Türchen 15

Published on December 15, 2021

    Ganz ehrlich, gute Vorsätze und Ambitionen haben wir doch alle oder? Für die einen bedeutet es, sich mehr Zeit für sich zu nehmen, für die anderen, endlich dieses eine Buch zu lesen und für die nächsten, die Ernährungsgewohnheiten umzustellen. Ich selbst ernähre mich seit 3 Jahren vegetarisch und versuche seit knapp 2 Jahren, überwiegend vegan zu leben. Aber besonders in der Weihnachtszeit fällt mir häufig auf, dass es a) gar nicht so einfach ist, vegane Köstlichkeiten auf dem Weihnachtsmarkt zu finden und b) es vermehrt zu Diskussionen darüber kommt, wie viel „Vegetarismus/Veganismus“ man überhaupt der Familie beim gemeinsamen Weihnachtsessen zumuten kann. Da trifft es sich ganz gut, dass nicht nur Ernährung ein absolutes Herzensthema von mir ist, sondern auch Toleranz und Akzeptanz. Fakt ist nämlich, dass es nicht nur zur Weihnachtszeit Shaming und Bashing verschiedenster Ernährungsstile gibt, sondern basically all year round und in beide Richtungen. Dazu kommt häufig noch, dass man sich selbst vielleicht fragt (so war es zumindest bei mir früher), ob es okay ist, bei nicht-veganen Plätzchen eine Ausnahme zu machen oder ob man ein schlechtes Gewissen haben sollte, an Weihnachten doch mal Omas Gans gegessen zu haben.

    Und das genau ist auch schon der Knackpunkt. Sich erst an Ideale zu ketten, nur um später festzustellen, dass man die angestrebte Änderung (noch) nicht schafft, fühlt sich nicht so cool an. In der Ökobubble Scham zu empfinden, weil man sich nicht vegetarisch oder vegan ernährt noch viel weniger. Was sich aber cool anfühlt, ist auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, persönliche Kapazitäten auszuchecken und einen Weg zu finden, der ganz individuell zu dir passt. Nur dann kann eine Veränderung nämlich auch langanhaltend sein. Es ist okay, Kekse mit Ei zu essen, wenn dir danach ist und es ist auch okay, vielleicht Omas Weihnachtsgans zu genießen (klar braucht ihr mein okay nicht; und doch tut es manchmal ganz gut, das zu hören). Was nicht okay ist, ist Leute für etwas zu shamen, obwohl man nicht weiß, was dahinter steht. Und ganz ehrlich, am Ende des Tages kommt der große Wandel nicht in die Welt, weil Person X aus Dorf Y entscheidet sich vegan zu ernähren (Sidenote: natürlich ist vegane Ernährung für ein Gefühl der Selbstwirksamkeit super und aktuell diejenige, die dem Planeten am wenigsten Schaden hinzufügt. Studien belegen aber, dass es für die Bekämpfung der Klimakrise theoretisch gar nicht notwendig ist, dass sich alle Menschen so ernähren. Vielmehr geht es um die konsumierte Menge tierischer Produkte pro Kopf, sodass es möglich wird, 10 Mrd. Menschen ins 2050 bedenkenlos satt zu bekommen. Leitfaden ist hier die Planetary Health Diet). Der Wandel kommt in die Welt, weil Menschen empathisch miteinander umgehen, sich trotz gewisser Differenzen zusammen tun und Druck auf die Politiker*innen aller Regierungen machen.

    Na klar ist das hier Beschriebene nur meine persönliche Meinung und nicht die des WWFs oder allgemein gültig. Um ein Denkanstoß zu sein, muss sie das vielleicht aber auch gar nicht sein und gerade so kurz vor dem neuen Jahr kann es sich lohnen, den eigenen Horizont für verschiedene Meinungen und Perspektiven zu öffnen.

    Lasst euch Weihnachten schmecken,

    > Christina



    Die Autorin Christina


    Eine Story von Christina

    Christina schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - komm in unser Team.

    Ich freue mich über eure Meinungen in den Kommentaren!