
Illegal ist nicht egal! Myanmarisches Teak für die Gorch Fock
Am 4. Oktober fährt das Segelschulschiff „Gorch Fock“ der deutschen Marine in ihren Heimathafen Kiel ein. Der WWF und andere Umweltschutzorganisationen werfen den Verantwortlichen vor, illegales Tropenholz verbaut zu haben.
Seit 2015 wird die Gorch Fock, der Stolz der deutschen Marine, saniert. Für die Beplankung des Decks wurde Teakholz aus Myanmar verwendet. Das ist extrem teures Tropenholz, das besonders für Luxusjachten nachgefragt wird. Einzelne Stämme können zehntausende Euro wert sein, in der Weiterverarbeitung vervielfacht sich dieser Wert noch. Das Problem: dieses Holz kann unmöglich nachhaltig gewonnen und nach Deutschland verfrachtet werden.

In Myanmar herrscht eine Militärdiktatur seitdem sich die Militärs im Februar zurück an die Macht geputscht haben. Die Menschenrechtslage ist katastrophal. Die Urwälder des Landes bedeuten für die Generäle schnelle Profite: sie profitieren von illegal geschlagenem Teakholz und verdienen Millionen mit dem edlen Tropenholz. Geld, das in Waffen investiert werden kann. Aus diesem Grund sagt Myo Aung Min, Minister für Menschenrechte in der Exilregierung Myanmar: „Am Teakholz klebt Blut“.
In Deutschland reguliert die EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) und eine Beschaffungsrichtlinie des Bundes die Importbestimmungen für Holz. Demnach wäre es nur legal, Teakholz aus Myanmar zu importieren, wenn es von Plantagen stammt und zertifiziert nachhaltig geschlagen wurde. Laut EUTR muss die Herkunft des Holz nachvollziehbar sein, Nachhaltigkeits- und Menschenrechtskriterien müssen eingehalten werden. WWF-Recherchen ergaben, dass das in Myanmar zu keiner Zeit gegeben war. Solche Plantagen gibt es in Myanmar nicht. Daraufhin gab auch das Verteidigungsministerium zu, dass das Teak für die Gorch Fock weder von Plantagen stamme noch zertifiziert sei.

Schon 2018 ließen Recherchen des WWF und des Report Mainz den Verdacht erhärten, dass das Holz für die Gorch Fock illegal geschlagenes Tropenholz ist. Trotzdem blieb die zuständige kontrollierende Behörde, die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, tatenlos. Sie ermittelte nicht weiter, sondern setzte auf Vertrauen gegenüber den Händlern. Dieses nachlässige Vorgehen gegen möglicherweise aus Raubbau stammende Holz scheint zur Linie der Bundesanstalt zu passen. Händler, die das Verbot von problematischen Tropenhölzern ignorieren, kommen oft straflos davon. Die EUTR wird vom Landwirtschaftsministerium (dem die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung angehört) nur unzureichend umgesetzt.
Umso wichtiger erscheint die Arbeit von Johannes Zahnen vom WWF. Er ermittelt und recherchiert seit Jahren zum Thema illegales Holz. Beim Fall der Gorch Fock stößt er auf Verstrickungen mit mafiösen Strukturen bei der Teakholzbeschaffung, auch Steuerhinterziehungen scheinen beim Export eine Rolle gespielt zu haben. Im August zog der WWF und der Deutsche Naturschutzring vor das Bundesverfassungsgericht. Das Ziel ist es, eine Überprüfung des Teakholzes, das in die Gorch Fock eingebaut wurde, einzuklagen. Die Zeit arbeitet gegen die Umweltschützer*innen, denn bald enden Aufbewahrungsfristen für wichtige Importdokumente. Falls eine Überprüfung des Holzes erreicht wird und die Verstöße offiziell bestätigt werden, könnte das bedeuten, dass das Holz ausgebaut werden müsste.
Illegaler Holzeinschlag und Raubbau zerstören ganze Wälder und stellen weltweit eine der größten Bedrohung für deren Überleben dar. „Laut Interpol stammen 10 bis 30 Prozent des weltweit gehandelten Holzes aus illegalen Quellen. In vielen tropischen Ländern sind es bis zu 90 Prozent. Dieser Raubbau zerstört nicht nur die Wälder, sondern verschärft auch die Klimakrise und den Niedergang der Artenvielfalt. Dabei haben die Behörden mit der Europäischen Holzhandelsverordnung ein Mittel zur Verfügung, mit der sie den illegalen Holzhandel effektiv zurückdrängen könnte. Doch es geschieht kaum etwas“, erklärt Johannes Zahnen. Ein bewusstes Wegducken der Behörden, deren Aufgabe eigentlich die Kontrolle ist, hat vor allem in Myanmar dramatische Folgen.
Illegal darf nicht egal sein! Deutschland muss sich an seine eigenen Gesetze halten und endlich Verantwortung übernehmen. Denn klar ist: An das Holz sind Klimakrise und Artensterben geknüpft - sowie Militärdiktatur und Menschenrechte.
Fernsehbeitrag der ARD (ca. 9 min):
Titelbild: Gorch Fock © Bernd Wüstneck/dpa
Quellen und weitere Informationen:
https://www.wwf.de/wald/gorch-fock-edles-holz-die-bundeswehr-und-die-mafia
https://www.wwf.de/2021/august/gorch-fock-segelt-nach-karlsruhe
https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/waldvernichtung/illegaler-holzeinschlag

Die Autorin Johanna
Eine Story von Johanna
Johanna schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - komm in unser Team.
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