Naturverbindung herstellen - Lebensräume schützen

Published on July 22, 2023

 Du bist in der Natur, in einem deiner Lieblingswälder. Du spürst den Waldboden unter dir.  Du spürst den Halt des Hummus unter dir und doch die zerbrechliche, mit Lücken besetzte Schicht der Laubblätter. Du nimmst einen tiefen Atemzug und blickst auf in das Licht, das durch die Baumkronen scheint, geradeaus auf den Weg des Waldes und zur Seite, hin zu seinen erhabenen Bäumen. Du fühlst dich aufgetankt. Von der Energie des Waldes.

Wie fühlst du dich nach diesem kleinen Gedankenexperiment? Spürst du Veränderungen bei dir, es ist egal welche, wichtig ist du spürst sie. Wenn wir uns den Wald vorstellen und an seine Wunder und Leistungen denken, macht uns das glücklich. Doch warum ist das so? Woher kommt die innere Verbindung zur Natur? Und wie können wir sie wiederherstellen, wenn es scheint als hätten wir sie verloren?

Jeder Mensch ist von Geburt an mit der Natur verbunden. Diese Verbindung schütze vor dem Antropozen unser Überleben. Der Homo sapiens als Jäger und Sammler vor über () Jahren handelte oft instinktiv und vertraute auf genau diese Naturverbindung, wann die beste Zeit zum Jagen war, in welche Richtung der Weg im Wald weiterging und wann der Tag endete. Das unterscheidet uns wohl mit am größten von den damaligen Nomaden, die es nur noch vereinzelt auf dem Planeten gibt. Wir wissen genau, wann wir aufstehen müssen, allerdings nur weil uns morgens der digitale Wecker weckt und unser Essen können wir bereits vorgekocht aus dem 10m entfernten Supermarkt abholen. Wir benötigen für unser Alltagsleben die Natur nicht mehr. DAS ist der zentrale Unterschied. Wir haben uns zivilisiert und uns nach einer erfolgreichen Industrialisierung in ein Zeitalter unbegrenzter technologischer und handlungsspezifischer Möglichkeiten katapultiert.

Doch wie können wir diese Verbindung wiederherstellen? Revolutionieren, was wir verloren haben? 

Fangen wir ganz zentral im Alltag an. Häufig nehmen wir die Umwelt um uns herum garnicht wahr. Umgeben von steinerden Fassaden und überschießenden Unternehmensgebäuden sehen wir die Natur auf dem Weg zur Arbeit viel zu wenig. Wir fühlen uns klein und ohnmächtig im Handeln & Tun in einer nicht immer transparenten Welt. Wir denken, dass wir nur ein kleiner Fleck in einer global vernetzen Welt sind, deren Tun man nicht sieht und wahrnimmt. Von einem Arbeitsalltag von Schnelligkeit und Hocheffizienz gespiegelt kommen wir völlig überreizt nach Hause. Wo wir dann nur mit Digitalität von all den Reizen abschalten wollen. 

So bleibt die Natur und ihre Erfahrungen, die sie uns schenkt, auf der Strecke. Es ist schlicht keine Zeit mehr übrig,

Was können wir verändern um Naturbegegnungen auf bewusster Ebene wieder möglich zu machen? 

Bleib stehen. Stop all things you think in the moment. Stop everything you plan to do. Schließe die Augen. Und beginne noch einmal von vorne zu lesen. Mache deine Augen auf. Höre genau hin. Nimm wahr, was du riechst und was du fühlst. Die Natur ist überall da. Sie umgibt dich. Öffne dich. Bleib stehen.

Was macht Natur im Allgemeinen aus? Warum ist sie für so viele Menschen ein wichtiger Bestandteil des Lebens? Warum sind wir traurig, wenn ein schon lange stehender Baum in unserem Zuhause gefällt wird? Warum freuen wir uns, wenn wir morgens bereits Vögel hören? Warum freuen wir uns jedes Jahr auf den Frühling? Was schafft Natur, was anderes nicht kann? 

Natur ist lebendig. In allen Facetten. Sie beinhaltet Artenvielfalt. Die Stimmvielfalt von hunderten von Vögeln. Eine Amsel, die bis zu 200mal pro Sekunde ihre Muskulatur zusammenziehen kann, um den vielfältigen Klang ihres Stimmapparats (=Syrinx) zeigen zu können. Faszinierend, oder? Wie fühlen sich Menschen, wenn sie eine Savanne von Elefanten vorbeiziehen sehen oder die kräftigen Wellen und die Gischt des Atlantiks spüren? Wir treten immer wieder mit der Natur in Verbindung. Genau über diese Emotionen, die durch ihre Lebendigkeit entstehen. Das ist der Unterschied zu einem neu gekauften Wollpulli. Er schafft keine Lebendigkeit und dadurch keine längere emotionale Verbindung.

So können wir auch in Plänen und Diskussionen argumentieren. Mit der Wichtigkeit der emotionalen Kraft der Natur und seiner Lebensräume. Denn sie schützt uns. Die Zeit in der Natur beeinflusst nachwirkend die psychische Gesundheit aller Menschen. Wer längere Zeit in der Natur verbringt, kann psychische Erkrankungen besser und nachhaltiger therapieren. Denn die Natur schafft durch ihre Verbindungen, die leben, die miteinander kommunizieren, auch einen Zugang zu uns selbst. Und unserer Gesundheit. Wir können eine Beziehung zu etwas Lebendigem herstellen und so Kraft und eine höhere Resilienz entwickeln. Der Anblick von einer grünen Landschaft schafft Freude, Gefängnisinsassen hatten nachweislich eine niedrigere Rückfallrate, wenn sie während ihrer Zeit im Gefängnis in etwas Grünem blicken durften. 

Aus all den wissenschaftlichen Erkenntnissen und durchgeführten Studien sehen wir, Natur schafft wunderbar Großes. Natur bewirkt etwas im Menschen, egal auf welchen Ebenen. Natur lebt. Wir können nicht ohne sie überleben und auch nicht ohne sie leben. Die Gesundheit der Natur ist Teil unserer. Sie beeinflusst, wie und ob wir leben. Die Gesundheit der Natur ist die Gesundheit aller Menschen. Schließ die Augen und spüre ihre Faszination.