
Ein Unverpackt-Laden entsteht Teil 3: Die Ladensuche
Über ein halbes Jahr ist es her, dass ich zum letzten Mal mit Kati Fröhlich zusammensaß. Damals war das Crowdfunding für Jeninchen - Fröhlich Unverpackt Einkaufen, den Unverpackt-Laden, den Kati in Jena eröffnen möchte, gerade angelaufen. In den letzten Monaten ist eine Menge passiert und der Tag, an dem man hier in Jena endlich verpackungsfrei einkaufen kann, rückt immer näher.
Zunächst einmal war das Crowdfunding erfolgreich. Sogar mehr als erfolgreich: 438 Unterstützer haben insgesamt 20.241 Euro gespendet und somit das Fundingziel von knapp 17.000 Euro weit übertroffen. Dabei sah es zwischenzeitlich gar nicht mal so gut aus. „Ich war absolut geflasht“, erinnert sich Kati. „Ich dachte zwischendurch, es wird nichts.“ Aber Kati will diesen Unverpackt-Laden unbedingt und spätestens seit dem Erfolg beim Crowdfunding weiß sie: Jena will ihn auch. Kati beschreibt die Crowdfunding-Phase als aufregend, beeindruckend und einfach fantastisch. Über das Crowdfunding lernte sie viele Menschen kennen, die von der Idee des unverpackten Einkaufens begeistert waren und Kati tatkräftig unterstützten, zum Beispiel beim Verteilen unzähliger Seedballflyer. Am Ende fieberten so viele Leute beim Crowdfunding mit, dass einige noch vor Kati vom Erreichen des Fundingziels erfuhren und ihr begeisterte Nachrichten schrieben: „Wir haben es geschafft!“

Die Jenaer identifizieren sich mit ihrem zukünftigen Unverpackt-Laden und das ist für Kati auch wichtig. Die Kunden sollen mitbestimmen können, was das Sortiment angeht. So konnte man z. B. bereits online abstimmen, welche Reissorten und Hülsenfrüchte im Jeninchen angeboten werden sollen. Die Beteiligung war überwältigend und die Ergebnisse teilweise überraschend für Kati. Umso gespannter ist sie, was ihre zukünftigen Kunden noch im Jeninchen kaufen möchten. Für Wünsche und Anregungen hat sie ein offenes Ohr. Es sind auf jeden Fall schon eine Menge tolle Sachen für das Sortiment eingeplant: Es wird eine große Auswahl an trockenen Lebensmitteln wie Nudeln, darunter auch einige glutenfreie Sorten, Hülsenfrüchte, Reis, Müsli und Trockenfrüchte geben. Außerdem Süßigkeiten, regionales und saisonales Obst und Gemüse, Essig und Öl, eine kleine Auswahl Getränke wie Thüringer Obstsäfte, Reinigungs- und Waschmittel zum Selbstabfüllen, Schwämme, verschiedenste Bürsten aus Holz, Kosmetikartikel wie Shampoobars und Zahnputztabs, Toilettenpapier, Edelstahlbrotboxen, Trinkflaschen, Bienenwachskerzen und vieles mehr.

Lieferanten zu finden, war in den letzten Monate eine von Katis wichtigsten Aufgaben. Dabei legt sie großen Wert darauf, dass die Produkte regional und bio sind. Am liebsten möchte sie Kleinbauern unterstützen, aber das ist kein einfacher Weg und Großhändler sind schwer zu umgehen. Nur wenige Bio-Bauern liefern nach Jena, vor allem Bio-Milchbauern sind in Thüringen nicht so leicht zu finden. Mittlerweile hat Kati aber für fast alle ihre Wunschprodukte Lieferanten gefunden. Zum Beispiel wird man im Jeninchen Eier von alten Hühnerrassen kaufen können, die anders als hochgezüchete Legehennen auch zum Verzehr geeignet sind. Davon, dass diese Hühner auf ihrem Hof frei herumlaufen können, hat Kati sich selbst überzeugt. Sie will genau wissen, wo ihre Produkte herkommen und besucht ihre zukünftigen Lieferanten deshalb wenn möglich vor Ort. Besonders gefreut hat sich Kati auch darüber, einen Kaffeelieferanten in Leipzig gefunden zu haben, der seinen selbstgerösteten Fairtrade-Kaffee in Pfandeimern verschickt. Für mich öffnet sie die beiden silbernen Metallbehälter voller Kaffeebohnen und sofort duftet alles so wunderbar nach Kaffee, dass wir gar nicht genug davon bekommen können. Sind die Behälter leer, können sie einfach über einen DHL-Rücksendeschein an den Lieferanten zurückgeschickt und dort neu befüllt werden.

Was es allerdings anfangs im Jeninchen noch nicht geben wird, ist eine Milchtankstelle. Denn durch diese müssen am Tag 200 Liter Milch laufen. Was davon nicht verkauft wird, muss weggeschüttet werden und das ist für Kati unvorstellbar. Lieber möchte sie darauf warten, dass Bauern aus der Region eine kleinere Milchtankstelle entwickeln. Außerdem möchte sie vor der Anschaffung die Kunden befragen, ob diese die Milchtankstelle überhaupt nutzen würden. Wer nicht warten will, kann schon jetzt die Milchtankstelle im Edeka in Jena Ost nutzen.
Wann öffnet denn nun aber das Jeninchen seine Türen? Auf jeden Fall noch in diesem Monat! Obwohl dies in Jena unglaublich schwierig ist, hat Kati einen geeigneten Laden gefunden. Dieser liegt zwar nicht in der Innenstadt, denn dort sind die Mieten unbezahlbar, sondern im sogenannten Damenviertel, aber Kati hatte bei dieser Gegend sofort ein gutes Gefühl: „Da passt der Unverpackt-Laden einfach rein!“ Sie erzählt, dass ihr zwar bewusst war, dass die Ladensuche in Jena schwierig werden würde, sie sie aber dennoch unterschätzt habe. Wochenlang fuhr sie jeden Tag mit dem Fahrrad durch die Stadt und hielt Ausschau nach einer geeigneten Ladenfläche, besichtigte unzählige Objekte, bis ihr jemand schrieb, er habe in einer Kochschule einen Zettel gesehen, dass diese ausziehen würde. Kati hatte Glück und der Vermieter entschied sich trotz zahlreicher weiterer Bewerber für sie und das Jeninchen. Seit Juli ist Kati nun von früh bis spät in dem Lädchen in der Sophienstraße am Werkeln, um es in ihren langersehnten Unverpackt-Laden zu verwandeln. Unterstützt wird sie dabei von zahlreichen freiwilligen Helfern, die die Eröffnung gar nicht mehr erwarten können. Wenn du ebenfalls Lust hast, mit anzupacken, damit die Jenaer Bevölkerung ganz bald unverpackt einkaufen kann, schreib einfach eine Mail an [email protected], Kati freut sich über jede helfende Hand.
Es gibt zwar noch eine ganze Menge zu tun, aber nachdem ich das zukünftige Jeninchen heute Nachmittag verlassen habe, war ich mir ganz sicher, dass es wunderschön werden wird.
Eine Story von: Anne
Anne schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community und ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.
Wart ihr schon mal in einem Unverpackt-Laden?