Meine Challenge: Plastikfrei im Urlaub

Published on October 2, 2023

Im September war ich eine Woche auf einer Halbinsel in Nordfriesland. Zu Hause achte ich darauf, möglichst wenig Müll zu verursachen und lebe möglichst Zero Waste. Das gelingt nicht immer, aber mein Müllaufkommen ist vergleichsweise gering. Nun stand ich also vor der Herausforderung: Wie funktioniert das im Urlaub? Welche Möglichkeiten, Müll zu vermeiden, gibt es? Auf welche Schwierigkeiten bin ich gestoßen? Was hat gut geklappt? Davon möchte ich euch in dieser Story erzählen.

 

1. Tag: Anreise
Dieser Tag war komplett mit der Anreise per Zug und Bus ausgefüllt – über 13 Stunden waren wir unterwegs. Von zu Hause habe ich ausreichend Verpflegung mitgenommen: Zwei gefüllte Wasserflaschen, dazu meine Edelstahldose mit Brot, Gemüsesticks, Lasagne und ein Glas mit Grießpudding und Obst. Im Rucksack habe ich zudem standardmäßig ein kleines Handtuch. Damit kann ich mir unterwegs die Hände abtrocknen, wenn es auf dem WC nur Papierhandtücher gibt. Die Fahrt verging mit Dösen, aus dem Fenster schauen, unterhalten, lesen – Müll fiel keiner an.

 

Das Essen für eine Reise oder einen Ausflug lässt sich gut vorbereiten. / © Sandra Harris, unplash.com

 

2. Tag: Der erste Urlaubstag
Im Hotel gab es Frühstück – für uns freundlicherweise extra vegan. Haferdrink und Brotaufstrich waren leider im Plastikbecher bzw. Tetrapack. Dafür gab es selbstgemachte Marmelade in Einmachgläsern, frischen Smoothie, Obst und Gemüse und natürlich Brötchen. Das Nutella ließen wir die ganze Woche am Buffet liegen – zum einen war es nicht vegan, zum anderen in einem kleinen Plastikbecher. Aber bei 6 verschiedenen und leckeren Marmeladesorten, veganem Käse und veganem Aufstrich hat es auch nicht gefehlt.

Tagsüber haben wir einen ersten Ausflug zum Deich gemacht und waren dort spazieren. In der Touri-Info gab es Postkarten inkl. Briefmarken – die Karten unverpackt, die Briefmarken auf dem meist üblichen Trägerpapier. Positiv ist mir aufgefallen, dass dort auch verschiedene, unverpackte Seifen angeboten wurden.

Mittags haben wir in einem Fisch-Bistro gegessen. Zu unserer Freude gab es dort veganen Backfisch und veganes Gemüseschnitzel. Das Besteck lag lose im SB-Bereich, Servietten gab es, aber man konnte sie getrost auf dem Stapel lassen.
Getränke hatten wir dabei, die Wasserflaschen hatten wir im Hotel aufgefüllt.

Abends waren wir im Supermarkt der Halbinsel: Für das Abendessen wollten wir Brot und etwas Gemüse besorgen. Leider gab es keine Bäckertheke und der Bäcker eine Straße weiter hatte bereits geschlossen. Daher mussten wir auf verpacktes Brot ausweichen. Dazu gab es Möhren, Gurke und Äpfel – alles unverpackt und zwar nicht aus der Region, aber aus Deutschland.
Im Supermarkt ist uns aufgefallen: Das Angebot an regionalem Obst und Gemüse ist kleiner als bei uns (ein Markt der gleichen, großen Kette). Es war zwar nicht alles an Obst und Gemüse unverpackt, aber man hatte trotzdem eine Auswahl. Wollte man zudem noch regional oder zumindest Produkte aus Deutschland kaufen, war das schon schwieriger, aber nicht unmöglich.

 

Wie zu Hause: Waschen, duschen, Zähne putzen / © Stephanie S.


Was die Körperpflege angeht, war es im Grunde wie zu Hause: Ich hatte Haarseife und Körperseife dabei. Die im Hotel angebotene Flüssigseife und das Duschgel/Shampoo konnte ich somit getrost im Behälter lassen. Positiv aufgefallen ist mir jedoch, dass es sich um Spender handelte, die vermutlich nachgefüllt werden können und nicht um kleine Einmal-Portionen mit Duschgel/Shampoo.
Wer seinen Zahnputzbecher vergessen hatte, konnte zudem auf einen dünnen Plastikbecher vom Hotel zurückgreifen – doch ich hatte mein Zahnputzglas inkl. Denttabs dabei.
Also - Kein Müll beim Duschen, Waschen, Zähneputzen, wie zu Hause.
Den Duschvorleger habe ich die ganze Woche über benutzt und erst bei Abreise in die Wäsche gegeben. Es galt die Regel: Handtücher auf dem Boden = bitte wechseln, Handtücher aufgehängt = ich benutze sie weiter. Auf einem Schild wurde man zudem darauf hingewiesen, wie viel Waschmittel in Hotels Tag für Tag in die Gewässer gelangt, nur weil täglich die Handtücher gewechselt werden.  Und dass weniger häufiges Wechseln und Waschen die Umwelt schon. Das fand ich gut.

 

Das Hotel weist darauf hin, wie viel Waschmittel in Hotels unnötig verbraucht wird. / © Stephanie S.


Im Kleiderschrank lag ein Wäschebeutel aus Plastik. Doch da ich einen Stoffbeutel für Schmutzwäsche eingepackt hatte, brauche ich ihn nicht. Auch die Nagelfeile oder Duschhaube (beides einzeln verpackt) lasse ich im Bad stehen. Ebenso die angebotenen Kaffepäckchen, mit denen man sich Kaffee machen konnte. Das ist leicht, da ich sowieso keinen Kaffee trinke.

 

3. Tag
Wir unternahmen einen Ausflug nach Husum. Wieder im Gepäck: die gefüllte Wasserflasche und eine (leere) Edelstahldose sowie ein Stoffbeutel.
Nach dem Besuch im Nationalparkhaus fanden wir ein asiatisches Restaurant mit einer guten Auswahl an veganen Gerichten zu einem fairen Preis. Dort aßen wir zu Mittag. Mir war die Portion zu groß – den Rest habe ich daher in meine Vesperdose gepackt und abends gegessen.
Am Nachmittag habe ich beim Bäcker außerdem ein Schokobrötchen besorgt – leider gab es nichts veganes, aber ich bekam es unverpackt über die Theke gereicht und konnte es in meinen Beutel packen.
Im Nationalparkhaus gab es einige Flyer mit interessanten Infos und Webseiten. Statt den Flyer mitzunehmen, habe ich mir die Webseite abfotografiert. Das erfüllt ebenso seinen Zweck und ich habe keinen Müll.

In Husum haben wir auch Souvenirs besorgt. Ja – Souvenirs und Zero Waste sind so eine Sache. Denn „eigentlich“ sind sie ja nicht so lebensnotwendig – aber eben trotzdem eine schöne Erinnerung, so dass ich mich für ein Türschild entschieden habe. Im Regal war das Schild noch unverpackt, ich habe mich schon darüber gefreut und hatte bereits den Spruch „ohne Papier bitte“ (Einwickelpapier lag an der Kasse bereit) auf der Zunge. Allerdings ist die Mitarbeiterin an der Kasse dann im Lager verschwunden und hat ein anderes Türschild geholt, das in Plastikfolie verpackt war. Das unverpackte hat sie wieder aufgehängt L

Abends aßen wir Brot, die mitgenommenen Reste vom Mittagessen und Gemüsesticks. Nicht ganz, aber fast müllfrei.

 

4. Tag
Wieder waren wir mit dem Bus und viel zu Fuß am Deich unterwegs. Wie gewohnt dabei: volle Wasserflasche, leere Vesperdose.
Mit dem Mittagessen hatten wir leider etwas Pech: Das Bistro am Segelhafen wie auch das Restaurant waren geschlossen. Die einzige Möglichkeit war ein Bäckereicafe, das an diesem Tag „zum Mitnehmen“ geöffnet hatte. Dort haben wir ein veganes „Rollbrot“ mit Tomaten und Oliven bekommen, außerdem eine nicht vegane Nussecke. Wir haben uns alles auf die Hand bzw. in die Dose geben lassen und draußen gegessen.

In einem der Zimmer hatten wir eine Pantryküche. Dort haben wir an diesem Abend Spaghetti mit Pesto gekocht. Die Spaghetti hatte ich von zu Hause mitgebracht, aus dem Unverpacktladen. Das Pesto war im Glas.
 

Gehört dazu: Wasserflasche, Vesperdose - und Schafe auf dem Deich / © Denise Jans, unplash.com

 

5. Tag
Endlich war es soweit: Der Sturm ist abgeflaut, die Fähren fahren wieder. Für uns ging es für einen Tag auf die Nachbarinsel Pellworm zum Leuchtturm. Wasserflasche und Vesperdose waren wie gewohnt im Rucksack.

Nach der Fährfahrt und einem größeren Spaziergang am Deich waren wir im Bistro am Leuchtturm essen. Das einzige vegane Angebot: Pommes. Als Nachtisch ein Eis – leider alle in Plastik verpackt, es gab auch keine unverpackten süßen Teilchen o.ä.
Nach der Leuchtturm-Besichtigung hatten wir noch etwas Zeit und waren im Supermarkt. Hier ist die Lage ähnlich wie auf Nordstrand. Wir bekamen trotzdem regionale Äpfel, Vespergurken aus Deutschland und nochmals Postkarten – alles unverpackt.

Abends gab es wieder Brot mit Aufstrich und Gemüse in unserer Pantryküche.

 

6. Tag
Nach einer sehr schönen Kutschfahrt über das Watt mit Besuch auf einer Hallig sind wir hungrig – am Strandaufgang gab es ein Bistro. Das vegane Essen bestand aus… Pommes. Ich habe einen vegetarischen Gemüsetaler im Brötchen genommen, Wasser hatten wir wie gewohnt dabei.

 

Auf einer Hallig ist es besonders wichtig, wenig Müll zu produzieren. / © Frank Schwarz, unplash.com

 

7. Tag
Samstag und der vorletzte Tag vor der Abreise. D.h., es standen u.a. einkaufen für Sonntag und die Heimfahrt an. Dieses mal waren wir rechtzeitig dran, der Bäcker hatte auf. Doch da wir im Hotel kein Brotmesser hatten und das geschnittene Brot in eine Plastiktüte gepackt wurde, hatten wir am Ende trotzdem Brot in der Plastiktüte. Im Supermarkt holten wir dazu noch unverpackte Möhren, Paprika, Tomaten und Äpfel sowie einen Brotaufstrich im Glas und eine Packung Kekse. Daraus machten wir uns später unser Abendessen.

Mittags waren wir im Restaurant essen. Zur Abwechslung einmal veganes Gemüsecurry mit Salat und keine Pommes ;-) Leider wird mir der KiBa mit Plastikstrohhalm gebracht. Leider bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, wie früher „ohne Strohhalm“ zu bestellen, so fest war in meinem Kopf verankert: Es gibt keine Plastikstrohhalme mehr.
Das Curry war wieder üppig, so dass ich den Rest in meine Dose packen und abends essen konnte.

Und beim Spaziergang am Deich war wie gewohnt die Wasserflasche dabei – d.h., wir haben die ganze Woche über keine Getränke in der Plastikflasche kaufen müssen.

 

8. Tag
Auch bei der Wattwanderung war die altbekannte Wasserflasche natürlich dabei. Außerdem die Edelstahldose – dieses mal gefüllt mit Brot und Gemüsesticks, denn wir waren über Mittag unterwegs.
Da wir 45 Minuten zu früh am Treffpunkt waren, haben wir noch Müll aus dem Spülsaum der Nordsee gesammelt.

Im Hotel haben wir abends nochmal Spaghetti mit Pesto und Tomaten gekocht.
 

Auch Müllsammeln gehört dazu. / © Stephanie S.


9. Tag – Heimfahrt

Wie bei der Hinfahrt waren wir den ganzen Tag mit Bus und Zug unterwegs. Und wieder müllfrei – das Hotel verließen wir mit gefüllten Wasserflaschen, Brot und Gemüsesticks in der Edelstahldose und Äpfeln im Rucksack. Am Bahnhof habe ich mir noch was beim Bäcker geholt und es in die Dose dazu gepackt.
 

Auch eine ganztägige Zugfahrt lässt sich gut ohne Müll verbringen. / © Steffen Albrecht, unplash.com

 

Fazit

Wir haben es nicht geschafft, ganz auf Müll bzw. Plastik zu verzichten, doch durch gezielten Einkauf und Vorbereitung konnten wir den Müll in Grenzen halten. Zero Waste im Urlaub ist etwas schwieriger als zu Hause, wo man seine Routinen hat und weiß, wo man welche Lebensmittel unverpackt bekommt. Bei der Körperpflege wiederum kann man seine Gewohnheiten unverändert beibehalten und auch im Urlaub sehr gut plastikfrei unterwegs sein.
Auch die fremde Infrastruktur hat bestimmt eine Rolle gespielt. Während ich zu Hause regelmäßig im Unverpacktladen bin oder z.B. ein Brotmesser zur Verfügung habe, waren wir im Urlaub in einem „normalen“ Supermarkt. Das hat das Angebot an unverpackten Lebensmitteln beeinflusst.

Aber auch wenn wir es nicht ganz Zero Waste geschafft haben: Durch entsprechende Planung ist es auch im Urlaub gut möglich, seinen Müll und insbesondere Plastikabfall zu reduzieren.


 

Die Autorin Stephanie


Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.