Wattenmeer - Weltnaturerbe der Menschheit und Nationalpark

Published on October 20, 2023

Das Wattenmeer ist ein faszinierender und vielschichtiger Lebensraum. Nicht ganz Land, aber auch nicht ganz Meer, sondern ein ganz eigenes Reich mit einer spezialisierten Tier- und Pflanzenwelt.  Ein Ort wie kein anderer auf der Welt. In dieser Story nehme ich euch mit auf eine Reise in diese wunderbare Welt.
 

Das deutsche Wattenmeer ist in drei Nationalparks gegliedert. / © Stephanie S.

 

UNESCO-Weltnaturerbe und Nationalparks

Das Wattenmeer wurde 2009 von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt und genießt besonderen Schutz. Das UNESCO-Gebiet umfasst mit über 11.400 km2 fast das gesamte Wattenmeer der Länder Dänemark, Deutschland und Niederlande. Die Anerkennung durch die UNSECO bedeutet, dass das Wattenmeer auf einer Stufe mit z.B. dem Great Barriere Reef oder dem Great Canyon  steht.

Das deutsche Wattenmeer ist in drei Nationalparks gegliedert: das niedersächsische (ca. 3.378 km2), das hamburgische (ca. 137 km2)und das schleswig-holsteinische Wattenmeer (ca. 4.410 km2). Das oberste Motto der Nationalpars ist „Natur Natur sein lassen“ und den Schutz des sensiblen Ökosystems zu gewährleisten. In den Nationalparks gibt es unterschiedliche Zonen, die mehr oder weniger streng geschützt sind. Ein Teil darf betreten werden, andere Teile nicht. Die Inseln und Küstenorte gehören nicht zu den Nationalparks.

Der Nationalpark Wattenmeer ist gleichzeitig auch europäisches Vogelschutzgebiet, das den Vögeln einen störungsfreien Raum für die Brut sichert.

Im südlichen Wattenmeer vor Niedersachsen liegt eine lange Kette aus Inseln, die 5-15 km von der Küste entfernt sind. Das hamburgische Wattenmeer dagegen ist fast inselfrei und geprägt von den Mündungen der Flüsse Elbe, Weser und Eider und hat eine starke Strömung und großen Tidenhub. Und im nördlichen Wattenmeer vor Schleswig-Holstein schließlich liegen die Halligen und weitere Inseln, die bis zu 25 km vom Festland entfernt sind. Jede Region hat ihren ganz eigenen Charakter.
 

An der Küste kann man sich gut über das Wattenmeer informieren. / © Stephanie S.

 

Watten weltweit

Weltweit gesehen gibt es nur wenige Wattflächen mit einer Gesamtfläche von rund 130.000 km2. Das ist in etwa so viel wie die Fläche der Schweiz und Österreich zusammen. Die Anbaufläche für Soja in Südamerika ist ungefähr 10x größer als die weltweiten Wattflächen.

Das größte zusammenhängende Wattgebiet mit über 14.700 km2 befindet sich im Wattenmeer an der Nordseeküste vor den Niederlanden, Deutschland und Dänemark. Und erst an dieser langen, zusammenhängenden Wattfläche mit über 500 km Küstenlinie zeigt sich die volle Bandbreite und Vielfalt des Watts: von Bereichen, die vor Wellen geschützt oder ihnen ausgesetzt sind, von Bereichen mit wenig und mit viel Nährstoffeintrag, von unterschiedlichen Konzentration des Salz- und Süßwassers, von Unterschieden im Tidenhub etc. An keiner anderen Küste der Welt gibt es eine so große, zusammenhängende Wattfläche. Eingebettet ist das Wattgebiet hier in ein Schutzgebiet mit Flachwasserbereichen und Inseln von über 11.000 km2. Die Größe macht das Wattenmeer auch so attraktiv für viele (Zug-)Vögel, die dort ihren Rastplatz oder Lebensraum haben. Über das Watt fliegen die größten Vogelschwärme.

Weitere größere Wattflächen befinden sich z.B. in Shanghai am Gelben Meer bis zur koreanischen Halbinsel, am Indus-  sowie am Ganges-Delta oder in der Meerenge zwischen Malaysia und Sumatra.
 

Einige Bereiche dürfen nicht betreten werden. / © Stephanie S.

 

Gefahren im Watt

Für den Menschen kann das Watt auch Gefahren bergen. Diese sind insbesondere

  • Plötzlich aufkommender Seenebel, der die Orientierung unmöglich machen kann
  • Gewitter – der Mensch ist im Watt der höchste Punkt
  • Priele, die bei Flut zuerst volllaufen und den Rückweg versperren können

Wenn du das erste Mal im Watt unterwegs bist, dann nutze also lieber eine der vielen geführten Wattwanderungen.

 

Klimawandel und Watt

Durch den Anstieg des Meeresspiegels verkleinert sich die Fläche des Watts, der Lebensraum der Tiere und Pflanzen wird demzufolge kleiner. Hinzu kommt, dass das Meer immer saurer wird. Das gefährdet kalkbildende Tiere wie Muscheln. Und auch der Tourismus am Wattenmeer wird tendenziell zunehmen und Druck auf das Wattenmeer ausüben, da es in anderen beliebten Urlaubsregionen in Europa im Sommer zu heiß wird und die Menschen in andere Regionan ausweichen.
 

Das Watt lädt dazu ein, mit allen Sinnen erkundet zu werden. / © capdexai66, pixabay.com

 

Wattenmeer selbst erleben

Das Wattenmeer ist ein spannender, interessanter Natur- und Lebensraum, der zum Erkunden, Entdecken, Fühlen und Staunen einlädt – und er kann am besten erfahren werden, wenn man sich selbst auf den Weg macht und ihn mit allen Sinnen erlebt. Direkt im Watt, mit Wind in den Haaren, einem leichten Salzgeschmack auf den Lippen, dem Geruch des Watts in der Nase, Wasser und Schlick an den Füßen.

Bei einer der vielen geführten Wattwanderungen erfährst du von einer sachkundigen Person viel Interessantes über das Wattenmeer. Es lohnt sich, eine solche Tour mitzumachen. Dabei gibt es auch spezielle Angebote für Familien, Watttouren für alle mit Wattmobilen/Wattrollstühlen, kleine Touren in Küstennähe oder größere Touren hin zu einer der Inseln oder Halligen. Auch der WWF bietet Touren ins Watt mit sachkundiger Führung an.

Eine weitere Möglichkeit ist eine Kutschfahrt durch das Watt, die an einigen Stellen angeboten wird.

Für den fachlichen Background ist ein Besuch in einem der vielen Häuser der Schutzstation Wattenmeer oder in einem der Nationalparkhäuser bzw. Wattenmeer-Besucherzentren sehr zu empfehlen. In diesen Ausstellungen bekommst du einen Einblick in die Tier- und Pflanzenwelt des Watts, kannst Tierspuren erkunden, das Wechselspiel zwischen Ebbe und Flut verstehen oder Seeigel, Katzenhai und andere im Aquarium bewundern.

Und alle, die noch tiefer in diese wunderbare Lebenswelt einsteigen möchten und einige Monate oder ein Jahr Zeit haben, können z.B. einen Freiwilligendienst (FÖJ/BFD)  am Wattenmeer machen. Entlang der Küste gibt es mehrere Hundert Plätze für Freiwillige, die dort die Naturschutzarbeit unterstützen und in diesem Jahr das Wattenmeer natürlich besonders intensiv erleben.
 

Nationalpark-Häuser geben einen fundierten Einblick in den Lebensraum Wattenmeer. / © Stephanie S.

 

Ausblick

Dir hat die Story gefallen und du möchtest noch mehr über das Watt und seine Bewohner erfahren? Hier in der Community gibt es bereits eine Story, in der du dich über die Rolle der Gezeiten, die reiche Tier- und Pflanzenwelt und den Boden im Watt informieren kannst.  Außerdem findest du im Team „Arten schützen“ eine Story über fantastische Fakten einiger Vögel im Watt. Schau einmal rein, welche Rekorde sie halten! Über die Rekorde weiterer Tiere im Watt wirst du demnächst mehr erfahren. Sei gespannt!
 



Quellen:

  • Karsten Reise: „Das Watt – Erlebt, erforscht und erzählt. Wunderwelt zwischen Land und Meer“, herausgegeben vom SchleswigHolsteinischen Heimatbund, 1. Auflage 2021, KJM-Buchverlag
  • Petra Wochnik: „111 Dinge über das Wattenmeer, die man wissen muss“, emonsVerlag
  • UNESCOWeltnaturerbe Wattenmeer, unter https://waddenseaworldheritage.org/de (Zugriff am 14.10.2023)

Die Autorin Stephanie


Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.