
Fantastische Fakten: Neues über Vögel im Wattenmeer
Am Wattenmeer gibt es viele Tiere, die ganz besondere Eigenschaften haben und die verschiedensten Rekorde aufstellen. Ein paar davon möchte ich euch in dieser Story vorstellen.

Alpenstrandläufer
Der Alpenstrandläufer ist einer der charakteristischen Vögel und mit rund 1,3 Millionen Tieren der häufigste Zugvogel im Watt. Alpenstrandläufer erheben sich in großen Schwärmen zum Himmel und führen ein wahres „Ballett“ auf. Dabei zeigen sie mal ihre helle Unterseite, um dann blitzschnell die dunkle Oberseite zu zeigen.
Auch der Alpenstrandläufer ist nur zeitweise im Wattenmeer zu beobachten, jeweils im Frühling und im Herbst, wenn er auf seiner Reise zwischen den Winterquartieren in Westeuropa und Nordafrika zu den Brutgebieten in Skandinavien und Sibirien hier vorbei kommt. Die Jungen sind bereits nach 3 Wochen flügge. Auf den Weg von Skandinavien ins Wattenmeer machen sie sich alleine, ohne ihre Eltern. Die brechen nämlich kurz vor dem Nachwuchs zu ihrer Reise auf.
Im Watt hinterlässt der Alpenstrandläufer eine ganz typische Spur: Er stochert mit seinem Schnabel im Watt und hinterlässt dabei viele kleine Löcher. Er ernährt sich von Insekten, seine Lieblingsspeise sind u.a. Mücken. So können sie ihr Gewicht innerhalb kurzer Zeit von 50 g auf 80 g erhöhen – das reicht für den Weiterflug.
Seinen Namen verdankt er übrigens den Skandinavischen Alpen.

Pfuhlschnepfe
Die Pfuhlschnepfe lässt sich gut an ihrem langen, leicht nach oben gebogenen Schnabel erkennen. Männchen sind in der Brutsaison rostrot gefärbt, die Weibchen sind etwas heller. Pfuhlschnepfen sind eher scheu – aber in ihrer Größe fast so groß wie der auffällige Austernfischer.
Die Pfuhlschnepfe hält den Rekord im Non-Stop-Flug: eine besenderte Pfuhlschnepfe ist im Jahr 2020 ohne Unterbrechung 12.000 km von Alaska nach Neuseeland geflogen. Dafür war sie 9 Tage unterwegs. Es ist der längste jemals gemessene Non-Stop-Flug eines Zugvogels.
Für diese lange Reise müssen die Vögel an Gewicht sparen. Denn jedes Gramm kostet zusätzliche Energie. Um möglichst leicht zu sein, verkleinern Pfuhlschnepfen sogar ihre Organe! Und während dem Flug greifen sie nicht nur auf ihre Fettreserven zurück, sondern auch auf Energie aus ihrem Brust- und Herzmuskel.
Pfuhlschnepfen kommen auf ihrer Reise von ihrem Winterquartier in Afrika im Wattenmeer vorbei, um hier Rast einzulegen. Doch durch den Klimawandel haben sie dafür immer weniger Zeit. In den letzten 20 Jahren hat sich die Rastdauer um 16% reduziert, d.h. die Pfuhlschnepfen haben weniger Zeit, um ihre Fettreserven für den Weiterflug in die arktischen Brutgebiete aufzufüllen.
Pro Saison fliegen Pfuhlschnepfen zweimal je 8.000 bis 10.000 km, je einmal von West-/Südafrika über das Wattenmeer bis nach Skandinavien oder Sibirien.
Seit 2015 gilt die Pfuhlschnepfe als gefährdete Art und steht auf der Roten Liste.

Rotschenkel
Der Rotschenkel ist der Star der Salzwiese. Am liebsten sitzt er auf Zaun- und anderen Pfählen und beobachtet sein Revier. Er fällt durch seinen mittellangen, orange bis rot-schwarzen Schnabel, seine langen roten Beine und sein braun-graues Gefieder auf. Bei Rotschenkeln werden die Weibchen etwa 20% schwerer als ihre männlichen Artgenossen.
Im Prinzip ist der Rotschenkel überall in Europa bis nach Asien in Mooren, Tümpeln, Feuchtgebieten etc. heimisch. Doch an vielen Orten findet er keine geeigneten Brutplätze mehr. So kommt dem Wattenmeer als Brut- und Rastgebiet eine wichtige Rolle zu. Am Wattenmeer und den Salzwiesen brüten über 10.000 Paare.
Mit ihrem schlanken Schnabel stochern die Rotschenkel im Wattboden und in Pfützen nach Kleinstlebewesen. Sie ernähren sich von Würmern, Kleinkrebsen, Schnecken oder kleinen Muscheln und lieben Schlickkrebse. Pro Niedrigwasser (Ebbe) kann ein einziger Rotschenkel mehrere tausend Schlickkrebse erbeuten!
Rotschenkel nisten in Mulden in unbeweideten Salzwiesen. Die Nistmulden werden von den Männchen gebaut und mit Halmen eine Art Haube gebaut. Die Jungtiere gehen schon bald nach dem Schlüpfen auf Entdeckungstour. Rotschenkel können bis zu 17 Jahre alt werden und sehr ortstreu.
Im Herbst ziehen die Rotschenkel entlang dem Ostatlantischen Vogelzug nach Südwest-Europa und Spanien. Eine Population Rotschenkel aus Island überwintert im Wattenmeer.

Ringelgans
Die Ringelgans ist die kleinste Wildgans in Deutschland. Im Wattenmeer zeigt sie den Frühling an. Denn im März fliegen sie zu Tausenden aus den Winterquartieren in England, Frankreich und Holland an und ihr charakteristischer Ruf ist überall zu hören. Ringelgänse sind Vegetarier. Sie ernähren sich von See- und Andelgras, Grünalgen, Queller und mögen das frische Grün der Salzwiesen. Da sie nur einen Teil der Nahrung verdauen und den Rest schnell ausscheiden, brauchen sie große Mengen. Alle 3-4 Minuten hinterlässt eine Ringelgans ein Kotwürstchen.
Besonders gern halten sich Ringelgänse auf den Halligen in Schleswig-Holstein auf, wo sie sich im Frühling zu riesigen Schwärmen versammeln. Danach fliegt sie weiter in die Arktis.
Den Namen hat die Ringelgans von ihrem weißen Halsring. Ihr Gefieder ist schiefergrau.
Ringelgänse können bis zu 20 Jahre alt werden und brüten jedes Jahr im selben Gebiet. Wenn sie nicht gerade brüten, sind Ringelgänse sehr sozial und weiden in großen Schwärmen in festen Familienverbänden. 90% der Jungen bleiben den Rastgebieten treu, in denen sie aufgewachsen sind.
Um 1950 war die Ringelgans durch zu starke Jagd fast ausgestorben. Inzwischen haben sich die Bestände wieder erholt.
Hier kannst du mehr erfahren
Du möchtest noch mehr spannende Fakten über Vögel und Tiere im Watt erfahren? Dann schau z.B. in die Story von letzter Woche – dort erfährst du z.B. Interessantes über die häufigste Möwe im Watt, über Vögel, die jedes Jahr einmal um die Welt fliegen oder Schnäbel, die sich an die Lieblingsspeise anpassen.
Einen allgemeinen Input über den Lebensraum Wattenmeer findest du hier.
Quellen:
- Schutzstation Wattenmeer: „Der Alpenstrandläufer“, unter https://www.schutzstationwattenmeer.de/wissen/tiere/voegel/alpenstrandlaeufer/ (Zugriff am 18.10.2023)
- Schutzstation Wattenmeer: „Der Rotschenkel“, unter https://www.schutzstationwattenmeer.de/wissen/tiere/voegel/rotschenkel/ (Zugriff am 18.10.2023)
- Schutzstation Wattenmeer: „Die Pfuhlschnepfe“, unter https://www.schutzstationwattenmeer.de/wissen/tiere/voegel/pfuhlschnepfe/ (Zugriff am 18.10.2023)
- Schutzstation Wattenmeer: „Die Ringelgans“, unter https://www.schutzstationwattenmeer.de/wissen/tiere/voegel/ringelgans/ (Zugriff am 18.10.2023)

Eine Story von: Stephanie
Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.