
Eine neue Tierart in Deutschland: Der Goldschakal
Viele halten ihn für einen kleinen Wolf, andere für einen groß geratenen Fuchs: der Goldschakal. Mit seinem gelblich grauen und dunkel gescheckten Fell sowie seiner auffällig weißen Zeichnung am Hals sieht er dem Wolf durchaus ähnlich. Tatsächlich sind sie auch miteinander verwandt. Allerdings reichte die ursprüngliche Heimat des kleineren Schakals nur von Indien bis in die Türkei. Bis sich die Schakale über den Balkan bis nach Mitteleuropa ausbreiteten. Nun ist er auch endgültig bei uns angekommen.

Ende Oktober tappten im Schwarzwald-Baar-Kreis zwei Goldschakale in eine Fotofalle. Eigentlich war die Fotofalle installiert, um Bilder von Luchsen oder Wölfen zu machen. Unmittelbar nach dieser Entdeckung machten sich Biolog*innen aus Freiburg auf die Suche nach Schakal-Spuren. Die Kothaufen wurden molekulargenetisch untersucht. Schnell war klar, dass beiden Tiere zu einer Familiengruppe gehören.
Kurz darauf wurde ein Rüde identifiziert, der als Vater der anderen Schakale in Frage kommt. Und dann gelang auch noch das Foto eines Goldschakal-Welpen, der im Frühjahr dieses Jahres geboren worden sein muss. Knapp ein Vierteljahrhundert nach dem ersten Nachweis eines Goldschakals in Deutschland ist damit die Fortpflanzung des Beutegreifers auch hierzulande bewiesen.
Der Goldschakal gehört nun zu unserer Tierwelt. Expert*innen hatten damit schon gerechnet. Denn die nahen Verwandten der Wölfe verlassen immer mehr den warmen Südosten Europas und besiedeln Gebiete im zunehmend milderen Mitteleuropa. In einigen Regionen Deutschlands war der Goldschakal schon seit Jahren leise und so gut wie unbemerkt unterwegs.

Schakale sind sehr anpassungsfähig. Sie fressen Frösche, Eidechsen, kleine Säugetiere wie etwa Mäuse, bodenbrütende Vögel, Aas und auch Insekten. Als Allesfresser verzehren sie aber auch Pflanzen, vor allem Beeren und andere Früchte. Es wurden schon Schakale beobachtet, die sich bis zu 90 Prozent vegetarisch ernährten. Größere Tiere wie junge Rehe stehen eher selten auf dem Speisezettel, Nutztiere wie Schafe nur in Ausnahmefällen.
Die Besiedelung Deutschlands durch die Schakale unterscheidet sich von der anderer Tierarten. Der Wolf war hier schon heimisch und kommt glücklicherweise nach seiner traurigen Ausrottung zurück. Andere Arten wie der Marderhund, der Nandu oder der Waschbär dagegen sind sogenannte "gebietsfremde neue Arten". Sie wurden durch menschliche Aktivitäten unbeabsichtigt hierher gebracht und breiteten sich danach in freier Wildbahn aus. Goldschakale dagegen waren bisher in Deutschland nicht heimisch, ihre Ausbreitung findet aber ohne menschliche Unterstützung statt - als Neubesiedlung.
Warum sucht sich der Goldschakal ein neues Zuhause? Zugute kommen den Goldschakalen sicher die wärmeren Temperaturen durch den Klimawandel. Schnee, Eis und Kälte meiden die Tiere, weshalb sie in den Alpen nicht zu finden sind. Goldschakale bevorzugen lichte Wälder, Feuchtgebiete und Gestrüpp. Dichte Wälder mag er eben so wenig wie deckungslose Flächen. Außerdem hat ihre Ausbreitung mit dem Schicksal der großen Verwandten zu tun. Wo Wölfe fehlen, wandern Schakale ein. Goldschakale meiden Regionen, in denen der stärkere Wolf sich bereits angesiedelt hat. Fraglos hat die jahrzehnte‑, oft jahrhundertelange Abwesenheit des Wolfes den Schakalen geholfen ihre Lebensräume zu vergrößern.
Goldschakale sind äußerst scheu und meist nur nachts aktiv. Deshalb wissen wir wahrscheinlich gar nicht alles über die Neuankömmlinge. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich 'undercover' schon viel mehr von ihnen hier niedergelassen haben.

Der Autor Marcel
Eine Story von Marcel
Marcel arbeitet als Community Manager für die WWF Jugend Community.
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