Der magische Zug der Kraniche

Published on October 19, 2021

    In diesen Tagen ist es wieder soweit. Plötzlich erklingt irgendwo über uns das unverwechselbare Rufen der Kraniche. Wenn wir nach oben schauen, erkennen wir sie sofort. Ihre Rufe und ihre charismatische keilförmige Flugformation gehören zum Herbst wie das bunte Laub an den Bäumen.

    © Marcel Gluschak


    Der Kranich ist ein eleganter, majestätischer Vogel. Er gilt in vielen Kulturen als Bote des Glücks. Kraniche sind ausdauernde Flieger. Sie können bis zu 2.000 Kilometer nonstop zurücklegen. Wenn sie Gebirge überqueren, können Sie bis zu 3.800 Meter hoch steigen. Doch was so stimmungsvoll und anmutig erscheint, ist eine enorme Kraftanstrengung und ein alljährliches Abenteuer für die grauen Zugvögel.

    Aktuell rasten in Deutschland viele zehntausend Kraniche in den wasserreichen Gebieten Nord- und Mitteldeutschlands. Hier finden sie, was sie brauchen: Feuchtgebiete, etwa flache Teiche, Sümpfe, Moore oder weite, nasse Felder. Am Tage sieht man die Vögel auf abgeernteten Äckern und Wiesen nach Futter suchen, abends kehren sie in großen Scharen in ihre Schlafgewässer zurück. Einer dieser Plätze, den die Kraniche immer wieder aufsuchen, ist Linum bei Berlin. Hier durfte ich einmal zigtausende Kraniche bei ihrer Rast erleben. Eine Kranichversammlung in Linum 2014 zählte rund 100.000 Tiere! Das war der bisherige Rekord seit den Zählungen durch engagierte Vogelschützer.

    © Ralph Frank / WWF


    Sich nasse Füße zu holen, gehört für Kraniche zum Überlebenskampf dazu. Tatsächlich stehen Kraniche nachts gerne im Wasser. Nähert sich zum Beispiel ein Fuchs, wird er zwangsläufig Geräusche im Wasser verursachen. Die schlauen Vögel sind so rechtzeitig gewarnt und können laut trompetend fliehen. Der Fuchs bleibt erfolglos und mit nassen Pfoten zurück.

    Ein markantes Erkennungsmerkmal unserer Grauen Kraniche (auch Eurasische Kraniche genannt) ist ihre rote Kopfplatte. Hier sitzen allerdings keine roten Federn. Tatsächlich zeigt uns der Kranich hier seine nackte, stark durchblutete Kopfhaut. Diese rote Kopfplatte schwillt bei Erregung an. Sie ist ein entscheidender Faktor bei der Kommunikation zwischen Kranichen.

    Der trompetenartige Ruf des Kranichs, den viele mit Freiheit und Erhabenheit verbinden, ist über zwei Kilometer weit zu hören. Die Luftröhre eines Kranichs ist bis zu 130 cm lang ist und verläuft doppelt gelegt im Hals - so schaffen es die Tiere, diesen typischen Sound zu erzeugen.

    © Ralph Frank / WWF


    Auch wenn viele Menschen den Kranich bewundern, hatte er bei uns lange einen schweren Stand. Der WWF begann schon 1973 ein Kranichschutz-Projekt in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Feuchtgebiete wurden renaturiert und Ruhezonen gesichert. Seit den 1980er Jahren hat sich der Bestand der Kraniche vervielfacht. In den letzten Jahren setzt aber die Klimakrise den Kranichen zu. Auch bei Kranichen liegt es an der Trockenheit: Es gibt immer weniger Brutplätze und weniger Nahrung für die Kraniche.

    Auch nach dem eher feuchten Sommer 2021 sind in den meisten Brutgebieten Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs zu wenige Jungvögel aufgewachsen. Hauptursache ist der vor allem zur Brutsaison im Frühjahr zu niedrige Wasserstand. Hoffen wir, dass möglichst viele von ihnen den Weg in die Überwinterungsgebiete finden und im Frühjahr zurückkommen.



    Der Autor Marcel

     

    Eine Story von Marcel

    Marcel arbeitet als Community Manager für die WWF Jugend Community.

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