
Der Luchs - ein weiterhin bedrohter Heimkehrer
Heute, am 11. Juni, ist der Internationale Tags des Luchses. Ein außergewöhnliches Tier, das heute mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommt als sonst. Doch wie geht es den Pinselohren aktuell? Trotz intensiver Schutzbemühungen gibt es nur circa 130 erwachsene Tiere in Deutschlands Wäldern. Was macht es diesen geschickten Katzen so schwer, bei uns heimisch zu werden?
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war der Luchs aus weiten Teilen Mittel- und Südeuropas verschwunden. Heute gibt es in Deutschland einige Waldgebiete, in denen der Luchs wieder angesiedelt wurde: Der Bayerische Wald, der Harz und der Pfälzerwald. Hier wurden in den letzten Jahren insgesamt 20 Luchse angesiedelt. Die Tiere stammen aus der Slowakei, wo es ausreichend Luchse gibt. Mit der Kampagne "Die Luchsverbündeten" hat die WWF Jugend dieses Artenschutzprogramm bereits unterstützt. Dennoch gilt der Luchs in Deutschland weiterhin als "vom Aussterben bedroht". Auch, weil sie hierzulande immer noch illegal geschossen oder vergiftet werden. Vor allem aber die Zerschneidung möglicher Lebensräume erschwert die Rückkehr der Luchse.
Eine heute veröffentlichte Analyse zur Lage der Luchse in Mitteldeutschland zeigt: Für das langfristige Überleben des Luchses ist zum Beispiel die Vernetzung der Vorkommen im Harz und Ostbayern entscheidend. Dabei hat der Thüringer Wald eine Schlüsselrolle. Wenn wir es nicht schaffen, verbindende Landstriche für die Wildtiere zu erhalten, bleiben die Populationen auf absehbare Zeit isoliert. Dann droht dem Luchs der fortschreitende Verlust genetischer Vielfalt.
BUND und WWF starten ein Projekt für den Luchs in Thüringen. Derzeit ist von rund 10 frei lebenden Luchsen in Thüringen auszugehen. "Die Ergebnisse der Feldforschung deuten zwar auf einen erfreulichen Ausbreitungstrend der Harzpopulation im Nordwesten Thüringens hin", erklärt Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen. "Gleichzeit legen Computersimulationen nahe, dass es bis zur Besiedlung weiterer geeigneter Lebensräume noch ein langer Weg ist." Das Modell zeigt, dass die natürliche Wiederbesiedelung von Lebensräumen wie dem Thüringer Wald ohne aktive Unterstützung auch in 25 Jahren unwahrscheinlich ist.

Das liegt vor allem an dem Verhalten weiblicher Luchse, die nicht so große Entfernungen zurücklegen, wie ihre männlichen Artgenossen. Daher bleiben gelegentlich abwandernde männliche Luchse meist allein, ohne eine Chance, eine neue Population zu gründen. Beutegreifer wie der Wolf leben in einer Familiengruppe. Der Luchs dagegen zieht es vor, alleine zu bleiben. Nur zur Paarung treffen sich die Tiere.
"Die Simulation zeigt auch die Wirkung gezielter Ansiedlung von Luchsen im Thüringer Wald", sagt der an dem Projekt beteiligte Professor für Wildökologie und Wildtiermanagement der Universität Freiburg, Marco Heurich. "Die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Besiedlung könnte bereits in 25 Jahren bei 100 Prozent liegen. Ausgehend vom Thüringer Wald würden auch Nordbayern und Nordhessen besiedelt werden und die Populationen im Harz und in Bayern kämen miteinander in Kontakt. Der für das langfristige Überleben der Populationen notwendige genetische Austausch wäre möglich."
Das Modell belegt, dass die Luchse in Deutschland Unterstützung benötigen, um zu überleben. Die größten Katzen Europas leben sehr versteckt im Wald und meiden den Kontakt zu Menschen. Sie benötigen große, ungestörte Waldgebiete, um sich wohlzufühlen und genügend Beute zu finden. Somit wäre die dauerhafte Rückkehr der Luchse auch ein großer Erfolg für den Naturschutz. Unsere Natur würde mit dem Luchs wieder ein Stück ursprünglicher werden können. Luchse sind Raubtiere und schleichen sich ganz vorsichtig und leise an ihre Beute heran. Hat der Luchs ein großes Beutetier gerissen, kann er sich mehrere Tage davon ernähren. Die Augen des Luchses verfügen über eine sehr hohe Sehschärfe. Der Luchs kann eine Maus aus 75 Meter Entfernung erkennen. Warum der Luchs Pinselohren hat, ist nicht geklärt. Es wird vermutet, dass die schönen Pinselohren dem Luchs dabei helfen, die Windrichtung zu bestimmen.

Im Bayerischen Wald und im Oberpfälzer Wald wird die Zahl der Luchse auf rund 70 Tiere geschätzt. Diese Tiere werden jedoch auch immer wieder im angrenzenden Österreich und Tschechien nachgewiesen. In Rheinland-Pfalz nimmt die Zahl an Luchsen seit 2016 durch das vom WWF unterstützte Wiederansiedlungsprojekt beständig zu. Auch in den Harz wurden zwischen 2000 und 2006 mehrere Luchse gebracht. Die Gesamtzahl wird dort auf rund 70 Tiere geschätzt. Einzelne Tiere werden auch immer wieder in Thüringen, Hessen und in Baden-Württemberg nachgewiesen.

Der Autor Marcel
Eine Story von: Marcel
Marcel ist Community Manager für die WWF Jugend Community.
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