Das Potential von nachwachsenden Dämmstoffen

Published on June 10, 2020

Wenn man an Recycling denkt, denkt man an PET Flaschen, die eingeschmolzen werden oder an Elektrogeräte, aus denen Wertvolle Metalle gewonnen werden. Aber auch aus Häuser sollten, wenn sie abgerissen werden nicht einfach auf der Deponie landen!

Abb.1 (Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)

 

Rund 52% aller Abfälle in Deutschland sind dem Bausektor zuzuordnen (Abb.1). Davon wird zwar ein großer Teil Recycelt, allerdings oft nur als z.B. Bauschutt für den Straßenbau. Dabei handelt es sich meist aber um Downcycling, statt Recycling, da die Baustoffe mit einem geringeren Leistungsspektrum verwendet werden, verglichen mit ihrer Ausgangsfunktion. Andere Baustoffe, wie zum Beispiel Styropor, das in der Dämmung verwendet wird, kann wenig bis garnicht Recycelt werden. Fast jedes zweite Haus in Deutschland wird mit Styropor gedämmt (Abb.2; siehe fossile Rohstoffe); nur ein geringer Anteil der Häuser wird mit nachwachsenden Rohstoffen gedämmt.

Abb.2 (Recycling Atlas, S.18, ISBN: 978-3-95553-415-8)

 

Dabei ist nicht nur das Recyclingpotential von Styropor schlecht, sondern auch die CO2 Bilanz in der Herstellung: Laut der Deutschen Umwelthilfe werden pro Quadratmeter Styropor bis zu 29 kg CO2 ausgestoßen. Nachwachsende Dämmstoffe auf der anderen Seite nehmen beim Wachsen CO2 auf und entziehen dieses so der Atmosphäre.

Es gibt viele Nachwachsende Dämmstoffe: Holzwolle, Baumwolle, Flachs, Jute, Hanf, Kokos, Seegras, Schafwolle, Schilf, Stroh und noch weiter. Besonders interessiert haben mich aber Dämmstoffe aus alter Pappe oder aus Papier. Dabei werden Flocken, die aus dem alten Papier gewonnen werden in Hohlräume in der Wand eingeblasen (Abb.3). Diese Methode ist oft sogar billiger, als eine Dämmung aus herkömmlichen Materialien. Andere Nachwachsende Dämmstoffe sind jedoch momentan noch um einiges teurer. Das soll aber vor allem daran liegen, dass geringerer Mengen Produziert werden, und somit die Produktionskosten teurer sind.

Abb.3 (https://webservices.bosch.com/RB.AdaptiveImage/img/rb-tt-besol/Zellulose-daemmung.jpg)

 

Nachwachsende Dämmstoffe haben aber oft ein entscheidendes Problem: sie sind brennbar! Die Brennbarkeit ist ein ziemliches Totschlagargument, wenn es darum geht, ob ein Dämmstoff in Frage kommt oder nicht. Daher haben wir, die Gebäude-Gruppe vom 2°Campus, uns die Frage gestellt, ob Brandschutzaspekte die Verwendung von nachwachsenden Dämmstoffen behindern.

Die Dämmstoffe sind oft mit Chemikalien behandelt, die dem Brandschutz oder dem Insektenschutz (z.B. Borsalz). Zum Teil verhindern diese Chemikalien das Recycling dieser Dämmstoffe, oder sind giftig, falls sie in die Umwelt gelangen. Daher haben wir uns außerdem zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, ob und wie diese Chemischen Zusätze das Recycling beeinträchtigen.

In jedem Fall ist es aus energetischer Sicht sinnvoll, ein Haus zu dämmen, egal ob mit einem Nachwachsenden oder einem herkömmlichen Dämmstoff (es ist um einiges besser, ein mit Styropor gedämmtes Haus zu haben, als ein ungedämmtes). Allerdings muss in der Gesellschaft ein Umdenken stattfinden, da beim Bau oft viel zu wenig an die Kreislaufwirtschaft und das Recycling der verbauten Materialien gedacht wird.

Quellen:

https://www.sueddeutsche.de/geld/daemmstoffe-zeitung-an-der-wand-1.2867320, von Ralph Diermann

Recycling Atlas, ISBN: 978-3-95553-415-8


 

Eine Story von: Johannes

Johannes schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community.

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