
Türchen 2
Ich beginne das 2. Türchen mit einem sensiblen Thema. Aber auch einem Thema, vor dem man nicht wegschauen sollte und in einer Zeit voller Glanz und Täuschung doch oft und gerade deshalb weggesehen wird.
Jeder Mensch ist wertvoll. Keine Frage. Doch wie sieht es mit Menschen ohne festen Wohnsitz aus? Menschen die keine Arbeit mehr haben oder dieser nicht mehr nachgehen können? Diejenigen, deren “Wohnraum” sich unter Treppen, am Busbahnhof oder vor einem Einkaufsgeschäft gestaltet?
Und die dadurch unter das gesellschaftliche Raster fallen? Doch wie entsteht das überhaupt? Warum fühlt sich ein Mensch ohne Wohnung eigentlich nicht immer als ein Teil der Gesellschaft? Wo hört ein vermeidbares Wegsehen auf und fängt Stigmatisierung an?
Wird der Gesetzesartikel “Die Würde des Menschen ist unantastbar.” von uns als Gesellschaft und Gemeinschaft denn gelebt und zwischen den Barrieren transportiert?
Wenn wir auf obdachlose Menschen zugehen, öffnen wir so Türen zu genau diesen Menschen und zu uns selbst. Wir hören freundlichen Menschen zu, Menschen mit einer Lebensgeschichte, die vielleicht mal auf einer Baustelle als leitende Institution fungiert haben oder für ein Schifffahrtsunternehmen bei der Schiffsmarine auf offenem Meer unterwegs waren. Ja diese Geschichten gibt es, eine davon wurde mir ganz persönlich und mit vielen daraus entstandenen Emotionen erzählt.
Wenn wir Menschen, die obdachlos sind, zuhören gewinnen wir Gespräche und Momente, die einen großen humanen Wert besitzen. Obdachlose Menschen begegnen uns freundlich und ganz oft mit einem freudvollen Lächeln. Denn genau sie wissen welch großen Wert das Leben hat. Sie erzählen uns von Wünschen und Ideen. JA, sie gestalten die Zukunft mit. Und JA, das dürfen sie auch sehen und spüren. Das ist zumindest meine Hoffnung.
Zeigen wir also in der Adventszeit welch großen Reichtum wir besitzen und lassen diese wunderbaren Menschen am Leben mit uns teilhaben. Denn dadurch schenken wir uns selbst das größte Glück und die größte Weitsicht auf das Wort “leben”.
02.12.2022/ JH
Eine Story von: Jessi
Jessi schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.