
Recycling-Vielfalt & Bubbles gegen die Plastikflut
Plastik ist ein Material, das nicht nur uns in der Community ständig beschäftigt. Mittlerweile haben viele die Probleme erkannt, die mit Kunststoffen zusammenhängen: Auf der ganzen Welt setzen sich Leute dafür ein, die Umweltverschmutzung durch Plastik zu verringern. Ständig gibt es neue Erkenntnisse und Möglichkeiten, die Welt ein kleines bisschen plastikfreier zu gestalten. Einige davon möchte ich Euch hier kurz vorstellen.
Das gibt es diesen Monat:
- Ghana goes Recycling
- „The Great Bubble Barrier“
- Aus Plastik mach Erdölersatz
- Verbot heißt nicht Verzicht: Stiftung Warentest hat essbare Strohhalme getestet
- Plastikkunst
- Selbst aktiv werden
- Die Community aktiv gegen Plastik
Ghana goes Recycling
Wir wissen inzwischen, dass die Corona-Pandemie auch negative Auswirkungen auf die Menge an anfallendem (Plastik)Müll hat. Dies betrifft in besonderem Maße die Länder des globalen Südens. Das Projekt PlasticPunch aus der ghanaischen Hauptstadt Accra hat der Plastikflut nun den Kampf angesagt: in schon mehr als tausend Einsätzen haben die Teilnehmenden an den Stränden Ghanas Plastikmüll gesammelt – darunter auch viele Einweg-Masken. Die Verantwortlichen des Projekts sehen das Problem von Einweg-Produkten und wollen diesem mit Recycling begegnen. Einer der wichtigsten Hersteller von Kunststoff in Ghana ist die Firma „Mini-Plast“. Inzwischen stellt sie etwa die Hälfte ihres Kunststoffs aus dem wiederverwerteten gesammelten Müll her. Sie sortiert das gesammelte Plastik, zerkleinert es und stellt ein Granulat her, das dann weiterverarbeitet werden kann. Ursprünglich hatte sich die Firma für Plastik aus Müll entschieden, weil neue Rohstoffe zu teuer waren. Heute will sie sich vor allem für die Umwelt einsetzen. Laut eigener Aussage gehen sie davon aus, dass sie „in den nächsten 10 Jahren […] keinen einzigen Tropfen Plastik aus neuem Material [herstellen wird].“
PlasticPunch wird unter anderem auch von der EU finanziell unterstützt. Die Aktivisten wollen zeigen, dass es Wege raus aus der Plastikflut gibt und mit ihrem Projekt ein Beispiel für solche Alternativen bieten. "Wir verdienen es nicht, zur Müllhalde zu werden. Das hier ist unser kleines Paradies, das wollen wir behalten. Gemeinsam und verantwortungsvoll sollte die Welt nach anderen Verpackungslösungen suchen“, sagen sie.
Hier gibt es ein Video zu diesem Thema: https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/videos/Ghana-Auswege-aus-der-Plastikmuell-Misere-video-100.html
The Great Bubble Barrier
„The Great Bubble Barrier“ ist ein niederländisches Unternehmen, das in einem der vielen Kanäle Amsterdams eine Barriere aus Luftblasen installiert hat, um Plastikmüll aufzufangen, bevor er ins Meer gelangt. Wie das funktioniert? Auf dem Grund des Kanals liegt ein perforiertes Rohr, das Luft nach oben schießt. Der schwimmende Müll wird so an die Oberfläche gedrückt und ca. 86% dessen können in einem Auffangkorb gesammelt werden. Der Kompressor, der die Luft durch das Rohr drückt, wird mit erneuerbarer Energie angetrieben. Laut Aussage der Begründer:innen des Projekts können nicht nur große Gegenstände, sondern auch kleine Partikel mit nicht mehr als einem Millimeter Durchmesser aufgefangen werden. In Amsterdam gibt es diese Bubble Barrier seit 2019, nun möchte das Unternehmen seine Idee zukünftig auch zunächst in Portugal und Indonesien anbieten und perspektivisch vor allem in Asien vertreten sein – dort ist die Verschmutzung der Flüsse ein besonders schwerwiegendes Problem.
Um herauszufinden, wie Meerestiere auf die Barrieren reagieren, werden zurzeit Studien durchgeführt. Vorläufig geht das Unternehmen davon aus, dass die Tiere zwar zunächst Schwierigkeiten mit dem Passieren der Barriere bekommen können, sich aber schnell an diese gewöhnen werden – gefährlich sei sie jedenfalls nicht für lebende Organismen.
Hier gibt es das Video von „The Great Bubble Barrier“ zu ihrem Projekt:
Aus Plastik mach Erdölersatz
Die Wiederverwertung von Plastikmüll scheitert oft daran, dass im Plastikmüll viele verschiedene Arten von Kunststoff zusammenkommen, meist zudem versetzt mit Chemikalien, Brandschutzmitteln etc. Diese zu trennen und entsprechend zu verarbeiten, ist nicht immer möglich, weshalb mehr als die Hälfte der Kunststoffabfälle in Deutschland verbrannt werden.

Das ist natürlich ein massives Problem für die Umwelt. Das norwegische Unternehmen „Quantafuel“ hat nun eine Idee, um auch Kunststoffmixturen zukünftig zu recyceln. Dazu werden diese erhitzt, bis ein Gas entsteht – dieses ist dann aber noch verunreinigt mit Substanzen wie Asche oder Chlor. Die Neuerung des norwegischen Unternehmens ist nicht dieses Verfahren, sondern ein Verfahren zur Reinigung des entstehenden Gases von allen Fremdstoffen. Das Endprodukt sind Kohlenwasserstoffe. Wenn diese sich nach Abkühlung verflüssigen, erhält man das sogenannte „Pyrolyseöl“, mit dem man z.B. Erdöl und Erdgas ersetzen kann – also zwei der meistgenutzten fossilen Energieträger in den verschiedensten Energiesektoren (z.B. Industrie, Verkehr, Wärme). Die Nutzung fossiler Energieträger geht immer auch mit CO2-Emissionen einher. Ersatzprodukte wie das Pyrolyseöl, die diese perspektivisch obsolet machen, können also einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten.
Außerdem können aus dem Öl Chemikalien und Granulat produziert werden, die wiederum die Basis für diverse Kunststoffe sind. Im Jahr 2025 soll eine Pyrolysefabrik in Betrieb gehen, die mit einer Jahreskapazität von rund 250.000 Tonnen Kunststoffmüll mehr als zehnmal so groß ist wie die erste Fabrik, die bereits jetzt in Dänemark Pyrolyseöl produziert.
Verbot heißt nicht Verzicht: Stiftung Warentest hat essbare Strohhalme getestet
Ab dem 3. Juli sind in der EU viele Einwegprodukte aus Plastik verboten – zum Glück! Darüber hat Johanna im Plastik-Update von April bereits berichtet. Aber nur, weil darunter auch die beliebten Plastikstrohhalme fallen, heißt das nicht, dass wir nun gar keine Strohhalme mehr verwenden können.
Alternativen aus Glas, Edelstahl oder Papier sind vielen bereits bekannt und kommen nicht nur in privaten Haushalten, sondern auch in der Gastronomie immer besser an.
Stiftung Warentest hat nun eine weitere Möglichkeit getestet: essbare Trinkhalme. Die Website „Utopia“ hat sich die Studie hierzu angesehen und hier ausgewertet. Das Ergebnis ist klar – alle der sechs getesteten Trinkhalme erfüllen ihren Zweck. Es konnte, wenn überhaupt, nur sehr geringe Mengen an Schadstoffen festgestellt werden. Alle haben einen leichten Eigengeschmack, der bei Getränken wie Saft oder Cocktails aber kaum auffällt. Essbare Trinkhalme können also eine echte Alternative sein. Für Langsam-Trinkende bieten sich aber weiterhin eher die Varianten aus Glas, Edelstahl etc. an. Die essbaren Trinkhalme lösen sich nämlich alle mehr oder weniger schnell auf. Natürlich wird für die wiederverwendbaren Trinkhalme mehr Energie in der Herstellung verwendet als für Einwegprodukte, sie werden jedoch auch häufiger und (bei richtiger Pflege) lange verwendet.
Unter dem Strich steht jedenfalls: Das Verbot der EU ist ein Segen und Einwegplastik ist alles andere als untersetzbar!
Plastikkunst
Der Künstler Eduardo Srur kopiert berühmte Gemälde mal auf eine andere Weise – er verwendet selbst gesammelten Plastikmüll statt Farbe.
Sehenswert ist dieses kurze Video zu seiner Ausstellung, die in noch in diesem Jahr in Sao Paulo stattfinden wird:
Selbst aktiv werden
Plastic Free July
Nicht vergessen: Der Plastic Free July geht wieder an den Start! Stellst du dichgemeinsam mit Millionen anderen auf der Welt deiner ganz persönlichen Plastikverzicht-Herausfoderung? Dann melde dich gleich hier an.
Nisa hat hier alle Infos für dich zusammengestellt, die du zur Teilnahme brauchst.
Clean-up Walk 2021
Auf Plastik verzichten reicht dir noch nicht? Dann ist der Clean-up Walk 2021 genau das Richtige für dich! Mache dich vom 20. bis zum 26. August gemeinsam mit anderen Teilnehmenden auf den Weg von Lutherstadt Wittenberg bis nach Köthen. Auf dem Weg sammelt ihr allen Müll auf, den ihr findet. Hinterher spenden Menschen und Unternehmen für jedes Kilo gesammelten Mülls einen frei gewählten Betrag an ein Meeresschutzprojekt auf den Philippinen.
Du möchtest dabei sein und bist zum Zeitpunkt des Walks mindestens 18 Jahre alt? Dann melde dich gleich hier an.
Alle Infos rund um den Clean-up Walk hat Lena hier für dich.
Community gegen Plastik
Während der Glückstage in der Woche ab dem 5. Juni haben die Zukunftsmutigen viele wunderbare Aktionen durchgeführt und Workshops angeboten. Müllsammelaktionen und ein DIY-Workshop zur Herstellung umweltfreundlicher, verpackungsfreier Kosmetik sind nur zwei Beispiele für diese Vielfalt. Hier berichtet Kathi von einer Woche voller Zukunftsmut.
Im letzten Plastik-Update hat Anne unter anderem davon berichtet, wie man mit einem Müll-Lotto Menschen dazu motivieren kann, Strände von Müll zu befreien und wie die 10-jährige Skye aus Wales sich gegen Plastikspielzeug in Kinderzeitschriften wehrt.
Quellen
https://nur-positive-nachrichten.de/positive-nachrichten/ghana-startet-plastikmuell-recycling
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/Ghana-Auswege-aus-der-Plastikmuell-Misere-100.html
https://www.techandnature.com/the-great-bubble-barrier-so-verhindern-luftblasen-das-abfliessen-von-plastik-ins-meer/
https://www.faz.net/aktuell/technik-motor/technik/recycling-von-kunststoff-plastik-wird-zu-erdoel-ersatz-17388986.html
https://utopia.de/essbare-strohhalme-im-test-247281/?utm_source=Interessenten&utm_campaign=e9162782ee-Newsletter_DO_21KW25&utm_medium=email&utm_term=0_af58dac727-e9162782ee-267661763

Die Autorin Sarah
Eine Story von Sarah
Sarah schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - komm in unser Team.
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