Zigarettenstummel - Nicht nur giftig für den Menschen

Published on August 30, 2019

Zuerst fiel es mir beim Müllsammeln während eines Workcamps in Serbien auf. Anschließend bei einer Wettbewerbsteilnahme in Russland – in Moskau waren die Schneehaufen mehr grau-orange als weiß - und nun auch in Deutschland. Überall liegen sie: Kippen. Sie verderben nicht nur den schönen Anblick von Parks, Waldwegen und Vorgärten, sondern stellen auch für die Umwelt eine Belastung dar.

Zigarettenwasser

Pro Tag werden laut WTO in Deutschland etwa 400 Mio. Zigaretten geraucht, ¾ davon landen nicht im Aschenbecher. Weltweit ergibt sich nach einer Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen somit eine Summe von 4,5 Billionen unsachgemäß weggeschmissenen Kippen. Sie stellen damit sogar einen größeren Abfallberg dar, als das jedem bewussten Bürger präsente Plastik. In dem, was die Raucher da reihenweise auf den Boden fallen lassen, finden sich Celluloseacetat, Nikotin, Arsen, Blei und weitere Giftstoffe. Durch den Regen sickert kontaminiertes Wasser in die Kanäle. Jeder einzelne Zigarettenstummel hat das Potential auf diesem Weg 40l Wasser zu verschmutzen, wie der BUND in einer Untersuchung herausfand. Zwar wird das Nikotin wohl zu 90% in Kläranlagen herausgefiltert, aber die weiteren Chemikalien (laut WHO 700 verschiedene) verbleiben zum großen Teil im Wasser. Auch der Filter an sich, bestehend aus Celluloseacetat, zersetzt sich erst nach Jahren.

Der Sandkasten ist kein Aschenbecher!

Das Wasser wird von den Pflanzen aufgesogen und Kleingegenstände am Boden von Vögeln aufgepickt. Aber nicht nur Tiere und Pflanzen fügen wir damit Schaden zu. Auch Kleinkinder sind der potentiellen Gefahr des Verschluckens ausgesetzt. Bei ihnen reichen bereits 1-3 Zigarettenstummel für eine tödliche Vergiftung aus. Umso alarmierender, wenn man hört, dass in Würzburg pro Spielplatz etwa 50 Kippen herumliegen.

Eine ordnungswidrige Kippenentsorgung – und das umfasst alles, was nicht im Aschenbecher landet – gilt in Deutschland als illegal und wird mit einem Bußgeld bestraft. Deutschlandweit liegen die Strafen sehr unterschiedlich hoch, doch in Berlin scheinen die 20 € pro Kippe die meisten nicht von ihrem achtlosen Entsorgungsverhalten abzuhalten. So habe ich bei einer Müllsammelaktion in Friedrichshain mehrere Müllsäcke alleine mit diesen Zigarettenabfällen füllen können. Zu wenig scheint diese Art der Umweltverschmutzung kontrolliert zu werden. Kein Wunder, dass in Berlin laut einer Studie der Technischen Universität pro Quadratkilometer 2,7 Mio. Kippen herumliegen. Rechnet man mit einem Preis von etwa 7€ pro Zigarettenschachtel sind das 822 verrauchte Euro.

Ich finde es schlichtweg unverantwortlich, die Umwelt mit den lästigen Kippen zu belasten. Die persönliche Entscheidung zum Rauchen sollte jedem selbst überlassen sein, aber die Rücksichtnahme dabei sollten alle Raucher nicht vergessen. Das gilt für den Schutz des Passivrauchens ebenso wie die Entsorgung der Kippen. Und so schwer kann es doch nicht sein. Schließlich gibt es Taschenaschenbecher, in denen sich die Zigarettenreste verstauen lassen, wenn gerade kein Aschenbecher in der Nähe zu finden sein sollte. In Japan und Singapur ist dieses kleine Etui z.B. bereits weit verbreitet. Kulturell ist es hier nämlich ein Unding, auch nur ein wenig Asche auf den Boden rieseln zu lassen.

Fleißige Kippensammler

„Stell dir vor, wir fänden eine Kippe // stell dir vor, wir fänden zwei // stell dir vor, wir fänden eine dritte // Mensch, wär das 'ne Pafferei“

Ganze Lieder gibt es über das Kippensammeln. In der Nachkriegszeit haben viele damit ihre Zeit verbracht. Es gab sogar besondere Techniken, wie z.B. das Kipp-Stechen: mithilfe eines mit einem Nagel ausstaffierten Stocks wurden die Zigarettenreste aufgespießt. Nach einer Ruhezeit ist das Kippensammeln inzwischen wieder in. Sogenannte Kippen-Jäger treffen sich regelmäßig zu Sammelaktionen. Mario Marella ist einer der Teilnehmenden. Er hat inzwischen Tobacycle, ein Sammelsystem für Zigarettenkippen entwickelt. Er möchte die Zigarettenstummel in Gaststätten einsammeln und daraus neue Produkte herstellen. In Berlin fordert inzwischen auch Stephan von Orlow einen Pfand auf Zigarettenstummel. Diesem schließt sich terracycle an, die neben anderen Produkten inzwischen auch Stummel recyclen.

Was nun?

Weitere Ansätze, um die Zigaretten aus unseren Parks und Wäldern zu verbannen sind allgemeine Rauchverbote, wie sie auf einigen Spielplätzen bereits herrschen, höhere Bußgelder, oder: das Problem verschieben. Würde man die Tabakindustrie gesetzlich dazu verpflichten, die Entsorgungskosten zu tragen, würde ihnen vermutlich auch noch einiges einfallen. Biologisch abbaubare Filter sind hier nur einer der Vorschläge aus Forschung & Wissenschaft. Auch E-Zigaretten werden als Alternativen diskutiert. Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass die Geräte selbst wertvolle und begrenzte Rohstoffe enthalten.   

Die beste Lösung: Raucher überlegen sich bevor sie das Feuer zücken, was sie nach dem Genuss mit ihrem Abfall anstellen. Egal ob Taschenaschenbecher oder Weitertragen bis zum nächsten Parkaschenbecher – Hauptsache nicht ins Gebüsch, auf die Wiese oder in den Sandkasten.


 

Eine Story von: Lilith

Lilth schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. 

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