Warum verringert sich unsere Artenvielfalt?

Published on March 2, 2023

Am 3. März ist Tag der Artenvielfalt.

Auf der Erde leben unzählige Tiere und Pflanzen. Viele sind noch unerforscht und unentdeckt, besonders Arten in den Regenwäldern oder in der Tiefsee.

Doch leider sterben immer mehr Arten aus. Wir befinden uns im 6. Massenaussterben der Erdgeschichte.

Dieses massenhafte Aussterben von Lebewesen ist genauso schwerwiegend und bedrohlich für unseren Planeten und uns Menschen wie die Klimakrise. Und beide Krisen hängen auch eng zusammen. Unsere Luft, unsere Nahrung, unser Wasser – für all das brauchen wir eine intakte Umwelt und Artenvielfalt.

Doch warum sterben immer mehr Arten aus? Welche Gründe gibt es dafür? Damit wollen wir uns in dieser 2-teiligen Berichtereihe befassen.
 

Ob an Land oder im Wasser, Tiere oder Pflanzen - die Biodiversität ist sehr vielfältig. / © Marcos Paulo Prado, unplash.com

 

Der Entomologe und Biodiversitätsforscher Edward O. Wilson hat dazu das Konzept „HIPPO“ entwickelt.

HIPPO steht für

  • Habitatsverlust/-zerstörung
  • Invasive Arten
  • Pollution (Verschmutzung)
  • Population (Bevölkerung)
  • Overharvesting (Übernutzung)

Damit bringt Wilson die größten Treiber des Artensterbens in eine Form, die man sich gut merken kann.
 

Städte und Siedlungen zerschneiden die Lebensräume der Tiere und Pflanzen. / © Pedro Lastra, unplash.com

 

Habitatzerstörung

Gerade in den letzten Jahrzehnten wurden immer mehr Lebensräume von Tieren und Pflanzen zerstört. Das geschieht durch zunehmende Besiedelung durch Menschen, also den Bau von Städten, Gemeinden, aber auch Infrastruktur wie Straßen, Flugplätze, Kraftwerke, Dämme, Logistikzentren  etc. Weltweit wächst die Zahl der Menschen – und diese Menschen brauchen Platz, einen Wohnraum.

Auch durch die Landwirtschaft, die Agroindustrie, werden viele natürliche Lebensräume zerstört. Sie gilt als größter Treiber für die Zerstückelung und den Verlust von Lebensräumen. In Europa und den USA werden sogar ca. 45% der Landfläche für die Landwirtschaft genutzt. Überwiegend für konventionellen Anbau mit Monokulturen, es werden Agrargifte ausgebracht. Für die natürlicherweise vorkommende Flora und Fauna bleibt kein Raum.
Das bedroht nicht nur Insekten, sondern in gleicher Weise alle Tiere, die sich von Insekten ernähren – z.B. Fledermäuse, Vögel oder Beutetiere.

Monokulturen lassen keinen Raum für Artenvielfalt. / © Steven Weeks, unplash.com


Doch Ackergifte gelangen auch in die Gewässer und gefährden dadurch Lebewesen am und im Wasser. Auch wenn große Mengen Wasser zur Bewässerung aus einem See oder Bach entnommen werden, gefährdet das die Artenvielfalt.

Bei der Landwirtschaft spielt Entwaldung natürlich auch eine große Rolle. Besonders betroffen sind hier die tropischen Gebiete am Amazonas, in Indonesien und anderen asiatischen Ländern. Die Flächen werden für Palmöl-, Soja- oder andere Plantagen gerodet, die natürliche Artenzusammensetzung wird zerstört. Das ist besonders tragisch: Denn in den tropischen Wäldern ist die Artenvielfalt am größten.

Zusammenhängende, wilde Lebensräume verschwinden überall auf der Welt immer mehr. Ehemals natürliche Lebensräume werden vom Menschen zerstückelt, egal ob Moore, Wälder, Tundra, Sümpfe oder Grasland. Das nennt man auch Fragmentation. Sind die Tiere nun auf einem kleiner werdenden Lebensraum eingekesselt, können sie sich weniger gut fortpflanzen, die genetische Vielfalt nimmt ab, sie sind Gefahren durch die menschliche Infrastruktur ausgesetzt.

Lebensräume werden aber auch durch die Klimaerhitzung zerstört. Bäume werden z.B. durch Stürme, Dürren oder Überschwemmungen geschädigt. Tiere und Pflanzen können nicht schnell genug polwärts, in kühlere Gebiete, wandern. Ihre ursprünglichen Lebensräume werden zu warm.
 

Invasive Arten können sich über globalen Handel weltweit verbreiten. / © Kurt Cotoaga, unplash.com

 

Invasive Arten

Auch invasive Arten sind ein wichtiger Faktor, wenn es um die biologische Vielfalt geht. Invasive Arten breiten sich meist durch menschliche Aktivitäten aus. Hierzu zählen insbesondere Tourismus und globale Handelsnetzwerke. So können sich Arten in Regionen ausbreiten, in denen sie natürlicherweise nicht vorkommen würden. Das kann bewusst oder unbeabsichtigt geschehen. Viele invasive Arten sind zwar harmlos oder verschwinden nach einiger Zeit von alleine. Doch nicht immer ist das der Fall.

Auch wenn ein Ökosystem relativ stabil ist, können invasive Arten großen Schaden verursachen. Da die invasive Art keine natürlichen Feinde hat (Fressfeinde, Krankheiten), kann sie sich ungestört und in großer Zahl ausbreiten. Oft geschieht das dann zum Nachteil der heimischen Arten. Es entsteht eine Konkurrenz um Nahrung und Nährstoffe, um den besten Standort, um Platz. Die bisherigen Hierarchien und Abläufe im Ökosystem geraten durcheinander. Das gefährdet die biologische Vielfalt.

Invasive Arten können sowohl Tiere als auch Pflanzen sein. In Deutschland gelten 168 Arten als invasiv, die von der EU in einer Liste eingestuft werden.

Bei der Frage, ob man invasive Arten ausrotten oder kontrollieren sollte, muss das gesamte Ökosystem betrachtet werden. Hier spielen auch umweltethische Überlegungen eine Rolle.

Zu den invasiven Arten können übrigens auch Bakterien zählen. Z.B. gab es 2015 ein zunächst unerklärliches Massensterben von Antilopen in der kasachischen Steppe. Forscher:innen fanden heraus, dass die Antilopen einem Bakterium zum Opfer gefallen waren, das ganz natürlich in den Tieren vorkommt. Durch eine Hitzewelle hatte es sich aber stark vermehrt und im Körper der Antilopen zu einer Blutvergiftung geführt.

Solche Phänomene nennt man auch Mass Mortality Events (MME). Durch den Klimawandel werden sie voraussichtlich häufiger vorkommen.

Waren von einem Massensterben betroffen: Antilopen in Kasachstan. / © Colin Watts, unplash.com

 

Quellenangabe

Fred Hageneder: „Happy Planet – Jetzt handeln für eine glückliche Erde“, Neue Erde GmbH, 1. Auflage 2019


 

Die Autorin Stephanie


Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.