
Über den Ursprung von Veränderung
Diesen Sommer finden zum zweiten Mal die WWF Jugend Change Days statt. Vom 15. bis zum 18. August kommen 300 Jugendliche zusammen, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen, gemeinsam zu feiern und zu lachen. Cosima hat mir in einem Interview erzählt, was vor drei Jahren den Anstoß lieferte, ein WWF Jugend Festival auf die Beine zu stellen und was für sie ganz persönlich Veränderung bedeutet.
Wer bist du und was hast du mit der WWF Jugend zu tun?
Ich bin Cosima und war lange sehr aktiv bei der WWF Jugend. Im Jahr 2012, da war ich 16, habe ich die WWF Jugend entdeckt. Damals gab es noch den Aktivitätsstatus. Unter Leuten mit einem hohen Aktivitätsstatus wurde dann manchmal etwas verlost. Und im Rahmen dessen habe ich einen Tag beim WWF gewonnen und durfte nach Berlin fahren. Dort konnte ich dann ein Interview führen und habe Marcel, unseren Community Manager, kennengelernt. So hat meine WWF Jugend Reise von Redaktion, 2°Campus und der Planung von Aktionen begonnen. Nach der Schule habe ich dann ein FÖJ im Bildungsteam des WWF gemacht. Die Themen Umwelt, Nachhaltigkeit, Aktivismus und Veränderungen anstoßen haben mich sehr bewegt und ich wollte mehr davon wissen und machen. Dieses Jahr im WWF-Bildungsteam war sehr schön und super prägend. Ich bin total dankbar, dass ich das machen konnte. Naja, jetzt bin ich 23 Jahre alt und studiere in Berlin Philosophie und Publizistik. Damit bin ich auch sehr zufrieden, weil ich finde, viel mehr Menschen sollten Zugang zu philosophischen Theorien bekommen. Das würde unsere Gesellschaft auch in politischen Diskursen bereichern.
Wenn du von deiner WWF Jugend Reise sprichst, zählt da ja auch ein ganz großes Projekt mit ein, vor allem für dich persönlich. Du gehörst zu den Mitbegründern der WWF Jugend Change Days. Magst du uns von der Entstehungsgeschichte dieser Idee erzählen?
Diese Idee entstand während eines Changemaker-Seminares im Jahr 2016. Die WWF Jugend Community und das Alumni-Netzwerk sind immer weiter gewachsen und die Frage, wie wir diese wachsende Community und die Jugendlichen aus den verschiedenen Projekten noch enger zusammenbringen können, wurde immer präsenter. Anfänglich bezog sich die Idee eines Sommercamps/-festivals auch nur auf das Alumni-Netzwerk aber dann floss diese Idee mit den Ideen, die schon im Redaktions- und Aktionsteam entstanden sind, zusammen und es entstand ein erstes Konzept für die WWF Jugend Change Days.
Der Arbeitsprozess hat sicher viele Ideen aufgeschmissen, die in der Kernidee noch gar nicht auftauchten oder? Hat sich also vom Ursprungskonzept bis hin zu den ersten WWF Jugend Change Days im Sommer 2017 nochmal eine ganze Menge getan?
Natürlich wurde das Konzept konkretisiert und hat abhängig vom Veranstaltungsort auch nochmal einen ganz eigenen Charakter bekommen. Aber vom Grundgedanken her hat sich gar nicht so viel verändert. Also die Kernidee wurde schon so umgesetzt, wie ich mir das anfangs vorgestellt habe.
Ein Teil der Kernidee dreht sich ja um den Gedanken, Veränderung beginnt bei dir. Was verstehst du unter dieser Weisheit?
Was mich oft beschäftigt, ist, dass viel, was mit Wandel, Veränderung oder auch politischer Transformation zu tun hat, Außen stattfindet und die persönliche Ebene dabei außer Acht gelassen wird. Und das umfasst für mich nicht das ganze Bild von dem, was Veränderung bedeutet. Deshalb ist ein Ansatz des Festivals, dass diese beiden Punkte verbunden werden, sprich: zum Einen das, was ich selbst tun kann und zum anderen, was mich im Inneren verändert. Wichtig ist nämlich, dass man sich bei diesem Veränderungsprozess nicht selbst ausspart, sondern immer wieder reflektiert, was dieser Wandel eigentlich in mir bewegt. Vor allem bei großen und emotionalen Themen kann es ja schnell sehr überwältigend sein, wenn man sich damit intensiv beschäftigt. Deshalb sollte man sich selbst genug Raum geben und immer wieder die Frage stellen: „Wie geht`s mir eigentlich gerade damit?“.
Mit großen Themen meinst du auch Klimakrise und Artensterben?
Ja, genau. Die Klimakrise ist wahrscheinlich das größte Thema, weil es eben global ist und alle Menschen betrifft. Also nicht nur die, die jetzt leben, sondern auch die, die in 100 Jahren leben. Diese Dimensionen können schnell überwältigend sein, weil damit einfach so viel zusammenhängt. Das Thema ist außerdem so schwer greifbar. Zum Beispiel CO2: Diese winzigen Partikel, die so einen riesigen Effekt haben… Daher ist es auch wichtig, Verständnis zu haben, wenn es Menschen schwer fällt, in diesen Dimensionen zu denken. Wichtig ist es, zu lernen, wie wir mit den Themen und unseren Emotionen umgehen können, damit wir uns am Ende nicht gelähmt fühlen.
Viele Leute, darunter auch diejenigen, die freitags streiken, haben das Gefühl, dass die Bedingungen unserer Zeit uns zu einem Wandel zwingen. Welchen Einfluss hat in deinen Augen diese Notwendigkeit der Veränderung auf uns, auf die Gesellschaft?
Ich glaube, Veränderung ist etwas, das immer stattfindet. Einfach dadurch, dass wir altern und ständig neue Generationen heranwachsen, die ganz anders miteinander interagieren. Aber viel von unserer momentanen Mentalität basiert auf notwendiger Veränderung. Das ist nicht die klügste und effizienteste Variante des Wandels, weil dadurch Leiden kreiert wird, das durch einen anderen Weg verhindert werden könnte. Veränderung nach dem Motto „Created by Disaster“ funktioniert eben so, dass mit dem Handeln gewartet wird, bis ein Leidensdruck vorhanden ist, sodass man aus einer Position heraus Entscheidungen trifft, die einem nicht mehr viele Möglichkeiten bietet. Ich glaube, das spiegelt auch ein wenig die Art wider, nach der viele Menschen ihr Leben gestalten. Z.B. in Sachen Gesundheit fangen viele erst an, ihren Lebensstil zu verändern, wenn sie bemerken, dass sie Probleme bekommen, anstatt schon vorher etwas zu bewegen, das weniger Aufwand bedeuten würde.
Dazu zählt wahrscheinlich auch das Phänomen, sich erst einen Fahrradhelm zu kaufen, nachdem man einen Unfall hatte…
Genau.
Und warum sind die Change Days genau der richtige Ort für nachhaltige Veränderung?
Da kommen ganz viele verschiedene Sachen zusammen. Zum einen haben die Leute, die das Festival organisieren und auch diejenigen, die sich als erstes überlegt haben, wie sie dieses Festival gestalten wollen, versucht, das Wort „Wandel“ ganzheitlicher zu überdenken. Wir wollten also nicht nur eine Seite der Veränderung, nämlich die der Informationen, bespielen und so viele Workshops wie möglich einzubauen, damit man so viel wie möglich lernt. Neben dieser informativen Ebene möchten wir auch die emotionale Ebene ansprechen. Wir halten inne und stellen Fragen wie: "Was passiert in meinem Leben und wie hängt das mit dem zusammen, das gerade im Außen geschieht?“. Und zum anderen geht es auch darum, andere Menschen um sich herum zu haben und zu verstehen, wie man in Kontakt mit anderen und in Kontakt mit der Natur kommt, denn Wandel passiert ja nicht nur mit mir alleine. Vor allem Gedanken wie „Ich alleine gegen den Klimawandel“ sind sehr lähmend und durch den Zusammenhalt, den wir beim Festival haben, verstehen wir, dass wir nicht alleine sind. Ich glaube, diese Kombination aus stillen und aus lauten Momenten bei den Change Days trägt dazu bei, das zu reflektieren.
Gerade zu diesen lauten Momenten, von denen du gesprochen hast: Welche Rolle spielen Theater, Tanz und Musik bei den Change Days? Sind diese Punkte essentiell für den Charakter des Festivals?
Ja, auf jeden Fall. Solche kulturellen Veranstaltungen haben Menschen schon immer zusammengebracht, egal in welchen Zeiten. Ein Beispiel sind die 20er Jahre, in denen die Kultur so aufgeblüht ist, weil die Leute auf diese Weise rausgeholt werden konnten aus der Schwere der gesellschaftlichen Herausforderungen der Nachkriegszeit. Es ist für emotionale und mentale Gesundheit super wichtig, Zeiten der puren Freude und des Feierns erleben zu dürfen. Durch diese ganz andere Form des Zusammenseins schöpft man auch Mut. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nur nachhaltig mit unserer Erde umgehen können, wenn wir auch nachhaltig mit uns selber umgehen. Darüber hinaus wecken Kino, Theater und Musik auch Kreativität und wir kommen auf Ideen, auf die wir in thematischen Diskussionen nicht kommen. Da steckt also auch ein großes Potential drin, verschiedene Perspektiven einzunehmen.
Dieses Jahr feiern wir die Change Days auf dem Gelände der Klingemühle. Du warst schon da und hast dir das Gelände angeguckt. Wie ist dein erster Eindruck?
Ich fand`s super schön. Einerseits kann man ja auf dem großen Hauptplatz zusammenkommen und andererseits gibt es so viele kleine, versteckte Orte, an denen ganz unterschiedliche Sachen stattfinden können. Das Gesamtbild aus dem großen Zeltplatz, dem ruhigen See und diesem hügeligen Gelände geben dem Festival einen wirklich schönen Charakter.
Von all den genannten Punkten: Kannst du das nennen, worauf du dich bei den Change Days am meisten freust?
Was mich am meisten berührt und freut, ist einerseits, dass diese Idee, die ich gesponnen habe, eingeschlagen hat und die Sachen, bei denen ich gesagt habe, dass mir das wichtig sei, von anderen Leuten bestätigt wurde. Es ist ein ganz besonderes Gefühl, zu erkennen, dass die Sachen, über die ich mir Gedanken mache, nicht bei mir bleiben, sondern auch andere berühren. Andererseits, ist es auch sehr bewegend, was diese vier Tage dann tatsächlich anstoßen. Noch Monate nach den ersten Change Days vor zwei Jahren haben Leute gesagt, wieviel dieses Festival in ihnen bewegt habt und wie dankbar sie dafür sind. Bei den Change Days kommen Leute zusammen, von denen alle etwas mitbringen, sodass am Ende etwas fröhliches und buntes entsteht. Es ist wahnsinnig schön, zu merken, dass dieses Festival ein Event ist, das so nachklingt.

Cosima sagt, sie spüre immer noch eine tiefe Verbingung mit dem WWF. Deshlab steht sie auch immer noch in Kontakt mit dem Bildungsteam und der WWF Jugend Community. Inzwischen schreibt sie in ihrem eigenen Blog cusilife über Selbstliebe und Sexualität.
Kommt zu den Change Days 2019 und macht euch ein eigenes Bild von der Atmosphäre, die Cosima beschreibt. Wir freuen uns darauf, mit euch über Veränderung, Zusammenhalt, Innehalten und Durchstarten zu philosophieren. Tickets für die Change Days können hier erworben werden.
Wir sehen uns am 15. August!

Die Autorin Lena
Eine Story von: Lena
Lena schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.