
Cowspiracy - das Geheimnis der Nachhaltigkeit
Um mich über Tierhaltung und die Folgen unserer Ernährungsweise zu informieren, habe ich u.a. verschiedene Filme geschaut. Die Infos aus der Dokumentation „Cowspiracy – Das Geheimnis der Nachhaltigkeit“ möchte ich euch im Folgenden vorstellen.

Wollen wir Dürren, Massenaussterben, Hungersnöte vermeiden und die Folgen des Klimawandels einigermaßen in Grenzen halten, darf die globale Erwärmung nicht mehr als 2°C - besser max. 1,5°C – im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung steigen. Diesem Wert nähern wir uns rasant. Aktuell liegt die Erwärmung bereits bei etwa 1°C. Und das Klimasystem ist träge, d.h. selbst wenn wir sofort alle unsere Emissionen stoppen würden, würde die Erwärmung noch mehrere Jahrzehnte weitergehen, bevor sich das Klima stabilisiert.
Laut einem Bericht der UN verursachen die Viehbestände mehr Treibhausgasemissionen als der gesamte Transport/Verkehrssektor zusammen. Die weltweite Fleisch- und Milchindustrie ist also für mehr Treibhausgase verantwortlich wie alle Autos, LKWs, Züge, Schiffe und Flugzeuge. Und der Viehbestand steigt weiter an.
Kühe und andere Nutztiere erzeugen bei ihrer Verdauung eine erhebliche Menge Methan. Methan ist um ein vielfaches klimawirksamer als CO2.
Hinter dem Klimawandel steckt also mehr als „nur“ der Verbrauch fossiler Brennstoffe. Nutztierbestände tragen erheblich zum Klimawandel bei. Und sie sind auch ein Hauptfaktor für die Umweltzerstörung und den hohen Rohstoffverbrauch.

Wasserverbrauch
Die Viehhaltung verbraucht sehr viel Wasser. Die Tiere werden z.B. mit Getreide gefüttert, das zum Wachsen sehr viel Wasser benötigt. Insbesondere die Produktion von Düngemitteln und Pestiziden verbraucht enorme Mengen an Wasser. Auch die Verarbeitung von Fleisch- und Milchprodukten erfordert viel Wasser.
So steigt der virtuelle Wasserfußabdruck von Fleisch- und Milchprodukten stark an.
Für die Herstellung eines Hamburgers mit etwas über 100g Fleisch werden z.B. gut 2.500 Liter Wasser verbraucht. Ein Hamburger entspricht somit in etwa der Wassermenge, die man in 2 Monaten zum Duschen benötigt.
Viele Ämter oder Organisationen rufen die Bürger dazu auf, den Wasserverbrauch zu senken. Es ist definitiv gut und wichtig, zu Hause achtsam und sinnvoll mit Wasser umzugehen. Der häusliche Wasserverbrauch (für duschen, kochen, putzen, WC-Spülung, waschen usw.) macht in den USA jedoch nur ca. 5% des Wasserverbrauchs aus. 55% des Wasserverbrauchs gehen auf das Konto der Viehwirtschaft.
Wasserspartipps konsequent umzusetzen, bringt – je nach vorherigem Verhalten/Verbrauch – eine Ersparnis von ca. 30-100 Litern Wasser pro Tag. Im Vergleich mit einem Burger, der mit rund 2.500 Litern Wasser zu Buche schlägt, ist das jedoch ein vergleichsweise geringer Teil. In den meisten Wasserspartipps wird dieses virtuelle Wasser jedoch nicht berücksichtigt.
Der Wasserfußabdruck der weltweiten Nutztierhaltung ist größer als bei allen anderen Bereichen.

CO2-Emissionen / Klimawandel
Die CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen sollen bis 2040 um 20% steigen – die Emissionen aus der Landwirtschaft sollen Schätzungen zufolge bis 2050 sogar um 80% steigen. Verantwortlich ist die Zunahme der globalen Fleisch- und Milchproduktion.
Nutztiere sind laut Experten der Weltbank für 51% des menschengemachten Klimawandels verantwortlich (2009). Die Emissionen durch die Atmung und den Verlust von Kohlenstoffsenken (Abholzung von Wäldern für Viehweiden oder zum Anbau von Viehfutter) sind hierbei einbezogen. Zum Vergleich: dem Transportsektor wurden 13% der weltweiten Emissionen zugeschrieben (je nach Quelle werden auch Zahlen zwischen 18 und 30% genannt, da einige Aspekte teilweise unterschiedlichen Sektoren zugeordnet werden).
Die Aufzucht von Nutztieren beansprucht 30% des weltweiten Wasserverbrauchs, 45% aller Landflächen und ist zu 91% für die Zerstörung der Amazonas-Regenwälder verantwortlich. Jede Sekunde werden 4.000 qm Regenwald abgeholzt, um dort Tiere weiden zu lassen und Viehfutter anzubauen. Jede Sekunde eine Fläche, die so groß wie ein Fußballfeld ist. Es wird geschätzt, dass dadurch jeden Tag rund 100 Pflanzen- und Tierarten aussterben. Die Regenwälder gelten als die biologisch vielfältigsten Regionen der Erde. Beim Amazonas-Regenwald besteht die Gefahr, dass er innerhalb der nächsten ca. 10 Jahre verschwunden sein wird. - Und die Ausbeutung des Regenwalds für die Industrie ist die Hauptursache der Abholzung.

Regenwald-Abholzung
Im Indonesischen Regenwald werden gigantische Flächen für Palmölplantagen gerodet, bisher über 10 Millionen Hektar. Für die Haltung von Nutztieren wurden weltweit bisher 55 Millionen Hektar Regenwald gerodet. Die Viehindustrie bleibt also die größte Einzelursache. Megaprojekte wie der Bau von Staudämmen, die Öl- und Gasförderung oder Bergbauprojekte richten ebenfalls erheblichen Schaden an. In der Summe allerdings weniger als die Viehindustrie.
Regenwald- und Umweltschützer in Brasilien haben es jedoch schwer, diese Ursache in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und sich vehement dafür einzusetzen – mehrere Aktivisten wurden bereits ermordet. In den letzten 20 Jahren liegt die Zahl der getöteten Aktivisten in Brasilien bei über 1.100.

Weidehaltung – eine Lösung?
Die Ernährung spielt also eine wichtige Rolle für den Ressourcenverbrauch. Die Nutztierhaltung ist ein großes Problem für unseren Planeten und bedroht die Ökosysteme massiv.
Würde man alle Rinder auf Weiden innerhalb des eigenen Landes weiden lassen und ihnen ausreichend Platz zugestehen, wäre die Landfläche zu klein: In den USA verzehrt ein Mensch durchschnittlich 94kg Fleisch pro Jahr. Für die Haltung auf Weideland würden bei diesem Bedarf etwa 1,5 Milliarden Hektar an Weiden benötigt (die Produktion der „Jahresmenge“ an Fleisch für eine Person in Amerika würde 4,7 ha Fläche benötigen). Der Bestand an Weideland in den USA liegt jedoch bei „nur“ 0,8 Milliarden Hektar – das ist nicht einmal die Hälfte, die alleine zur Fleischproduktion benötigt werden würde. In den USA wird bereits die Hälfte des Landes für die Viehwirtschaft genutzt, um auf den Flächen Futter anzubauen. Würde die komplette Viehhaltung auf Weidehaltung umgestellt, müsste die komplette USA, Kanada, ganz Mittelamerika und weite Teile Südamerikas dafür genutzt werden (es dürfte auf der ganzen Fläche also kein Wald und auch keine Stadt mehr stehen) – alleine für die Nachfrage nach Fleisch in den USA. Dass sich große Teile des Landes (Berge, Wälder, Nationalparks, sämtliche Städte etc.) gar nicht als Weide eignen, ist hier noch nicht einmal berücksichtigt.
Die USA eignen sich von ihrem Land her also nicht dazu, die Fleischnachfrage im eigenen Land zu befriedigen.
Bei Weidehaltung dauert es 23 Monate, bis ein Tier schlachtreif ist – bei der Fütterung mit Getreide 15 Monate. 8 Monate können also Land, Wasser, Futterverbrauch und anfallender Mist eingespart werden, wenn die Tiere mit Getreide gefüttert werden. Bezogen auf den CO2-Fußabdruck ist das ein großer Unterschied.
Rindfleisch aus Weidehaltung ist unter diesen Aspekten leider sogar weniger nachhaltig wie Fleisch aus der Massentierhaltung.
Es ist also nicht möglich, die deutlich steigende Nachfrage in allen Teilen der Welt nach Fleisch- und Milchprodukten nachhaltig zu befriedigen.

Milch
Wie die Fleischerzeugung hängt auch die Milcherzeugung von vielen Faktoren ab: Futter, Wasser, Boden sind erforderlich. Durch nachhaltige Milchproduktion ist es nicht möglich, genügend Produkte zu erzeugen, um die Nachfrage auf der ganzen Welt zu decken.
Eine Kuh frisst täglich etwa 64-66kg Futter und trinkt zwischen 115 und 150 Liter Wasser. Ein Stall mit etwa 250 Milchkühen braucht jede Woche also gut 20 Tonnen Futter.
Die Rentabilität steht hier in der Regel an oberster Stelle: Die Kuh muss zunächst ein Kalb bekommen, damit sie Milch gibt. Kurz nach der Geburt kommen die Kälber in die Kälbermast. Ein Milchviehbetrieb behält nur die weiblichen Kälber. Die Bullen werden an Mästereien/Viehzüchter verkauft. Ein Teil der Bullen wird allerdings behalten und aufgezogen. Nach etwa 2 Jahren werden sie als Rindfleisch verkauft.
Auch die Milchkühe gehen irgendwann in die Fleischindustrie. Ab einer bestimmten Zeit lässt die Milchleistung nach. Dann wird entweder in diese Kuh investiert, sie wird an einen anderen Betrieb oder oft direkt an die Fleischindustrie verkauft.
Die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten steigt weltweit stark an. Besonders in Asien werden inzwischen immer mehr Milchprodukte nachgefragt. Die Menschen möchten den westlichen Lebensstil übernehmen und übernehmen mit ihm auch den Verzehr von Milch/Milchprodukten.
Es gibt auf der Erde aber nicht genügend Flächen (geeignetes Land, passende Umweltbedingungen etc.), auf denen nachhaltige Milchwirtschaft betrieben werden könnte. Im weltweiten Umfang kann Milchwirtschaft also nicht nachhaltig gestaltet werden.
Da die Weltbevölkerung wächst, wird auch die konventionelle Milchwirtschaft wachsen. – Außer, die Nachfrage wird verringert und Milch durch Soja-, Mandelmilch und andere Produkte ersetzt.
Um einen Liter Milch zu produzieren, werden über 1.000 Liter Wasser benötigt.

Versteckte Kosten
Es gibt in der Tierproduktion Kosten, die nicht von den Produzenten selbst getragen werden. Sie werden als versteckte bzw. externalisierte Kosten an die Gesellschaft weitergereicht. Das sind z.B. Gesundheitskosten, Umweltschäden, Subventionen, Schäden durch die Fischerei oder gar durch Misshandlungen. Müssten diese Kosten, etwa 414 Milliarden Dollar, von der Fleisch- und Milchindustrie selbst getragen werden, würden die Preise für Fleisch und Milch(-produkte) sowie Eier in die Höhe schießen. Alles würde etwas mehr als das Doppelte kosten.
Aber egal ob man Fleisch isst oder nicht – alle tragen einen Teil der Kosten des Fleischkonsums der Anderen. Kauft z.B. jemand einen BigMac für 4 Dollar, werden gleichzeitig 7 Dollar von der Gesellschaft getragen.
Das Agrarsystem wird von den größten Nahrungs- und Fleischproduzenten des Landes unterstützt. Sie profitieren davon. Sie sind so groß und mächtig geworden, dass sie Einfluss auf die politische Entscheidungsfindung haben, z.B. bei der Gestaltung bzw. Änderung von Gesetzen.
Die Viehwirtschaft ist eine der mächtigsten Industrien der Welt. Sie verfügt über ausreichend Geld und Einfluss. Sie beeinflusst die Politik und ist gleichzeitig die Industrie mit einer der größten Auswirkungen auf die Umwelt.

Bevölkerungswachstum
Manche Menschen denken, das Problem liegt nicht in der Nutztierhaltung, sondern in der großen – und größer werdenden – Anzahl an Menschen weltweit. Inzwischen leben über 7 Milliarden Menschen auf der Erde. Dieser Zahl wird zu Recht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Eine noch wichtigere Zahl sind jedoch die 70 Milliarden Nutztiere.
Die Menschheit trinkt täglich 19,7 Milliarden Liter Wasser und isst 9,5 Milliarden kg Lebensmittel. Aber alleine schon die 1,5 Milliarden Kühe weltweit trinken täglich mehr als 170 Milliarden Liter Wasser und fressen 61,3 Milliarden kg Futter.
Es ist also weniger ein Problem bei der Weltbevölkerung, sondern ein Problem, dass die Weltbevölkerung Tiere isst.
50% der weltweiten Getreide- und Hülsenfruchternte werden an Tiere verfüttert (in den USA sogar 70-80% und bei Soja 90%), während jeden Tag über eine Milliarde Menschen Hunger leiden. 82% dieser Menschen leben in Ländern, in denen Getreide für Vieh angebaut wird, das später dann geschlachtet und an Menschen in wohlhabenderen Ländern wie Europa und den USA verkauft wird.
Wenn wir die Nahrung, die wir an Tiere verfüttern, in menschliche Nahrung verwandeln, könnte jeder Mensch auf der Erde angemessen ernährt werden.
Auf einer bestimmten Fläche kann man im Durchschnitt 15 mal mehr Protein aus pflanzlichen Quellen erzeugen als aus Fleisch.
Würden wir alle weniger Fleisch, Milchprodukte und Eier essen, könnten alle Felder, auf denen gentechnisch veränderte Futtermittel oder Soja usw. in Monokulturen wachsen, in Wälder zurückverwandelt werden und es würden wieder Lebensräume für Tiere entstehen. Wildtiere könnten zurückkehren und das ganze entstandene Ökosystem den Menschen eine gesündere Umgebung geben.
Wir können die Welt verändern! Wir können nicht dabei zusehen, wie unsere Erde immer weiter bedroht und zerstört wird. Wir müssen weitermachen und aktiv werden/sein.
Wie stellt ihr euch die Zukunft der Viehhaltung, Fleisch- und Milchindustrie vor? Welche Ideen, Visionen habt ihr? Welche guten Beispiele gibt es in eurer Gegend?
Bildquellen:
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Eine Story von Steffi
Steffi schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community.
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