Klimawandel und psychische Gesundheit

Published on September 14, 2023

Dieses Jahr ist wieder ein heißes Jahr mit vielen Hitzetagen. Die Hitze belastet dabei nicht nur den Körper, sondern auch unsere Psyche. Es gibt immer mehr Hinweise aus der Forschung, dass anhaltende Hitze psychische Erkrankungen verstärken können – angesichts der häufiger und stärker werdenden Hitzewellen eine bedenkliche Nachricht.

 

Hitze in Deutschland

Seit Jahrzehnten nimmt die Anzahl der Hitzetage in Deutschland zu. Von Hitzetagen spricht man, wenn die Temperatur über 30°C steigt. Auch Hitzewellen, also mehrere aufeinanderfolgende Hitzetage über 30°C, nehmen zu. Gleichzeitig erleben wir auch in Deutschland immer mehr Tropennächte – dabei kühlt die Temperatur nachts nicht unter 20°C ab, sondern bleibt vergleichsweise hoch.

Seit längerem bekannt ist, dass sich Hitze auf die körperliche Gesundheit auswirken kann. Flüssigkeitsmangel (Dehydration), Hitzschlag, Sonnenstich, Hitzeausschlag, Kopfschmerzen oder Kreislaufprobleme treten vermehrt auf.

Doch da die Temperaturen weltweit immer stärker steigen und gesundheitlich relevante Auswirkungen haben, beschäftigt sich die Forschung zunehmend auch mit Fragen zu Hitze und psychischer Gesundheit.
 

Die Sommer werden heißer - das kann zu psychischen Belastungen führen. / © Norbert Braun, unplash.com

 

Das haben bisherige Studien ergeben

Hitze hat einen direkten Einfluss auf unsere psychische Gesundheit und unser Wohlbefinden. So können sich z.B. Symptome von bereits bestehenden psychischen Erkrankungen an sehr heißen Tagen verschlimmern oder psychische Erkrankungen können neu auftreten. So werden z.B. während Hitzewellen häufiger Hilfe in Notaufnahmen gesucht. Dabei sind zahlreiche psychische Erkrankungen mit einer häufigeren Notaufnahme verbunden – Depression, Angststörungen oder Psychosen.

Die Notaufnahmen steigen dabei parallel zu den höheren Temperaturen an. An Hitzetagen über 30°C steigen Notaufnahmen um etwa 5% an.

 

Wie Hitze unsere Psyche beeinflusst

Aber warum verstärkt Hitze psychische Erkrankungen?

Zum einen ist Hitze ein deutlicher Stressfaktor, der von außen auf uns einwirkt. Dass Stress psychische Erkrankungen verschlimmern kann, ist allgemein bekannt. Forschende haben zudem einen Zusammenhang zwischen Hitze und erhöhter Aggressivität ermittelt. Das liegt daran, dass bei Hitze die Selbstkontrolle herabgesetzt ist.

Ein weiterer Punkt liegt in den bereits erwähnten Tropennächten. Wenn die Temperatur auch nachts durchgehend über 20°C beträgt, können viele Menschen durch die Hitze schlecht schlafen. Die Schlafqualität nimmt ab, ebenso die Schlafdauer: Wir schlafen schlechter und weniger. Dass Schlafstörungen einen negativen Einfluss auf unsere psychische Gesundheit haben, ist ebenfalls schon lange bekannt. Schlafstörungen können psychische Erkrankungen verstärken oder sogar auslösen. Schlafmangel macht ebenfalls anfälliger für Wut und Aggression.

Was ebenfalls hinzukommt: Angesichts des Klimawandels sind viele Menschen verzweifelt und fühlen sich hilflos, haben Ängste in Bezug auf die Zukunft. Manchmal wird dann auch von Klimaangst gesprochen. Bei Hitze wird die Angst besonders deutlich. Denn Hitze ist nicht auszublenden, sie wird unmittelbar wahrgenommen und bringt den Klimawandel direkt in unser Bewusstsein – auch wenn sich die Person ansonsten nicht oder wenig mit den Folgen des Klimawandels beschäftigt. Die Angst vor der Hitze und um unsere Zukunft ist ein weiterer Stressfaktor, der sich negativ auf unsere psychische Gesundheit auswirken kann.
 

Hitze kann die Angst um unsere Zukunft verstärken. / © Mika Baumeister, unplash.com

 

Wer ist besonders gefährdet?

Bei körperlichen Auswirkungen der Hitze sind ältere und chronisch kranke Menschen besonders gefährdet, aber auch Säuglinge und Kleinkinder.

Bei Auswirkungen der Hitze auf unsere Psyche wurden bis jetzt aber keine Unterschiede beim Alter oder beim Geschlecht gefunden. D.h., alle Menschen sind gleich stark betroffen, egal wie alt sie sind.

Das größte Risiko, während einer Hitzewelle zu sterben, liegt für psychische Erkrankungen bei Abhängigkeitserkrankungen (z.B. Drogen) und bei organischen psychischen Störungen. Das sind Erkrankungen, die auf eine Schädigung des Gehirns zurückzuführen sind. Unter anderem zählt Demenz dazu. Diese gefährdeten Personengruppen können sich meist nicht selbstständig vor der Hitze schützen.

 

Hitze und Depressionen

Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen. Sie kann von hohen Temperaturen negativ beeinflusst werden. Forschungen haben gezeigt, dass während Hitzeperioden mehr Suizide vorkommen.

 

So kann man sich schützen

Psychisch gesunde Menschen können sich mit den gleichen Maßnahmen, die auch den körperlichen Folgen der Hitze vorbeugen, vor psychischen Problemen bei Hitze schützen. Das sind:

  • genügend trinken
  • leichte Mahlzeiten essen wie Obst, Gemüse, Salat
  • im Schatten bzw. in abgedunkelten Räumen aufhalten
  • draußen auf guten Sonnenschutz achten (Sonnenbrille, Kopfbedeckung, Sonnencreme)
  • leichte und luftige Kleidung tragen
  • körperlich anstrengende Tätigkeiten meiden
  • durch gezieltes Lüften in den Morgen- und Abendstunden sowie geschlossene Jalousien die Temperatur in der Wohnung möglichst gering halten

Bei psychischen Erkrankungen sind diese Maßnahmen besonders wichtig. Besonders gefährdete Menschen sollten sich auch Unterstützung bei Bezugspersonen und/oder ihrem Arzt/Ärztin holen.

Gegen Klimaangst hilft, auf einer anderen Ebene, aktiv werden: selber Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen, sein Umfeld zu einem klimafreundlicheren Leben anstiften, politisch und gesellschaftlich aktiv werden, sich vernetzen. Und es ist wichtig, hier achtsam mit sich selbst umzugehen: seine körperliche und psychische Gesundheit zu stärken, z.B. durch Spaziergänge in der Natur, Atem- der Entspannungsübungen, Musik, Tanz – was immer dir gut tut.
 

Hilft gegen Klimaangst: Aktiv werden und achtsam mit sich selbst umgehen. / © Jossuha Theophile, unplash.com


 



Quellen:

 


 

Die Autorin Stephanie


Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.