
Die Gewinner und Verlierer des Jahres 2019
Das Artensterben geht weiter – das zeigen der aktuelle Living Planet Report des WWF und die Internationale Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. Unter allen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde gibt es viel mehr Verlierer als Gewinner. Weil wir Menschen bereits zahlreiche Lebensräume zerstört und natürliche Prozesse auf fatale Weise verändert haben.
Angesichts des gigantischen Aussterbens dürfen wir aber nicht vergessen, dass es auch Hoffnung gibt. Einige Erfolge im Naturschutz zeigen, dass wir die Bedrohung abwenden können. Es gab auch 2019 Gewinner im Tierreich. Sie zeigen uns, dass wir die Abwärtsspirale beenden können, wenn wir nur wollen – und entsprechend handeln.
Die Verlierer des Jahres 2019

Dem Eisbären geht es in einigen Regionen deutlich schlechter als zuvor. Insgesamt könnte ein Drittel der globalen Population bis 2050 verschwinden. Schuld daran ist vor allem die Klimakrise. So leben beispielsweise in der nördlichen Hudson Bay mit 842 Tieren etwa 18 Prozent weniger als 2011. In der südlichen Hudson Bay gibt es noch etwa 780 Tiere. Diese Population ist damit seit 2011 um 17 Prozent geschrumpft. In beiden Populationen gibt es wesentlich weniger Nachwuchs. Den verbliebenen Eisbären geht es schlecht aufgrund des Lebensraumverlustes. Viele leiden Hunger, da sie nicht mehr so jagen können wie in kälteren Zeiten.

In Malaysia ist das letzte Sumatra-Nashorn eines natürlichen Todes gestorben. Derzeit gibt es nach WWF-Schätzungen nicht einmal mehr 80 Tiere in Indonesien, verteilt auf neun isolierte Populationen. Der Lebensraum der Tiere schwindet, da der Wald für Palmölplantagen, Papierproduktion und Bergbau gerodet wurde.

Den verheerenden Buschbränden in Australien sind wohl hunderte Koalas zum Opfer gefallen. Große Flächen an Eukalyptuswäldern, Lebensraum und gleichzeitig Nahrungsgrundlage der Koalas, sind niedergebrannt. Doch auch ohne Großfeuer wird es für die Tiere immer enger: Jedes Jahr werden in Australien schätzungsweise 500.000 Hektar Wald gerodet. In den vergangenen 25 Jahren ist die Population um rund ein Drittel eingebrochen.

Den Buschbränden am Amazonas sind auch die Jaguare zum Opfer gefallen. Insbesondere Jaguar-Reviere in Brasilien und Bolivien sind betroffen. Mindestens 500 Raubkatzen sind entweder unmittelbar verbrannt oder aus ihren Revieren vertrieben worden. Dadurch nehmen Konflikte zu. Die Tiere fliehen in andere Gebiete unter anderem auch menschliche Siedlungen, wo sie häufig erschossen werden.

Schreitet die Erderwärmung weiterhin in diesem Tempo voran, könnte laut einer Studie die Population der Kaiserpinguine bis 2100 um 86 Prozent abnehmen. Bereits jetzt beobachten Forscher massive Bestandsrückgänge und weniger überlebende Jungtiere.

Zackenbarsch-Weibchen legen bis zu einer Million Eier. Doch selbst das ist nicht genug, um sie vor dem Verschwinden zu bewahren. In den meisten Gebieten sind die großen Exemplare durch Überfischung bereits verschwunden. Neunzehn Zackenbarsch-Arten gelten insgesamt als bedroht. Anteil daran hat auch die globale Zerstörung der Korallenriffe durch die Klimakrise.

So genanntes "Rotes Elfenbein" aus dem Schnabel des Schildhornvogels wird höher gehandelt als das Elfenbein von Elefanten. Aus ihm werden Perlen, Anhänger und aufwändig geschnitzte Objekte gefertigt. Der Handel mit dem wertvollen Material erlebte in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom. Der hatte Folgen: Die prächtigen in Südostasien lebenden Vögel landeten 2015 als "vom Aussterben bedroht" auf der Roten Liste, wo sie auch heute noch stehen.

In Deutschland leben 560 Wildbienen-Arten. Mehr als die Hälfte davon steht auf der Roten Liste bedrohter Arten. 30 Arten sind gar vom Aussterben bedroht. Industrielle Landwirtschaft mit Pestiziden, Düngerübermaß, Strukturarmut und Monokulturen machen ihnen das Überleben schwer.
Wir können den bienen vor allem helfen, indem wir viele heimische blühende Pflanzen in unseren Gärten und auf unseren Balkonen haben, die in möglichst unterschiedlichen Jahreszeiten hinweg blühen, und indem wir uns politisch für eine Agrarwende in der Politik stark machen.

Der Gepard rennt ums Überleben. Sein Bestand ist mit weniger als 7.000 Individuen der kleinste unter denen der großen afrikanischen Katzen. Auf dem afrikanischen Kontinent hat der Gepard etwa 75 Prozent seines Lebensraumes verloren.
Die Gewinner des Jahres 2019

Die Goldschakale, nahe Verwandte der Wölfe, verlassen immer mehr den warmen Südosten Europas und besiedeln Gebiete im zunehmend milderen Mitteleuropa. Eine Konsequenz der Erderhitzung und ein Beleg für die enorme Anpassungsfähigkeit der Schakale. So übersteigt ihr Bestand in Europa den des Wolfes um das Siebenfache.

Noch 2017 wurde in Myanmar wöchentlich fast ein Elefant wegen seiner Haut, die zu Hautcremes verarbeitet wird, getötet. Daher hat der WWF die Ausbildung von Rangern erweitert und 22 Stationen mit 220 Rangern errichtet. Mit Wirkung: In den Regionen Bago und Yangon wurden keine Elefanten mehr gewildert, in Irrawaddy hat sich die Fallzahl von 16 auf sieben mehr als halbiert.

Anfang 2017 wurden tausende Mongolische Saiga-Antilopen Opfer eines tödlichen Virus, der von Schaf- und Ziegenherden übertragen wurde. Die Seuche und der folgende harte Winter waren fatal: der Bestand schrumpfte von 11.000 auf 3.000 Tiere. Zwar ist der Bestand immer noch stark geschwächt, doch es gibt einen Silberstreifen am Horizont: Mittlerweile zeigen die ersten Saigas Immunität gegen das gefährliche Virus. Das ist die Chance, damit sich die Art erholen kann.

Der Karpfen begleitet den Menschen als "Nutztier" bereits seit mehr als 2.500 Jahren. Bei mehr als der Hälfte aller gezüchteten Fische und Meeresfrüchte handelt es sich um Karpfen oder einer seiner Verwandten. Karpfen sind Friedfische. Sie müssen nicht mit Fischmehl oder Fischöl gefüttert werden. Zudem kommt die Karpfenzucht in naturnahen Seen der heimischen Biodiversität zugute.

Sehuencas-Wasserfrosch: Ein männlicher Sehuencas-Wasserfrosch lebte fast zehn Jahre alleine, als letzter seiner Art im Naturhistorischen Museum „Alcide d’Orbigny“ in Bolivien. Jetzt fand man im Rahmen einer gezielten Suchaktion in den Nebelwäldern des Landes ein weibliches Pendant. Durch zahlreiche Nachkommen könnte die schwindende Art nun also doch überdauern.
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Eine Story von: Marcel
Marcel ist Community Manager bei der WWF Jugend und betreut u.a. das Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.