünner als der restliche Wurm.

Im Watt leben etwa 40 Wattwürmer pro Quadratmeter. Sofern sie nicht von Vögeln erwischt werden, können Wattwürmer mehrere Jahre alt werden.
 

Wattwürmer sind die Lieblingsspeise vieler Vögel im Watt. / © 3238642, pixabay.com


Wie Fische haben Wattwürmer Kiemen. Bei Ebbe halten sie einfach die Luft an – das machen spezielle Sauerstoffträger im Blut des Wattwurms möglich.

 

Wattwürmer - eine Lösung für die Humanmedizin?

Jedes Jahr fehlen weltweit über 75 Millionen Liter gespendetes Blut. Doch wo menschliches Blut Mangelware ist, kann möglicherweise ausgerechnet der Wattwurm Abhilfe schaffen:  Denn er besitzt ein Molekül, das den Sauerstoff in seinem Körper transportiert, das ebenso gut in Säugetieren oder eben Menschen Sauerstoff transportieren kann. Dieses Molekül könnte als eine Art Ersatz-Hämoglobin in Blutkonserven für Menschen fungieren – und es passt für alle Blutgruppen und viele medizinische Einsatzbereiche. Bereits seit 2007 wird daran geforscht.

Bereits jetzt werden Moleküle des Wattwurms verwendet, um Spenderorgane zu konservieren.

Es ist auch denkbar, Produkte zur Heilung offener Wunden oder zur Behandlung bei Blutarmut daraus herzustellen.
 

Er sieht unscheinbar aus - doch für die Medizin könnte er eine wichtige Rolle spielen.  / © Hans, pixabay.com

 



Quellen:

  • Petra Wochnik: „111 Dinge über das Wattenmeer, die man wissen muss“, emonsVerlag (Seiten 30 und 222)

Die Autorin Stephanie


Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.