
Hunde(haufen) und Schnapsideen
Plastik ist ein Material, das nicht nur uns in der Community ständig beschäftigt. Mittlerweile haben viele die Probleme erkannt, die mit Kunststoffen zusammenhängen: Auf der ganzen Welt setzen sich Leute dafür ein, die Umweltverschmutzung durch Plastik zu verringern. Ständig gibt es neue Erkenntnisse und Möglichkeiten, die Welt ein kleines bisschen plastikfreier zu gestalten. Einige davon möchte ich euch hier kurz vorstellen.
Das gibt es diesen Monat:
- Rheinwegfeuerzeuge
- Eine geniale „Scheißidee“
- Verein(t) für eine müllfreiere Zukunft
- Hochprozentiger Meeresschutz
- Einwegplastik wird illegal
- Community gegen Plastik
- Selbst aktiv werden
Rheinwegfeuerzeuge
Dass man am Flussufer Zigarettenkippen, Flaschen und Plastikverpackungen findet, ist längst zur traurigen Normalität geworden. Wer mit offenen Augen durchs Treibgut geht, findet aber noch so manch anderes, was in der Natur eigentlich nichts verloren hat. Bei Daniela Bielfeld aus Düsseldorf waren es ihre Hunde, die ihren Blick für herumliegenden Müll geschärft haben. Alles begann mit ihrer Bulldogge Butkes, der auf Spaziergängen am Rhein entlang immer wieder herumliegende Schuhe anschleppte, die Daniela mit nach Hause nahm und entsorgte. Irgendwann fing Butkes‘ Frauchen automatisch an, selbst Ausschau nach ungewöhnlichem Abfall am Ufer zu halten. Anfangs fokussierte sie sich ebenfalls auf Schuhe, aber bald fielen ihr auch andere Dinge wie Stifte, Bälle und Hundespielzeug auf. Nach einem großen Hochwasser im November 2017 entdeckte Daniela auf einem Spaziergang ungewöhnlich viele Einwegfeuerzeuge. So entstand die Idee, diese den ganzen Dezember über zu sammeln. Am Ende des Monats hatte Daniela mehr als 100 Einwegfeuerzeuge gefunden. Sie setzte das Experiment fort und fand innerhalb eines Jahres auf gerade mal 2 Kilometern entlang des Rheinufers die unglaubliche Menge von 843 Einwegfeuerzeugen. Fotos von ihren Fundstücken postet die engagierte Müllsammlerin mit dem Hashtag #rheinwegfeuerzeug auf ihrem Instagramkanal @butkes_2010. Dort sind nicht nur die Feuerzeuge zu sehen, sondern auch andere kuriose angetriebene Gegenstände und natürlich Butkes beim Schuhesammeln. Nicht nur diese genialen Hundebilder machen Danielas Instagramkanal absolut sehenswert, sie schafft es auf beeindruckende Weise, ästhetisch ansprechende Fotos von Müll zu machen. Als sie damit begann, Müllbilder zu posten, schaute sie sich an, wie andere Müll auf Instagram in Szene setzten, und stellte fest, dass die meisten Fotos eher unattraktiv wirkten. Deshalb bemühte sie sich, Müll schöner zu fotografieren. Auf Danielas Fotos glitzern herrenlose Flipflops, Feuerzeuge und Federbälle im Licht von Sonnenuntergängen. Die Hobbymüllfotografin beschreibt den Gedanken dahinter so, dass man auf den ersten Blick denken soll: „Tolles Foto!“ und erst auf den zweiten Blick feststellt, dass darauf Müll zu sehen ist und die Szenerie noch viel schöner sein könnte, wenn dort kein Müll herumläge. Durch ihren Einsatz schafft Daniela es, Menschen für Müll in der Umwelt zu sensibilisieren. Sie hat schon Freunde und Verwandte angesteckt, ebenfalls Dinge aufzuheben, und auf ihren Müllsammelgassirunden mit ihren beiden Bulldoggen kommt sie nicht selten mit Leuten ins Gespräch.
Liebe Daniela, vielen Dank für Deinen Einsatz und natürlich auch dafür, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir mehr darüber zu erzählen!

Eine geniale „Scheißidee“
In Hundekot zu treten ist eine verdammt ekelhafte Erfahrung. Deshalb bin ich Menschen, die die Hinterlassenschaften ihrer pelzigen Lieblinge ordnungsgemäß eintüten und entsorgen sehr dankbar. Leider entsteht dabei auch eine Menge Plastikmüll, der aufgrund seines unhygienischen Inhalts nicht mehr recycelt, sondern verbrannt wird. Nach Einschätzungen des Unternehmens Pick UG werden allein in Deutschland jeden Tag um die 15 Millionen Hundekotbeutel aus Plastik verwendet. Um das zu ändern, hat Pick UG den PooPick entwickelt. Das ist eine Art selbst zusammensteckbare Pappschaufel und -schachtel, mit der man den Hundekot ganz einfach aufheben kann und dabei sogar noch deutlich weniger damit auf Tuchfühlung mit dem Hundehaufen geht, als wenn man ihn mit einer dünnen Plastiktüte aufzunehmen versucht. 70% der Pappe sind recycelt, die restlichen 30% kommen aus Resten der Möbelindustrie. Der Frischpapieranteil ist nötig, damit der PooPick stabil genug ist. Dem kleinen Team aus der Veterinärmedizin, dass den PooPick entwickelt hat und vertreibt, ist es wichtig, nicht nur ein nachhaltiges, sondern auch ein soziales Produkt anzubieten. Deshalb werden die PooPicks in Behindertenwerkstätten gefaltet.
Verein(t) für eine müllfreiere Zukunft
Die Anzahl der Menschen, die sich für Zero Waste interessieren und sich bemühen, einen möglichst müllarmen Lebensstil zu praktizieren, wächst immer weiter an. Die Möglichkeit, sich untereinander besser zu vernetzen, auszutauschen und gemeinsam aktiv zu werden bietet der 2018 gegründete Zero Waste e.V. Der Verein hat es sich als Ziel gesetzt, sowohl über die Müllproblematik aufzuklären als auch Lösungsansätze zu vermitteln. Auf regelmäßigen Stammtischen in Berlin tauschen die Mitglieder sich untereinander über Zero Waste und verwandte Themen aus und planen gemeinsame Aktivitäten. Es geht auf der einen Seite darum, wie man im Privaten Müll vermeiden kann, auf der anderen Seite möchte der Zero Waste e.V. aber auch mit Institutionen, Firmen und der Politik zusammenarbeiten, um Strategien für eine müllfreiere Zukunft zu entwickeln, und Präsenz auf großen Veranstaltungen wie beispielsweise vor Kurzem bei der „Wir haben es satt“-Demo zeigen. Der reguläre Mitgliedsbeitrag beträgt 30 Euro im Jahr, es ist aber auch möglich, einen vergünstigten Solibeitrag nach Selbsteinschätzung zu zahlen. Mitmachen können wirklich alle, die sich für das Thema interessieren. Wie es auf der Website des Vereins so schön heißt: „Niemand muss Verpackungsexpertin oder Umwelttechniker sein, oder darf im letzten Jahr nicht mehr Müll produziert haben, als in ein Marmeladenglas passt. Wir sehen uns als voneinander lernende Gemeinschaft. Jeder Schritt zählt und ein Bewusstsein für die Bedeutung des Themas in unserer Gesellschaft ist schon ein großer.“
Hochprozentiger Meeresschutz
Auch wenn Whiskey in der Regel in Glasflaschen verkauft wird, scheint er erst mal ein seltsames Mittel im Einsatz gegen die Plastikflut zu sein. Dem Auktionsportal Whisky.Auction geht es aber nicht darum, sich die Meeresverschmutzung schön zu trinken, sondern mithilfe von äußerst seltenen Whiskeys Spenden zu generieren. Im November veranstaltete das Portal eine Auktion, deren Erlös komplett an Organisationen ging, die sich gegen die Verschmutzung der Meere durch Plastik einsetzen. Zu diesen zählt auch Plastic Oceans International, die unter anderem den Dokumentarfilm A Plastic Ocean produziert haben und gerade an einem Film für Kinder über die Plastikverschmutzung arbeiten. Für die Realisierung dieses Projekts sind Spenden enorm wichtig. Bei der Whisky for Oceans Auction kamen 21 seltene Whiskeyflaschen, von denen es teilweise nur ein einziges Exemplar gibt, unter den Hammer. Durch die Versteigerung der edlen Tropfen kamen 350.000 britische Pfund (umgerechnet fast 400.00 Euro) für saubere Meere zusammen.

Einwegplastik wird illegal
Im Dezember hat die EU beschlossen, Wegwerfprodukte aus Plastik, für die es bessere Alternativen gibt, zu verbieten. Dazu zählen unter anderem Einweggeschirr und -besteck aus Plastik, Plastikbecher, Strohhalme und Wattestäbchen. In Kraft treten die ersten Änderungen wahrscheinlich in zwei Jahren. Einigen geht das nicht schnell genug. So möchte zum Beispiel die Stadt Rostock bereits dieses Jahr auf allen Festen innerhalb der Stadt Geschirr, Besteck und Trinkhalme aus Einwegplastik verbieten. In Tübingen hat der Gemeinderat dafür gestimmt, Einwegverpackungen für Speisen und Getränke zum Mitnehmen, darunter auch solche aus anderen Materialien wie z.B. Pizzakartons, ab 2020 zu besteuern. Die österreichische Regierung plant, bis 2020 alle Kunststofftüten zu verbieten, die nicht vollständig biologisch abbaubar sind.
Auch außerhalb der EU werden immer mehr Gesetze zur Reduzierung des durch Einwegplastik entstehenden Müllbergs verabschiedet. Auf Dominica sind bereits ab diesem Monat Einwegessensbehälter aus Plastik und Styropor verboten. In New York City gilt seit dem 1. Januar ein Verbot von Wegwerfprodukten aus Kunststoff wie Plastiktüten, Essensbehältern aus Polystyrol, Plastikstrohhalmen und Einwegbechern. Auf Jamaika ist es seit Jahresbeginn verboten Einwegplastiktüten, -strohhalme und -styropor zu importieren, herzustellen und zu verbreiten. Ein ähnliches Einwegplastikverbot soll auf Bali im Sommer in Kraft treten. Malaysia plant etwas langfristiger und will Einwegplastik immerhin bis 2030 abschaffen.

Community gegen Plastik
Plastik ist und ein bleibt ein großes Thema hier in der WWF Jugend Community. Im Rahmen unseres AdventsCARElenders gab es von der Meeres-Verbündeten Sophia ein Update darüber, wie Köln zur Zero Waste Stadt werden soll und ich habe mir letzte Woche Gedanken um absurde Nachrichten zum Thema Plastik gemacht, aber auch darum, ob man Kunststoff wirklich komplett verteufeln sollte.
Selbst aktiv werden
Online
Unterstütze mit ein paar wenigen Klicks mit, folgende Forderungen für eine plastikfreiere Zukunft:
- Umweltfreundliche Verpackungen bei Lidl
- Weniger Plastikverpackung bei Tchibo
- Mikroplastik in Kosmetik und Reinigungsmitteln verbieten
- E-Mailaktion für mehr Meeresschutz
- Kaffeekapseln verbieten
- Den Leihladen in Berlin erhalten
Mit deiner Stimme kannst Du außerdem einem Zero Waste Label zur Projektförderung verhelfen.
Falls Du noch ein wenig Weihnachtsgeld für einen guten Zweck übrig hast, möchtest Du vielleicht Bochumer Studenten unterstützen, die ein System für unverpacktes Einkaufen in Supermärkten zu entwickeln und dafür noch auf finanzielle Hilfe angewiesen sind.
Offline
Am 21. Februar hast Du in Frankfurt die Gelegenheit Shia und Hanno von Wasteland Rebel live zu erleben und so einiges über ihr nahezu müllfreies Leben zu erfahren. Mehr Infos zum Vortrag gibt es hier.
Eine tolle Möglichkeit, gemeinsam mit Künstlern und Künstlerinnen aus Altem Neues zu machen bietet das Trash Up Festival am 23. Februar in Bonn, diesmal als Karneval-Special.
Die WWF Jugend plant in nächster Zeit ebenfalls einige Events rund ums Thema Plastikflut. Am 2. März haben wir einen Infostand zu diesem Thema auf dem Heldenmarkt in Nürnberg. In Frankfurt steht die Earth Hour 2019 im Zeichen der Artenvielfalt in den Ozeanen und deren Bedrohung. Geplant sind eine Müllsammelaktion und eine Kunstinstallation aus dem dabei gefundenen Plastikmüll. Mehr Infos findest Du hier. In Bischofswerda wird direkt am Tag der Earth Hour Müll gesammelt. Schau Dir die Aktionen an und trag Dich in den Kalender ein, um die Organisierenden wissen zu lassen, dass Du mit an Bord bist.

Hier geht es zur Weihnachts-Edition des Plastik-Updates.
Quellen:
https://plasticoceans.org/whisky-auction-benefit/ (21.01.19)
https://whisky.auction/charity/plasticoceans (21.01.19)
https://zerowasteverein.de/infos/ (22.01.19)
https://www.thepoopick.com/ (22.01.19)
http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/plastikmuell-eu-verbietet-einweggeschirr-trinkhalme-und-co-a-1244487.html (22.01.19)
https://www.nationalgeographic.com/environment/2018/08/news-dominica-plastic-styrofoam-ban/ (22.01.19)
https://www.careelite.de/malaysia-will-einweg-kunststoffe-bis-2030-abschaffen/ (22.01.19)
https://www.washingtonpost.com/world/the_americas/jamaica-takes-aim-at-the-trash-crisis-that-is-ruining-paradise/2018/10/11/2bba4f90-c80a-11e8-9c0f-2ffaf6d422aa_story.html?noredirect=on&utm_term=.a0d0bd40fccd (22.01.19)
https://www.careelite.de/rostock-einwegplastik-verbot-2019/ (22.01.19)
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/oesterreich-will-plastiktueten-bis-2020-verbieten-a-1241577.html (22.01.19)
https://www.careelite.de/bali-verbietet-einwegplastik/ (22.01.19)
https://www.bento.de/nachhaltigkeit/die-groesste-stadt-der-usa-hat-jetzt-verpackungen-aus-einwegplastik-verboten-a-dcb4b9e0-7742-4720-9fb9-4eda554a566e?fbclid=IwAR0A_gPTicTR6UNKc5EiLs_HbyuJA7y8D7MwTWwpyvBaI2MvOyhHOWd7A9s (22.01.19)
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tuebingen/Gemeinderat-folgt-Palmer-Vorstoss-Tuebingen-will-Einwegverpackungen-besteuern,tuebingen-einweg-steuer-100.html (22.01.19)
Eine Story von: Anne
Anne schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community und ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.
Was habt ihr noch für Ideen zum Thema Plastik? Schreibt`s in die Kommentare.